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führte, auf.
hielt sich in der Nähe der Thür, speiche in den Garten
Die Arbeiter eilten zu ihren Plätzen, und wenige Minuten später war Alles thätig. Die Kunde, daß ihr Herr erschlagen sei, war noch nicht zu ihnen gedrungen.
Nur einer der Arbeiter in Eschebach's Nähe begann sein Tagewerk nicht, sondern suchte ungeduldig
gethan?
„Allmächtiger Gott!" rief der Arbeiter bestürzt- „Wer hat
„Noch weiß ich es nicht, ich hoffe jedoch, deuThäter zu entdecke«. Glauben Sie, daß einer der Arbeiter die That begangen hat?"
„Nein — nein! Ich kenne sie Alle, Keiner von ihnen ist eimi solchen That fähig! Und weshalb sollte er es gethan haben, wir Alle
umher, richtete an seine Kameraden Fragen und schien sehr unwillig zu sein.
„Was haben Sie?" fragte Eschebach, an ihn herantretend.
„Mein Arbeitsgeräth ist nicht da."
„Was fehlt Ihnen?"
„Ein Holzklöpfel und ein Steinmeißel."
„Wo hatten Sie dieselben aufbewahrt?" fragte Eschebach weiter.
„Hier auf diesem Brette."
„Wissen Sie das genau?"
„Gewiß. Am Sonnabend Abend habe ich beides hierher gelegt."
„Würden Sie beides wiederer
kennen ?"
„Gewiß."
Eschebach zog den Meißel aus der Tasche.
„Das ist
mein Meißel!" rief der Arbeiter, ein noch junger Mann mit offenen, klugen Gesichtszügen.
„Woran erkennen Sie ihn?" fragte der Kommissär.
„Er gehört mir, länger als ein halbes Jahr besitze ich ihn bereits, meine Hand hat sich an ihn gewöhnt!"
Er erfaßte ihn mit der Linken, und das gewohnte Gefühl schien ihm noch mehr Gewißheit zu geben, als irgend ein besonderes Kennzeichen.
„Kommen Sie mit mir," sprach Eschebach.
Der Arbeiter zögerte; er kannte ihn freilich nicht.
„Wohin?" fragte er.
„In das Haus des Herrn Harport."
„Ich habe Meißel und Klöpfel hierher gelegt, meine Kameraden können es bezeugen, wer die Gerüche fortgenommen hat, weiß ich nicht!"
„Kommen Sie nur," sprach Eschebach beruhigend, „ich mache Ihnen keinen Vorwurf."
Der Arbeiter folgte ihm.
Im Hause angelangt holte Eschebach den Klöpfel aus Harport's Zimmer.
„Gehört er Ihnen?"
„Ja," gab der Arbeiter bestimmt zur Antwort.
„Betrachten Sie ihn genau."
„Das ist nicht nöthig, ich würde ihn unter Tausenden sofort erkennen."
„Wissen Sie, was mit diesem Klöpfel geschehen ist?"
Der Arbeiter blickte den Kommissär fragend an, in seinem Gesichte war nicht der leiseste Zug innerer Unruhe zu bemerken.
»Ihr Herr ist in vergangener
Martin Bänmle war Maler. Er hatte Talent, aber leider noch mehr Durst. Dieser große Durst, welcher ihn die völlige Ausbildung seines Talents vertiimmern ließ, trieb ihn endlich über das weite Weltmeer nach Amerika. Daselbst wurde bei der dort herrschenden größeren Hitze sein Durst noch größer, sein Talent noch weniger ergiebig. Martin Bänmle verzweifelte nicht. Drüben war der große Krieg zwischen Nord und Süd ansgebrochen und wurde für Tausende von zweifelhaften Existenzen der Rettungsanker; er wurde cs auch für Bänmle. Als Soldat in einem Infanterie-Regiment der vereinigten Staaten focht dieser für die Erhaltung der Union gegen die Rebellen des Südens, hatte schon manche FSHrlichkeit mitgemacht und man konnte nicht sagen, daß Martin Bänmle kein tapferer Mann wäre. Er hatte sich zwar nirgends hervorgethan durch besondere Tapferkeit, aber auch das Gegentheil war niemals vorgekonnnen. Seine äußere Erscheinung ließ auf einen tapferen, ja verwegenen Mann schließen. Entschlossene Miene, scharf geschnittenes Gesicht, und vor Allem ein wirklich martialischer Schnurrbart gaben seiner, wenn auch nur mittelgroßen Person einen entschieden kriegerischen Charakter. Dazu kam noch die merkwürdige Schlagfertigkeit seiner Zunge. Wehe dem, der cs gewagt hätte, irgend eine seiner militärischen Aktionen bezüglich seiner persönlichen Tapferkeit zu bezweifeln! Er hätte ihn vernichtet mit seiner Suada. Allein in der Thal war dennoch Vorsicht feine . bedeutendste militärische Tugend; dabei besaß er aber Geistesgegenwart, List und Keckheit trotz einem gewiegten Diplomaten. Diese letzteren Eigenschaften nun waren cs, die ihm dann doch den Ruhm eines tapseren Helden verschafften. Und dies eben soll hier erzählt werden.
