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Amtsblatt für' öie SLcröL WiL'öbclö.
Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.
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Llrv. 8. Samstag, den 17. Januar 3.888.
Are Grrrn»r:öung Wurrrpff's.
Arankfurt, 14. Jan.
Das größte Aufsehen macht der gestern Abend noch in früher Stunde (zwischen 8—9 Uhr) verübte Mord an dem Polizeirat Rumpfs, einer Persönlichkeit, die sich der allgemeinsten Achtung erstellte. Mehrere Verhaftungen haben bereits stattge- funden, um die Thäterschnjt zu ermitteln. Die Mordwaffe, welche gegen Rumpfs geführ wurde, wird als Aantiger Dolch bezeichnet. Die Erdolchung Numpsf's erfolgte direkt vor dem Eingang in seine Behausung in einem vor dem Hause befindlichen Garten.
Ueber die Ermordung liegen nunmehr folgende nähere Mitteilungen vor:
Dr. Rumpfs wohnte Sachsenlager (einer Verbindungsstraße zwischen Grüneburgweg und Gartenweg) Nr. 5. Am 13. gegen 6 Uhr Abends hatte das Dienstmädchen Rumpff's einige Einkäufe in dem Spezereiladen an der Ecke des Grüneburgwegs besorgt und kehrte in der Dunkelheit nach Hause zurück. Das Gebäude Nr. 5 im Sachsenlager liegt nahe beim Gärtnerwcg, und ist, wie seine Nachbarn, so gebaut, daß es ein kleiner Vorgarten von der Straße trennt, während die Hausthüre auf der rechten Seite des Hauses in der Mille angebracht ist. Als das Mädchen durch die Gartenpforte tritt, gewahrt sie, nahe vor der Thüre, direkt an der Wand des Hauses einen Mann liegen. Sie glaubt einen Betrunkenen vor sich zu sehen und, sich fürchtend, geht sie die wenigen Schritte nach dem Spezereiladen zurück, um dort das Mädchen zu bitten, sie an dem Betrunkenen, der den Weg zur Thüre versperrt, vorbei bis an ihr Stockwerk zu begleiten. Jetzt erst, als sie mit der Freundin sich der liegenden Gestalt nähert, entdeckt sie in derselben ihren Herrn. Er schlägt die Augen auf und erkennt sie, vermag aber nicht zu sprechen; der aus einer Wunde in der Herzgegend Blutende haucht in ihren Armen, auf den Steinfliesen hingestreckt, sein Leben aus. Im Parterre des Hauses wohnt der Hauswirt, Herr Privatier Bertels. Wohl durch seine Vermittlung wurde die Polizei und Herr Kreisphysikus Dr. Wilbrand von dem Vorfall in Kenntniß gesetzt. Des Letzteren Untersuchung hob jeden Zweifel, ob der Verstorbene vielleicht doch eines natürlichen Todes — Schlaganfall, Blutsturz — gestorben sei. Ein scharfes Instrument, konstatirte er, hatte ins Herz getroffen. Daher auch der schnelle Tod. Da, wie die Untersuchung festgestellt hat, die an der Mauer befindlichen Blutspritzen nach dem Gartenthore zu gerichtet sind, so schließt man daraus, daß der Mörder seinem Opfer gefolgt sei. Um sicher zu gehen, mag er Herrn Rumpfs angerufen haben; derselbe drehte sich dann aller Wahrscheinlichkeit nach herum und empfing in diesem Augenblicke den tötlichen Stoß. Ferner ist festgestellt worden, daß Dr. Rumpfs um halb 8 Uhr sein Bureau im Polizeipräsidium verlassen hat nnd sich geradewegs nach Hause begeben haben muß, da derselbe bereits um 8 Uhr tot vor seinem Hause gefunden wurde. Eine Polizeibeamter, der etwa um dieselbe Zeit das Polizei-Präsidium verließ, wie Herr Dr. Rumpfs, will in der Nähe des Clesern Hofs drei Männer bemerkt haben, die ihm auch scheinbar folgten und dann verschwanden. Das Polizeipräsidium hat eine Belohnung von 3000 Mark demjenigen zugesichert, welcher durch seine Mitteilungen zur Ueberführung des Thäters wesentlich beiträgt.
