Amtsblatt für die Stadt Wit'öbad.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

-t Kinurrözrvcrnzigster Jahrgang. I

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Uro. 71.

GenerallieutenanL v. Haben da Haar

Dem am 30. August in Wildbad verstorbenen Gencrallieute- nant und württ. Militärbevollmächtigten v. Faber du Faur widmet die Nordd. A. Z. folgenden ehrenvollen Nachruf: Als nach den Ereignissen von 1866 die Beziehungen Preußens zu den deutschen Regierungen in neuen Verträgen zu Schutz und Trutz auf dem Fuße gegenseitigen Vertrauens geregelt wurden, ward der damalige Oberstlieut. v. Faber du Faur nach Berlin entsendet, um hier als militärischer Vertreter Württembergs die Annäherung seines Heimathlandes an den Norden auf militärischem Gebiete zu vermitteln und vorzubereiten. In jenen Tagen,da es Früh­ling worden in Deutschland", als württ. Stabsoffiziere in den hiesigen Garderegimentern kommandirten, war der militärische Vertreter Württembergs in der alten württ. Uniform, mit dem lang herabwallenden schwarzen Barte, eine eigenartige für die damalige Zeit so recht karakteristische Erscheinung in der Haupt­stadt des jungen norddeutschen Bundes. Am k. Hofe sowohl, wie in den gesellschaftlichen Kreisen Berlins fand Hr. v. Faber all­seitig die herzlichste Aufnahme, seine Stellung erleichterte sich ihm um so mehr, als er einerseits getragen war von dem vollsten Vertrauen seines Königs, andererseits in seiner eigenen Überzeu­gung das Heil Württembergs wie Gesammtdeutschlands nur in der engen bundesstaatlichen Vereinigung der deutschen Stämme erblickte. In diesem Sinne zu wirken war er unablässig bemüht, und als die, wenn auch geahnten, so doch überraschend schnell ein­tretenden großen Tage des Jahres 1870 heranbrachtn, war Oberstlieut. v. Faber berufen, in der Erfüllung der militärischen Bündnißpflichten Württembergs ein wichtiges Bindeglied zu sein. In seinen Erinnerungen verweilte der nun Verstorbene gerne bei einer Unterredung, die er in jenen Tagen der hochgehenden natio­nalen Bewegung mit dem Reichskanzler hatte, in dessen Hause Hr. v. Faber mit seiner Familie ein gern gesehener Gast gewor­den war. Während der Unterredung, welche sich auf die gesammte politische und militärische Aktion Württembergs erstreckte, lief von einer neutralen Großmacht ein Telegramm an den Kanzler ein, welches demselben die Erhaltung des Friedens an das Herz legte und sofort die Beantwortung dahin fand, daß die Adresse an Preußen und den noddeutschen Bund nicht die richtige sei, da die Friedensstörung nicht von Deutschland ausgehe, welches sich nur zur Abwehr und Vertheidigung rüste. Oberstlieutenant v. Faber wohnte im Hauptquartier der III. (kronprinzlichen) Armee dem Feldzuge dienstlich bei und war Zeuge der erhebenden Stunde, in welcherder Traum von Jahrhunderten, das Sehnen und Ringen der jüngsten Geschlechter" im Spiegelfaale des Versailler Schlosses seine Erfüllung finden sollte. Nach dem Kriege fiel dem Oberst v. Faber die Aufgabe zu, an der praktischen Herstellung des militärischen Anschlusses Württembergs an das Reichsheer, wie die Versailler Verträge ihn vorgesehen, mitzuwirken. Das Vertrauen, welches ihm gleichmäßig an den höchsten Stellen in Berlin und Stuttgart gezollt wurde, kam ihm dabei nicht minder zu Statten, wie seine eigene karaktervolle Gesinnung, welche ihn, der mit vollem treuem Herzen an seiner schwäbischen Heimath hing, dennoch den Sinn stets auf das Große, Ganze richten ließ. In wenigen Gegenden Deutschlands war die Kaiseridee so mächtig und wirksam geblieben als in Württemberg, wo der Hohenstaufen das unvergängliche Denkmal deutscher Größe war. Herr v. Faber, der von seiuem Könige bald nach dem Kriege auch in den Bundes­rath des deutschen Reiches berufen wurde, war ein begeisterter Träger jener alten Kaiser-Tradition. Ohne der Würde seines Königs, der berechtigten Selbstständigkeit seines Heimathlandes auch nur das Geringste zu vergeben, sah er deren Wohl und

