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die Wiederaufrichtung des Königreichs Hannover sammt Braunschweig unter dem welfi- schen Fürstengeschlecht und die Auslieferung der Deutschen Westpreußens, Polens und Oberschlesiens an die Herrschaft der Polen (nach böhmischem Muster.) Alles dies ist nur von einem Sieg Frankreichs über Deutschland zu erwarten und veshalb müssen diese Parteien daraus hinwirken, einen solchen zu erleichtern, d. h. die Reichsregierung auf alle Weise zu schwächen, teils durch die Saat des Anfriedens im Volk, teils durch Vermehrung der parlamentarischen Opposition und ihrer Rechte gegenüber der das Reichsinteresse vertretenden Regierung, teils durch Verringerung der Wehrfähigkeit Deutschlands. Als Mantel dient ihnen dabei das Streben nach Freiheit, Autonomie u. s. w. Und es ist dafür gesorgt, daß das Volk einen Wolf in diesem Schafpelz nicht erkenne und ihn wirklich für ein harmloses Lamm hält und sich dazu hergiebt. Arm in Arm gegen die eigene Regierung zu marschieren. So sagt „am Vorabend der Wahlen" Eduard Hartmann in der Gegenwart".
— Die Franzosen, so wird aus Brüssel gemeldet, kaufen jetzt massenhaft Pferde in Belgien. Die Tiere werden durch Spezialzüge und die gewöhnlichen Züge vom Brüsseler Südbahnhof aus befördert.
Straßburg, 14. Februar. Die Haussuchungen in Straßburg, Mühlhausen, Metz, Barr und anderen Orten haben vielfach Leiter von Turn- oder Schützenvereinen, Feuerwehren u. s. w. betroffen, die mit der Patriotenliga in Verbindung stehen. In Mühlhausen fanden sechs, in Straßburg eine, in Hagenau zwei Verhaftungen statt. In Straßburg ist außerdem ein Elsäßer verhaftet worden, welcher überführt wurde, Mitteilungen über Arbeiten in den Forts u. s. w. nach Frankreich verschickt zu haben.
Mühlhausen, 16. Febr. Der Direktor der Spinnerei Gerhardt in Maasmünster, Jordan, wurde heute wegen politischer Umtriebe ins Bezirksgefängnis eingeliefert. Eine Kaution von 20 000 ^l, welche der Fabrikbesitzer für Freilassung des Direktors bot, wurde, laut Depesche der „Fr. Ztg." zurückgewiesen.
Saarburg, 16. Febr. Seit gestern Abenv brennt der Flecken Dagsburg. Die Gefahr, daß der ganze Ort abbrennt, liegt bei dem herrschenden heftigen Winde und dem Wassermangel sehr nahe. Es wurde telegraphisch sowohl von Pfalzburg, Zabern, als auch von hier Hilfe verlangt. Heute Morgen 10 Uhr waren schon 80 Häuser vollständig abgebrannt. Verluste an Menschenleben sind, soweit bis jetzt bekannt, glücklicherweise nicht zu beklagen.
Wien, 17. Febr. Ministerpräsident v. Tisza und der Minister für Landesverteidigung, Freiherr v. Ferhervary drückten gestern Abend im Finanzausschuß die Hoffnung auf die Erhaltung des Friedens aus und be- zeichneten die Kreditvorlagen für militärische Zwecke lediglich als notwendige Folge pflichtgemäßer Vorsicht. Wie verlautet, sollen von den Delegationen fünfzig Millionen verlangt werden. Die Delegationen sind heute auf den 1. März einberufen.
Wies, 17. Febr. Das Laibacher Theater ist heute Morgen total niedergebrannt; die Familie des Theatermeisters, die vom Erstickungstod bedroht war, mußte mittelst 'Leitern vom zweiten Stocke herabgeholt werden; von der Bibliothek und der Garderobe ist wenig ge- rertet; Menschen sind nicht verunglückt. Der Brand ist wahrscheinlich nach der Vorstellung in Folge von Unvorsichtigkeit entstanden.
