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Schutzarbeiten fertig zu bringen, so wird das Wasser in die Stadt eindringen; die Bevölke­rung ist in Verzweiflung.

West, 9. Juni. Aus Vasarhely wird gemeldet, die Lage ist unverändert, durch die rastlos fortgesetzten Arbeiten dürfte es gelingen, falls nicht heftige Winde eintreten, die Ge­biete innerhalb des Dammes zu retten und die Stadt vor Ueberschwemmung zu bewahren. Der Minister des Innern wies 10 000 fl. zu Schutzarbeiten und 10 000 fl. zur Unter­stützung der geschädigten kleineren Grundbe­sitzer an.

Die Ueberschwemmung in Un­garn nimmt leider einen immer gefähr­licheren Umfang an. Zwar geschieht alles, was geschehen kann, um dem verheerenden Element Einhalt zu thun, allein alle Anstreng­ungen waren bis jetzt erfolglos. -

Werden, 6. Juni. Eine entsetzliche Blutthat hält unsere Stadt in Aufregung. Der pensionirte Bahnwärter Marx schoß in der Morgenfrühe seiner noch zu Bett liegenden Frau mit einem Revolver eine Kugel in die rechte Schläfe, eine zweite in den Hinterkopf; -nachdem er zum Ueberfluß der Unglücklichen noch mit einem haarscharfen Messer den Hals durchschnitten hatte, schoß er sich selbst eine Kugel in die Brust, die indeß nicht tödtlich traf, und vervollständigte darauf sein grausiges Werk durch die Durchschneidung der großen Halsader. Die eigenen bereits erwachsenen Kinder des Ehepaares, die vor Tagesanbruch schon zur Arbeit gegangen waren, fanden bei der Rückkehr die beiden Leichen in dunklen Lachen halbgeronnenen Blutes. Marx lebte in geordneten Verhältnissen, hat sogar aus Gehaltsersparnissen ein kleines Kapital gesam­melt; Motiv der That ist ehelicher Unfriede, der den früher aufgeweckten, lebenslustigen Mann mit der Zeit zu einem grämlichen Menschenhasser gemacht hatte.

WordeaUL, 7. Juni. Auf der Eisen­bahn zwischen hier und Graves wurde gegen den Direktor der Marine-Stahlwerke, Mönt- golfier, ein Mordversuch gemacht. Der An­gegriffene erhielt 21 Schläge mit einem Tot­schläger, sein Zustand ist bedenklich. Der Thäter wurde verhaftet.

Madrid, 8 Juni. Große Überschwem­mungen sind in Burgos eingetreten.

Ein Hagelwetter hat am 1. Juni im Tessin, am 2. im Aargau große Verhee­rungen, namentlich an den Weinbergen und Obstbäumen angerichtet. Im Tessin wurden zwei Frauen vom Sturmwind erfaßt und in den Fluß geworfen, wo sie um das Leben kamen.

Die Kammer in Irankreich arbeitet flott an der Berathung des Militärgesetzes und zwar, wie bei militärischen Vorlagen stets, ohne Störung durch eigene Parteizwistigkeiten. Die Radikalen sind wie auf den Mund ge­schlagen und auch die monarchistischen Rechte rührt sich nicht. So hat das neue Kabinet Zeit, seine Stellung zu befestigen. General Ferron, der Nachfolger Boulanger's, scheint übrigens der beste Bruder auch nicht zu sein. Er soll in aller Stille noch viel eifriger als sein Vorgänger arbeiten und organisiren und nicht allein an allen Plänen Boulaugers fesihalten, sondern auch noch einige neue, so die Errichtung von 4 weiteren Kavallerie- regiementern beabsichtigen. Vor der Hand wartet er nur noch auf den Rath des Minister­präsidenten Rouvier, um die Sache nicht zu überstürzen. Im Heeresausschuß der Kammer wo Ferron fleißig erscheint, soll man heute schon nicht mehr bedauern, daß Boulanger gegangen und Ferron gekommen ist.

Herr Wiflson, der Schwiegersohn des Präsidenten Grövy in Paris, protestirt in den dortigen Zeitungen dagegen, daß er unfähig zum Zahlen sei. Der Syndikus der Börse schließt sich ihm an und droht ferner, jeden gerichtlich zu verfolgen, der das Gegentheil behaupte. Gleichzeitig heißt es, Papa Grövy habe in den' Präsidentenbeutel gegriffen, 600,000 Francs herausgeholt, die dringendsten Schulden bezahlt und außerdem um Skandal zu vermeiden, für eine weitere Million gutgesagt. Mag ihm schwer genug angekommen sein, denn man sagt, er sei zäh.

Herr p. Melidow, der russische Bot­schafter in Konstantinopel, scheint von den Türken nicht viel mehr wie von den Eng­ländern zu halten. Er beschuldigt nämlich die englische Regierung, den türkischen Groß­vezier mit 600 000 Pfund und andere Beamte mit entsprechend geringeren Summen bestochen zu haben, um das Uebereinkommen über Aegypten fertig zu bringen. Natürlich sind die Türken darüber ebenso entrüstet wie die Engländer. Dem Sultan soll Nelidow gar gedroht haben, es werde ihn den Thron kosten.

Auf den Deutschenhaß der Franzosen dürfte in letzter Instanz auch das Bestreben zurückzuführen sein, dem Verbrauch deutschen Bieres in Frankreich durch die Schaffung einer russischen Konkurrenz den Garaus zu machen. Thatsache ist, daß russisches Bier demnächst ein bedeutender Einfuhrartikel in Frankreich werden dürfte. Zwei der größten Brauereien Peters­burgs haben von Paris Bestellungen auf je 1, 400 000 Wedros Bier erhalten. Pansla- wistische franzosenfreundliche Blätter verzeichnen diese Neuerung mit großem Behagen. Ob der französische Biertrinker mit gleichem Behagen seinen Durst mittelst des russischen Gerstensaftes löschen wird? Wir müssen es eben darauf an- 'kommen lassen. Das deutsche Bier hat schon mit so vielen und schweren Konkurrenzen zu kämpfen gehabt, daß es wohl auch dieser neue­sten Attacke Stand halten wird.

