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Wavnigfaltiges. (Nachdruck verboten.)

kaS neue Palais in Darmstadt. (Mit Bild auf Seite 178.) Der regierende Großherzog Ludwig IV. von Hessen bewohnt in Darmstadt nicht das alte Residenzschloß, sondern das sogenannte neue Palais an der katholischen Kirche, von dem wir auf Seite 178 eine Ansicht bringen. Das im italienischen Renaissancestyle gehaltene Palais wurde im Jahre 1863 nach den Entwürfen des Baumeisters Konrad Kraus aus Mainz für den Prinzen Ludwig von Hessen (den gegenwärtigen Großherzog) und seine Gemahlin Alice auf dem Grunde des früheren botanischen Gartens erbaut, welchen Großherzog Ludwig III. zu diesem Zwecke überlassen hatte. Es ist im Innern mit englischem Comfort eingerichtet, und wurde am 17. März 1866 von der Familie des Prinzen bezogen, welche bis dahin in einem kleinen bürgerlichen Hause neben den Eltern des Prinzen gewohnt hatte. Das stattliche Palais steht mit der Fayade nach Westen in einem schönen Park mit schattigen Bäumen, einem weiten Grasplatze und einer schönen Terrasse mit Blumenbeeten.

Krösus, Könist von Lydien. (Mit Bild auf Seite 179) Das kleinasiatische Königreich Lydien erreichte seinen höchsten Glanz unter der Regierung des Krösus (560 bis 548 v. Chr), der über so unermeßliche Schätze gebot, daß sein Name bis zur Gegenwart als Bezeichnung eines un­geheuer reichen Mannes gilt. Wie wahr aber der weise Solon, der Gesetz­geber der Athener, gesprochen hatte, als er dem Könige, nachdem ihm dieser alle seine Schätze gezeigt, warnend zurief:Niemand, o König, ist vor seinem Tode glücklich zu preisen!" sollte der mächtige Lydier nur zu bald an sich selbst erfahren. In einem Kriege gegen den Perserkönig Cyrus unterlag Krösus, wurde nach der Eroberung seiner Hauptstadt Sardes (548 v. Ehr.) selbst gefangen genommen und von dem Sieger zum Feuertode verurtheilt. Als er schon aus dem Scheiterhaufen stand, auf dem neben ihm noch mehrere lydische Knaben verbrannt werden sollten (siehe unser Bild S. 179), da fiel ihm plötzlich der Ausspruch des Solon ein, und mit lauter Stimme rief er dreimal den Namen des­selben aus. Cyrus wollte erfahren, was das bedeute, und befahl daher, den schon emporlodernden Flammen Einhalt zu thun und den Gefangenen vor ihn zu führen.

Da erzählte ihm Krösus, was ihm der griechische Weise einst gesagt hatte, und dieser Hinweis auf die Veränderlichkeit des mensch­lichen Schicksals bewog den Perserkönig zur Milde, so daß er dem Besiegten Leben und Freiheit schenkte und ihn sogar als Freund und Rathgeber an seinem Hofe behielt.

