286

Marienbad, Eger, Franzensbad, Bad Elster, Zwickau zurück wurde die Bahn nur dreimal für ganz kurze Entfernungen benutzt, so daß mit Kind und Kinderwagen in'21 Wander­tagen mindestens 500 Kilometer zu Fuß zu­rückgelegt wurden. Dabei sind auch hohe, steile und felsige Berge mit dem Gefährt erklettert, und die bequemere, aber schattenlosere Land­straße fast immer gegen die beschwerlicheren, aber kühleren Waldwege vertauscht. Den drei Reisenden ist derAusflug" trefflich bekommen/

Moppard, 31. Aug. Heute früh 3'/2 Uhr ist auf dem Marktplatz in einem Metzger­laden Feuer ausgebrochen, wodurch 13 Häuser, darunter 4 Doppelhäuser, vollständig einge­äschert worden sind.

8 Dillenvurg, 30. August. Die frei­willige Feuerwehr Dillenburg hier kaufte von Herrn I. G. Lieb in Biberach eine mechanische Schiebleiter neuester Construktion (pat. Schmahl' sche Balanceleiter). Dieselbe wurde auf dem Feuerwehrtage für den Reg. Bez. Wiesbaden dahier am 6., 7. und 8 Aug. 1887 geprüft und allseitig als ein, allen^Anforderungen ent­sprechendes Geräte anerkannt. Solide Arbeit, rasche Aufrichtung und Verstellung, überhaupt leichte Manövrirung bedingen den Vorzug gegen alle anderen. Nicht allein wurde die Leiter von der Prüfungs-Commission für den Ver­band der Feuerwehren des Reg. Bez. Wies­baden, sondern auch von Herren des deutschen und preußischen Feuerwehr-Ausschusses geprüft und als allen Wehren zur Anschaffung zu empfehlen anerkannt.

Ilürnöerg, 31. Aug. Die Arbeitsein­stellung im Metallschlägergewerbe in der Nach­barstadt Fürth dauert noch immer fort; es sind nun hieran 120 Arbeiter und Arbeiterinnen beteiligt. Die Streikenden hoffen auf einen günstigen Erfolg, da ihnen die Nachricht wurde, daß auch in München die Arbeitseinstellung erfolgt und der gleiche Schritt in der Nach­barstadt Schwabach, woselbst das Metallschlä­gergewerbe stark vertreten ist, vorbereitet wird

Dortmund, 28. August. Durch die hiesige Polizei wurde gestern ein stark angetrunkener, völlig verbummelter Mann in Sicherheitsge­wahrsam genommen. Aus den Papiern des Mannes ergab es sich, daß der Verhaftete der früher in Detmold angesessene Rechtsanwalt und Schriftsteller Dr. jur. Stein war. Der­selbe hat eine einträgliche Praxis besessen, ist aber durch den Trunk heruntergekommen. Der Verhaftete ist bereits wegen Diebstahls vorbe­straft.

Aus Aosen, 29. Aug. wird geschrieben: Ein beklagenswerter Unglücksfall hat sich auf dem Schießstande des Kernwerks zugetragen. Der Hauptmann Bartels vom 46. Inf.-Reg., einer der verdientesten und tüchtigsten Offiziere des Regiments, übte sich mit anderen Offizieren im Pistolenschießen. Im Begriff, den letzten Schuß abzugeben, erhob er den Revolver, da entlud sich derselbe vorzeitig, der Schuß traf ihn in den Kopf, so daß er sofort tot war.

Fassen, 31. August. In Marschau wurde von Mitte Juni bis jetzt von der Polizei an mehr als 1000 Fremde die Naturalisation er­teilt. Die jüdischen Petenten wurden jedoch -abgewiesen. In der Warschauer Vorstadt Wolska wurden gestern durch Großfeuer ganze Straßen eingeäschert.

