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Manuigfaktiges. (Nachdruck verboten.)
Catarina Eornaro. (Mit Bild auf Seite 170.) — Am 10. Juli 1468 wurde in Venedig die schöne, erst dreizehnjährige Catarina Coruaro, der Sproß eines der angesehensten Geschlechter der Lagunenstadt, durch den Degen Christosor Moro mit dem König Jakob Lusignau von Cypern vermählt, der jedoch nicht persönlich anwesend war, sondern sich durch seinen Gesandten Philipp Mistahel vertreten ließ. Kaum aber war dies geschehen, als Jakob anderen Sinnes wurde, im Geheimen seine früheren Bewerbungen um die Prinzessin Sophia, eine in Rom lebende Nichte des letzten Kaisers von Byzanz, erneuerte und deswegen zögerte, Catarina, welche inzwischen von der Republik Venedig als „Tochter des heiligen Markus" adoptirt worden war, nach Cypern kommen zu lassen. Erst nachdem der Senat von Venedig einen eigenen Gesandten in dieser Angelegenheit an den wankelmüthigen König abgeschickt hatte, erschienen endlich am 14. Juli 1472 drei cyprische Galeeren in Venedig, um die junge Gemahlin Jakob's an Bord zu nehmen und nach ihrer neuen Heimath zu geleiten. Tie Abfahrt Catarina's von ihrer Heimathstadt nach Cypern (siehe das Bild Seite 170) gestaltete sich zu einem prächtigen Schauspiel, da die Regierung von Venedig dieselbe absichtlich möglichst pomphaft zu machen suchte. Catarina landete glücklich in Cypern, aber schon acht Monate später sollte der Gemahl durch den Tod von ihrer Seite gerissen werden. Fortan hielt sie der Senat von Venedig aus politischen Gründen in einer Art Vormundschaft und nöthigte sie 1488, dem -Throne zu Gunsten der Republik m entsagen und sich auf eine Villa zu Asolo bei Treviso zurückzuziehen, wo sie 1510 starb.
Der ertappte Verbrecher. (Mit Bild aus Seite 171.) — „Jugend hat keine Tugend," sagt das Sprichwort, und mit Recht übt man bis zu einer gewissen Grenze gern Nachsicht gegen jugendlichen Uebermuth. Diese Nachsicht pflegt denn auch der kleine Seppel gar oft aus tue Probe zu stellen, aber was er heute verbrochen, geht doch entschieden über jene Grenze hinaus, bis zu der man Gnade für Recht ergehen lassen kann. Die von dem jugendlichen Unband durch einen Steinwurf getödtete arme Ente wird auf unserem hübschen Bilde Seite 171 — nach einem Gemälde von Wilhelm Schütze — soeben von der Magd dem gestrengen Papa hereingebracht, während die Schwester mit Entrüstung die Anklage gegen den auf der Thal „ertappten Verbrecher" vorbringt, den die Mutter ungeachtet se>nes Sträubens hereinführt. Das verhängnißvolle Instrument in ihrer Rechten wird ihm hoffentlich für immer die Lust zur Wiederholung solcher Streiche benehmen.
Treue der Trautmannsdorfer bis zum Tode. — Als ani 28. September 1322 Friedrich der Schöne mit Ludwig dem Bayer um die deutsche Königskrone bei Mühldorf rang, ereignete sich gegen Ende der Schlacht, als Friedrich von allen Seiten schon vom Feinde umringt war, eine Scene, welche der „steiermärkische Ehrenspiegel" uns aufbewahrt hat. In den Reihen Friedmch's hielt der greise Albert v. Trautmannsdorf mit 23 seines Geschlechtes, und als dieser die Gefahr seines Herrn sah, ries er laut in's Getümmel hinein: „Trautmannsdorfer, gedenket der Schlacht im Marchfelde, rettet Euren König!"
