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Astnnnlst^afti>zes. (Nachdruck verboten.)
Eine Arbeitseinstellung. (Mit Bild aus Seite 98.) — Eine Arbeitseinstellung höchst komischer Art ist es, welche unsere Illustration auf S. 98 darstellt. Der Ort der Handlung ist, wie der zur Linken sichtbare Wegweiser zeigt, das beständig von allen möglichen Verkaufsbuden, Menagerien, Kunstreiterzelten u. s. w. belebte H.ilige-Geist-Feld zwischen Hamburg, der Vorstadt St. Pauli und Altona. Das bei einer jener Truppen wandernder „Künstler" mitwirkende Dromedar ist augenscheinlich der sich immer wiederholenden Produktionen überdrüssig geworden und hat sich in einem geigneten Momente aus dem Staube gemacht. Seinen Reiter, ein Äeffchen in buntem Fracke und Kniehosen, trägt es noch auf dem Rücken. Schon ist aber eine Verfolgung des Buckelthieres eingeleitet worden, die den Flüchtling wohl bald wieder unter das alte Joch liefern und der versuchten „Arbeitseinstellung" ein schnelles Ende bereiten wird.
Die Spielbank in Monaco. (Mit Bild auf Seite 99.) — Die einzige in Europa noch staatlicherseits erlaubte öffentliche Spielbank befindet sich in Monaco, jenem kleinen Fürstenthum an der Riviera di Ponente zwischen Nizza und Genua. Nach der 1872 erfolgten Aushebung der Spielbanken in Deutschland erwarb der Spielpächter Frangois Blanc das in Monaco bereits bestehende Spieletablissement, das bisher aber nicht recht hatte in Flor kommen wollen, und ließ nun mit Aufwendung großer Kapitalien auf dem Monte Carlo herrliche Gärten und das „Kasino", jenes Gebäude der Spielbank, von dem wir auf S. 99 eine Ansicht bringen, anlegen. Dieser Palast des Spielteufels auf der Terrasse des Monte Carlo hat eine wahrhaft paradiesische Lage hoch über den blauen Wogen des Mittelmeeres, ist im Barockstyl aufgeführt, mit kleinen Thürmchen,
Skulpturenschmuck und bemalter Fagade versehen und im Innern mit allem nur erdenklichen Luxus ausgestattet. Das Etablissement, welches seit dem Tode des Gründers an eine Aktiengesellschaft übergegangen ist, umfaßt einen Lesesaal, einen prachtvollen Konzertsaal, ein Theater, und endlich zwei kleinere nnd einen großen Salon als Spielsäle mit fünf Roulettes und zwei Tischen für l'rsnts-st-eiuararrts, au denen täglich Millionen ihre Besitzer wechseln und täglich leichtsinnige, charakterlose Menschen dem gänzlichen moralischen und materiellen Ruin entaegengeführt werden. Trotz der schon seit Jahren unterhaltenen internationalen Agitation gegcn die Spielhölle in Monaco ist es leider immer noch nicht gelungen, dem Unwesen derselben ein Ende zu machen.