Aaris, 29. Aug. Gestern früh ermordete ein im Ternenviertel, unweit des Triumph­bogens wohnender Augenarzt namens Padrona, ein Korse, in einem Anfalle von Säuferwahn­sinn seine Frau mit Revolverschüssen und 2 seiner Kinder, ein Mädchen von 5 und einen Knaben von 2 Jahren, mit Dolchstichen. Der Thäter flüchtete in den Keller des Hauses;

als er wieder heraufkam und verhaftet wurde, leistete er keinen Widerstand, sondern bat nur, ihn die Flasche Wein, die er in der Hand hielt, trinken zu lassen Im Verhör sprach er zusammenhangslose Dinge. Padrona wird nun ärztlich untersucht, da man nicht weiß, ob er wirklich geisteskrank ist oder sich verstellt.

Petersburg, 30. August. Den deut­schen Manövern bei Königsberg und Stettin werden Großfürst Michael und sein Sohn bei­wohnen. Einladungen an sonstige russ. Offi­ziere sind nicht ergangen.

Wom, 1. September. Der Schah von Persien wird auf seiner Europa-Reise auch den Vatikan besuchen und reiche Geschenke zum Papst-Jubiläum überbringen.

Nirgends ist das Reisen unsicherer als in Italien. Ueberfälle der Personen kommen nur selten in den Abruzen vor und Zusammen­stöße sind ebenso selten, desto gefährdeter sind die Koffer der Reisenden. Der Diebstahl in den Gepäckwagen und den Güterhallen ist förm­lich organisiert; die Koffer werden durch Nach­schlüssel oder Abschrauben der Schlösser geöff­net uns beraubt und so kunstfertig wieder ge­schlossen, daß keine Spur zu entdecken ist, die Boden der Koffer werden abgetrennt und wieder angenagelt. Die Bahnverwaltungen, die mit Klagen und Prozeßen heimgesucht werden, war­nen die Reisenden öffentlich, kostbare Wert­sachen in die Koffer zu verpacken, und raten, solche Dinge im Handgepäck unterzubringen und bei sich zu behalten, auch die Koffer mit Stricken zu umwickeln und diese mit Siegeln zu versehen. Wer diese Vorsicht versäume, könne die Fahrt ins romantische Land schwer büßen.

Für die Stadt Zug in der Schweiz, in welcher so viele Häuser in den See ver­sunken sind, sind mehrere 100 000 Franks gesammelt worden. Auch die sozialistische Ar­beiter-Partei in Deutschland, die sonst lieber einreißt als aufbaut, hat 500 Franks gespen­det. In derselbigen Schweiz sind in drei Wo­chen drei Leute, die am offenen Fenster sitzend eingeschlafen waren, im Schlaf hinausgestürzt und nicht wieder aufgestanden.

Auflee, 29. Aug Eine junge Almerin, welche mit ihren Genossinnen den Zinken er­stiegen hatte und auf der Spitze ein Feuer anmachte, um welches im Uebermute herum­getanzt wurde, glitt plötzlich aus und stürzte in den senkrechten, 150 Meter tiefen Abgrund hinab. Die zerschellte Leiche wurde heute her­aufgeholt.

Aus MrÜNN, 29. Aug. wird gemeldet: Die Stadtgemeinde Wisowitz ist größtenteils niedergebcannt. 120 Wohnhäuser samt den Wirtschaftsgebäuden, zusammen 300 Gebäude, darunter das Stadthaus, Notariat, das städt. Brauhaus und andere Gebäude sind nieder­gebrannt. Das Elend ist groß.

Wrüffek, 31. August. Zwischen Belgien und England schwebt in der Angelegenheit der Ostender Vorgänge ein lebhafter Notenwechsel. Die belgische Regierung erklärte auf die Vor­stellungen Englands, sie werde alle Maßregeln treffen, um die Landung der englischen Fischer­boote, welche keine Ablader finden, zu ermög­lichen. Bisher mußten alle englischen Barken mit verdorbener Waare heimkehren, weil kein Ostender Arbeiter die Abladung vornehmen wollte. In Folge dessen werden auf der Nord­see arge Konflikte zwischen englischen und bel­gischen Fischern befürchtet. Gestern ging zum Schutze der belgischen Fischer der DampferVille dÄnvers" in hohe See.

