(Nachdruck Verboien.)

Unrecht Gut gedeiht nicht. (Mit Bild aus Seite 38.) Mit einem kühnen Satze hat der gewandte Karo dem im Hintergründe des Hofes an der Kette liegenden Phylax einen schönen Knochen von seinem Teller gestohlen und will sich nun damit aus dem Staube machen. Allein das alte Sprichwort: Unrecht Gut gedeiht nicht! soll sich auch in diesem Falle bewähren. Das wüthende Gebell des Phylax macht alsbald mehrere im Hose sich umhertreibende Genossen auf das Geschehene aufmerksam, die kaum den gestohlenen Knochen im Maule Karo's gewahren, als sie auch schon hinter ihm her stürzen. Schon haben, wie unser Bild aus Seite 38 die Scene veranschaulicht, die Nachsetzen­den den Flüchtling ereilt; die Uebermacht ist zu groß, und Karo wird mit Schmerzen dem Alleinbesitze des Knochens entsagen müssen, um den sich nun­mehr ein hitziger Kampf entspinnen wird.

Maria Theresta's Tod. (Mit Bild auf Seite 39) Schon am 15. Oktober 1780 halte Kaiserin Maria Theresia von Oesterreich, da sie ihr Ende nahen fühlte, ihr Testament gemacht, und am 28. November empfing sie, im Lehnstuhle sitzend, die letzte Oelung, worauf sie ihre in Wien anwesenden K>nder emtreten ließ, um von ihnen Abschied zu nehmen, welche ergreifende Scene unser Bild auf Seite 39 darstellt. Zuerst trat Kaiser Joseph, der schon seit 1765 ihr Mltcegent war, an sie heran, ihren Segen zu empfangen, dann wurden auch Erzherzog Maximilian und ihr Schwiegersohn Albert von Sachsen-Teschen, sowie die Erzherzoginnen Marianne, Elisabeth und Marie Christine von der Kaiserin gesegnet und geküßt. Ihr Beichtvater, Prälat Müller, und Leibarzt Störck wohnten ebenfalls diesem Abschiede der Kaiserin bei. In der Nacht vom 28. auf den 29. November verschlimmerte sich ihr Husten derartig, daß man befürchtete, die Sterbende werde den Erstickungsanfall nicht überstehen. Es geschah dies aber dennoch, und erst am Abend des 29. November trat das Ende ein. Um 9 Uhr stand die Kaiserin mit Anstrengung von ihrem Lehnsessel auf und machte einige Schritte gegen ihr Ruhebett, an dessen Rande sie niedersank. Man legte sie darauf, und auf die Bemerkung Joseph's, sie scheine schlecht zu liegen, erwiederte sie:

Ja, aber gut genug, um zu sterben." Das waren Maria Theresta's letzte Worte noch drei oder vier Athemzüge und Oesterreichs große Kaiserin hatte ausgehört zu leben.

Schriftsteller bri der Arbeit.

Viele der größten Schriftsteller und Dichter haben ihre Werke nur schwer und mühsam geschaffen. Gibbon, der große englische Geschichtschreiber, schritt oft Stunden lang ini Zimmer aus und ab, bis er einen ein­zigen Satz so geformt hatte, daß er selbst damit zufrieden war, und aus seinem Tage­buche ist zu ersehen, daß er an manchem Tage nicht mehr als eine Oktavseite seiner Geschichte fertig brachte. Der Naturforscher Buffon arbeitete fast aus dieselbe Weise. Er schrieb keinen Satz eher nieder, als bis er bis zum letzten Buchstaben im Kopfe voll­endet war. Rousseau ferner gesteht selbst in seinen Bekenntnissen, wie mühsam ihm das Schreiben gewesen und wie viele Male er seine Werke verbesserte und umarbeitete. Jo­hannes v. Müller schrieb ebenfalls nicht leicht, und da er immer so kurz wie möglich sein wollte, so gestaltete er das Verfaßte oft zwei- und dreimal um, ehe er es der Oeffent- tichkeit übergab. Börne schrieb äußerst schwer und saß manchmal einen ganzen Tag über einem einzigen Satze. Auch Heinrich Heine, dessen Verse wie dessen Prosa so leicht aus