Eines Tages wurde ein Gefecht geliefert am Rande eines Urwaldes. Der UnionSkrieger Bänmle, weicher fein Leben diesmal möglichst wenig zu gefährden beschloß, wußte es in seiner unbegreiflichen Schlauheit so cinznrichten, daß er von seinem in's Feuer marschirenden Regiment wegkam. Er trat sofort einen strategischen Marsch in den Wald an, um daselbst das Weitere abznwarten. Bänmle war auch Philosoph. Er war sich des Bedenklichen seines Schrittes Wohl bewußt. Er wußte, wie schwierig es sein könnte, wieder in schicklicher Weise zu seiner Truppe zu gelangen; es war ihm klar, daß diesmal der Glaube an seinen Muth leicht bedeutend erschüttert, wenn nicht schmachvoll vernichtet werden könnte. Wie gesagt, er wußte dies Alles; aber Bänmle war Philosoph; er wartete Alles ruhig ab.
Indem er nun diesen in seinen Motiven verdammenswcrthen, in seinem Ansgang höchst ungewissen Marsch durch de» amerikanischen Urwald sortsctzte, gerieih er auf einmal in eine rutschende Bewegung. Er war an den schräg abwärtssallenden Rand einer
Humoristisches: Khr
tiefen Mulde gelangt und kam nach einigem Nutschen aus da der Mulde wieder ans die Füße zu stehen. „Nun," daDii nachdem er sich ein wenig nmgesehen, „hier kann ich ja r bleiben — und abwarten!"
Er hatte noch nicht lange gewartet, indem er d» der Kanonen und dem Knattern der Gewehre lauschst plötzlich am entgegengesetzten Ende der Mulde ein skailn? im dürren Laube vernahm. Zu seiner Uebcrraschnnz'" bewaffnete Rebellen in die Mulde herunterrntschen, gn ihm selbst ergangen war. „Das ist in der That nicht A Bänmle bei sich selbst, „nun gibt's am Ende da nuten
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Schlacht, und dabei sind diese verwünschten Rebellen Uebcrzahl!" Die zwei Rebellen, die sich ebenfalls waren nicht minder erstaunt, hier einen Uuionskiieger einen so martialisch dreinschaucnden anzutressen. Uml faßten die drei Krieger ihre Gewehre fester und den Blicken.
Sie fanden wohl alle Drei die Situation Hb Für möglich mußte jeder Theil cs halten, da« Theil sich absichtlich von seiner Truppe verloren Hain Leben den Gefahren eines Gefechtes weniger auSzuich» war geeignet, die Sache minder gefährlich erscheinen p Aber es war ja auch möglich, daß man durch Zn feil solche Lage kommen konnte, und Jener dort, der s» drein schaute, sah nicht ans wie ei» Durchbrenner. Rebellen — es lvaren dem Anschein nach Irländer - nicht aus wie Hasenfüße. Solcherlei Ueberlegnng wurb Seiten gepflogen; Bänmle war es, der zuerst zu eium kani. „Wie," kalknlirte er, „soll hier unten eine I«s gleichsam unterirdische Schlacht geschlagen werden? genug, daß dort oben Blut fließt? Die Jnngens scheine« länder zu fein, und mit denen läßt sich reden! Aber scheine ich ihnen doch zu haben!" Diese Beobachtung ihm nicht wenig.
„Ich will 'mal den Burschen zeigen, daß ich nicht st
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lich bin, wie ich aussehe!" Damit stellte Bänmle, entschlossen sein Gewehr an die Wand der Mulde, m>
die zwei ob solcher Furchtlosigkeit verwunderten Rebellen, ,
und sagte: „Jnngens, laßt uns diesen höchst IE""" ^ st aller Ruhe besprechen !" Damit nestelte er seine Br«» von der Seite, nahm einen tüchtigen Schluck lich, daß kein Gift drin wäre) und bot dem EEn die ü k .> indem er lächelnd bemerkte - Ausgezeichneter Whisky
Nacht damit erschlagen worden," fuhr der Kommissär fort.
Der Arbeiter fuhr erschreckt zurück, das Blut Wich ans seinen Wangen.
„Mein Herr?" rief er.
„Ja."
„Und er ist todt?"
„Ja."
hatten unseren Herrn lieb!"
Eschebach sagte ihm, daß er zum Werkplatze zurückkehren könne. „Darf ich meinen Kameraden das Geschehene — das Entsetzlich mittheilen?" fragte der junge Mann.
„Ja." . ,
Der Arbeiter stürzte auf den Werkplatz und rief mit lauter Stimme. „Der Herr ist erschlagen — der Herr ist erschlagen — ermordet!