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Mannigfaltiges. (Nachdruck verdaten.)
Die Ruinen vom Tempel des BhuwaueSwara in Orissa. lMit Bild aus Seite 180.) — Die kleine Provinz Orissa ur der britifch-ostindischen Präsidentschaft Bengalen enthält eine Menge religiöser Alterthümer und Baudenkmäler, von denen aber viele zerfallen sind. In alter Zeit herrschte in dieser Gegend der Buddhismus, welcher dann etwa 500 Jahre n. Chr. durch das Brahmanenthum gewaltsam verdrängt wurde, worauf Orissa im 16. Jahrhundert in die Gewalt der Muselmänner kam, welchen es 1761 durch die Mahrattenkaiser entrissen wurde, um 1803 englische Provinz zu werden. Unter den alten Heiligthümern ist der ehemalige Tempel des Bhuwaneswara eines der großartigsten und bedeutendsten; es stehen von ihm nur noch die beiden Pagoden, welche gleichsam die Thorpseiler bildeten und von denen wir auf Seite 186 eine Ansicht geben. Sie scheinen zur Zeit der brahmanischen Eroberung erbaut worden zu sein und sind jedenfalls von den Muselmännern zerstört worden. Es sind Bauten in der Form eines abgestumpften Kegels von viereckigem Grundriß und mit vorspringenden Rippen versehen, welche einst Götterbilder trugen. Vor der großen Pagode zur Linken erhebt sich noch ein viel kleinerer Bau, der im Wesentlichen dieselbe Bauart zeigt.
Der Sonnensisch. (Mit 2 Bildern aus Seite 187.) — Zu den seltsamsten Meeresbewohnern gehört der Sonnensisch, auch wohl Mondfisch, Meermond oder schwimmender Kopf genannt, welcher aussieht, wie der vom Rumpfe getrennte Kopf eines großen Fisches; Rücken- und Bauchflosse sind ungewöhnlich lang und zugespitzt, die Kiemenflossen klein, stumpf handförmig, die Schwanzflosse kurz, breit, abgestumpft, sich ganz über das Hintere Körperende erstreckend. Der Sonnensisch dreht sich beim Schwimmen meist um sich selbst wie ein Rad, kann aber auch aufrecht, mit Kopf und Augen über dem Wasser, schwimmen, oder sich auf der Seite liegend ruhig treiben lassen. Man hat schon Exemplare von einer Länge von 175 Ceniimeter und einem Gewicht von mehr als 200 Kilogramm gefangen. Er erscheint namentlich an der irischen Küste sehr häufig und ist dann Gegenstand einer eifrigen Berfolgung.
Sobald man Sonnenfische bemerkt, lassen sich die Jäger bis auf Schußweite zu ihnen beranrudern, was bei ruhiger See nicht schwierig ist. An sonnigen Tagen lassen sich diese merkwürdigen Mceresbewohner mitunter so ruhig treiben, daß sich — wie unser oberes Bild auf S. 187 zeigt — Möven auf ihrem Rücken, ja selbst auf der Spitze der Rückenflosse niederlassen. Der Jäger muß genau auf den Ansatz der großen Rückenflosse zielen; schlägt die Kugel dort ein, so dreht sich der Fisch wie ein Kreisel oder schnellt sich sogar mitunter einige Fuß hoch aus dem Wasser empor, wie wir auf dem unteren Bilde sehen. Hat der Schuß die rechte Stelle getroffen, so bleibt der Körper des verwundeten Thieres meist an der Oberfläche; man wartet dann, bis es ruhiger wird, und tödtet ihn dann durch einen Fangschuß aus nächster Nähe.
