haben Rückhalt an Balkanstaaten, die längst auf! der Lauer liegen. Da ziehen also weitere Gefahren für den äußeren Bestand der Türkei herauf.

Konstantinopel, 6. Aug. Die Mitglieder des jungtürkischen Komitees, die der gestern aufgelösten Kammer angehört haben, beschlossen, das Auflösungs- Dekret nicht anzuerkennen, das Parlament als weiter bestehend zu betrachten und die Kammer nach Adrianopel zu verlegen.

Konstantinopel, 6. Aug. Infolge der fortdauernden Agitation der Komitee-Partei für den Fortbestand des gesetzlich geschlossenen Par­laments wurde durch kaiserliches Jrade der Be­lagerungszustand über die Hauptstadt verhängt.

Die Meldung aus Cettinje, daß die monte­negrinische Regierung der Türkei ein Ultimatum gestellt habe, wird im türkischen Ministerium des Aeußeren dementiert, doch gibt man zu, daß die Beziehungen zu Montenegro sehr gespannt sind. Die montenegrinische Regierung hat die Rekla­mation des türkischen Gesandten wegen des letzten Grenzzwischenfalls dahin beantwortet, daß sich kein montenegrinischer Soldat auf türkischem Ge­biet befinde. Die bedauernswerten Grenzzwischen­fälle seien die Folge der ständigen schweren Provo­kationen durch die Türkei, die die strittigen Grenz­fragen noch immer nicht im beiderseitigen In­teresse beigelegt haben.

In Chicago wurde vorgestern der National­konvent der Fortschrittspartei eröffnet. Roosevelt wurde mit stürmischen Ovationen empfangen.

Tokio, 5. Aug. Von der Anteilnahme des Volkes während des Todeskampfes des Kaisers werden merkwürdige Einzelheiten berichtet. Eine Anzahl Männer legte an einem Altar ein Bitt­gesuch um Gesundung des Kaisers nieder, das sie mit ihrem Blut unterschrieben hatten. In Jokinoshita tauchten allmorgendlich 300 Leute in die See, um sich zu reinigen, damit ihr Gebet Erhörung finde. Vor dem Palast des Kaisers hockte ein barbeiniger Mann, der die Arme auf der Brust gekreuzt hielt. Auf jedem Ellbogen und auf jedem Knie wiegte eine brennende Kerze, während er unaufhörlich betete. Viele Hunderte umlagerten mit brennenden Laternen den Palast und drückten die Stirn in den Sand. Als der Tod des Kaisers bekannt wurde, standen alle schweigend aus, löschten die Laternen aus und gingen lautlos auseinander.

Stack unü Umgebung

Wildbad, 8. August. Auf dem Göppinger Kreisturnfest haben sich in der 3. Gruppe (Vereine unter 200 Mitgliedern», in welcher 194 Vereine im Wettkampf vertreten waren und bei der die Vereine unseres Gaues sich schlugen, einen Preis 1. Klasse errungen die Turnvereine Gräfenhausen, Schwann, Birkenfeld, Höfen, Engelsbrand, Neuen­bürg, Feldrennach und Niebelsbach; der Turnverein Conweiler erhielt einen Preis 2. Klasse.

Wildbad, 8. August. Die Handwerks­kammer Reutlingen macht im Inseratenteil unserer heutigen Nummer auf die Veranstaltung von Herbst-Gesellenprüfungen aufmerksam. Vom kommenden Jahr ab ist die Zulassung zur Meister­prüfung an das vorausgegangen» Bestehen der Ge­sellenprüfung geknüpft. Wir wollen nicht verfehlen, noch besonders auf diese Bekanntmachung hin­zuweisen.

(Die Jagd im August. In Württem­berg werden mit dem 15. August Auer- und Birk­hähne, mit dem 23. August Fasanenhähne und -Hennen, Feld- und Haselhühner frei. Damit ist dem Waidmann in Berücksichtigung der schon früher abgelaufenen Schonzeit ein ziemlich großer Spiel­raum gelassen.

Neuenbürg, 7. Aug. In Büchenbronn ist heute nacht die Wirtschaft zur Blume vollständig niedergebrannt.

Pforzheim, 7. Aug. In der sog. Alt­stadt, in der unteren St. Georgenstraße, wurden anläßlich der Kanalisationsarbeiten römische Münzen und ein römischer Heizkanal (ttzipoeaustum) ent­deckt. Die Fundgegenstände sind der städtischen Altertumssammlung einverleibt worden. An der Stelle der heutigen Altstadt befand sich früher ein Römerkastell mit festem Standlager; auch führte hier eine römische Holzbrücke über die Enz.

Der italienisch-türkische Krieg.

Rom, 7. Aug. Die Italiener haben Zuara nach kurzem Kampf besetzt. DieTribuna" weist in einer Besprechung des Kampfes bei Zuara darauf hin, daß die Einnahme von Zuara besonders wichtig gegenüber dem Auslande sei, das daraus erkennen müsse, daß die Araber und die Türken von jetzt ab nur noch in der Wüste zerstreute Banden bilden würden.

