worden ist, an einerBesprechung der Orientfrage" (Anregung des Grafen Berchtold) teilzunehmen, die Vorverhandlungen soweit gediehen, daß die Besprechung bevorsteht. Die Dinge werden so ver­laufen, daß Graf Berchtold den in Wien beglaubigten Vertretern der Mächte nunmehr genauer die Ge­sichtspunkte darlegt, von denen seiner Ueberzeugung nach eine Erörterung der Lage aus dem Balkan auszugehen hätte. Diese Mitteilungen erfolgen also in Wien und direkt vom Grafen Berchtold an die fremden Diplomaten. Das Ergebnis der Unterhandlungen wird entscheidend sein. Eine Konferenz in Konstantinopel ist nicht mehr be­absichtigt.

Wilhelmshöhe, 2V. Aug. Heute vormittag machten der Kaiser und die Kaiserin einen Spazier­gang. -- Der LondonerDaily Chronicle" be­spricht in einem Leitartikel die Besserung im Be­finden Kaiser Wilhelms. Das Blatt schreibt, daß der Kaiser nunmehr ein Vierteljahrhundert an der Spitze der besten Armee stehe und doch nicht das Schwert gezogen habe, und fährt fort: Er ist ein Herrscher, den Europa in der jetzigen Zeit schlecht entbehren könnte, ein Herrscher von edler Gesinnung, der es als eines der größten Merkzeichen seiner Regierung betrachten würde, wenn wir glauben, daß es geschehen wird die beiden verwandten Nationen Deutschland und England ihre Mißver­ständnisse beseitigten.

Gelsenkirchen, 30. August. Auf der Zeche Alma II" Schacht 5 der Gelsenkirchener Berg­werksaktiengesellschaft ist gestern abend 8 Uhr eine Arbeitsbühne, auf der sich sechs Arbeiter befanden, über 16 m tief auf die Zechensohle abgestürzt. Fünf Arbeiter wurden getötet, der sechste schwer verletzt. Die Leichen konnten geborgen werden.

Berlin, 29. Aug. Die Morgenblätter ver­öffentlichen Auszüge aus den in diesen Tagen erscheinenden unveröffentlichten Briefen Gust. Frey­tags über die Krankheit und den Tod des Kaisers Friedrich. Die Briefe enthalten mancherlei bisher unbekannte Einzelheiten auS der Geschichte des schicksalschweren Jahres 1888.

Danzig, 30. Aug. Bei einem Wasserflug von der Marineflugstation Putzig aus stürzte ein Albatros-Doppeldecker über dem Meere ab. Der Führer, Oberingenieur Loew, wurde leicht verletzt, während die beiden Begleiter schwere Verletzungen davontrugen.

Dresden, 30. August. Generalfeldmarschall v. Bock und Polach stürzte gestern bei der Parade mit dem Pferde. Ueber seine Verletzungen ist noch nichts Bestimmtes zu erfahren.

Aus Augsburg wird über einen tragischen Ex­zeß berichtet: Während des Marktes in Erding kam es, als der Alkohol seine Wirkung getan hatte, zu Streitigkeiten. Einer der Raufbolde stieß mit einem scharfen Messer gegen den Kopf eines Post­beamten und schnitt ihm fast das halbe Ohr weg. Das Ohr hing nur noch lose herab. Der Postbote riß hierauf seelenruhig das Ohr ganz ab und warf es auf den Tisch zwischen die Streitenden mit den gemütlichen Worten:Do könnts das Ohr- waschl a no hab'n!"

Saarburg, 38. Aug. In dem Dorfe Dreiähren ereignete sich ein schrecklicher Unglücks­fall. Dort war ein Landwirt damit beschäftigt, mit einer Mähmaschine Hafer zu schneiden. Zwei seiner Kinder kamen dabei der Maschine zu nahe. Einem 6jährigen Knaben wurde dabei der Kopf vom Rumpfe getrennt und einem 5jährigen Mädchen beide Arme abgeschnitten. Das Kind starb nach kurzer Zeit.