dem Aermel geschüttelt erscheinen, unterwarf das Geschriebene der ängstlichsten Feile. Dagegen war Goethe ein ungemein rascher Arbeiter. Seine meisten Werke diktirte er bekanntlich und änderte davei selten etwas in der ersten Niederschrift. Götz von Berlichingen, Werther's Leiden, Hermann und Dorothea sind in 4 bis 6 Wochen entstanden. Am leichtesten unter allen Dichtern dieses Jahrhunderts arbeitete wohl Lord Byron; er improvisirte fast nur. SeineBraut von Abydos" ist in 14 Tugen entstanden, und zu einem Gesang seines Don Juan bedurfte er kaum so viel Zeit. Auch Dumas' Vater gehörte zu den G-schwindschriststellern, dagegen schafft (ein Sohn erwiesenermaßen nur langsam und unter großen Mühen. Dasselbe Schicksal theitle Balzac, der mit dem Korrigiren niemals seriig wurde und daher der Schrecken aller Buchdrucker war. Sprichwörtlich wegen der Leichtigkeit ihres Schaffens sind Calderon und Lope de Vega, von denen der Letztere ein Theaterstück an einem Nachmittag schrieb und auf diese Weise die spanische Nationalbühne mit nahezu 2000 Originaldramen versorgte. Walter Scott gehört ebenfalls in diese Ehrengallerie: die Hand des Schreibers, dem er diktirte, konnte ihm gewöhnlich nicht schnell genug folgen, und doch kam es höchst selten vor, daß er hinterdrein etwas änderte. jTh. W.j

Geistesgegenwart einerHallendame". Als der Dauphin von Frankreich (später Ludwig XVI.) von einer schweren Krankheit genesen war, zeigte sich in Paris wie im ganzen Lande die Freude des Volkes (welches unter der Mißwirthschasl der Regierung Ludwig's XV. fast erliegend, von der einstigen Thronbesteigung des edlen Dauphins das Anbrechen einer neuen, schöneren Zeit erhoffte) in wahrhaft rührender Weise zu warm fast für die argwöhnische Gemüthsart des Königs, dem der redliche Thronfolger oft sehr unbequem war! Deputationen folgten auf Deputationen, dem Gene­senen die Freude des Volkes auszusprechen, unter ihnen auch eine Gesandt-

Aus der Instruktion sst undc.

Korpo ral (zurMannschaft): Dieser Gewehrrieme» muß so gehalten werden, daß er mit der Achsel einen rechten Winkel bildet. Wer von Euch weiß wohl, was ein rechter Winkel ist?

(Einjahrig-Freiwilliger meldet sich zum Worte.)

Kord oral: Wie könnten Sie tas wissen? Ich Hab' es Ihnen ja noch gar nicht acsagt! ... Ein rechter Winkel ist, wenn der Riemen accurat jo ist. wie ich es gesagt Hab'. - Also, was ist ein rechter Winkel? Jetzt können Sie's sagen Sie Freiwilliger.

schast, welche ein altes Vorrecht benutzend die Damen der Halle (Fischhändlerinnen) an den geliebten Dauphin abgeordnet hatten. Die Wort­führers» dieser Deputation gab den Gefühlen ihrer Mandanten wie des ganzen Volkes einen besonders beredten Ausdruck, und verflieg sich eben unvor­sichtigerweise zu dem leidenschaftlichen Ausrufe:Ja, Monseigneur, unser Dank gegen die Vorsehung ist ein glühender, unauslöschlicher; denn nur die Hoffnung auf Ihr Leben hält uns ausrecht; ohne Ihre Wiederberstellung wäre Frankreich völlig verloren gewesen!" In diesem Augenblick trat der König Ludwig XV. (der zu horchen liebte) mit einer Miene vernichtenden Zornes in's Zimmer und schleuderte einen furchtbaren Wuthblick auf die kühne Spre­cherin. Diese schrak zusammen, faßte sich aber als echte Pariserin rasch, und nahm mit einer tiefen Verneigung gegen den König ihre Rede wieder auf: Ich sagte, ohne Ihre Wiederherstellung, Monseigneur, wäre Frankreich völlig verloren gewesen! Ja es war verloren! Denn Ihr Verlust hätte einen noch größeren, noch unersetzlicheren nach sich gezogen: der König in seiner zärtlichen Liebe zu Ihnen würde Ihren Verlust nicht überlebt haben!" sL. Z.j Das Pferv des Herzogs von Wellington. In der Schlacht bei Waterloo ritt der Herzog von Wellinglon siebenzehn Stunden lang ein und dasselbe Pferd, einen schöngebauten, kastanienbraunen Wallach. Nach seiner Rückkehr nach England ließ der Feldherr auf seinem Landsitze einen Grasplatz einhegen, wo das Pferd seitdem in vollkommenster Behaglichkeit lebte. Es hatte einen bequemen Stall, eine üppige Waide nnd erhielt täglich zweimal Hafer, der in den letzten Lebensjahren des Thieres geschrotet wurde. Die Herzogin reichte ihm täglich ein Stück Broo, und dieser Beweis von Wohl­wollen gewöhnte das Thier, sich jeder weiblichen Gestalt mit freundlichem Zu­trauen zu nähern, was besonders nach dem Tode der Herzogin der Fall war

