Schaden von 800 000 M. verursacht haben. Infolge der kühlen Witterung schreitet die weitere Reife der Trauben nur langsam voran und ist daher ein großer Ausfall zu erwar- teim Sowohl die Oesterreicher Trauben wie der Riesling lassen noch viel zu wünschen übrige
Saatfeld, (Ostpr.), 30. September. Neben der Sammlung von Zigarrenspitzen und Sta-" nwlkapieln hatten sich Herren hier auch die freiwillige Steuer von je einem Pfennig für jedes am Montag getrunkene Glas Bier auferlegt, und war im Laufe des Jahres im ganzen eine Suinme aufgekommen, welche es ermöglichte, gestern, am Einsegnungstage, zwei Mädchen und zwei Knaben vollständig einzukleiden.
In Stehr hat ein entmenschtes Weib, die Bauerntochter Marie Burgstaller, ihr neugeborenes lebendes Kind unter einem Hollunderstrauch begraben. Sofort nach der That kochte sie sich kalt und unbewegt eine Morgensuppe. Ein Knecht hörte das Kind weinen, suchte, grub es aus, es kam wieder ins Leben und ist jetzt gesund und frisch. Die schickliche Mutter wurde zu 8 Jahren schweren Kerkers verurteilt.
— Zwei Pulvermühlen explodiert. In der nahe bei Wien gelegenen Station ZseltL- dorf, wo sich die Laboratorien des Artillerie- Zeugsdepots befinden, sind am Mittwoch um Uhr Abends zwei Pulver-Mühlen in die Luft geflogen, wobei mehrere Artilleristen verunglückt sein sollen. Die Detonation wurde im Umkreise von drei Meilen bis Vöslau und Baden vernommen. Wie die Katastrophe herbeigeführt worden, ist noch nicht ermittelt. Die Explosion der beiden Mühlen erfolgte fast unmittelbar aufeinander. Die Erschütterung und die Detonation waren entsetzlich. In den benachbarten Ortschaften eilten die Bewohner in's Freie, da sie'die Erschütterung einem Erdbeben zuschrieben. Die Verwüstungen, welche die Explosion in Felixdorf selbst anrichtete, sind groß. Die Mühlen sind gänzlich verwüstet und alle Fensterscheiben in weiter Runde völlig zersplittert. Welche Menschenopfer die Kata- , strophe gefordert, oarüber existieren bisher nur Vermutungen; man spricht von zwölf Toten und vielen Verwundeten.
ZLrÜffel, 3. Okt. Bei einem gestern in Gent stattgehabten Handgemenge zwischen Anarchisten und Sozialisten wurden mehrere Revolverschüsse abgefeuert und eine Person schwer verwundet. Das Haupt der Genter Anarchisten, Lootens, wurde verhaftet.
London, 3. Okt. Die gesamte englische Presse begrüßt aufs Freudigste die nunmehr offenkundige deutsch - österreichisch - italienische Allianz und hofft, diese werde mit Zutritt oder Unterstützung Englands den europäischen Frieden absolut auf lange Zeit sichern.
- London, 3. Okt. Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Samoa ergab sich der König Malietoa den Deutschen und wurde an Bord des Kreuzers „Adler" gebracht, welcher alsdann absegelte.
Smyrna, 2. Okt. Die am 26. Sept. in der Umgegend Smyrnas von Räubern gefangen genommenen vier Engländer sind gegen Zahlung eines Lösegeldes von 750 Pfd. Sterl. gestern freigelassen worden.
Bermis chtes.
— (Diagnose.) Frau: „Sie machen sich keinen Begriff, Herr Doktor, was ich auszustehen habe! Woher mag das wohl kommen?" — Doktor: „Hm — hm! Sagen Sie mal, ist vielleicht Ihre Frau Mama zu Besuch da?"
U n i k x h Ä l i k n d L s.
Dev Lotte Jonas.
