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Wer das Pulver erfunden hat, wissen wir und man kennt sogar einen und den anderen, der es nicht erfunden hat, nicht einmal die Schießbaumwolle. Wer aber hat das Papier erfunden? Den Mann sollte man doch kennen; denn wir leben ja trotz aller Kriege im papiernen Zeitalter. Das Geld, das heute die Welt regiert, die Kassenscheine, die Staatsschuldscheine, die Aktien, die Wechsel und Anweisungen u. s. w., sind von Papier; die 60 Mill. Gold, die im Juliusthurm in Spandau liegen, würden, wenn es zu Händeln käme, nicht weit reichen, höchstens zur Mobil­machung. Die Presse, die jüngste Großmacht und Vertreterin der öffentlichen Meinung, kämpft und regiert mit Papier, ihre Armeelieferanten sind die Papiermüller und -Fabriken, die be­scheidensten und kokettesten Düten der Welt tEnveloppes) sind aus Papier, die Patronen, deren letzte nach dem Ausspruch Moltkcs im Reichstag eines bösen Tages mehr wert ist als ein Haufen Gold, sind von Papier, man schießt also auch mit Papier; sogar Hundert­tausende von Soldaten, Pferden und Kanonen stehen in manchem Land, z. B. in Rußland, nur auf dem Papier, was an den bekannten Koloß aus thönernen Füßen erinnert. Die allerneueste Industrie macht sogar die Soldaten selbst nicht mehr von Blei und Holz, sondern von gepreßtem Papier und sie sollen sehr schön aussehen und wenig kosten.

Zu dem ThemaKrieg und Frieden", das seit langem alle Gemüter bewegt, wird eine bemerkenswerte Aeußerung des Fürsten Bismarck mitgeteilt. Der Chef eines der größ­ten Weinhäuser in Bordeaux sprach bei dem Fürsten Bismarck vor, der zu den ältesten Kunden des Hauses zählt. Dieses liefert ihm den alten Bordeaux, der sein Lieblingsgetränk ist und vielleicht mit dazu beiträgt, ihn in hohen Jahren frisch und rüstig zu erhalten. Fürst Bismarck gab dem Franzosen einen be­trächtlichen Auftrag. Der Franzose konnte sich nicht enthalten, den Fürsten in direkter Weise wegen der Kriegsgerüchte zu interpel­lieren. Die Antwort des Fürsten lautete durch - aus befriedigend.Wie kann ihnen einfallen," schloß er lachend seine Auseinandersetzungen, daß wir Krieg haben werden! Stünde ein Krieg bevor, so würde ich bei Ihnen keine so große Bestellung machen, sondern mir den Wein selbst aus Frankreich holen". Soweit jene Mitteilung eines Blattes, dem man zu dem lÜAÜ lits recht gute Beziehungen zuschreibt. Ob in dem Wein - Geschichtchen Wahrheit liegt ?

Auf eine Anfrage, ob die Besitzer des Eisernen Kreuzes alsInhaber" oder als Ritter" zu bezeichnen seien, hat die General- Ordenskommission erwidert:Ew. u. s. w. er­widern wir auf die Anfrage ergebenst, daß bezüglich der Frage, inwieweit den Besitzern des Eisernen Kreuzes das PrädikatRitter" gebührt, eine allerhöchste Entscheidung nicht er­gangen ist. Es steht hiernach in dem Belie­ben der beteiligten Personen, sichRitter oder Inhaber" dieser Auszeichnungen zu nennen."

Ein Bauer in Mreitenworliis (Thü­ringen) hatte ein ihm in Pflege gegebenes schwachsinniges Mädchen von 18 bis 20 Jah­ren seit nahezu 8 Wochen in einen Stall ge­sperrt. Die Arms ist jetzt auf Lunipen und Stroh gebettet in einem erbarmungswürdigen Zustand aufgefunden worden. Hände und Füße sind erfroren, ein Fuß war sogar ab­gefault. Kurz nach der Auffindung ist das Mädchen gestorben. Der Bauer befindet sich bereits in Untersuchungshaft.