Aus dem Marchfelde hatte schon der greise Held an der Seite Rudolph » von Habsburg gekämpft und 14 Trautmannsdorfer waren damals in der siegreichen Schlacht sür ihren König gefallen. Aber die Feinde stürzten sich
in immer dichteren Schaaren auf Herzog Friedrich, der weithin kenntlich durch die vergoldete Rüstung und die Krone auf dem Helme war. Der greise Trautmannsdorf sah alle seine Vettern von ihren Streitrossen sinken, seine Söhne Leopold und Konrad stürzten, um nicht nuhr aufzustehen, da traf auch ihn der tödtliche Stoß, der nach seinem Herrn gerichtet gewesen war. Nur Hektar und Herrand v. Trautmannsdorf kämpften noch neben Friedrich. Da stürzte dessen Pferd, Hektar sprang sofort von dem seinigen und führte dasselbe seinem Fürsten zu. Aber in diesem Augenblicke erhielt er einen Kolbenschlag, der ihm den Helm zertrümmerte und ihn besinnungslos zu Boden streckte. Da ergab sich Friedrich der Schöne und Herrand v. Trautmannsdorf warf, als er dies sah, seine Gegner vor sich nieder und entkam. Als Hektar von seiner Betäubung erwachte, sah er säst alle seine Verwandten um sich liegen, Alle waren todt, nur sein Vater athmete noch. „Verlaß Deinen König nicht, Hektar!" Das waren die letzten Worte des greisen Helden. Als Hektar sah, daß sein Vater todt war, eilte er in das feindliche Lager, gab dem Burggrafen von Nürnberg sein Schwert und bat um die einzige Gunst, das Ge- fängniß seines Herrn theilen zu dürfen. Ec begleitete Herzog Friedrich den Schönen in seinen Kerker auf der Burg Trausnitz. Die Gebeine der gefallenen Trautmannsdorfer ruhen allesammt in der kleinen Dorfkirche zu Ampfing in Bayern, aber das Geschlecht der Getreuen blüht noch heute in Oesterreich.
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«ranze bei festlichen Gelegenheiten zu tragen war nicht nur im klassischen Alterthum Sitte, sondern es ist das auch in Deutschland, besonders im 16. Jahrhundert, ein ziemlich gewöhnlicher Brauch gewesen. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer trugen Kränze, und zwar entweder auf die Mützen, Barette oder Hüte geheftet, oder auf dem bloßen Haar, nnd letzter:? obenein ohne Rücksicht aus Ort oder Jahreszeit. Diese Kränze waren entweder
aus edlen Metallen lunstooll gearbeitet, oder sie bestanden aus einer mehrfach gewundenen, mit farbigen Bändern durchflochtenen Schnur oder auch aus frischem Laub und Blüthen. So trug ein Herr Matthias Schwarz, der Buchhalter bei den reichen Fuggers in Augsburg war, bei einer Schlittenparthie, die gelegentlich eines Kugger'schen Familiensestes am 12. Januar 1521 stattfand, an Stelle des Hutes auf seinem Haar einen „grünen, mit goldenen Fäden durchflochtenen Kranz". Gleicherweise kamen am 20. Februar 1522 zehn junge Herren als Gäste zur Hochzeit eines gewissen Sigmund Peischer geritten, „all mit Kränzen im bloßen Haar." Und nicht nur junge Leute liebten und trugen diesen Schmuck, auch bejahrtere Männer verschmähten ihn nicht, wie gelegentlich von einem 56jährigen Herrn erwähnt wird, der bei einem städtischen Fest am 9. Juli 1553 erschien mit einem Blumenkranz im eisgrauen Haar. Kränze bei Hochzeiten (oft von den Hochzeitgeberu geliefert) sind nicht nur sür die Brautleute und ihre Führer, sondern auch sür die anderen Hochzeitgäste, ja sogar für die Kutscher und Spielleute seit uralten Zeiten gebräuchlich gewesen. Ja es wurden schon im Mittelalter Klagen über den Luxus geführt, der damit getrieben wurde, und Verordnungen dagegen erlassen. In einem Nürnberg'schen Hochzeitbüchlein, verfaßt novo 1485, erneuert 1526, wird u. A. anbefohlen, daß weder die Braut noch Jemand von ihren Angehörigen Kränze austheilen und verschenken darf, ausgenommen an den Bräutigam, die Brautführer, Tanzlader, an die Spielleute und an diejenigen fremden Gäste, so von auswärts zu der Hochzeit eintressen.