Interessant ist es, daß der Ermordete in Freundeskreisen öfters auf die Gefahren, welche ihn bedrohten, aufmerksam gemacht wurde, dieselben jedoch stets gering schätzte. Daß man ihm mit einem Dolch oder einem Revolver zu Leibe gehen werde, hielt er für ziemlich ausgeschlossen, weil die Wirkung derselbe
wie er meinte, eine zu unsichere sei; dagegen befürchtete er, daß man ihm einmal eine Dynamitpatrone ins Zimmer werfen könne. Er hat sich darin getäuscht.
Bezüglich der Zeit und des Ortes der That schreiben Frankfurter Blätter noch folgendes: Allerdings ist im Sachsenlager, eine breite, nur dünn bewohnte Straße, der Verkehr wenig lebhaft; am lebhaftesten aber in der Zeit von 7 bis 8 Uhr. Wie überall machen die Briefträger und Zeitungsträger in dieser Zeit ihre letzten Bestellungen. Die Metzger gehen gewöhnlich um diese Zeit von Haus zu Haus, um die Hausfrauen nach ihren Wünschen für den folgenden Tag zu fragen. Die Dienstmädchen holen aus den Spezereiläden, was noch für das Nachtessen und für den nächsten Morgen gebraucht wird. Die Beamten und Geschäftsleute kommen nach Hause, Herren und Damen eilen in die Vereine, Versammlungen, Kränzchen rc. Kurz, gerade um diese Zeit sind meistens mehr Leute auf der Straße, als sonst während des ganzen Tages. Das Sachsenlager mündet dazu in zwei um die fragliche Zeit mindestens ebenso belebte Straßen (Gärtnerweg und Grüneburgweg); das Haus, in welchem Herrn Dr. Rumpfs wohnte, liegt von dem breiten Gärtnerweg etwa zweihundert Schritte entfernt. Und unter allen diesen, für einen Mord auf der Straße höchst ungünstigen und gefährlichen Umständen — wie man meinen sollte — wird das Verbrechen verübt, und Niemand sieht. Niemand hört etwas, ja noch um 9 Uhr wird in dem gegenüber liegenven Hause vom Dienstmädchzn erzählt, Herr Polizeirat Rumpfs habe, als er seinen Vorgarten betreten, einen Schlaganfall erlitten und sei gestorben. In diesem gegenüber liegenden Hause erfuhr man erst um V-12 Uhr, daß der Mord stattgefunden.
Der starke Schneefall von gestern Abend hat jede Spur des Meuchelmörders verwischt, wodurch der Nachforschung nach dem Verbrecher ein wichtiges Hülfsmittel entzogen wurde. Neues ist heute gar nicht bekannt geworden. Ob unter den vielen, noch während der Nacht Verhafteten der Verbrecher sich befindet, ist gänzlich zweifelhaft.
Württemberg.
Leonberg, 13. Jan. So viel man hört, sind bis jeßt über 7000 freiw. Beiträge für die ev. Kirche in Weil der Stadt eingegangen. Wenn mancher für Kunst und Wissenschaft oder Denkmäler größere Geldopfer bringt, so dürften andere, welche der Himmel mit Glücksgütern gesegnet hat, sich berufen fühlen, mit reichen Mittel auch dem neuen Gotteshause, welches zu Ehren des 400jährigen Gedenktags Luthers erbaut werden soll, zu be- thätigen oder Stiftungen zu machen; ihre Namen würden für allezeit im Grundstein der Kirche verewigt bleiben.
Ilntereschach, 10. Jan. Gestern hatte sich in unserer Nähe eine wohl 40 Köpfe starke Zigeunerbande häuslich niedergelassen. Damit waren aber unsere Bauern, die von den unsaubern Gesellen in üblicher Weise belästigt wurden, durchaus nicht einverstanden, sie versuchten vielmehr die Bande weiterzuschaffen und da dies auf gütlichem Wege nicht gelang, machten sie es wie anderwärts, bewaffneten sich mit Heugabeln und Dreschflegeln und trieben, unterstützt von einigen dazu gekommenen Landjägern, die ganze Gesellschaft seewärts.
Rundschau
Mannheim, 13. Januar. Ein Massenmord unter einer Schafherde, welche in der Nähe der hiesigen Kompostfabrik im Pferche standen, wurde Sonntag nachts von zwei Hunden verübt, die zur nächtlichen Bewachung dieser städtischen Anstalt von dem