Aus Korinth, 2. März wird dem W. Fr.Bl. geschrieben: In dem benachbarten Dorfe Jfthmia hat eine furchtbare Explosion von

Schießpulver stattgefunden. Am Bahnhofe zu Jsthmia, der an der Strecke der provisorische», für die Durchstechungsarbeiten des Kanals im Betriebe stehenden Eisenbahn liegt, waren einige Arbeiter beschäftigt, mehrere mit 2000 Kilogr. Schießpulver gefüllte Kisten in Wagen zu laden, als das Pulver, man glaubt durch Unvor­sichtigkeit eines Arbeiters, explodierte. 7 Ar­beiter wurden buchstäblich zerschmettert, 5 Per­sonen schwer und 4 leicht verwundet, darunter der Oberingenieur Maupin.

Wien, 8. März. Trotz der Hinrichtungen in Rustschuk und der französischen Hetzereien gegen die Regentschaft dauert der Glaube an die Wahrung des Friedens an, weil Rußland Uebereinstimmung mit den Mächten sucht.

Mnkarcst, 6. März. Nach hier einge­gangenen Nachrichten wären die wegen des Militäraufstandes in Rustschuk zum Tooe Ver­urteilten mit Ausnahme des Kapitäns Bol- mann, welcher russischer Unterthan ist, und eines andern Offiziers, heute Morgen 5 Uhr in Rustschuk hingerichtet worven. Morgen werde das Kriegsgericht über die am Aufstand beteiligt gewesenen Unteroffiziere und Soldaten das Urteil sprechen.

Italien- (Verhaftete Banditen.) Aus Rom meldet ein Telegramm, daß in Cagliari durch die Carabinieri nach verzweifel­tem Kampfe zwei der berüchtigtesten Banditen, Giovanni Dui und Nicola Eessa, denen seit zwei Jahren über achzig Mordthaten und un­zählige Räubereien zur Last gelegt werden, ver­haftet worden sind. Dieselben sollen auch an dem Ueberfalle eines Postwagens, wobei der Postillon und mehrere Passagiere getötet wur­den, beteiligt gewesen sein.

Hlom, 5. März. Pater Peter Johann Beckx, gewesener Jefuitengeneral, ist gestorben. P. Beckx wurde den 8. Februar 1795 zu Sichern bei Löwen in Belgien geboren und trat 1819 zu Hildesheim in den Jesuitenorden. 1847 wurde er Prokurator der Ord'enspro- vinz Oesterreich, dann von Ungarn, endlich Provinzial für Oesterreich und gewann großen Einfluß auf die innere Politik des Kaiserstaa­tes. Im Jahre 1853 wurde er zum Ordens­general gewählt. Auch als Schriftsteller war er mehrfach thätig und dieOiviltü oatbolioa", das Hauptorgan der Jesuiten, wurde unter seiner Leitung redigiert. P. Beckx ist seit eini­gen Jahren durch den Walliser Jesuiten P. Anderledy ersetzt worden.

Mons, 5. März. (Explosion.) In dem Kohlenbergwerke von Quaregnon hat heute ein schlagendes Wetter stattgefunden. Als die Explosion erfolgte, waren in dem Flötze 150 Arbeiter beschäftigt, von denen bisher 10 gerettet wurden. Die durch die Explosion herbeigeführten Erdstürze sind sehr beträchtlich, die Rettungsarbeiten sind daher schwierig und gehen nur langsam vorwärts.

Avölin, 5. März. Eine bewaffnete Brand­stifterbande hat in der letzten Nacht mehrere mit Heu angefüllte landwirtschaftliche Gebäude in der Umgegend von Roskill (Grafschaft Li­merick) in Brand gesteckt. Der ganze Bezirk war von den Flammen taghell beleuchtet. Die Brandstifter konnten entwischen. Man schreibt das Verbrechen dem Umstande zu, daß meh­rere Pächter ihre Pachtzinse zu bezahlen ge­dachten.