Eine wohlersonnene List. — In einein Thüringer Waldorte lebte ein Mann, der allgemein für einen Wilddieb galt, ohne daß es jemals gelungen iväre, ihn zu über- sühren. Die Forstbeamten waren außer sich und setzten ihre ganze Hoffnung auf den neuen Justizamtmann, der es sich zur ganz besonderen Aufgabe gemacht hatte, den Schlaumeier zu überlisten. Bei jeder Gelegenheit zeigte er sich freundlich gegen ihn und gab ihm
endlich sogar zu verstehen, er könne einen Hirschbraten gut brauchen, da in den nächsten Tagen einige Freunde ihn zu besuchen kämen. Der Wilderer begriff und sagte die Besorgung zu. Er hielt Wort! Spät in der Nacht klopfte er den Amtmann aus dem Bette und reichte ihm durch das Fenster einen prächtigen Hirschbraten hinein. Nun war er geliefert! Der Amtmann rieb sich ob seiner Schlauheit vergnügt die Hände. Der Wilddieb wird vor Gericht geladen, Amtmann und Protokollführer sitzen bereit, der Hirschbraten liegt als Beweisstück auf dem grünen Tische. Keck und unerschrocken steht der vermeintliche Wilddieb dem Braten gegenüber. „Erkennet Ihr den Braten und räumet Ihr ein, mir denselben gestern Nachts selbst zum Fenster hereingereicht zu haben?" — „Gewiß, Herr Amtmann, das habe ich gethan!" — „Also gesteht Ihr, dm Hirsch geschossen zu haben! Oder habt Ihr einen Gegenbeweis?" — „Geschossen? Nein. Gegenbeweis? Den habe ich in der Tasche. Hier ist er." Mit diesen Worten überreichte er dem gestrengen Herrn Amtmann ein Blatt Papier des Inhalts: „Rechnung des Wildprethändlers X. sür Herrn Amtmann Y. über 10 Pfund Hirschbraten, ä 6 Groschen, Summa 2 Thalcr." — „Was wü's damit?" fragte der Amtmann verblüfft. — „Nun, der Herr Amtmann wünschte baldigst einen Hirschbraten, ich lief i.i die Stadt und kaufte ihn sür Ihre Rechnung. Für den beschwerlichen Nachtweg werden Sie mich gewiß mit einem Trinkgeld bedenken. Habe ich sonst noch etwas hier zu thun?" — „Nein! Ihr könnt gehen!" — „Aber mein Trinkgeld?" — „Hier habt Ihr 10 Groschen!" — „Danke ergebenst und wünsche allerseits einen schönen guten Morgen!" — Dem Herrn Amtmann war der Hirschbraten wie das Wilddiebfangen arg versalzen und er ließ den Beargwöhnten fortan in Ruhe. fR.j s
Eine versetzte Krone. — Jeder unserer Leser hat wohl schon von > der berühmten lombardischen eisernen Krone, die in.Monza ausbewahrt wurde, j gehört. Dieser Schmuck der italienischen Könige war nun keineswegs von!
Der überflüssige Hausschlüssel.
A. ; Sag' einmal, Du stehst wohl recht unter dem Pantossel? Deine Frau gibt Dir Wohl nie den Hausschlüssel?
B. : Ach, den Hausschlüssel bekomme ich alle Tage! Aber sic gibt
mir niemals Geld mit! '
Eisen, wie man aus ihrer Benennung schließen könnte, sondern sie mar aus Gold prachtvoll getrieben und mit edlen Gesteinen übersäet. Nur im inneren mittleren Reise war ein eiserner Ring, der aus einem Nagel vom Kreuze Christi geschmiedet sein sollte. Nach dem Untergange der hohenstaufischen Kaiser kam die kostbare Krone in den Besitz der Gewalthaber von Mailand, der de la Torre, und das Haupt derselben, Guido de la Torre, sah sich genöthigt, um Geld zum Kriege zu erlangen, das Kleinod um eine bedeutende Summe bei einem Mailänder Juden zu versetzen. Da bestieg ein neuer König, Heinrich von Luxemburg, den deutschen Thron und zog, von dem Dichter Dante und den Ghibellinen Italiens freudig begrüßt, in Mailand ein. Die Krönung mit der eisernen Krone sollte stattfinden, aber vergeblich waren alle Nachforschungen nach derselben. Guido de la Torre hütete sich wohl, zu sagen, daß er sie versetzt hätte, und der Jude schwieg ebenfalls wohlweislich. In seiner Verlegenheit mußte sich König Heinrich VH. von einem Künstler au» Siena eine Jnterimskrone und zwar aus polirtem Stahl arbeiten lasten. Heinrich starb schon im Jahre 1313, Guido wurde aus Mailand auf immer vertrieben, und erst nach fünf Jahren, 1318, meldete sich der Jude mit seinem Mundstück bei Maffeo Visconti, dem damaligen Beherrscher Mailands, der die Krone wieder einlöste. Sie ist noch bei der Krönung des jetzt regierenden Kaisers von Oesterreich gebraucht worden, ohne daß wohl Jemand daran gedacht hat, daß die eiserne Krone Jahre lang als Pfandobjeki versetzt gewesen war. sJ.j
