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v. Bötticher u. a. Der Kaiser und Prinz Wil­helm sind gestern, Donnerstag, Abend in Kiel angelangt, die Stadt war illumiert, die Vereine bildeten Spalier, überall wurde der Kaiser mit lautem Jubel begrüßt.

Wien, 3. Juni. Fürst Nikolaus von Montenegro ist auf ärztlichen Rat nach Vichy abgereist. Die Berichte von Hochwasser in der Theißgegend (Ungarn) lauten immer alar­mierender. Die Stadt Szegedin ist selbst noch nicht gefährdet, doch ist Gefahr für die nächste Umgebung stetig wachsend.

Aauhen, 29. Mai. Ein hiesiger Kauf­mann, welcher mit Mehl untermischten gestoße­nen Zucker verkauft hatte, wurde nach der Mel­dung derVossischen Zeitung" auf Grund des Nahrungsmittelgesetzes zu zwei Monaten Ge­fängnis verurteilt.

Die Überschwemmungen in Südungarn und Siebenbürgen richten fortwährend große Verheerungen an. In Karlsburg (Sieben­bürgen) sind beinahe 200 Häuser in Folge des Hochwassers eingestürzt oder arg beschädigt.

Uewyork, 3. Juni. Die Zahl der Fenier in Amerika wird auf 8000 geschätzt und die Monatseinnahme des Bundes beträgt 4000 Doll. Die Ausstoßung O'Donovan Rosia's ist nur zum Scheine geschehen, um desto ungestörter weiter arbeiten zu können. Rossa erhielt heute

leidet, wenn eine aus der Schar in leichtsin­niger Pflichtvergessenheit es wagt, sich von den andern abzusondern. Wehe der Unachtsamen, der Uebermütigen, die sich solchen Frevels schuldig macht! Nachdem der Hirsch sie wiederholt zu­rückgerufen, ist er mit wenigen Sprüngen an

eine Höllenmaschine zugeschickt. Er bat um s ihrer Seite, und nun darf sie, trotz aller zart- polizeilichen Schutz, da er Furcht hat, ermordet! lichen Gefühle, die seine Brust schwellen mögen,

zu werden. Der wahrscheinliche Grund der' ..

gegen ihn gerichteten Anschläge ist, daß er die

ihm anvertrauten Gelder mäß verwandt hat.

nicht dem Zwecke ge-

Liebesörnnra im Wcrk-e.

Nachdruck verboten.

Wunderbare, allmächtige Kraft der Liebe Nicht nur den Menschen begeistert und befähigt plötzlich, horch l in^nächster sie zu den herrlichsten Thaten oder reißt ihn zu verhängnisvollen Irrungen hin, auch in der Tierwelt bringt sie die eigentümlichsten Wir­kungen und Wandlungen hervor. Nie reihen sich die Töne der Nachtigall zu so entzücken­den Liedern, als wenn sie dem bräutlichen

Aus Hatzfeldt wird telegrafiert:Die Gefahr > Vogel in zarter Sehnsucht huldigen; nie schim-

an den Begadämmen ist im Steigen; ungeheure Flächen sind überflutet."

Zürich, 4. Juni Ein seltsamer Vorfall auf der Eisenbahn hat wie Schweizer Blätter melden, sich in der Nähe von Bern ereignet. Ein aus Oesterreich-Ungarn herreisendes Ehe­paar wollte sich am 31. Mai mit dem Nacht­zuge von Zürich über Bern nach Genf bege­ben, um in Chambery Verwandte zu besuchen. In der Nähe von Bern wurde die Frau am 1. Juni tot beim Bahnkörper gefunden. Der Mann, der z. Zt. in Bern ist, schlief und ver­mißte seine Frau erst in Freiburg. Die amt­liche Untersuchung ist eingeleitet.