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Sängereitelkeit. — Der bekannte französische Schriftsteller und Textdichter Saint-Georges promenirte einst mit einem Bekannten im Bois de Bou- logne bei Paris, während vor ihnen ein Sänger einherstolzirte, der mit jeder seiner Rollen verunglückt war und die Gewohnheit hatte, immer vor sich hin
zu trällern. „Ich wette," sagt Saint-Georges zu seinem Freunde, „daß ich dem Herrn vor uns einen Rippenstoß geben werde, wofür er mir noch höflich danken wird." — „Nun, es ist eben ein guter Freund von Ihnen." — „Nicht im Entferntesten." — „Topp, ich nehme die Wette an." Alsbald erhält der Tenor einen derben Rippenstoß. Wüthend dreht er sich um. Da grüßt ihn Saint- Georges höchst artig und sagt: „Entschuldigen Sie, ich glaubte die Stimme meines Freundes Duprez zu hören." Entzückt über dieses Kompliment (Duprez war ein damals gefeierter Tenorist) dankt der Mal- trätirte mit verbindlichstem Lächeln, indem er entgegnet: „O,'Sie sind zu gütig, mein Herr!'^ Sk.
Der Methodistenprediger Moody traf eines Tages bei einem seiner Kollegen im westlichen Theile von Massachusetts zum Besuch ein. „Ich würde Dich bitten, morgen an meiner Statt in unserer Gemeinde'zu predigen," meinte der Ansässige, „aber ich getraue es mir nicht, Dir diesen Vorschlag zu machen." Auf Moody's Fragen erklärte der Amtsgenosse: „Ach, unsere Leute haben die höchst tadelnswerthe Gewohnheit, die Kirche zu verlassen, noch ehe die Predigt zu Ende ist." — „O, wenn's weiter nichts ist, dem will ich schon verbeugen!" Der College war damit einverstanden, und als Moody am nächstfolgenden Tage den Text verlesen hatte, über welchen er zu predigen gedachte, ließ er seine Augen in der Versammlung umherschweisen und sagte: „Liebe Zuhörer, ich stehe heute im Begriff, zu zwei Klaffen von Menschen zn sprechen: zu Sündern und zu Frommen!" — Nachdem er hieraus jo lange als er es sür angemessen erachtete, vorgepredigt, machte er eine Paule und sagte: „Nun, Ihr Sünder und Gottlosen, bin ich mit Euch fertig, W könnt daher das Bethaus sogleich verlassen, wenn es Euch beliebt — ich gehe nun zu den Tugendhaften über!" Aber Niemand rührte sich eher von der Stelle, als bis dis Predigt vollständig zu Ende war. Kl..
Ein altes Haus. — Ein Spanier rühmte sich, einem so alten Haute entsprossen zu sein, daß er noch jetzt die Zinsen von der Geldsumme bezahlen müsse, welche seine Stammeltern ausgenommen hätten, als sie nach Palästina gereist wären, um das Christkind in der Krippe anzubeten. E. K.
Treffende Antwort.
Lehrer: Sag' mir einmal, Paul, ob der Mensch einen freien Willen besitzt!
Schüler: Nein — denn wenn ich einen freien Willen hätte, war' ich heute gewiß nicht in die Schule gegangen!
Gharadc.
Jüngst das erste Silbcnpaar Ich im Keller suchte.
Doch o weh! vom zweiten Paar War's bedeckt — ich fluchte!
(Viersilbig.)
Aergerlich stieg ich empor: Sieh, im Sonnenglanze Ging vorüber an dem Thor Stolzen Schritt's das Ganze.
Auflösung folgt in Nr. ck t.
F. Müller-Saalfeld.
Auslösungen von Nr. 42: desRäthsels: Gastein — Ein Gast; des ArithmogriPhc Hagedorn, Dragoner, Ardcnnnen, Hanno, Roggen, Granada, Erna, Degen, Nornen.^
Alle Rechte Vorbehalten.
Verlag von Chr. Wildbrett in Wildbad. Redigirt, gedruckt nnd hrranSgegeben von Hermann Schönlein in Stuttgart.