Ein lli. Tanner aus dem Jahre 1«84. Der bekannte Hungerdoktor Tanner hat bereits im Jahre 1684 in Isaak Heinrich Stiphont in Harlem einen eben­bürtigen Vorgänger gehabt. Stiphont war im Jahre 1644 geboren und im Jahre 1681 als Wahnsinniger in das Tollhaus nach Harlem gehracht worden- Dort behauptete er plötzlich, er sei der Herr Christus und deshalb wolle er auch 40 Tage und 40 Rächte fasten. Am 6. Dezember 1684 begann er sein Fasten und nahm in der That bis zum 15. Januar 1185 keinerlei Speisen zu sich. Nur Tabak rauchte er und trank Wasser. Jeden Versuch, ihm Nahrungsmittel beizubringen, wies er hartnäckig zurück und begann zu toben und zu rasen, wenn man sein Wasser mit Branntwein oder Fleisch­brühe vermischte. Um ihn von seinem un­sinnigen Vorhaben abzubringen, schonte man keine Drohungen, ja man ließ sich sogar zu Gaukeleien herbei, um den Unglücklichen zu retten, indem man ihm einen Engel erscheinen ließ, der ihni im Namen Gottes alles Fasten verbieten mußte. Er ließ sich nicht irre machen, sondern beharrte auf seinem Vorsatz und führte ihn durch. An einen Betrug war nicht zu denken, und es war schlechterdings unmöglich, dem Irren, der stets von Wärtern umgeben war, etwas heimlich zuzustecken. Die Thatsache stand fest, er hungerte wirklich 40 Tage und Nächte und hatte am Ende des Fastens nur wenig vcn seinen Körperkräfien verloren. Am 15. Januar des folgenden Jahres 1685, als die 40 Tage um waren, forderte er zu essen, und zwar habe ihm, so behauptete er, Gott besohlen, eine Mais- suppe, von seiner Frau zubereitet, zu essen. Alle Arzneien wies er energisch ab. Eine große Zahl Aerzte aus der Umgegend hatten sich versammelt, um den Wundermenschen zu schauen. Er mit so großem Appetite, daß man sich gezwungen sah, ihm die Speisen zu entziehen, doch bekam ihm sein vierzig­tägiges Fasten sehr gut, freilich blieb er wahnsinnig wie vorher. Das Er­eignis; machte damals großes Aufsehen, wenn es auch Zeitungen noch nicht in alle Welt tragen konnten, wie man es mit dem Experiment des vr. Tanner in Amerika gemacht hat. Man schrieb das Gelingen dcs Vorhabens damals der abstumpfenden Wirkung des Tabaks zu. sJ.s

Ein Anti-Fluch-Orden. Nachdem die Zeit der Minnesänger und der seinen höfischen Sitten vorüber war, verwilderten die Manieren des deutschen Volkes ganz außerordentlich. Selbst bis in die höchsten Kreise hinauf befleißigte man sich eines Tones, von dem wir gegenwärtig keinen Begriff mehr haben. Kaiser, Könige und Fürsten erließen Verordnungen gegen das Fluchen, das unmäßige Essm und Trinken, gegen das Raufen u. s. w., allein mit geringem Erfolge, denn selbst an den fürstlichen Tafeln ging es nach wie vor toll und roh zu. Um diesem schlimmen Wesen ein Ende zu machen, thaten sich im Jahre 1-590 Herzog Wilhelm von Sachsen und dessen Bruder Johannes'

mit einer Anzahl anderer hervorragender Fürsten und Herren zusammen und stifteten eine Brüderschaft gegen das Fluchen und Schwören. Die Stistungs- urkunde ist datirt Weimar den 11. Juni 1590, und enthält eine Reihe von Vorschriften, von denen wir kurz folgende hierher setzen: Wer in die Brüder­schaft eintritt, eihält als Zeichen einen güldenen Groschen, welcher ständig an einer Schnur getragen und umgehängt werden muß. Die Mitglieder dürfen nicht fluchen und schwören, desgleichen nicht ohne Roth den Namen des bösen Feindes nennen. Alle leichtfertigen, unzüchtigen Worte und Reden sind zu vermeiden. Handelt ein Mitglied dawider, so muß es jedesmal sechs Groschen in die Büchten zahlen. Diese Strafgelder werden zum Besten armer nvth- leidender Menschen verwandt. Wenn ein Mitglied des Anti-Fluch-Ordens betroffen wird, welches sein Denkzeichen, den güldenen Groschen, nicht bei sich trägt, das soll zwei Thaler Strafe zahlen. Der eine Thaler kommt in die Büchsen für die armen Leute, der zweite fällt dem Angeber der jedoch der Brüderschaft angehören muß zu. Wer sein Denkzeichen verliert, wegschenkt oder sonst ablegt, muß zwanzig Gulden Strase in die Büchsen zahlen. Jedes Mitglied des Anti-Fluch-Ordens soll stets mindestens vier Thaler Geld bei sich tragen; bei wem weniger befunden wird, muß einen halben Thaler in die Büchsen geben. Wer in die Brüderschaft ausgenommen wird, muß seine» Namen eigenhändig unter die Stiftungsurkunde setzen und geloben, allen darin aufgeführten Punkten getreulich nachzukommen. Unterzeichnet ist die Urkunde außer den beiden obengenannten Stiftern noch von sächsischen und bayrischen Fürsten, vielen Freiherrn, Rittern u. s. w- Nach dem Jahre 1591 stehen keine Unterschriften mehr darunter. Die Bruderschaft scheint daher bald daraus eingegangen zu sein, ohne daß es ihr gelungen war, das Fluchen und un- geberdige Wesen aus der Welt zu schaffen. sG. Sch.s