Luzern, 4. Juni. Professor Heim aus Zürich, der das Schächenthal nach dem Berg­sturz besuchte, schätzt die abgestürzte Masse auf 300 000 bis 400 000 Kubikmeter (Bergsturz von Elm 10 000 000, von Goldau über 15 000 000, an den Diablerets 50 000 000 Kubikmeter). Nach Mitteilung der Augen­zeugen verdunkelte die Staubwolke, welche der Sturz verursachte, die Luft so sehr, daß es finstere Nacht wurde und man die ersten Stun­den nachher in der Nähe des Sturzes nur mit Fackeln sehen konnte.

Wrüflel, 3. Juni. Heute nahm die Ar­beiterbewegung plötzlich einen neuen Anlauf. Die Zahl der Streikenden schwillt gewaltig an. Im Becken von Mons war eine Intervention der Truppen zu wiederholten Malen notwendig, wobei zahlreiche Arbeiter verwundet wurden. Mehrere hundert Arbeiterfrauen wurden mit­telst Kavallerie zersprengt. Die offiziellen Berichte konstatieren förmlich die verzwei­felte Stimmung der Arbeiter, welche den Wie­derausbruch der Bewegung, diesmal jedoch in weit schrecklicher Weise, befürchten läßt. Die Regierung entdeckte bedeutende Quantitäten Dy­namit im Besitze der Arbeiter.

Mervyork, 3. Juni. Nach einem aus Chihuahua (Mexiko) eingetroffenen Telegramm entstand in der dortigen Kathedrale in Folge des Brennens einer Altardecke Feuerlärm, wobei einige Kinder getötet und mehrere Frauen ver­wundet wurden.

Hlewyork, 4. Juni. Nach den letzten Nachrichten aus Chihuahua war die dortige Kathedrale, als der Feuerlärm entstand, voll­ständig gefüllt, meistens von Frauen und Kin­dern, welche der Jungfrau Blumenfpenden dar­brachten. Sobald die Flammen am Altar be­merkt wurden, stürzte alles den Ausgängen zu. 2 Frauen und 3 Kinder wurden erdrückt, etwa 30 schwer, viele andere Personen leichter ver­wundet.

mert das bunte Gefieder anderer Waldbewohncr! in herrlicheren Farben, als wenn sie, ihrer Einsamkeit überdrüssig, nach einer Lebensge­fährtin Umschau halten. Der furchtsame Birk­hahn vergißt seine Scheu und beachtet das Nahen des Jägers nicht, wenn er vor den Augen seiner Auserwählten den entscheidenden Zweikampf um ihren Besitz besteht; den Specht, den sonst so nüchternen Arbeiter, be­geistert die Liebe und der Wunsch, dem Weib­chen zu gefallen, zu den drolligsten Kapriolen, ja er wird um ihretwillen zum Künstler und Baumeister, indem er auf sinnreiche Weise das Heim für die zu erwartende Familie herrichtet. Eine runde, glatte Vertiefung in dem Stamm, der ihm für den Zweck geeignet erscheint, wird kunstvoll und beharrlich ausgearbeitet und aus­staffiert, bis sie den weitgehendsten Ansprüchen einer Spechtfamilie an Komfort und Eleganz zu genügen vermag. Alles, was sich im Walde regt, zeigt ein erhöhtes Leben und entfaltet unter dem Einfluß der Liebe zum großen Teil Eigenschaften, die ihm sonst fremd waren Auch der König des Waldes, der Hirsch, "gehorcht der allgebietenden Stimme, auch er wird ein anderer, wenn zarte Gefühle ihn be­wegen. Wer aber sein Liebeswerben beobachten will, muß zur Herbstzeit und in nächtlicher Stunde das grüne Revier betreten. Erst wenn die Sonne hinter den herbstlich gefärbten Bäu­men niedergesunken, wenn der furchtsame Meister s Lampe sein Versteck verlassen hat, um hinaus ins Freie zuwechseln", der Fuchs aus dem sichern Bau geschlüpft ist, um kühnen Aben­teuern nachzugehen, erhebt sich der edle Hirsch mit dem stolzen Geweih, dem Zeichen seiner Mannheit, vom Lager und läßt weithin seinen lauten Ruf erschallen. Wunderbar! auch diesen Ruf hat ihm die Liebe gelehrt, denn zu keiner andern Zeit des Jahres verrät er, daß ihm eine Stimme gegeben; und kaum ist der Schrei erklungen, so erhebt sich auch, der Stimme des Herrn und Gebieters gehorsam, das weib­liche Wild und schart sich um ihn.Der Stär­kere hat Recht." Dieser Grundsatz gilt auch hier, wie in der ganzen Welt, denn nicht nur die eigenen Angehörigen erkennen den Rufen­den als Familienoberhaupt an, sondern auch die andren Hirsche, die der Stolze im heißen Zweikampf überwand. Die ganze Schar folgt dem Sieger, der unter lustigem Umhertummeln, nach dem langen Fasten des Tages behaglich von dem tauigen Grase naschend, den wan­dernden Harem anführt. In solchen Momenten bietet der Wald ein gar schönes, friedliches Bild, das aber nur zu bald eine Störung er­