Konstantinopel, 7. Aug. Die Italiener haben das türkisch-arabische Lager bei Dernah 10 Tage lang bombardiert. Dabei wurden drei Frauen außerhalb des Lagers getötet. Die Türken beschossen von einem etwa 400 Meter westlich von Dernah an der Küste gelegenen Platz aus die Stadt Dernah und das italienische Barackenlager, das infolgedessen zum Teil geräumt werden mußte. Der Zustand in der Stadt und im Lager ist für die Italiener auf die Dauer unhaltbar.

Konstantinopel, 6. Aug. In hiesigen informierten Kreisen wird bestätigt, daß der Kabinettschef, der Minister des Aeußern und der Justizminister für einen Friedensschluß mit Italien sind.

Krirf a« mein Fm»- Schorsch i» Amrik«.

-m Wildbad, 8. August 1912.

Liaber Freind Schorsch!

Z'ällererscht mueß e der de Marsch blosa, weil d' mer so lang nemme g'schrieba hasch und blos so a baar Reihla von eirer amerikanischa Hitz, wo ällem A'schei' noch etzet Diode worda isch, und von eierer Bresidentawahlkomöde, die ei'm bald zum Hals raus hängt. Isch dees au a Brief voma alta Freind, mit dem mer früher durch Dick und Dünn ganga isch?I-Alter Freind IN

A baar Dag isch übrigens bei uns au die ame­rikanisch Hitz uf B'suech do gwä. Aber im Schwarz­wald ka se vor lauter Bäum net recht landa, no goht se halt wieder nüber über die groß Pfütza zu eich, nachdem se vorher spaßhalber d'Franzosa und d'Engländer b'suecht und a bisle 's Flotta- fieber a'gruedelt und d'Köpf rabiat g'macht hat.

Aber was mer jetzt für a Wetter hent, dees isch bald überhaupt kei' Wetter meh', ei'fach ganz 's Gegadeil vonera amerikanischa Hitz! Und kei' Laubfrosch und kei'Prophet weiß ebbes; nix wissa se, gar nix! Au die Professer mit ihrem ewiga Hochdruck über'm Kontinent" könna mer g'schdohla werda. Wenn die schreiba:a starker Hochdruck über'm Kontinent läßt stabil's Wetter erwart«", und 'n Dag druf liest mer in de Blättla, 's häb do und dort uf'm Kontinent donderschlechtig g'schneit, no dank i ergebenst für so astabil's" Wetter, wo dees do sei' soll! I sag's nomol, nix wissa se älle mitanander I Mein'Laubfrosch, den Schbitz- bueba, den siediga, setz e etzet amol a baar Dag uf schmale Koscht, bis er wieder zueverlässiger wird. Der Tropf isch von dena viela Mucka, wo em mei' Kleiner bei der letschta amerikanischa Hitz g'sanga und durch's Löchle neig'schoba hat, zum Verplatza dick worda und kennt se nemme aus. Grad ver­kehrt macht er sei' Sach; und sonst Han e me doch alleweil a bisle uf'n verlass« könna.

Warm brauch« mer etzet im Wildbad, warm und net so küehl, daß d'Kurgäst a Gänshaut über­lauft, wenn se vom Bada heimganga I Jeder küehl Dag hält soundsoviel Kurgäst' z'rück! Und der Winter isch so arg lang!

A sotts Weiter wär' für d'Albanesa und Monte­negriner und wie die Mausfallahändler und Bära- treiber älle heißa, wo Vene arme Dürka etzet zu ällem andera na so z'schaffa mach«, grad recht. No däta die Hitzköpf a bisle a'kuehla! Die arma Dürka deant ei'm wirklich leid. Jetzt komme se am End no in en Krieg mit Montenegro nei. Vo­raus kann aber leicht für d'Dürkei a böser Salat werda, weil no meh in dein Hrxakessel dort dren druf bassa, die dürkisch Oberhoheit abz'schüttla.

Recht und Gerechtigkeit gilt halt in der Bolidik nix; der, wo de recht« Augablick benützt, sei'm Gegner beiz'komma, wenn er von mehrere Seit« z'gleich bedroht wird, der hat ei'fach Recht, wenn er au U'recht hat. 's isch jo im g'wöhnlicha Leba leider au net viel anderscht; mer kann dees jeder­zeit beobacht«.Pfui Deisel!" mueß mer oftmals für se na sag«,isch dees a dreckete Welt!"