In seinen guten Tagen hatten sich begeisterte junge Frauen manches Haar aus seiner Miene und seinem Schweife erbeten, um es in Medaillons und Ringe zu fassen und wie eine Reliquie sorgsam aufzubewahren. Im Jahre 1836 endlich starb das Thier, über siebenundzwanzig Jahre alt, nachdem es in letzter Zeit vor Atter schwach und hinfällig geworden war. Es wurde mit militärischen Ehren beerdigt, einige Tage später aber während der Stacht heimlich wieder aus- gegraven und seiner Hufe beraubt, die der nie entdeckte Thäter wahrscheinlich als theures Andenken an den Herzog und sein Schlacht­roß seinem Familienmuseum einverleibt hat.

sM. L.j

Verschiedene Meinung. Auber, der berühmte Komponist, blieb sein Leben lang Junggeselle. Seinen Haushalt führte mehr als fünfzig Jahre eine und dieselbe Dienerin, welche dadurch natürlich im Lause der Zeit einen großen Einfluß auf den Kom- ponfften gewann und ihn denselben auch ost

genug empfinden ließ. Der gute Auber hatte ' " krc .

sein Hauskreuz, ohne verheirathet zu sein. Eines Tages brummte sie wieder in einem fort über die viele Arbeit.Nun ja, Sophie," sagte Auber endlich gutmülhig,Sie haben gewiß Ihre liebe Noth, aoer sehen Sie mich einmal an, ich arbeite auch anstrengend ge­nug."Sie?" höhnte die Haushälterin. Das ist wahrlich zum Lachen! Eine große Arbeit in der That, bei der man fortwährend auf seinem Stuhl sitzen bleiben kann!" jL. M.j Nocy höher. Kaiser Karl IV., der Luxemburger (1346 bis 1378), hatte einen tapferen Mann, Namens Hans Panzer, zum Ritter geschlagen. Als aber derselbe mit eini­gen Anderen sich aus den Straßenraub ver- . .. . legte und dabei gefangen wurde, sprach der

Kaiser:Dieser ist neulich erst von Uns zum Ritter geschlagen worden, dieweil er aber damit nicht vergnügt ist, müssen Wir ihn noch höher machen!" Und er ließ ihn sammt seinen Spießgesellen aufhüngen. s.N s

Ein braver Mann ist gern bereit.

An jedem Ort, zu jeder Zeit Die Zweite zu genießen.

Doch wenn die Erste wonnig glänzt Und reich mit Blüthenschmuck bekränzt Die Bäume und die Wiesen,

tzharade.

Wenn rings die Frühlingsblumen bltihn, Und hell der Laube srisches Grün Ihm winkt im Sonnenglanze:

Dann setzt mit doppelt heit'rcm Sinn Er sich vergnügt zur Zweiten hin Und preist das schön: Ganze.

der Charade: ohne Arbeit.

Auslösung folgt in Nr. N.

Auflösungen von Nr. 9: Fingcrhut; des B i ld er-Rät h s el s:

F. Müller-Saalseld.

Keine Lebenssreudigleit

Alle Rechte Vorbehalten.

Verlag von Ehr. Wildbrett in Wildbad. Redigirt, gedruckt nnd heranSgegeben vor. Hermann Schön'ein in Stuttgart