lichen Behältnisse- und Entnahme eines bereits in den Verwahr der Post übergegangenen Objekts. Dem Angeklagten Trottner wird Betrugsversuch in der angegebenen Richtung sowie Verleitung eines Beamten zu straswidrigen Handlungen unter Versprechen von Geschenken zur Last gelegt. Rau wirkte hiebei mit, bezw. leistete Beihilfe. Der angeklagte Postsekretär gibt die ihm zur Last gelegten schweren Verfehlungen im allgemeinen zu, er will dem Drängen des Rau. an dem von ihm als Betrug erkannten Vergehen sich zn beteiligen, nach langem Ueberlegen endlich nachgegeben haben, weil er durch Kartenspiel (auch anderwärts im Schwarzwald greift das nicht genug zu verurteilende Hochspielen recht um sich I I) etwa 2 bis 3000 Mark Verlust gehabt und auch durch Rennwetten und durch eme schwere Krankheit seiner Krau in Not geraten sei. An eine gelegentliche Wiederholung will der Angeklagte nicht gedacht haben, die ihm zugesicherte Belohnung von 50 Mk. hat er nicht erhalten, da das betroffene Wettbureau den erzielten Gewinn nicht auszahlte, sondern stutzig wurde und Anzeige bei der Post erstattete. Der Angeklagte Rau gibt ebenfalls zu, tm Bewußtsein der Gesetzwidrigkeit seiner Handlungsweise den ihm befreundeten Postsekrelär Kaufmann, nachdem er sich ohne Erfolg vorher noch an einen anderen Postbeamten in Ealw gewendet hatte, zu der Mitwirkung veranlaßt zu haben. Von dem Inhalt der unterschobenen Weltaufträge behauptet er keine Kenntnis gehabt zu haben. Der dritte Angeklagte, Trottner, gibt an, er hätte die betrügerische Manipulation gar nicht notwendig gehabt, wenn die Pariser Auskunft eine halbe Stunde früher in Calw angelangt wäre, im übrigen gibt er die Betrugsabsicht zu, ebenso die im Einverständnis mit Rau durchgeführte Verleitung des Kaufmann zu Amtsverbrechen. Der Staatsanwalt hatte gegen Kaufmann eine Gesamtstrafe von 1 Jahr Gefängnis, gegen die beiden anderen Angeklagten eine Gefänglklsstrafe von je 10 Atonalen, sowie bei allen drei Angeklagten Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte beantragt. Das Urteil lautete gegen Kaufmann aus 1 Jahr Gefängnis, gegen tue beiden anderen Angeklagten auf je 6 Monate Gefängnis; von der Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte wurde abgesehen.
Der Pächter des Gasthauses zum Engel in Euppingen, OA. Münfwgen, Metzger Matthäus Käst, hat sich wegen mißlicher Verhältnisse erhängt.
In Willsbach. O.A. Weinsberg machte sich der anderthalb Jahre alte Knabe des Gipsers Deininger mit dem Schürhaken am Ofen zu schaffen und blieb damit am Rost hängen. Durch das Zerren stürzte der Ofen plötzlich ein, sodatz das Kind darunter zu liegen kam. Es zog sich durch das im Ofen befindliche kochende Wafer solch schwere Brandwunden zu. Laß es unter gräßlichen Schmerzen seinen Verletzungen erlegen ist.
In einem Ort» des Jagsttales soll eine Wasserleitung errichtet werden, zu der denn auch di« Arbeiten schon vergeben sind. Da entdeckt man, daß man vergessen hat, die — Quellen und Wiesen dazu zu kaufen! Nun kostete. etwas mehr. — Wie großartig die Leistungen der Musikkapelle in einem Städtchen des mittleren Kochertals sind, zeigte sich vor wenigen Tagen, als sie mit klingendem Spiele durch di« Straßen der Stadt marschierte, denn die alte Stadtmauer wurde durch der Töne Harmonie so erschüttert, daß ein Teil davon einstürzte.
