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wurde am Bahnhofe von dem Chef der Marinestation der Ostsee, Kontre-Admiral Blanc, und dem englischen Konsul Kreuse begrüßt und begab sich dann sofort an Bord der Dacht „Osborne".
Wilhelmshaven, 3. Sept. Contre-Ad- miral Paschen ist mit dem gesamten Manöver- geschmader auf hiesiger Rhede eingetroffen.
Kamöurg, 4. Sept. Eine Depesche des „Hamb. Korresp." aus Berlin bestätigt, trotz des Dementis der „Köln. Ztg.", die Nachricht, daß vor Ver Abreise des Zaren nach Dänemark ein Attentat auf denselben stattgefunden habe. Der Zar erhielt einen Prellschuß, der eine Quetschung des linken Armes verursachte. Trotzdem keine Blutung stattfand, ist die Verwundung doch schmerzvoll.
Wielefeld, 1. September. Die Verhaftung eines Diakonen, der gegenwärtig an dem mit den von Bodelschwinghschen Anstalten verbundenen Bruderhause seine Probezeit macht, erregt hier großes Aufsehen. Derselbe ist verdächtig, bei den letzten beiden Feuersbrünsten, von denen die von Bodelschwinghschen Anstalten für Epileptische heimgesucht wurden, die Brände angelegt zu haben. Wie es heißt, ist der Mann vor seinem Eintritt in das Diakonenhaus schon wegen Diebstahls bestraft, auch schon einmal wegen Brandstiftung längere Zeit in Untersuchungshaft gewesen.
Mutzig, 3. Sept. Einem hiesigen französischen Pensionär wurde auf unliebsame Weise zu verstehen gegeben, daß sich die Preußen nicht gern unbillige Schmähungen gefallen lassen. Derselbe brüstete sich in einer hiesigen Wirtschaft mit seiner Pension, die er aus Frankreich bezieht, und sagte in prahlerischem Tone: „Wenn bei denPreußen einer 26 Jahre Soldat gewesen ist, wie ich es war, so bekommt er einen Bettelschein statt einer Pension." Die Sache gelangte zur Kenntnis der Behörden, und der Kunde, der ohnehin als Franzose durch Option nur hier geduldet war, bekam vorgestern die Weisung, innerhalb vierzehn Tagen das Land zu verlassen.
Magdeburg, 3. Sept. Die Neustädter Aktienbrauerei, eine der größten Brauereien Deutschlands, ist nach einer Meldung des Fr. Journ. niedergebrannt.
— Ein „verfrühtes" Heirathsprojekt. „Temps" und „Jndep. belge" lassen sich aus Berlin melden, daß man hier die Reise des Staatssekretärs Grafen Herbert Bismarck nach England durch ein Heiratsprojekt desselben mit einer Tochter des Vizekönigs von Irland, Marquis of Londonderry, veranlaßt glaube. Die interessante Nachricht wird vielleicht noch interessanter durch die von der „Vossischen Zeitung" hinzugefügte Bemerkung, daß der Marquis of Londonderry, der mit der ältesten Tochter des Carl of Shrewsbury vermählt ist, im Jahre 1852 geboren wurde; seine älteste Tochter mithin, selbst einen sehr frühzeitigen Beginn dieser Ehe vorausgesetzt, gegenwärtig das 14. Lebensjahr erreicht haben dürfte. Das wäre also in der Thal ein etwas „verfrühtes" Heirathsprojekt.
Aus Wien, 5. Sept. meldet die Straß. P.: Nachrichten aus Sofia bestätigen, daß die Stellung des Koburgers auf die Dauer unhaltbar erscheine. Die Armee sei zumeist enttäuscht, das Ministerium sei zwar einflußreich, wäre aber kräftiger ohne den Prinzen, der ohne Verständnis dreinrede. Sicher sei, daß die Mächte den Prinzen zu beseitigen wünschen, um dem Zaren eine Höflichkeit zu erweisen. Außerdem bereite Rußland Unruhen vor, so daß es fraglich erscheine, ob die Herzogin- Mutter Klementine, deren Besuch für Oktober in Sofia angekündigt sei, ihren durchlauchtigsten Sohn noch vorfinden würde.