(Zur Verfälschung der Lebens­mittel.) Ein Bäcker zu Frankfurt a. M. hatte es war im Jahr 1580 sein Mehl mit Sand vermischt. Er wurde ins Polizeigefängnis gesetzt und sollte hier zur Strafe sein sämmt- liches Mehl, zu Brod verbacken, aufzehren. Er sehr eifrig, um bald wieder frei zu werden, konnte aber die selbst zubereitete Kost nicht lange vertragen und starb bereits im dritten Monat seiner Haft.

Wo man singt, da laß Dich ruhig nieder! Auch diese Regel ist nicht ohne Aus­nahme. Vor einigen Tagen meldete der Haus­hofmeister der berühmten Patti, man habe auf der Schwelle ihres Schlosses ein neuge­borenes Kind gefunden, in dessen Händchen ein Zettel mit folgenden Worten lag:Sie sind reich, ich verhungere; Ihre Ehe ist kinder­los, nehmen Sie sich dieses armen Kleinen an, dessen Mutter nur aus Verzweiflung so handelt." Die Patti, die nie eine Kinder­freundin gewesen ist, weigertr sich entschieden, das Kind auch nur zu sehen und ließ es ohne ihm nur einen Löffel Milch zu geben, in's Findelhaus bringen.

(Eine Stimme für 500 Thaler.) Ich würde gleich fünfhundert Thaler für eine Stimme geben wie die Ihrige", sagte ein Mann aus Chicago zu einer übertragenen Bostonerin mit durchdringenden Augen, gelbem Gesicht und langem Hals. Diese lächelte sehr ge­schmeichelt und fragte kokett:Und was würden Sie damit thun?"Meine Schwiegermutter aus dem Hause treiben!" antwortete der grobe Bauer trocken.

Das beste Weib.

Preisend mit viel schönen Reden Ihre Weiber tugendsam Saßen einst viel würd'ge Herren ImHotel zum gold'nen Lamm."

Und es sprach Professor Meier:

Mein Weib liebt mich fürchterlich.

Komm ich heim, so überhäuft sie Mit Gardinenpredigt mich."

Seht mein Weib in üpp'ger Fülle!" Sprach der Oberlehrer Klein,

Nur sie liebt mich gar so zärtlich. Schläft vor Angst um mich nie ein." Dick und rund ist meine Gattin" Doctor Schwarz sprach stolz es aus, Ach, sie schläft so sanft und friedlich. Komm' ich Abends spät nach Haus."

Doktor Schwips, der mit dem Bärtchen Wirklicher Geheimerrat,

Sprach:" mein Weib ist klein und zierlich, Trägt nicht stolzen Flitterstaat.

Doch ein Vorzug bleibt ihr immer.

Komm ich Abends noch so spät.

Ruft sie: Bist Du's, Du Philister, Der so früh nach Hause geht?!

Ach, ich muß mich wirklich schämen.

Solch ein Mann! Es ist ein Graus! Wenn die Andern all' noch sitzen Gehst Du stets zuerst nach Haus!" Und es rief Professor Meier,

Doktor Schwarz und Doktor Klein: Bruder Schwips Du hast die beste.

Dein Weib ist ein Edelstein!"

Or. Rover.

Abgeschnittene Blumen in

ihrer Frische und Farbe aufzubemahren. In Frankreich wird neuerdings folgendes Ver­fahren zu diesem Zweck angewendet: Man stellt die Blumen in Wasser, in welchem 3 bis 5 Gramm Salmiak aufgelöst sind. Aus diese Weise sollen sie 15 bis 20 Tage frisch erhalten werden.

Ar. 244 des praktischen Wochenblattes für

alle HausfrauenJürs Kaus" (vierteljährlich nur 1 Mark) enthält:

Wochenspruch:

Nach oben steigen die Wipfel all.

Nach oben steigt der Lerche Schall.

O Mensch, da alles nach oben zeigt. Warum ist Dein Herz zur Erde geneigt? O Mensch, gen Himmel fuhr Jesus Christ, Nach oben Dein Wandel im Himmel ist! Der Morgenwind. Ratschläge zur Erzie­hung eines eigensinnigen,herrschsüchtigen, trägen, unliebenswürdigen Kindes. I. Kalte Wasser­kunst. I. Kauft salzfreie Butter. Eine Pfingst« geschichte. Preisfrage Nr. 1. Kindergärtne­rinnen. Auskunftsbureaux. Lampenputzerin- nen. Damenheim. Landwirtschaftliche Schulen im Königreich Sachsen. Handwebeapparat. Bayrisches Bier abzuzapfen. Kalkhaltiges Wasser. Küchengarten. Nicht rostende Spaliernägel. Reseda-Bäume. Empfehlenswerte Bienennähr- flanze. Blühender Waldmeister. Die rechte Seite bei leinenem Gebild-, Jacquard- und Damast-Tafelzeug zu erkennen. Wasserstoff­superoxyd als Bleichmittel. Waldmeisteressenz. Rhabarber für den Winter aufzubewahren. Rei­cher Magdeburger Küchenzettel. Rebus. Auf­lösung des Rätsels in Nr. 241. Fernsprecher. Echo. Briefkasten der Schriftleitung. Anzeigen.

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