Ich antwortete nicht darauf. Aber am vierten Lage hatten, wie gesagt, die eben erwähnten Erwägungen ein milderes Gefühl in mir wachgerufen. Es mußte eine Entschuldigung geben... so tief gesunken, so schlecht, wie ich anfangs glaubte, konnte dieses schöne Geschöpf doch nicht sein.. ."
»Und wenn es gekommen wäre, wie Sie dachten ... ich begreife nicht, welchen Ausweg Sie im Auge haben konnten?"
Daniel Götz lächelte düster.
„Ich sehr, daß Sie nie geliebt haben, wie ich liebe. Sonst müßten Sie wissen, daß Liebe alles vergeben kann unter gewissen Voraussetzungen. Ich bin reich und unabhängig — es gibt ferne Länder, wo man sich niederlassen kann, um zu sühnen..."
„Daran konnten Sie im Ernste denken? Einer Frau Ihren Namen geben, die .. ."
„Nur zwei Dinge konnten mich von ihr trennen: Verrat und Gemeinheit. Daß ich in meiner Liebe zu hoch von ihr gedacht, zeigte mir übrigens jener Besuch sogleich. Keine Reuige, sondern eine stolz strahlende Lriumphatorin kam mir entgegen. Und obwohl meine Worte ihr zeigen mußten, daß ich etwas wußte, fiel es ihr nicht ein, mir ein offenes Bekenntnis abzulegen. Nur durch das jähe Geständnis
Bei Jgersheim, OA. Mergentheim, haben Hunde von der Herde des Schäfers Wagner nicht weniger wie 22 Schafe zerrissen. 7 Stück fehlen außerdem.
Auf dem Ulm er Bahnhof wurde ein Hilfsaufseher von einer unbeachtet daherkommenden Maschine überfahren und getötet. Er hinterläßt eine Witwe mit 3 Kindern.
Spaichingen, 6. März. Das 7 Jahre alte Töchterchen Hedwig des Zimmermeisters Johs. Bühler, das mit andern Kindern in der Nähe einer Brandstätte spielte, fing mit den Kleidern Feuer und erlitt schwere Brandwunden, sodaß der Zustand des Kindes sehr ernst ist.
Aus dem Aeictze.
Baden-Baden, 6. März. Das Hotel zum Russischen Hof hier, im Besitze des Hoteliers Otto Hirsches, ging in der gestrigen Versteigerung in das Eigentum des Herrn Ignaz Mörch in Groß- Lichterfelde um den Preis von 720000 Alk. über.
Berlin, 6. März. Die Kommission des Reichstags zur Beratung der Duellfrage nahm heute einstimmig einen Kompromißantrag der Nationalliberalen und des Zentrums an, wonach bei frevelhaftem Verschulden des Zweikampfs an die Stelle der Festungshaft Gefängnisstrafe von gleicher Dauer tritt. Neben der Gefängnisstrafe kann auf den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.
Berlin, 6. März. Die Ostmarkenzulage für Postbeamte wurde im Reichstage abgelehnt.
Berlin, 6. Mürz. Wegen Beleidigung des deutschen Kronprinzen verurteilte die vierte Strafkammer des Landgerichts 1 Berlin den Schriftsteller Hans Leuß zu einer sechsmonatigen Ge- fangsstrafe. Die Beleidigung wurde ln einem Artikel der „Welt am Montag" vom 14. Januar erblickt mit der Ueberschrft: „Wilhelm der Letzte"! Der Mitangeklagte, Redakteur Scholtz, wurde freigesprochen. In dem Artikel wurden die Telegramme des Kronprinzen an Deimling und den Obersten v. Reuter besprochen. Der Gerichtshof schloß die Oeffentlichkett wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung aus.