Aus dem Ausland.

von Bülow hat dem Züricher Präsidenten des Bundesrats nunmehr die Bestätigung der Ein­schränkung des Besuchsprogramms des Kaisers überbracht. Das nunmehrige Besuchsprogramm ist als endgültig anzusehen.

Bern, 29. Aug. Der Bundesrat hat die amtliche Mitteilung erhalten, daß der Besuch des Kaisers bestimmt stattfindet. Mit einigen kleinen Aenderungen und unter Fortfall des Gebirgsaus- flugs ist das Programm wie folgt festgestellt worden: Die Anordnungen für den 3. u. 4. Sept. bleiben unverändert. Am 5. Sept. (Donnerstag) wird der Kaiser mit einem schweizerischen Sonder­zug ins Manövergelände fahren und mit dem­selben Zug etwa um 11 Uhr vormittags nach Zürich zurückkehren, anstatt, wie vorgesehen, sogleich nach Bern zu fahren. Am Donnerstag nachmittag und Freitag vormittag bleibt der Kaiser in Zürich zur Erholung. Freitag mittag 12 Uhr erfolgt die Ab­fahrt im kaiserlichen Hofzug nach Bern, wo die Ankunft um 2 Uhr 30 nachm, vorgesehen ist. Während der Fahrt von Zürich nach Bern findet Frühstückstafel im Hofzug statt. Am Freitag abend 8 Uhr erfolgt die Abfahrt von Bern zur Rückreise nach Konstanz über Zürich und Schaff­hausen. Die Ankunft in Konstanz wird am Sams­tag vorm. 9 Uhr erfolgen.

Wien, 29. Aug. In Nordtirol stießen auf der Straße von Kitzbühel nach Mittersüll zwei Automobile infolge falschen Ausweichens zusammen. Beide Wagen wurden völlig zertrümmert. Zwei Herren und eine Dame, deren Namen, wie das Berliner Tagblatt meldet, bisher noch nicht fest­gestellt werden konnten, wurden schwer verletzt.

Gastein, 29. Aug. Der deutsche Reichskanz­ler v. Bethmanu-Hollweg wird voraussichtlich zu Anfang der nächsten Woche Gastein wieder ver­lassen. Trotz ungünstigen Wetters hat er gestern eine Partie auf den 2 500 Meter hohen Raukogel unternommen.

Amsterdam, 29. Aug. Das mittlere Hol­land ist von einem furchtbaren Unwetter heimge» sucht worden, besonders die Gegend um Haag, Utrecht und Rotterdam, wo große Verheerungen angerichtet wurden. Viele Schiffe in den Häfen sind gesunken, Menschenverluste sind anscheinend nicht zu beklagen. Auch ein deutscher Schleppkahn der Westfälischen Transportaktiengesellschuft zu Dortmund soll gesunken sein.

Toulon, 29. Aug. Infolge der am 13. Aug. an Bord des PanzerkreuzersVöritö" vorgekom­menen Panik wurde» 60 Deckoffiziere und Offiziere sowie 100 Mann bestraft.

London, 29. Aug. Heute aus Norwich ein­gelaufene Berichte schildern den furchtbaren Zu­stand der Vernichtung und des Elends. Der Eisen­bahnverkehr steht still. Tausende von Obdachlosen haben sich in Sckulen und Kapellen einquartiert. Verschiedentlich ist das Wasser in die Zimmer ein­gedrungen. Die Polizei rettet in Ruderbooten die Einwohner bedrohter Häuser. Die Beamten der Wasserwerke befürchten, daß Mangel an Trink­wasser eintritt, und haben die Bevölkerung ermahnt, so wenig wie möglich zu verbrauchen, da die Pump­werke durch die Ueberschwemmung außer Betrieb gesetzt sind. D.er Schaden an den Gemüsegärten ist ungeheuer. Auch Tausende von Kanarienvögeln, derentwegen Norwich berühmt ist, sind umgekommen.