Wudapest, 5. Septbr. In Veszprim wurden 200 Häuser und mehrere Menschenleben durch eine Feuerbrunst vernichtet.
Waris, 5. Sept. Die Zeitungen begleiten die Berichte über das Sedanfest in Deutschland mit wütenden, ja drohenden Glossen. Die Negierung wird der Feigheit beschuldigt, wie sie ein^ solche „Provokation unbeantwortet lasse.
Aus Marseille wird gemeldet, daß über das Schicksal des in Frankreich gebauten japanesischen Panzerschiffes Onibikam große Besorgnisse herrschen. Dasselbe verließ mit 150 japanischen Matrosen an Bord vor einer Woche Marseille und man ist bisher ohne irgend eine Nachricht übex. dasselbe, so daß das Schiff bereits verloren gegeben wird. Vor Jahresfrist ging ein anderes in Frankreich gebautes japanisches Kriegsschiff mit 230 Matrosen in einem Zyklon im indischen Ozean zu Grunde.
Aus Han Wemo, 1. Septbr. wird der N. Fr. Pr. gemeldet: Nach tagelangen Anstrengungen und mit Hilfe zahlreicher Mililür- abteilungen ist es endlich gelungen, den Brand des Waldes von Oubac-Feran und San Romolo Mentone zu lokalisieren. Die bedrohten Wälder von Raiardo, Cignone und Ceriana sind nun außer Gefahr. Der Schaden soll 1 Mill Fr. übersteigen. Auch soll der Verlust mehrerer Menschenleben zu beklagen sein.
ZZrüssel, 3. September. Zu dem morgen in Lüttich beginnenden internationalen Katho- liken-Kongreß sind bereits Fürstbischof Kopp und zahlreiche deutsche Abgeordnete der Centrumspartei hier eingetroffen. Mehrere deutsche und französische Bischöfe, darunter Kardinal- Erzbischof Langenieux und Rheims, sowie Vertreter österreichischer Katholiken werden erwartet. Die Beratungen des Kongresses werden vier Tage in Anspruch nehmen.
In Kaag lebt ein Kuriositätenhändler Namens Chapmann Enthoven, der sich in seinem 103. Lebensjahre befindet und dabei so rüstig ist, wie ein Siebziger. Seine Gattin, mit der er 77 Jahre verheiratet ist, zählt 93 Jahre. Der Greis, der seine Jugend in England verlebte, war bei dem Begräbnis Nelsons zugegen.
Vom Kggishorn-Kotel wird gemeldet, der Märjelen-See habe sich in der Nacht vom 3. auf den 4. September entleert.
Moskau, 1 . Sept. vr. Kovalewsky, Prof, der Jurisprodenz an der Universität, der unter den Studenten sehr beliebt ist, wurde gemäß Befehlen aus St. Petersburg seines Postens enthoben. Politische Gründe sind, wie man glaubt, die Ursache dieser Maßregel.
Kairo, 31. Aug. In dem bekannten Cafö Egyptien brach in verwichener Nacht Feuer aus, das mit der Zerstörung des ganzen Gebäudeviertels, in welchem das Cafö gelegen war, endete. Menschenleben sind nicht zu beklagen, allein mehrere Personen, die von den oberen Stockwerken herabsprangen, trugen schwere Verletzungen davon. Der angerichtete Schaden ist sehr bedeutend.
London, 6 Septb. Meldung aus Exeter (Stadt von 50 000 Einwohner, Hauptort der Grafschaft Devon): Gestern Abend brach während der Vorstellung im hiesigen Theater eine Feuersbrunst aus, welche das Gebäude gänzlich zerstörte. Bisher sind 60 Leichen aus den Trümmern gezogen, 20 Verletzte ins Spital gebracht.