Sofia, 4. März. Nach den hier einge­gangenen Nachrichten ist der Militäraufstand in Rustschuk unterdrückt, die daran beteiligten Offiziere entweder getötet oder gefangen. Die Insurgenten versuchten in Booten sich zu retten, es wurde aber auf sie geschossen und ein Ka­nonenboot verhinderte ihre weitere Flucht. Unter den schwerverwundeten aufständischen

Offizieren befindet sich Oberst Filoff und der Kommandant Uzunoff.

Aekgie». Nachrichten aus dem Henne­gau melden den abermaligen Ausbruch ernster Arbeiterunruhen. Mehrere hundert Arbeiter stürmten das Haus des Kohlenbergwerkdirektors Pannaux in Charnisres, plünderten dasselbe vollständig aus und bedrohten gleichzeitig den Direktor mit dem Tode. Der Direktor gab mehrere Revolverschüsse auf die Arbeiter ab, von welchen einige verwundet wurden. Militär ist nach Eharleroi abgegangen.

Der Kreuzztg. zufolge finvenin Peters­burg e.och immer Verhaftungen wegen nihili­stischer Umtriebe und zwar in Militär- und Marinekreisen statt.

Gold- und Diamantenschätze in Südafrika. (Schluß.)

Am meisten lenken jedoch die unermeßlichen 'Goldlager die Aufmerksamkeit auf sich. Diese sind zum Teil in den letzten fünfzehn Jahren, zum Teil erst in den letzten Monaten entdeckt worden. Ganz Südafrika erfreut sich einer mächtigen Goldfülle. Die Ausbeute haben 50 Aktiengesellschaften übernommen. Es wird in diesem Eldorado der Goldsucher bald kein Dorf mehr geben, das nicht seine eigene Ge­sellschaft von Goldgräbern hätte. Die Anteil­scheine einer solchen Gesellschaft sind sehr teuer. Ihr Nominalwert betrügt blos 20 Mark, der Kurswert ist aber schon auf 1500 Mark ge­stiegen. Zwei arme Bergleute haben durch einen Zufall einen Goldgriff aufgefunden, von dem sie einen Anteil für zwei Millionen Mark verkauften. Nach und nach haben sich in Transvaal 16 000 Goldgräber angesammelt und es befinden sich 1000 Prospektors fort­während auf der Suche nach Goldlagern. Die­ser unermeßliche Reichtum von Transvaal hat sogar zu der Annahme Veranlassung gegeben, daß hier das goldreiche Ophirland zu suchen sei.

Unter solchen Umstünden sollte es unser Bestreben sein, jenes Land den Deutschen immer mehr zu eröffnen, um einen Teil der Schätze in die Taschen unserer Landsleute zu leiten. Freilich, der Arme kann hier nichts beginnen, es sei denn als Angestellter oder Arbeiter. Auch diese werden übrigens sehr gut bezahlt. Kaum ein anderer Weltteil kann dem südafri­kanischen Eldorado an die Seite gestellt wer­den, ungezählte Millionen liegen dort noch ver­borgen und aus dieser Quelle sollten wir schö­pfen, ehe noch die Engländer alle Gesellschaften in ihre Hände gebracht haben.

Bezüglich der Auswanderungsverhältnisse kann sich Südafrika den südamerikanischen Län­dern getrost an die Seite stellen, ja es hat sogar manche Vorzüge vor diesen. Das Klima ist gesund und, was besonders in's Gewicht fällt, die deutschen Auswanderer finden hier in den Boeren ein stammverwandtes Volk. So wie diese niederdeutschen Bauern in jenem ferneren Weltteil einen Staat gegründet haben, der sich als lebensfähig erwiesen hat, ebenso können daselbst oberdeutsche Bauern in einer Reihe von Jahren ein Gemeinwesen bilden. Ja, es wäre sogar den etwas zu konservativen Boeren zu wünschen, wenn sich zu ihnen fort­schrittliche Elemente gesellen würden.

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