Wilderergeschichte von Hermann Robolski 4) (Fortsetzung), ^ ^
Sttsek explizierte nuwMm harmlosen Mbune seinen geheimen Plan. Darnach sollten die Bauern erstens zwei geräucherte Schinken liefern, die von einem schwarzen Schweine herrührten, dann einen weißen Hahn, ein halb Schock Eier und fünfzig harte Thaler. Alle diese Dinge mußten des Nachts um zwölf Uhr in den Wald gebracht werden, und in einer unbewohnten Köhlerhütte wollte der geisterkundige Zigeuner seinen Bannspruch thun. Damit der Hokus-Pokus aber auch nicht ganz des Mysteriösen entbehre, verlangte der geriebene Häuptling noch einen Entenflügel, einen Maulwurfskopf und sieben lebende Frösche.
Die Lieferung der fünfzig Thaler machte den Ortsvorsteher doch ein wenig stutzig. „Was soll denn das Geld zu dem Banne?" fragte er zögernd.
„O, liegen viel Kraft in Silber und Gold!" antwortete der Braune in komischem Pathos. „Regieren das Geld der ganzen Welt, warum nicht auch bösen Werwolf. Bekommen aber Jeder später Geld seiniges zurück."
„Das ist etwas Anderes!" lenkte Jareschew ein. „Sie sind ja auch ein vernünftiger Mann, Susek. Wann wollen wir denn das Werk in Angriff nehmen?"
„Heute — morgen — Ganz nach Wunsch beliebiges!" stand nun endlich der Verschmitzte auf. „Noch besser morgen, weil Mond erst um ein Uhr am Himmel Feuer anzündet."
„Wir müßten auch wohl Waffen mit in Wald nehmen?" meinte der vorsichtige Landmann, „damit wir uns im Notfälle wehren können."
Susek schüttelte nur den struppigen Kopf. „Helfen Spruch mehr wie Säbel und Flinte," sagte er selbstbewußt. „Wolf kriegen schlimmer Bauchschinerz, wenn es hören alten Zigeuner, und fliehen dann weit weg über Pußta und Kukuruzfeld."
Nachdem der vertrauensselige Dörfler dem Geisterbeschwörer noch mehrere Beispiele von der Gefährlichkeit und Unperwundbarkeit des Werwolfes erzählt — die aber der geriebene Schwindler zum großen Teile gar nicht verstand — trennten sich die stillen Alliirten. — Der Zigeuner ging auf die alte Bandenmutter zu, mit der er sofort ein lebhaftes Gespräch begann, und Jareschew trollte gemächlich durch das Lager, innerlich froh und vergnügt, daß er die richtige Person gefunden, welche die heimathliche Gegend von jenem schrecklichen Untier befreien würde. Beim letzten Zelte blieb der Hofwirl noch einen Augenblick stehen und blickte, sich schüttelnd vor Eckel, auf die beiden llichtfüßigen Tänzerinnen von vornhin. Die Mädchen entwickelten gerade ein jedenfalls nur durch vielfache Uebung erlangte Gewandheit im Abhäuten zweier Igel.
„Pfui Teufel!" verzog der Alte das Gesicht. „Da möchte ich nicht zu Gaste geladen sein!" —
Am Abend fand nun auf dem Schulzen- hafe große Beratung hauptsächlich der jagdkundigen Dorfbewohner statt. Unter spukhafter Verbräumung trug der Ortsvorstehrr seinen Pakt mit dem braunen Fremden vor, den er wie einen Retter aus großer Not schilderte.
Schwelgend hatten die Landleute dem Vortrage ihres väterlichen Leiters zugehört. Auf den Gesichtern der Meisten spiegelte sich Zuversicht und innige Freude. Ein alter Schäfer,
der zufällig an der Versammlung Teil nahm, stellte freilich zu Aller Verwunderung die Behauptung auf, der Wolf und der tolle Jonas sei nicht ein,'.derselbe. Er habe. eLjüngst selbst lm Walde Von Weitem gesehen, daß das Raubtier neben einem wild und struppig aus- sehendeimMarmL ging, und der letztere wäre Mir «iüm-s-Ä«H^beladen gewesen.