London, 6. Sept. Nach weiteren Meldungen aus Exeter ist der Verlust an Menschenleben bei dem Theaterbrande bedeutend größer, als anfänglich angegeben. Bereits 130 Leichen sind aus den Trümmern gezogen.
meist von Galeriebesuchern, die sich nicht rechtzeitig retten konnten, da die Galerie nur einen Ausgang hatte. Von den Besuchern des Parquets und der Parterrelogen retteten sich die meisten, ehe die Flammen um sich griffen, doch trugen viele im Gedränge schwere Verletzungen davon. Das Haus ist gänzlich ausgebrannt. Das Theaterpersonal wurde gerettet.
London, 3. Sept. Ein orkanartiger Sturm, begleitet von heftigen Regengüssen, wütete gestern über Süd-England. I» Kent wurden Tausende von Hopfenstangen vom Winde umgeweht und im mittleren Teil wurde die Ernte vielfach gänzlich vernichtet. Auch die Aepfel- und Pflaumenernte hat stark gelitten. In Dover konnten die Postdampfer nicht landen und trafen alle verspätet ein. Im Seebade Brighton ging die See hoch über die Standpromenade. Im St. Georgskanal war der Strom so heftig, daß der von New-Dork kommende Dampfer Germanic die Post nicht in Queenstown landen konnte. In der Gegend von Southampton fiel Regen in der Höhe von I Vs Zoll. In Berkshire knickte der Sturm die Aeste der Bäume und in Coventry wurde ein Haus umgeweht. In Wales ist der See über seine Ufer getreten und das schon gemähte Korn wurde von den Fluten fortgeschwemmt
Harmonth, 5. Sept. Während eines heftigen Sturmes ist letzten Freitag das eiserne Schiff Falls os Bruar mit Salz von Hamburg nach Kalkutta 25 Meilen von hier gesunken. Von der aus 24 Köpfen bestehenden Mannschaft wurden nur fünf gerettet und hieher gebracht.
Hstende, 2. Sept. Ein englisches Fischerboot lief heute in den hiesigen Hafen ein. Unter dem Schutze der Gendarmerie und der Polizei wurden dre Fische ausgeladen und verkauft, ohne daß ein Zwischenfall vorgekommen ist.
Vermischtes.
— Ein Junggeselle in Frankfurt, der in einem inländischen illustrierten Blatt eine Frau von angenehmem Aeußern und feiner Bildung suchte, unter dem Hinzufügen, daß Vermögen nicht gerade erforderlich sei, erhielt nicht weniger als 3648 Offerten. Davon kamen aus Deutschland 2137 (aus Frankfurt 237), die übrigen aus aller Herren Ländern. 1827 Damen hatten kein Vermögen angegeben, die übrigen zwischen 1000 und 200 000 Mark. 278 offenbare Scherz-Offerten waren darunter. 3112 Offerten waren Photographien beigefügt; die Rücksendung derselben erforderte786 Mk. Porto. Ein junges vermögensloses Mädchen aus. dem Hannoverschen traf die Wahl.
(Schwäbisch.) Schutzmann (einer Frau nacheilend, der ein Hund folgt): „Sie, Madam, Ihr Hundle hat jo kein Maulkorb a'!" — Frau (den Hund bemerkend): „Ja, was geht denn mi des Hundle a', des ischt ja gar nit mei Hundle?" — Schutzmann: „A was, es lauft Ihne jo doch nach und Hot kein Maulkorb a', und des g'hört b'schroft!" — Frau (entrüstet): „So, au no? Sie laufet mir jo au noch und Hand kein Maulkorb a'!"
— Um es allen recht zu machen. Ein französisches Blatt enthält im Anzeigenteile folgendes Gesuch: „Gesucht wird ein Redakteur, der es einem Jeden recht zu machen versteht, und ein Nöttsur-sn-paxss, der das Papier so arrangiren kann, daß das Inserat eines jeden Einzelnen an die Spitze des Blattes oder auf die letzte Seite unten zu stehen kommt."
— Ein neues schmerzstillendes Mittel ist das Stenocarpin, das aus den Blättern eines Baumes gewonnen wird, welcher der Akazie ähnlich ist. Er wurde in Amerika gefunden