Htom, 16. Febr. Der König erließ an die in Afrika stehenden Truppen einen äußerst
belobenden Tagesbefehl und sandte dem Kriegsminister 120 000 Frcs. zur Gründung eines Fonds für die Unterstützung armer Familien von gefallenen und dienstuntauglich gewordenen Soldaten.
Dublin, 16. Febr. Unweit von Ballpcar, Grafschaft Cläre, wurde gestern Abend aus einem Hinterhalte auf den Gerichtsvollzieher und zwei Polizisten geschossen. Alle Drei wurden verwundet. Elfterer tötlich. Die Thäter sind noch unermittelt.
London, 17. Febr. Aus Konstantinopel 15. ds. wird gemeldet: In gut unterrichteten Kreisen wird versichert, Radowitz habe den bulgarischen Abgesandten eröffne!, daß im Falle der Ergebnislosigkeit der Verhandlungen Rußland Bulgarien unter Zustimmung Deutschlands und Oesterreichs besetzt werde. Gestern lief auch ein Gerücht von der wahrscheinlichen Besetzung Bulgariens durch Rußland um, allein man wußte nicht, ob Rußland wirklich diese Absicht habe oder ob das Gerücht blos zu dem Zwecke verbreitet worden sei, um die bulgarische Regierung einzuschüchtern und sie zu veranlassen, das ganze Programm Zankoffs anzunehmen.
Kapstadt, 17. Febr. Der Afrikaforscher Holub ist in hilflosem Zustande in Shofhong, Betschuanaland, angekommen. Sein Lager zwischen Bangwelosee und dem Zambesifluß wurde während seiner Abwesenheit von Einge- borenen angegriffen, Zoldnerf?) daselbst ermordet.
H>hiladekphia, 16. Febr. Der Kandidat der Republikaner, Fitter, ist mit einer Mehrheit von 20 000 Stimmen zum Bürgermeister gewählt worden.
Zwischen Paris und der deutschen Grenze.
Jene Karte, entworfen vom württembergi- schen Major a. D. v. Tröltsch und im Auftrag der deutschen Partei in Stuttgart von der dortigen Hofbuchdruckerei zu Gutenberg gedruckt und in Verlag genommen, ist allerdings geeignet, jedem, auch dem verbissensten Fractionspolitiker die Augen darüber zu öffnen, daß die Rüstungen Frankreichs an der deutschen Grenze einen ungeheuren Maßstab angenommen haben. Es ist von dieser Karte, auf welcher die Truppen und die Festungen der Franzosen zwischen Paris und der deut-i scheu Grenze dargestellt sind, schon mehrfach die Rede gewesen, sie ist nach den besten, meistamtlichen Angaben gearbeitet und wir ratenallen unseren Lesern dringend, jsich diese Karte, die um nur 10 Pfennigeim Comptoir chieses Blattes zu haben ist, zu kaufen, um sich dieselbe dann genau zu betrachten. Sie giebt zu denken, wenn man überhaupt noch denken will und sich nicht dabei begnügt, vom hohen Roß harab, parteiblind, in die Welt hinauszurufen: „eine akute Kriegsgefahr ist nicht vorhanden." Mm, es ist keine Kriegsgefahr vorhanden, wenn ganz Europa in Waffen starrt, wenn jeder einzelne Staat Millionen und immer neue Millionen für sein Heer aus- giebt, wenn ein wahrer Wettlauf unter den zivilisierten Völkern besteht, wer das beste, das mörderischste Gewehr, wer die schärfste Spreng- i masse sein eigen nennt, um im Fall des Krieges die meiste Wahrscheinlichkeit für sich zu haben, den Gegner zu vernichten! Es ist keine Kriegsgefahr vorhanden, auch dann nicht, wenn in Frankreich in Tausenden von Zeitungen, in öffentlichen Reden, in Büchern und Broschüren, wenn schon in der Schule fortwährend zur Rache gehetzt und das ganze Volk dazu geradezu erzogen wird dereinst mit Deutschland noch einmal und dann bis auf den letzten Mann ringen zu müssen! Herr Baumbach weiß
das alles besser als der Graf Moltke und der Fürst Bismarck! Herr Baumbach erklärt: es ist keine akute Kriegsgefahr vorhanden. Bescheiden, wie wahrhaft große Leute es zu sein pflegen, sagt Graf Moltke dagegen: die fortgesetzten großen Rüstungen der europäischen Staaten müssen mit Naturnotwendigkeit zu einer Explosion führen. Und der Reichskanzler fügt hinzu: der Krieg kann in 10 Tagen ebenso gut wie in 10 Jahren ausbrechen.