Von oben mutz man anfangen. —
König Friedrich Wilhelm I. von Preußen beabsichtigte einst, allen Bedienten seinesHofstaates, hauptsächlich aber den untersten, emen Theil der Besoldung zu kürzen und ihnen namentlich die früheren Nebeneinkünsle, als freies Holz,
Licht u. s. w., zu entziehen. Natürlich verursachte diese Maßregel unter den davon Betroffenen große Bestürzung und Betrüb- uiß. Einige Tage, nachdem das Vorhaben des Königs bekannt geworden, trat der Geheimrath v. Gundling, der Lustigmacher des Monarchen, zu früher Stunde in dessen Schlafzimmer, schritt rücksichtslos auf das Bett, worin sich der Herrscher noch befand, zu, und schob alle Stühle mit großem Gepolter bei Seite. Der dadurch aufgeweckte König öffnete die Bettvorhänge und fragte entrüstet: „Was, zum Henker, macht Er denn für einen Lärm?" — „Ach, man hat nichts wie Verdruß und Aerger!" lautete die unwirsche Antwort. — „Was ist ihm denn widerfahren? Er sieht ja aus, als wolle Er Alles in Stücke reißen." — „Wie kann man denn lachen, wenn Einem nichts wie betrübte Gesichter ausstoßen, wenn man nichts wie Seufzen und Klagen hört?" — „Wer klagt denn?" — „Dero gesammte Dienerschaft, Majestät, Sie wollen zu viel von ihrer ohnehin kärglichen Einnahme streichen." — „Das ist dem Volk schon recht. Jedermann belügt uno betrügt mich und thut seine Schuldigkeit nur halb." — „Darin stimme ich Jhro Majestät bei. Mit mciner eigenen Dienerschaft geht es auch nicht anders. Gestern befahl ich beispielsweise meiner Magd, die Treppe zu putzen. Was thut die einfältige Person? Sie nimmt zuerst die unterste Stufe vor, dann die zweite, dritte, vierte und so weiter, und macht auf diese Weise natürlich, je höher sie steigt, das Unterste immer wieder schmutzig. Eine solche Arbeit dient doch zu nichts; von oben muß man stets anfangen; von oben, nicht wahr, Jhro Majestät?" Der König merkte den versteckten Sinn und sagte lächelnd: „Ja, darin hat Er wohl Recht; ich werde mit dem Hofmarschall reden." Das geschah und die Dienerschaft behielt ihren Lohn, sowie ihre Nebeneinkünfte. ^ M.j
Marie Presto« und die Königin Marie von England. — Nikolaus Preston war geheimer Rath des Königs Jakob II. von England gewesen, und seinem Fürsten, als er vertrieben worden war, wie ein echter Schotte mit ganzer Seele treu geblieben. An der Slelle Jakob s saßen seine Tochter, die Königin Marie, und ihr Gatte Wilhelm auf Englands Thron, als der vertriebene König mit Unterstützung Frankreichs in England wieder landete und seine Anhänger zum Kampfe gegen König Wilhelm, seinen Schwiegersohn, aussorderte. Nikolaus Preston war einer der Ersten, die zu der alten Fahne eilten, während seine Tochter, ein elfjähriges Kind .und die
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Guter Trost.
Bauer: Was weinst' denn. Michel, hat Dir Einer 'was gethan?
Michel (schluchzend): Der Herr Lehrer — sagt immer — ich wäre ein Dumm — Dummkops und blieb' ein Dummkopf mein — mein Leben lang, und in meinen Kops wäre nichts hineinzubringen.
Bauer: Wenn's weiter nichts ist, Michele, da tröst' Dich nur, dasselbe hat mein Lehrer auch zu mir gesagt, und jetzt behauptet die Mutter alle Abend, ich hält' 'was im Kopfe.