Berlin, 5. März. Der Muttermörder Gustav Gödicke ist heute vormittag in einem Privatlogis, wo er die letzte 'Nacht zugebracht hatte und bereits durch sein scheues Wesen ausgefallen war, auf Anzeige desLoglSmhabers, der in den Morgenzettungen das Signalement gelesen hatte, verhaftet worden. — Die „B. Z. am Mittag" meldet, der Hausdiener Gödicke habe eingestanden, seine Mutter am Sonntag vormittag erschossen zu haben. Er habe ständig Streit Mit feiner Mutter gehabt, aus deren Wohnung er seit 3 Atonalen nicht mehr herausgekommen sei. Er habe auch die Absicht gehabt, einen Arzt, Dr. Großmann, der ihn vor 7 Jahren operiert hatte, sowie seme beiden verheirateten Schwestern ums Leben zu bringen.
Aus dem Ausland.
Wien, 6. März. Nach einem Telegramm aus Wallenftein in Kärnten ist endgültig auf dem Jagdgebiet des Fürsten Henckel der sogenannte Bauernschreck in Gestalt eines ausgewachsenen Wolfes erlegt worden.
Wien, 5. März. Bei Gomagoi in Tirol wurden 2 Offiziere, 2 Fähnriche und 11 Mann vom 3. Landesschützenreglment durch eme Lawine verschüttet. Von den Mililärstattonskommanöos in Meran, SchlanderS und Bozen sind Rettungs
expeditionen abgegangen, die mit den Bergungsarbeiten bereits begonnen haben. Nach späteren Nachrichten konnten sich 1 Offizier und 4 Mann retten. Die übrigen 15, darunter 2 Offiziere und 2 Fähnriche, sind tot.
Paris, 7. März. Die Reservisten der Gegend . von Montbeliard erhielten vor einigen Tagen irrtümlich Mobilmachungsbefehle. Die Untersuchung ergab, daß ein Postbeamter der Urheber dieser Mobilisierung war. Er hatte aus Versehen einen für die Militärbehörde bestimmten Briefsack geöffnet und die darin enthaltenen Mobilmachungsbefehle den Reservisten zugestellt.
Paris, 6. März. Im Hafen von Arcachon ist das Fischerboot „Gyp" gekentert. Sechs Mann der aus neun Köpfen bestehenden Besatzung sind ertrunken.
Triest, 5. März. (Das albanische Fürstenpaar auf der Fahrt in sein Reich.) Der Fürst und die Fürstin von Albanien trafen heute vorm. 9.05 Uhr hier ein und wurden mit fürstlichen Ehren empfangen. Die österreichischen und die fremden Schiffe, darunter das deutsche Kriegsschiff Breslau, hatten große Flaggengala angelegt und salutierten wiederholt berm Eintreffen und bei der Weiterfahrt des Fürstenpaares. Zum Empfang hatten sich der Statthalter Prinz zu Hohenlohe, die Spttzen der Behörden, die Geistlichkeit, Vertreter der albanischen Missionen und der albanischen Kolonien eingefunden. Auf dem Bahnhof stand eine Ehrenkompagnie, deren Musikkapelle die albanische Hymne anstimmte. Der Fürst und die Fürstin wurden vom Statthalter begrüßt. Der Fürstin wurden mehrere prächtige Blumensträuße überreicht. Das Fürstenpaar begab sich sodann mit Begleitung un Automovil zur Landungsstelle des „Taurus" und fuhr mit Dampsboot zur Kriegs- . yachl, überall von einer großen Menschenmenge stürmisch begrüßt. — Von der Kriegsyacht „Tau- < rus" begab sich der Fürst von Albanien auf das österreichisch-ungarische Schlachtschiff „Tegethoff", wo ihm sämtliche Schlffskommandanten des österreichisch-ungarischen Geschwaders vorgestellt wurden. Sodann besichtigte der Fürst den englischen Kreuzer „Gloucester" und den französischen Kreuzer „Brmz".