Lebendig — tobt. — Unter der despotischen Regierung des Kaisers Pauli, von Rußland hatte der Oberst eines Garderegimentes in seinem Monatsrapporl einen Offizier, der im Lazareth in den letzten Zügen zu liegen schien, als todt angegeben und daraufhin der Zar denselben eigenhändig aus der Ärmeeliste gestrichen. Der Offizier stirbt aber nicht, sondern gesundet. Der Oberst iu
___ der Angst vor den Folgen seiner übereilten
i Meldung überredet den Genesenen, sich sür einige Zeit zurückzuziehen, bis er, der Oberst, Gelegenheit fände, die Sache zu reparire». Der Offizier geht darauf ein, aber seine Erben haben die amtliche Anzeige seines Todes gelesen und wollen ihn schlechterdings nicht mehr als Lebenden anerkennen. Ms nun der lebendig Verstorbene durchaus nicht wieder in den Besitz seiner Güter gelangen kann, reist er nach Petersburg zurück und reicht dem Kaiser ein unterthänigstes Gesuch um Wiederbelebung ein, d. h. um allerhöchste Anerkennung seiner wirklichen und leibhaften Existenz. Daraus setzt sich Paul, der sich ungemein viel darauf einbildete, wie Friedrich der Große Alles selber zu thun und zu entscheiden, hin und schreibt höchst eigenhändig die salomonische Marginalresolution : „Maßen in Betreff des Herrn Offiziers schon ein allerhöchster Befehl erlasten worden ist, so wird ihm seine Bitte abgeschlagen." Der Offizier gelangte nicht wieder in den Besitz seiner Güter. C. T.
Das Schweizerblut. — Eine Viertelstunde von Basel liegt das Dorf Saint Jacques oder St. Jakob, gemeiniglich die Termopylen der Schweiz genannt, weil im Jahre 1444 1300 Schweizer den Paß zwöls Stunden lang gegen 30,000 Franzosen ver- theidigten und bis auf den letzten Mann umkamen; die Baseler feierten diese Begebenheit auf eine edle Weise. Sie pflanzten einen Weinberg auf das Schlachtfeld. Alle Frühjahr tranken sie im Dorfe auf das Andenken ihrer tapferen Brüder von dem unter dem Namen „Schweizerblut" dort wachsenden Wein. K. St.
Geiz und Verschwendung. — Der berühmte Staatsmann Fox, im stets tief iir Schulden steckte, wurde eines Abends, als er sich in Gesellschaft befand„1n seinem Spiele durch den Lord N., einem mehr als sparsamen Manne, unterbrochen, welcher einen halben Schilling hatte zu Boden fallen lassen und nun Alles in Alarm brachte, ihn zu suchen. Fox verdroß die Störung, und sogleich zündete er eine Zehnpfundnote (200 Mark) an, um dein Lord beim Suchen zu leuchten. E. K.
Uorflkben-Zläty sek.
Hast Dn's mit Recht, so sieht Dir zu, Mit Witz kann es nur wenig Dir
Als Erster Dich zu zeigen; Und Deinem Anseh'n jrommen.
Doch stellst Du einem Laut es vor, Sichst Dn's mit Liebe im Verein,
War' vortheilhaster: schweigen.' Hast Dn's sür Dies und Jenes,
Mit dem Geschmack läßt's ahnen Dich, Und wenn an Bildern Du's erblickst,
Was noch dereinst kann kommen; Soll's lehren Dir nur Schönes.
Auslösung solgt in Nr. 48. Emil N°°>.
Auslösungen von Nr. 46; der Charade; Klagensnrt; des Silbenräthsels; Hecn», Ahab, Nassau, Sasran, Mohamed, Amanda, Kaslan, Arrest, Rienzi, Tomtola (Han- Makart — Abnndantia).
Alle Rechte Vorbehalten.
Verlag von Chr. Wildbrett in Wildbad. Nedigirt, gedruckt und hrransgegeben von Hermann Schöniein in Stuttgart.