Pathe der Königin Marie, in London am Hose blieb. Nach hartem ua-iW unterlagen die Aufständischen im Jahre 1689 den Heeren des Königs Wilhelm; Jakob II. verließ für immer das Land seiner Väter, das so viel Blut du Familie Stuart schon getrunken hatte, und seine Anhänger, darunter »uh Nikolaus Preston, wurden vor ein Kriegsgericht gestellt. Nach den blutig-: Grundsätzen der Zeit konnte das Urtheil nicht anders als auf Tod lautem Da wurde Preston durch ein Wort aus Kindermund gerettet. Seine Tochter hatte von der Verurtheilung ihres Vaters gehört. Betrübt stand das lieb liche Mädchen Tags darauf im Zimmer der Königin Marie und blickte - ein großes Porträt König Jakob's. „Warum starrst Du das Bild memei Vaters so an?" fragte die Königin freundlich. „Ach," versetzte ihr kleiue- Pathchen weinend, „ich dachte nur, wie hart es sei, daß mein Vater steck, soll, weil er dem Ihrigen so treu war!" Diese Worte, die so viel Wahn heit in sich trugen, rührten das Herz der Königin Marie; sie küßte das Kick eilte dann zu ihrem Gemahl und bestürmte diesen so lange mit Bitten, bis Nikolaus Preston begnadigte. sJ.j
Ein rettendes Wort. — Markgraf Albrecht von Brandenburg n- oberte am 9. August 1552 die Stadt Mainz und hauste sehr übel darin, m-- besondere gegen Kirchen, Klöster, Stiftsherrn und Geistliche. Mit seinem E-- folge kani er auch an das kleine Kloster der Tertiarierinnen bei Weisen«, dicht neben Mainz, und klopfte an die Pforte. Der rauhe Markgras herrschli die erschienene alte Nonne an: „Was haltet Ihr von dem Markgrafen?" Ti- Nonne antwortete: „Wir kennen ihn nicht, aber wir bitten Gott für ihn, dos
_er ihm gebe, was ihm zu seiner Selig!-::
nöthig ist." — „Das hat Dir der Tech! gerathen, oder Gott selbst hat Dir die Merlin den Mund gelegt," rief der Markgraf „Es soll Euch aber derohalben kein Äii widerfahren, Euer Klösterlein ist Euch g-- schenkt, und nun macht Eure Thüre zu ick gehabt Euch wohl." Darauf malte der Marl graf mit Kreide einen Galgen auf die Außenseite der Thüre zum Zeichen, daß Niemand von seinen Soldaten bei Leibesstrafe d» Klösterchen einen Schaden zufügen sollte i ritt davon — und wirklich ist dem Klo in jenem Kriege nicht das Geringste zugk- stoßen. sG. Sch.j
DaS unbeachtete Signal. — Ja der Seeschlacht bei Kopenhagen zwischen d Engländern und Dänen am 2. April 18 gab der englische Adniiral Parker der Division seiner Flotte, welche Nelson kommandick, das Zeichen, den Kampf einzustellen. Nelson gewahrte es wohl, kehrte sich aber nicht daran, bis sich der Kapitän Foles erlaubte, ihn darauf aufmerksam zu machen. „Ich sch nichts," versetzte Nelson kaltblütig; „einschlimme Sache, einäugig zu sein." Folkreichte ihm nun ein Fernrohr, aber du Tapfere hielt es vor fein erloschenes? und schwur, nicht das Geringste zu b-- merken. Er setzte den Kampf fort und errang einen glänzenden Sieg. sL. M.j Eine zweideutige Empfehlung. - Ein Rath beim Magistrate einer Kleinstadl wünschte eine Beförderung. Er reichte daher an maßgebender Stelle eine Bittschrift ein und motivirte sein Gesuch unter Anderem duch folgende Ausführung: „Nachdem ich während der Kriegszeit und den damit verbunden!» Unruhen eine solche Thätigkeit bewiesen, das ich im Amts-Äureau sogar geschlafen Hab-, so glaube ich einer gnädigen BerüM
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tigung entgegensehen zu können."
Ich biete Dir zum Trinken Den edlen Feuerwein;
Du siehst mich ragend winken In einer Stadt am Main.
Hharade.
Auflösung folgt in Nr. 28.
Mkder-NätM.
svr. K. M.j
Willst Du mich zahlreich sehen. So mußt Du Dich bemüh'» Zum Lande hinzngehen,
Wo die Citronen blüh'».
fR. Fr°«si
Auslösung solgt in Nr. 26.
Auslösungen von Nr. 24: des Bella, Ella, Jsabella, Abel, Base.
Räthsels: Lachen; des Zisfer-
ÄÜe Rech te Vo rbehalten.
Verlag von Chr. Wildbrctt in Wildbad. Nedigii-t, gedruckt nnd hnanSgegeben von Hermann Schönlei» in Stuttgart.