Stockholm, 5. März. In den beiden Kammern des Reichstags wurde folgendes Schreiben des Königs verlesen: „Da ich aus Sorge für die Sicherheit des Reiches heraus, die meine königliche Pflicht ist, mich veranlaßt gesehen habe, dem Volke Gelegenheit zu geben, durch 'Neuwahlen zur zweiten Kammer seine Ansicht über die Verteidigungsfrage auszusprechen, habe ich beschlossen, den Reichstag aufzulösen und im ganzen Reiche Neuwahlen zur zweiten Kammer anzuordnen. Ich werde später die Zeit bestimmen, wann der Reichstag aufs neue zusammentreten soll.,,
Petersburg, 4. März. Auf den Putilo- werken sind heute 15 000 Arbeiter in den Aus- ftand getreten, um dadurch gegen die Vorschrift zu protestieren, den heutigen Gedenktag der Befreiung der Bauern nicht zu feiern. In der Schrapnellröhrensabrik wurde heute früh der Chef , der Werksiätte, Gardehauptmann v. Stahl, hinterrücks von einem Meister überfallen und durch > 2 Schläge mit einer eisernen Stange auf den ^ Kopf getötet. Der Mörder flüchtete und warf sich in eine elektrische Maschine, von der rr zermalmt wurde. Es handelt sich um einen persönlichen Racheakt.
Mexiko, 6. März. Hier geht das Gerücht, daß Huerta in Kürze von der Präsidentschaft
ihrer Liebe suchte sie mich irre zu machen. La ! ging ich. Später wurde ich abermals milder. Als ' man mich verhaftete, war ich entschlossen, sie zu schonen — tam die Wahrheit ohne mein Zulun an den Tag, gut. Wenn nicht, wäre ich anstatt ihrer ins Zuchthaus gewandert. Erft als mich, die Auffindung der Leiche belehrte, daß man den! Verdacht planmäßig aus mich zu lenken versucht halte, begriff ich, was Mabet Henderjon für ein Weib ist. . . oder wenigstens, was aus ihr geworden ist in Len letzten drei Atonalen I — Ich bin zu Ende. Was Sie auch über meine Schwäche denken mögen — meine Aussage enthält nichts als die lauterste Wahrheit, daraus mem Wort als Kavalier."
Wäre es auf Scheidewein angekommen, er hätte Götz sofort in Freiheit setzen lassen, so fest war er von der Richtigkeit seiner Angaben überzeugt.
Aber der Staatsanwalt war anderer Meinung. Er war ein alter Junggeselle, der im Weibe stets nur das Hebet der Welt erblickt hatte. Des Barons Angaben erschienen ihm lückenhaft und in der Motivierung ganz und gar unglaubhaft. Viel wahrscheinlicher schien es ihm, daß die Henderson zwar den Mord begangen habe, Götz aber als
er bestand deshalb darauf, ihn in Haft zu behalten.
(Fortsetzung folgt.)
Sonntagsgedanken (7. März.)
Erhebung.
Wir brauchen einen Tag zum in die Tiefe und in die Höhe leben. Je mehr du in seinen Stunden dich in die Höhe zum Ewigen fühlst, desto tiefer, lichter und umspannender wird dein Menschtum sein. Ja, Gipfeltage der Stille und des Friedens, der Helle und Weihe, des Dichftndens zu dir selbst, öu Gott und den Menschen, zu Schönheit und Freude: das seien deine Feiertage und über deinem Leben wird die Sonne flehen. Reinhold Braun. *
* »
Entreiß dein Herz dem Sturm der Sinne, der Wünsche treulos schwankem Spiel, dem dunklen Drange seiner Minne, gib ihm ein unvergänglich Ziel; auf daß es, los vom Augenblicke, von Zweifel, Angst und Reue frei, sich einmal ganz und voll erquicke, und endlich, endlich stille seil
Emanuel Geibel.