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Wehe doch im engsten Anschluß an Kaiser und Reich beschlossen. Wie es bei unseren süddeutschen Landsleuten so vielfach der Fall, daß sie das preußische Wesen schützen lernen, sobald sie ihm näher getreten und seine Früchte erkannt haben, so auch der nun Ver­storbene, der voller Wärme und Verständniß für PreußensGe­schichte sonder Gleichen", für die Armee und ihre ruhmvolle Ent­wicklung war. Sein Einfluß führte den jungen Adel Württem­bergs unter die preußischen Fahnen, Württemberg dient, wer dem Reiche dient, wie denn auch die württ. Kadetten nach Lichterfelde entsandt wurden. Wenn er auch in seinem Herzen allewege gut Württemberg" war, daneben stand ihm die Erin­nerung an die Zeit, da Schwaben des Reiches Sturmfahne trug. Vielen Besuchern des Reichstags wird die hohe stattliche Gestalt in Erinnerung sein, welche fast in keiner Sitzung fehlte. Das Wort hat General v. Faber, wenn wir nicht irren, nur einmal zu einer kurzen Erklärung bei Berathung des württ. Militäretats ergriffen; sein Wirken war nicht für die Oeffentlichkeit. Aber die Art, wie der Reichskanzler den bescheidenen Mann begrüßte, ließ doch erkennen, daß dieser Gruß nicht nur dem württ. General und Bundesrathsmitgliede galt. Se. Majestät der Kaiser hatte den Verstorbenen mit dem Stern zur 2. Klasse des Kronenordens, vor wenigen Jahren mit dem Rothen Adlerorden 2. Kl. mit Brillanten geehrt; nicht minder erfreute General v. Faber sich der huldvollen Zuneigung Sr. kais. und königl. Hoheit des Kron­prinzen. Im Februar des vergangenen Jahres erlag seine Gattin, geborene v. Valois, einer langwierigen Krankheit, Mit ihr erlosch die Sonne in seinem Leben, die hohe Gestalt schien gebrochen und gebeugt. Wohl sah man ihn im letzten Frühling noch am Bundes­rathstisch im Reichstag, zu Roß im Thiergarten und auf dem Tempelhofer Felde, bald aber brach die Krankheit, eine schnelle Abnahme der Kräfte, auch über ihn herein. Nur mit Mühe konnte er unter der treuen Pflege seiner Töchter in das von ihm alljährig aufgesuchte heimathliche Wildbad im Schwarzwalde über­führt werden, welches er nicht mehr verlassen sollte. Ein treuer Sohn Württembergs, ist er in seiner schwäbischen Heimath ent­schlafen. Deutschland aber darf ihn den Männern beizählen, die, wenn sie in der politischen Bewegung unserer Zeit auch nicht in vorderster Linie gestanden, an der Gestaltung unserer Reichsver­hältnisse dennoch in ehrenvollem Antheil Mitwirken durften. General v. Faber ist in seinem verhältnißmäßig bescheideneren Wirkungs­kreise der lebendige Träger des Gedankens der innigen treuen Vereinigung des Südens mit dem Norden gewesen; der Kaiser und sein Kanzler haben ebenso wie König Karl von Württem­berg ihm bis an sein Lebensende hohes Vertrauen bewahrt. Möge es Deutschland, möge es Württemberg niemals an solchen Männern fehlen Ehre seinem Andenken!

Württemberg.

Stuttgart, 2. Sept. Zu der Beerdigung des so rasch ver­storbenen württ. Mlitärbevollmächtigten in Berlin, des General­lieutenants v. Faber du Faur auf dem hiesigen Pragfriedhof rückte gestern Nachm, das 2. Bat. des 7. Jnf.-Reg. Nr. 125 unter Führung von Major Freiherr v. Stetten aus, um dem ver­storbenen General die letzten militärischen Ehren zu erweisen. Der reichgeschmückte Sarg trug Helm und Degen des Verstorbenen und als besondere Zierde einen Kranz, auf dessen schwarzrotem Bande in goldener Schrift zu lesen war:Von den Offizieren des K. Kriegsministeriums."

Das Programm für den großen Zapfenstreich, der am Abend des 19. Sept. zu Ehren des Kaisers stattfinden wird, ist in der Hauptsache festgestellt. An demselben beteiligen sich

Samstag, den 5. September