in der Leim- und künstlicher Düngermittelfab­rikation zu den bedeutendsten Deutschlands ge­zählt werden kann. Der Verstorbene gehörte 36 Jahre dem Gemeinderat an, die Gemeinde verliert mit ihm einen treuen uneigennützigen Förderer des Gemeinwesens. Sein Name wird in den weitesten Kreisen in gutem An­denken bleibest!

Laupheim, 6. April. Oberlehrer Elsäßer hat vor einigen Tagen von dem Staatsmini­ster des Kirchen- und Schulwesens ein höchst anerkennendes Schreiben erhalten, in welchem ihm mitgeteilt wird, daß ihm aus Anlaß seines bevorstehenden Ausscheidens aus dem aktiven Dienst die goldene Zivilverdienstmedaille ver­liehen worden sei. Elsäßer tritt nach 50jäh- riger Dienstzeit für die Schule, welcher er mit Hingebung und Eifer sein Leben gewidmet, in den wohlverdienten Ruhestand.

Rundschau.

Aus Dresden, 4. April wird berichtet: Die Elbe hat gestern mehrere junge Menschen­leben als Opfer gefordert. Trotz des bösen Wetters unternahmen am Vormittag 6 Mit­glieder des Rudervereins Triton eine Boot­fahrt nach Blasewitz. Glücklich erreichten sie ihr Ziel und nach einer kurzen Rast im Schil­lergarten traten sie bei verhältnismäßig schwa­chem Winde die Rückfahrt an. Bald aber fing der Sturm wieder heftig zu toben an. In der Nähe >des städtischen Wasserwerkes, nicht zu fern dem Loschwitzer Ufer, wurde das schmale Boot von mehreren Sturzwellen überflutet und derart mit Wasser gefüllt, daß es zu sinken drohte. Da sprangen zwei Ruderer, die Gefahr erkennend, über Bord und hiebei schlug das Boot um. Jene zwei, ein Brüder­paar, die hoffnungsvollen Söhne des Galan- teriewaarenhändlers B. Feiler, kamen nicht wieder zum Vorschein. Ein Dritter, Adolf Schwärig, Inhaber einer mechanischen Werk­stätte und einziger Sohn einer Wittwe, fand gleichfalls in den hochgehenden Fluten seinen Tod. Einem Vierten gelang es, über den Strom zu schwimmen und das Blafewitzer Ufer zu erreichen.

Gotha. Napoleon I. machte zur Zeit von Deutschlands tiefster Erniedrigung von Erfurt aus hier einen Besuch und natürlich Mußte die Stadt illuminiert werden. Ein Transparent an dem ersten Fleischergeschäft der Stadt lautete:Napoleon ist in seinem Fach, was der Metzger Auerbach." Auerbach war nämlich schon damals der größte Schlächter in weitem Umkreis, wie das Geschäft heute noch einen Weltruf genießt. Den kühnen Mann hätte Bild und Wort den Kopf kosten können.

Mainz, 4. April. Nachdem das städtische, Gaswerk in den ersten Monaten des Betriebes für eigene Rechnung der Stadt zuzüglich au­ßerordentlicher Abschreibungen einen Ueberschuß von rund 308 700 geliefert hat, sieht die Bürgermeisterei im Budget 1887/88 eine He­rabsetzung ,des Gaspreises von 22,7 auf 20 , des Kochgases von 15,1 ^ auf

13,5 per Cubikm. vor und hofft dabei 1S5 000 Ueberschuß zu erzielen.

Werkin. In den Werkstätten unserer Münze haben jetzt die Ausprägungen der neuen 20- Psennigstücke aus Nickelmetall begonnen. Es werden solche Zwanzigpfennigstücke überhaupt, wie sich aus dem Etat des Reichsschatzamtes ergiebt, insgesamt etwa 5 000 000 Stück in einem Gesamtwertbetrage von einer Million Mark zur Ausprägung vorläufig gelangen. Das als Prägematerial zur Verwendung gelangende Nickelmetall stellt einen Wertbetrag von etwa 125 000 Mark dar, so daß eine Präggebühr bezw. ein Münzgewinn von etwa 875 000 Mk.

verbleibt. Die der Münze aus dieser Arbeit erwachsenden Prägekosten belaufen sich etwa auf 15 000 Mark, so daß dem Reiche aus dieser Münzmanipulation ein Ueberschuß von etwa 860 000 Mk. verbleibt.

Werkln, 5. April. Der Ausschuß des allgemeinen deutschen Verbandes zur Vertre­tung deutsch-nationaler Interessen beschloß, einen zweiten allg. deutschen Kongreß im Herbst 1889 einzuberufen und gleichzeitig für densel­ben Zeitpunkt die Eröffnung der ersten deut­schen Kolonialausstellung ins Auge zu fassen.

Die französische Regierung sucht alle kommunistischen Kundgebungen zu unterdrücken. So wird nach derKölnischen Zeitung" der Gemeinderat von Sconen bei Paris, welcher den Marseiller Gemeinderat wegen seiner Ver­herrlichung des Kommune-Aufstandes beglück­wünscht hat, ebenfalls aufgelöst werden. Ein gleicher Vorschlag war auch im Pariser Ge­meinderat eingebracht worden; indes hat der letztere, obwohl er sonst mit der Erinnerung an die Kommune liebäugelt, vorsichtiger Weise den Uebergang zur einfachen Tagesordnung beschlossen.