gm unrerrrcyreren oipwmauicyen Periontichkeit ex, halten habe, daß der Frieden viel näher sei, M die ital.-offiziöse Presse zugeben will. Die Unter­händler der beiden Länder, die sich gestern in Evian am Genfer See und in Lausanne getroffen haben, haben in den schwierigsten Punkten des Friedensproblems eine Verständigung erreicht nämlich: 1) wird Italien darauf verzichten, daß daS Annektionsdekret im Friedensvertrag erwähnt wird, 3) wird die Türkei darin einwilligrn, daß die Türken sich in einer Gegend der Cyrenaika konzentrieren, wo sie nach Abschluß de» Waffen­stillstands bis zur endgültigen Regelung der An­gelegenheit verbleiben werden, 3) Italien wird eine hohe Entschädigung für die sogenannten Dominialländer in Tripolis bezahlen, 4 ) Italien würde nach Beendigung der Feindseligkeiten die Inseln, die es im Aegäischen Meere besetzt hat, räumen, wenn die Bedingungen für diese Räumung und die Bedingung über die Besetzung des Hinter­landes von Tripolis festgestellt sein werden.

Rom, 29. Aug.Meffagero" veröffentlicht ein Interview mit einer hervorragenden österreichi­schen Persönlichkeit, demzufolge der Friede zwischen Italien und der Türkei bevorsteht und innerhalb weniger Tage zum Abschluß gelangen soll.

Tripolis, 29. Aug. Der Gouverneur von Tripolis, General Caneva, hat gestern seine Ur­laubsreise nach Italien angetreten.

Aus Stadt, Bezirk und Nachbarschaft

Wildbad, 31. Aug. Das heurige Bezirks­missionsfest findet Sonntag den 1. September in Neuenbürg statt. Beginn: nachmittags 2 Uhr. Redner: Pfarrverweser Reusch-Feldrennach (früher Missionar in Indien), Missivnsprediger Mum (Afrika), Missionar Zwißler (China). Die Fest­lieder werden in der Kirche ausgeteilt werden. Eröffnen wird der Posaunenchor des Neuenbürger Jünglingsvereins.

Am 16. August wurde die Arbeilslehrsrin Riegel an der Volksschule in Wildbad in den wohlverdienten Ruhestand versetzt.

(Der kälteste Augusttag seit 17751), Der diesjährige August hat inbezug auf das niedrig­ste Tagesmittel bereits eine erste Stellung errungen,f indem das Wärmemittel am 5. d. M. mit 15,c Grad das niedrigste in der seit 1775 geführten Temperaturchronik ist. Das zweitniedrigste Mün­dige Wärmemittel wurde im August 1896 mit 16,3 Grad, das drittniedrigste am Sonntag den I I. d. M. mit 16,5 Grad verzeichnet, sodaß der August 1912 mit 2 ungewöhnlich tiefen 24 ständi­gen Tagesmitteln kaum so bald wieder übertroffen werden dürfte. Ein 24stündiges Wärmemittel unter 17 Grad findet sich nur noch im August 188s mit 16,6 Grad.

Zürich, 30. August. Der deutsche Gesandte

grundverschieden wie sie waren, jetzt eine Entfrem­dung bemerkbar machen, sie durfte durch seine Schuld nicht größer werden; und hätte er sich nicht selbst verachten müssen, wenn er des Bruders; Vertrauen so arg verriet? Mochte sein Herz auch noch so heiß und stürmisch verlangend klopfen, er fühlte sich Mann genug, um der Leidenschaft nicht Gewalt über Ehre und Gewissen einzuräumen, er hörte nicht auf dis Stimme der Versuchung, die ihm zuflüsterte, daß es feige wäre zu fliehen fliehen hieß in dem Falle den Kampf gegen das eigene Herz nicht ausgeben, aber Flucht allein konnte ihn und Charlotte zum Siege führen.

Tief atmeno lehnte er sich an den Stamm der alten Akazie; in ihrem Schatten hatte der Knabe gespielt, harmlos, glücklich, an ihre knorrige Rinde preßte der Mann die glühend heiße Stirn, bis es schmerzte, als wollte er durch ein körperliches Weh das leidvolle Ringen beschwichtigen, das seine Brust durchwühlte.