Etwas vom General Laudon. Wer heutzutage durch Oesterreich kommt, kann noch allenthalben die Leute bei allen möglichen und unmöglichen Gelegen­heiten ausrufen hören:Himmel Laudon!" wie man anderwärtsPotz Blitz" u. dergl. ausruft. So populär war der alte Held, daß er heute noch im Munde des Volkes lebt und trotzdem war Oesterreich nicht so dankbar gegen ihn, wie er es verdient hat. Nach dem türkischen Feldzug, wo er sich unvergängliche Lorbeeren geholt, wurde er in den Freiherrnstand erhoben. Sein Armee­lieferant Fries aber wurde Graf! Aus seinem Grabmal liest man:Weder der Kaiser, noch das Vaterland, sondern dis Gattin hat es errichtet." W. L.

Ein kurioser Schriftsteller war jedenfalls der Gras v. Wackerbarth, in dessen vor ungefähr sechzig Jahren erschienenen historischen Schriften wir ganz absonderliche Dinge lesen. Nach seiner Ueberzeugung existirt unsere Erde bereits 475,000 Jahre. 20,000 Jahre vor Christi Geburt seien dieDeutschen" 12 bis 15 Fuß hoch gewesen.Diese teutschen Riesen konnten Felsen bewegen,. Berge ver­setzen, große Schloffen Herabwersen, Gewitter erzeugen, Blitze und verwüstende Feuersteine auf ihre Feinde werfen." Nach Wacker­barth hat der teutonische Held Teut 36,525 Bücher geschrieben, von denen sich in Hin- dostan und Oxford noch Ueberbleibsel vor­finden. DieTeutgesagten" oder Teutschen waren die Lehrmeister der berühmten Egypter. Selbst von dem König Ninus behauptet der Graf, daß jener einTeutscher" ge­wesen sei und sein Name herkomme von Nie! Nie!" wieBacchus" vonBauch", Prometheus" vonfrommer Teut",Or­pheus" vonUrteut"; und so teutelt und deutelt Herr v. Wackerbarth fort, daß man kaum glaubt, wie ein vernünftiger Mensch dergleichen zusammen schreiben konnte. D. C.

Bestätigung. Gaussart, Präsident der Rechnungskammer unter der Restauration, galt für so geistig beschränkt, daß man seiner schon sprichwört­lich gedachte. Eines Abends betrat er in dem Augenblick einen Club, als ein Spieler, ärgerlich über sein unglückliches Spiel, ausrief:Ich bin doch ein wahrer Gaussart!"Ein Dummkopf sind Sie!" rief Gaussart beleidigt. Das wollte ich ja eben damit sagen!" entgegnete der Spieler. Kl. -

Kharade. (Dreisilbig.)

Die Erst' ist ein Metall,

Nicht zwar von hohem Werthe,

Jedoch von großer Härte.

Zwei-Drei sind überall Als Schmuck den Damen lieb.

Das Ganze jedesmal

Nahm man, sobald man schrieb.

Auflösung folgt in Nr. 46. Adolf Nagel.

Auflösungen von Nr. 44: des Silben-Räthsels: Knopfloch; des Bilder- Räthfels: Harte Jugend gutes Alter, weichliche Jugend schlimmes Alter.

Alle Rechte Vorbehalten.

ASM

HMW

In der Schule.

Lehrer: Wodurch erwarb sich Kolumbus feinen unsterblichen Ruhm? Nun, Karl?

Karl: Er hat das Ei erfunden.

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Verlag von Chr. Wildbrett in Wildbav. Nedigirt, gedruckt mid h-ransgegeben von Hermann Schdn'ein in Liirltgart.