Nun entstand unter den Anwesenden^ein lebhaftes Streiten hin und her. Der eine oder der andere der Landleute wollte doch nicht so recht an die Verwandlungseigenschaft des blutgierigen Isegrim glauben, und schon hatte es den Anschein, als ob die Beratung resultatlos verlaufen würde; da raffte sich noch einmal der Ortsschulze auf und tilgte durch die nachfolgende Erzählung alle Zweifel:
„Ich fuhr am letzten Donnerstage spät Abends mit einem Einspänner nach der Zink- mühle, um einen Sack Roggenmehl zu holen. Das Mahlgut war noch nicht ganz ab und dadurch verzögerte sich meine Rückkehr bis nach elf Uhr. Draußen herrschte so eine Art Halbdunkel, bei dem man wohl den Weg ganz gut wahrnehmeu kann, aber doch nicht im stände ist, Dinge genau zu unterscheiden. Ruhig uhr ich meine Straße, denn etwas Auffälliges kam mir nicht vor die Augen. Da, an der Fuchsgrube, wo die alten Wettertannen stehen, wurde mein Schimmel unruhig. Zuletzt bäumte ich das sonst so fromme Tier schnaubend auf und war mit Gewalt und Güte nicht von der Stelle zu bringen. Mir blieb schließlich weiter nichts übrig, als vom Wagen zu steigen und das Pferd zu führen. Nun sah ich, was dem Gaule Angst und Abscheu verursacht hatte. Kaum zwanzig Schritte vom Wagen entfernt lag mitten auf dem Wege ein hundeartiges mächtiges Tier, das uns beide mit glühenden Augen anstarrte. In meiner Herzensbeklemmung knallte ich ein paar mal recht laut mit der Peitsche und — in demselben Angenblick trat jener schon von vielen gesehene riesige Mensch mit dem struppigen Haar auf mich zu und bat in rauhem, gurgelndem Tone um ein bischen Feuer für seine Pfeife Eilig gab ich ihm das Gewünschte. Ohne Dank und gute Nacht schlug sich dann der Unheimliche in den finsteren Wald. Das Tier habe ich nicht mehr gesehen." ^
Lautlose Stille herrschte bei dieser Erzählung des Dorfoberhauptes. Man hätte das Niederfallcn einer Nadel hören können und alle Opposition war plötzlich mundtot geworden.
Ueber die Herbeischaffung der von dem Zigeuner geforderten Materialien entstand nur eine kurze Debatte. Jareschew hatte die Schinken zu liefern; der Colonist Derenburg wollte seinen schönen weißen Hahn gerne opfern; ein Anderer versprach die Eier zu bringen und der Hirte erbot sich den Entenflügel, die sieben Frösche und den Maulwurfskopf zu geben.
Das Zusammenbringen der fünfzig harten Thaler verursachte aber inehr Schwierigkeiten, denn vom Gelde trennt sich der Bauersmann nicht gern. Den meisten fehlten nach ihrer Behauptung die gerade verlangten Stücke; mit grob Courant konnten sie wohl dienen. Schließlich erklärte der Schulze, er wolle die Umwechslung gerne übernehmen, jeder solle nur bringen, was er habe. Es würde ja auch alles zurückgegeben. Dann wurden die Anträge repartiert und zum Abend versprachen die Leute ihre Beisteuer mitzubringen.
„Was soll denn aber mit den Eßwaren später werden?" fragte einer der sich Entfernenden. „Es wäre doch jammerschade um die schönen Schinken."
„Die laßt dem Zauberkerl nur für seine Mühe!" riet der zuletzt sich Erhebende. „Wer