Der Nachtwind strich leise durch die Zweige, ein paar gelbe Blätter fielen herab, der Mond sah durch zerrissenes Gewölk, rings umher in der Natur Friede Friede. (Forts, folgt)

Tschita, 29. Aug. Gestern nachmittag gegen 1 Uhr entgleiste der sibirische Expreß ca. 80 Werst westlich von Tschita. Prinz Heinrich von Preußen mit Gefolge und sämtliche Passagiere blieben un­verletzt, trotzdem alle Wagen, bis auf einen, aus den Schienen gelaufen und die Schienen zum Teil nicht unerheblich beschädigt waren.

Konstantinopel, 29. Aug. Die Montene­griner überschritten die türkische Grenze und haben Karrkal und Mokra angegriffen. Der Kampf dauert noch an.

New-Aork, 30. August.Sun" meldet aus Panama: Hier geht das Gerücht, das 50 ameri­kanische Marinesoldaten in Nikaragua getötet worden seien. Dasselbe Blatt meldet aus Washingten, daß 18000 mexikanische Rebellen Amos angegriffen hätten. Dabei sollen 300 Rebellen gefallen sein.

Die Meldungen aus Marokko lauten höchst unbestimmt. Es ist unmöglich, genaue Nachrichten aus Marrakesch zu erhalten. General Lyautey hat den Antrag von freiwilligen Emissionären ange­nommen, die sich erboten haben, nach Marrakesch zu gehen, um mit El Hiba in Unterhandlungen zu treten. Die unter Oberst Mangin stehenden Truppen sind bereit, jeden Angriff der Anhänger El Hibas abzuweisen und diese zu verhindern, nach Fez oder der Schauja oder Magazan vorzudringen.

Italienisch-türkischer Krieg.

Paris, 29. Aug. Das Echo de Paris be­hauptet nach Auskünften, die es von einer besonders

In Calmbach läßt Herr Alfred Gauthier durch Architekt Karl Junge einen auf 100000 Mk. zu stehen kommenden Fabrikneubau erstellen.

Zu geselligem Zusammensein anläßlich der Wiederkehr des Gedenktages von Sedan erläßt der Bezirksobmann und der Vorstand deS Militärvereins Neuenbürg Einladung aus Mon­tag den 2. September, abends 8 Uhr in das Ver­einslokal (Brauerei Holzapfel) in Neuenbürg.

In Calw wurde gestern der im 67. Jahr verstorbene Schullehrer a. D. I. M. Kimmerle unter zahlreicher Beteiligung von Verwandten, Kollegen und Freunden zu Grabe getragen.

Hirsau, 28. August. Heute nachmittag 3'/' Uhr überflog in beträchtlicher Höhe ein bemannter Ballon in der Richtung nach Weilderstadt unser Tal. Infolge seiner Höhe konnte er lange Zeit beobachtet werden. Erhandelt sich jedenfalls uin den BallonWürttemberg", der in Straßburg aufgestiegen ist und auch über Wildbad gesehen wurde.

Altensteig, 31. Aug. Die Obsternte wird bei uns und in der ganzen Umgebung außerordent­lich günstig ausfallen. Ueberall sieht man »nt Früchten vollbehängte Aepfel- und Birnbäume, die unter ihrer Last oft zusammenzubrechen drohen. Auch Zwetschgen gibt es sehr reichlich. Die Gönne fehlt noch den Früchten, um sie zur richtigen Reise zu bringen.

In Aichelberg ereignete sich unter den dor­tigen Kurgästen ein Todesfall. Es starb dort w seinem 82. Lebensjahr der Kunstmaler Karl Bauerte aus Stuttgart, einst ein vielgefeierter Porträt­maler. Die Leiche wurde gestern nach Stuttgart überführt.

Schönmünz ach, 28-Aug. Die Lustkurgäste, die sich in diesem Jahre noch zahlreicher als früher hier und in den großen Hotels auf der Höhe ew- gefunden haben, sind infolge der nassen und kalten Witterung zum großen Teile wieder aus de« Schwarzwalde abgereist.