Und dann werfe man, diese inhaltsschweren Aussprüche zweier wahrhaft großer und anderer kleiner Männer im Gedächtnis, einen Blick auf die Tröltsch'sche Karte und überzeuge sich, daß an der ganzen Grenze gegen Deutschland, gegen Belgien und die Schweiz entlang Festung an Festung, ein Sperrfort am andern liegt und die französischen Besatzungen überall nach Tausenden zählen! Nicht das heißt „ein frevelhaftes Spiel treiben", wenn man im jetzigen Wahlkampf bei Erörterung des Septennats auf die Möglichkeit, auf die Wahrscheinlichkeit, ja auf die Gewißheit hinweist, daß eher oder später ein neuer Zusammenstoß zwischen Frankreich und Deutschland erfolgen muß. Das „frevelhafte Spiel" im furchtbarsten Sinn des Wortes treiben vielmehr die, welche es auch jetzt noch wagen, sich vor das Volk hinzustellen, die Arme unterzuschlagen und zu behaupten:
Hier handelt es sich nicht um die Heeresvorlage; die Rechte des Volkes stehen auf dem Spiel! Die Rechte des Volkes: Welches ist das erste und heiligste von allen? Die Wahr- ,
heit! Und fdiese giebt man dem Volk, wenn ;
man es auf die Gefahren, die seiner Existenz, seinem Bestand drohen, hinweist; man enthält sie ihm vor, wenn man es mit seichten nichtssagenden Phrasen über den ganzen großen Ernst der Lage, in welcher es sich befindet, hinwegzutäuschen sucht! Die Kriegsgefahr ist vorhanden, ein einziger Blick auf die Tröltsch'sche Karte muß jedem denkenden Menschen die feste Ueberzeugung beibringen, daß die Zeit kommen wird, in der wir mit jenen Tausenden an der französischen Grenze zu ringen, eine der Festungen nach der anderen zu nehmen haben werden. Beten wir heute schon zum Himmel, daß er uns Deutschen dann gnädig sein möge!
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Nr. 20 der in Konstanz erscheinenden bellettristischen Zeitschrift „Deutsche Heimat" - bringt ein interessantes Preisrätsel, für des- " sen Lösung folgende Preise ausgesetzt sind:
1. Preis: 100 Mark bar; 2. Preis: 50 Mark bar; 3. und 4. Preis: je ein vollst. Jahrgang 1886 der „Deutschen ^ Heimat" in Prachtband; 5 und 6. Preis: je ein eleg. geb. Exemplar des Romans „Fürst und Bettler" von Mark Twain.
Die Namen der Löser bzw. Gewinner werden s. z. veröffentlicht. Den Lösungen, welche bis zum 21. März entgegengenommen werden, ist die Quittung über ein Abonnement auf das laufende Quartal der „Deutschen Heimat beizufügen. Abonnements (vierteljährlich > nur IM. 20 Pf.) nehmen alle Buchhandlungen und Postanstalten jederzeit entgegen.
ZO-L'-- Mit zwei Beilagen betreffend: ReichstagSWaHl.