Sofia, 31. August. Der hiesige franzö­sische Konsul Flesch hat den Befehl erhalten, mit unbestimmtem Urlaub abzureisen; der deutsche

Konsul wird noch einige Wochen hier bleiben. Oesterreich unterhält die konsularischen Bezie­hungen zu der Regierung des Fürsten Fer­dinand wie zu jeder thatsächlich bestehenden Regierung. Aus guter Quelle verlautet, der Fürst habe erklärt, daß er fick als Diktator von Bulgarien betrachte, rechtlich und staats­rechtlich; er nehme den König von Rumänien sich zum Beispiel, der sich auch nicht um die Proteste der Diplomaten gekümmert Hube.

In Meriko wurde am 29. August, morgens 7 Uhr, ein schwacher Erdstoß ver­spürt, der die Häuser erschütterte, den Ein­wohnern viel Angst einflößte, aber keinen Schaden anrichtete. Der Erdstoß wurde auch in Orizabo, Tlalpan, Otumba und Chilpan- cingo bemerkt. An letzterem Orte stürzten 2 Pfeiler einer Arkade auf dem Hauptplatze der Stadt ein.

Ilew-Hork, 27. Aug. In Wolf Creek, Kolorado, fand vorigen Donnerstag ein Kampf statt zwischen 100 Ute-Indianern unter dem Häuptling Colorow und einer Sheriffswache von 55 Mann, die von 100 Mann Kavallerie unterstützt wurden. 9 Indianer wurde» ge­tötet, auch sind mehrere Weiße gefallen oder verwundet worden. Der Kampf dauerte bis zum Einbruch der Dunkelheit und man er­wartete dessen Erneuerung am folgenden Morgen.

Der Times zufolge hat die Untersuchung über die in Castle Garden, dem bekannten Einwanderungsbureau von Newport, herrschen­den Mißbräuche zu Tage gefördert: die Eisen­bahngesellschaften, welche Wanderer nach dem Westen befördern, haben eine Abmachung, nach welcher sie die Einnahmen unter sich verteilen. Die Agenten der Eisenbahnen erhalten Zutritt zu Castle Garden, wo sie Fahrbillete an un­gefähr 200 000 Einwanderer jährlich für mehr als 2 Mill. Doll, verkaufen; außerdem müssen die Einwanderer für ihr Gepäck bezahlen. Die Kosten für die Ausführung dieser Geschäfte in Castle Garden betragen 40 000 50 000 Doll, und die Bruttoeinnahmen von der Ge­päckbeförderung werden auf 80 000 Dollar geschätzt. Die Mitteilung, daß die Eisenbahnen so große Vorteile von den Einwanderern haben, hat allgemeine Ueberraschung erregt.

B ermis chtes.

Von größter Wichtigkeit für genesende und Kranke ist oft eine leichte Anreizung des Appetits, welche ja auch Gesunden meist will­kommen zu sein pflegt. Zu diesem Zwecke ist ein Täßchen Fleischbrühe, wie man solches mit Leichtigkeit aus Liebig's Fleischextrakt her­stellt, oft sehr nützlich und wird vielfach an­gewendet. Professor Voit, der Verfasser des berühmten Buches über die Ernährung des Menschen, sagt hierüber:Es ist nicht zu leugnen, daß die Wirkung der Fleischbrühe eine außerordentliche ist; sie bereitet den Magen Gesunder und Kranker auf die mildeste Weise auf das Verdauungsgeschäft vor und kann daher förmlich als Arzenei dienen. Daher die glänzenden Erfolge bei Neconvaleszenten, deren Magen lange unthätig war; sie würden die gewöhnlichen Speisen nicht vertragen, wenn der Magen nicht vorher für die Absonderung von Saft und die Aufsaugung wieder einge­richtet worden wäre. So wie die Erregungen der Mundschleimhaut auf den Magen ein­wirken, bevor die Speisen in ihn gelangt'sind, so kann vielleicht auch von dem Magen aus auf den übrigen Darm gewirkt werden." Das einfachste und beste Mitel zur Appetiterregung ist eine kräftige warme Fleischbrühe, und da­her bildet nicht ohne guten Grund dieselbe gewöhnlich den Eingang zu größeren Mahl­zeiten.