Kaiser Wilhelm soll nach demDaily Chronicle" an den Papst einen Brief gerichtet haben, in welchem er sich für die Sendung eines Deligirten zum 90. Geburtstag bedankt und die Hoffnung ausspricht, daß jetzt nach Beseitigung der Schwierigkeiten zwischen Preußen und dem Vatikan eine Aera religiösen Friedens bald beginnen werde. ImFränk. Cour." liest man:Der künftige Nuntius in München dürfte nicht nur am Hofe in Berlin, sondern auch am Hofe in Karlsruhe und noch anderen deutschen Höfen akkrediert werden. Der Er­nennung des Ersatzmannes für Msg. di Pietro wird nunmehr erst für Mitte Juni entgegen­gesehen."

Aus Westfalen, 3. April. DerMärk. Sprecher" bringt die Abschrift einer kürzlich in den Papieren eines alten Schulzenhofes in Westfalen aufgefundenen charakteristischen Ent­scheidung Friedrichs des Großen auf ein Gesuch um ein Advokatenpatent in Cleve. Das in­teressante Aktenstück lautet buchstäblich:Ich will weder hier noch in Preußen, noch in Pommern u. Magdeburg mehr Advokaten wissen. Denen Clevern und Westfälingern aber, die von Gott und der Vernunft entfernt, und zum Zank geboren sind, muß man um ihres Herzens Härtigkeit willen, so viel Advokaten geben, als sie haben wollen, wofür 200 Reichsthaler in die Rekrutenkasse verlegt werden müssen. Fried­rich. Gegeben Berlin, den 9. April 1749."

Wordhattsen i. G., 4. April. Der so­zialistische Agitator Michelsen, der aus Aschers­leben ausgewiesen ist, wurde heute verhaftet,

Wüdesheim, 1. April. Heute fand die i diesjährige Betriebseröffnung der beiden Nieder­wald-Bahnen statt. Zwischen Rüdesheim und dem Nationaldenkmal verkehren im Monat April täglich 8 Züge in jeder Richtung und auf der Aßmannshauser Strecke nach Bedarf. Im Monat Mai werden die Züge ganz bedeutend vermehrt.

Ein prachtvolles Manuskript aus dem

15. Jahrhundert, ein Leben Jesu, welches Philipp der Gute, Herzog von Burgund, in farbiger Schrift ausgeführt und mit 16 Mi­niaturen geschmückt hat, wurde im Hotel Drouot zu Waris für 10 500 Fr. verkauft.

Ein astronomischer Kongreß wird am

16. April im Observatorium zu Waris er­öffnet werden und sich vornehmlich mit der Herstellung einer Himmelskarte auf photogra­phischem Weg beschäftigen. Zu diesem Zweck wird eine Komisfion ernannt werden, welche

die Arbeiten leiten und von Zeit zu Zeit kon- trolieren wird.

Nächstens kommt in Italien ein ge­schichtlich denkwürdiges Gebäude zur öffentli­chen Versteigerung, nämlich das Benediktiner­kloster Pontida, 10 Kilometer von Bergamo und ebenso weit von Lecco entfernt. Dort ward die Usga Iwwbaräa, der berühmte Bund der lombardischen Städte gegen Kaiser Fried­rich den Rotbart, beschworen. Das Kloster besitzt nebst zahlreichen wertvollen Gemälden einen von Jacopo Sansovino erbauten Hof und eine in gothischem Stile erbaute Kirche.

* 4 ? Monlreur, 5. April. Heute Nacht 1 Uhr brach in eineni hiesigen Mühle-Anwesen durch Unvorsichtigkeit ein Branv aus, welcher mit solcher Schnelligkeit um sich griff, daß er in Zeit von 2 Stunden das ganze Gebäude in Asche legte. Die herbeigeeilte Feuerwehr konnte sich nur noch darauf beschränken, die umliegenden Häuser zu beschützen. Der Schaden beläuft sich auf etwa 200 000 Francs. Viele Arbeiter sind dadurch brotlos geworden.

In Wußland wird alles besteuert, sogar die Pässe für Reisende, welche nach dem Ans­land gehen. Die Steuer soll für einen auf 3 Monate laufenden Paß 30 Goldrubel, für jeden weiteren Monat bis zu einem Jahr 15 und für jeden über ein Jahr hinausgehenden Tag einen Goldrubel für das zweite Jahr betragen. Dann wird das Reisen ein teures Vergnügen.

Aus Wetersöurg wird engl. Blättern berichtet: Herr v. Giers bleibt Minister für ausw. Angelegenheiten. Der Kaiser hat ihn seines vollsten Vertrauens versichert, während Katkow wegen seines bekannten Artikels in der Moskauer Ztg. einen Mißbilligungsausdruck empfieng. Eine förmliche Verwarung, welche als die dritte die Unterdrückung der Zeitung auf bestimmte Zeit nach sich gezogen haben würde, wurde abgelehnt, weil erst vor einigen Monaten durch Verleihung des Wladinirordens 2. Klasse die Verdienste Katkows anerkannt worden sind. Anläßlich des ruff. Osterfestes wird eine besondere kaiserliche Auszeichnung für Giers erwartet.

Aewyork, 4. April. Die Newyorker Anarchisten hielten eine große Versammlung, um Mo st 's Entlassung aus dem Gefängnis zu feiern. Most erklärte, er werde fortfahren, gegen das Privateigentum zu kämpfen.

Hiesiges.

Wildöaö, 7. April. Der hiesige Lieder- kranz überreichte gestern Abend im Vereins­lokal, Gasthaus zumLöwen", seinem neuer­nannten Ehrenmitgliede, Hrn. Stadt­schultheiß Bätzner, anläßlich seines 46. Ge­burtsfestes ein künstlerisch ausgeführtes Diplom. Rede und Gesang würzten die Feier und es verlief der Abend in schönster Harmonie.

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