auf Schonung und Galanterie nicht rechnen in unsanftester Weise und indem er sie ener­gisch seine Uebcrmacht fühlen läßt, bringt sie der stolze Gebieter in die Reihen der Schwestern zurück. Wieder eine kürzere oder längere Zeit, in der der stille Wald nur das traute Idyll der friedlich Grafenden sieht und kein fremd­artiger Laut sein Schweigen unterbricht. Da

Nähe der Schrei eines anderen Hirsches! Neugierig stutzt das Rudel; der Anführer, der die Herausforderung anerkennt, hebt stolz und kampfesfreudig das geschmückte Haupt empor und schreitet kühn mit lautem Schlachtruf dem Feind und Neben­buhler entgegen. Während die Scharen des beiderseitigen Kohlwildes (weiblichen Wildes) sich zu einander gesellen, treten die Anführer einander gegenüber und es entspinnt sich ein Kampf auf Leben und Tod. Mit gesenktem Geweih führen sie furchtbare Stöße gegen ein­ander, in wilder Wut bohren sie die Enden ihrer vielgezackten Waffe dem Gegner in die Seite. Der noch kurz vorher so stille Wald ertönt laut von dem Schlagen und Krachen der Geweihe. Lange schwankt der Kampf, bis endlich der Schwächere im Gefühl der Ermat­tung sich zurückzuziehen versucht; aber mit er­neuter Wut folgt ihm der Sieger, wirft sich auf den fast Wehrlosen und läßt nicht von ihm ab, bis er tot oder schwer verwundet aus dem Platze bleibt. Jetzt richtet sich die maje­stätische Gestalt des Siegers auf; vergessend der Wunden, die auch er im heißen Kampf da­vongetragen, ruft er triumphierend das zitternde Kohlwild, die eigene Schar samt der des Ueber- wundenen, zusammen und läßt mit erhobenem Haupte weithin den Wald von seinem Sieges­rufe widerhallen, um dann im Kreise seiner vermehrten Familie, stolz und behaglich wie ein Pascha, des schwer erungenen Erfolges froh zu werden.

Es ist ein wunderbares, aufregendes Schau­spiel, solch ein Kampf der gewaltigen Tiere im mondbeglänzten Walde, im Beisein der bangen Schar, die sich ihrem Schutze an­vertraut, aber nur eins der unzähligen Dra­men, die die alles bewegende Liebe in Scene setzt. Liebe und Familiensinn! Wer erfahren will, wie diese Gefühle im größten, wie im kleinsten gottgeschaffenen Wesen mächtig sind, der frage nur den stillen Wald; er suche ihn auf zur Hellen Tageszeit und im nächtlichen Dunkel, beim Frühlingswehen, in des Sommers Glut und in des Herbstes Kühle; der be­trachte auf Wegen und Stegen, in Gruben und Höhlen und auf des Baumes Wipfel das Walten der Liebe in tausend und tausend Ge­schöpfen, und bewundere die göttliche All­weisheit.

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