Ja, so isch halt, Freind Schorsch! Dei'm Schreiba noch isch in der neu« Welt Amerika au net besser als bei uns in der alta Welt. Eier Bresidentawahlkomöde stellt jo älles uf de Kopf! Schnapp' mer no net au no halba nüber! 's isch gnueg, wenn manche ganz und gar verrückt werda vor lauter Bresidentawahl! 's wird übrigens 'n Wert Han, ob der Roosevelt oder eier dicker Dreizentnerma' Taft g'wählt wird, 's Brot koscht desweg grad so viel; do dreh i d'Hand net rum! Ueber den Multimilliardärring wird im sogenannt« freia Amerika kei' Bresident meh' Herr, und wenn er au' drei Zentner wiegt. Also, no kuehl bei der Sach! 's wird scho' schief geh'.

Bei uns im Wildbad gibt's sonst net viel Neu's. Wer äls seiterher g'schdorba isch, hosch jo jedafalls in der Schtandesbuech-Chronik nochg'lesa. Daß eba heier d'Säso' net so isch wie vorigs Johr, dees mueß konstatiert werda. Aelles klagt, der Mittelstand so arg fehla. Und bei dem küehla Wetter reist halt a mancher bälder ab. No, dees

mueß mer aber au konstatier«, daß d' FrerndazG trotz dem schöna Wetter vom vorig« Johr bis jetzt ganz wertig im Verhältnis z'rückblieba isch. Mer mueß halt au mit a bisle weniger z'fii-bo sei' könna.

Unser neu's Schuelhaus guckt scho' mächtig breit und hoch Hinterem Kirchhof vürre. Dadurch kr« 's Städtle a ganz imposant's Bild. AellerdingS, die Monetaziffer derzue wirkt au imposant!

Daß d'Calmbächer und au' viel andere G'schiiftz- leit' om Wildbad rom emmer kräftiger und in älle Tonart« onser Bergbah' segna, wenn iner se nach'm G'schäftsgang frogt, ka' e der doch a» net ganz verhehla. 's isch halt kei' Mensch z'frieda!

An Unterhalteng fehlt's nadierlich etzet in der Hochsäso' net: Feine Konzert', lustige Theatervor- stellenga, Künstler und Zauberer, Kino usw., aller tadellos! Do kommt kei' Langweil auf, höchstes a leerer Geldbeutel oder a bisle Verdrießlichkeit, wenn a schöne Beleuchteng, uf die mer sich g'fren! hat, verregent wird, wie neilich wieder.

Vor a baar Wocha Han e bei Pforza au zwoi Flieger manöwriera seh, a Beweis, daß mir Schwarzwälder durchaus net in der Kultur z'M sen. Sie hent äll boid a bisle Malär g'het, aber schö' isch doch gwä. Bei dera G'legaheit Han, amol wieder so herzlich g'lacht, wie scho' lang nemme. A berittener Schandarm hat, um 's liab Bublikm der Ordneng weg« a bisle z'rückz'dränga, sei'n Gaul d'Henterfront nach'm Bublikum a bisle so wie zuefällig dicht vor de Leut' dra' rumväiizla lass« und hat nadierlich sein Zweck au' erreicht. Z'mol aber hat der Gaul bei dem Dänzla ebbes Oekonomischs falla lass« und so a recht nasaweise alte Jungfer, die net z'rückganga isch, hat'«ganz netta ökonomisch« Beitrag dervo' uf ihr himmel- blau's Kleid abkriegt.Aber i bitt um alles!" hat se do g'schriea zum allgemein« Gaudium von denn schadafroha Leut' drum rum. Der Schandam aber hat uf oimol überem Platz drüba ebbes gegn d'Ordneng g'seha und um's Numgucka isch er an scho' nübergaloppiert gwä. Die Jungfer hat se aber schleinigst drückt, denn 's isch amol so - wer de Schada hat, derf au für de Schbott »et sorga!

Für heut' aber Schluß! Gell, Schorsch, sei fei' kei' so arger Faulbelz und setz de wieder am! fescht na zuema recht langa Brief an

dein' alta Freind

Hermann.

VsrLöieliviL

cker »IN 6. August »llgemvickvtsll Kurgäste.

//4

14x1.

von Korembed^, Nr. Najor 2. 1). liier

Nornbsed, Nr. Wirkliekor Nedeimer Kriegsrat

Kkrenbrsitsteio

van 8tookuw, llr. Dd. ck., mit klau New.

klang, Dollarn!

Klein, Krau Ksustaät ». klarllt

N0I2, kl r. Niedarck, Kautmaau Oanvstatt

Ndlenbrued, Krau Nr. Odordausen, llbeiol.

br»«I. I1«t

LsÄg, Krau Lime, Krivatiero Nauckau, klalr Nicdtor, Nr. Kautmaun Mrnberz

Dre^x, Nr. Nauptlebrer KiockerstotLMMii

H»t«t UsIIvv«»

Oeckckes, Nr. ^.rtur, mit Krau New. Niverpoo! llligault, Nr. ck., mit Krau Nom. u. KrI. Dockt.

Lrswe»

Nev^, llr. kapdael, mit Krau New. karis den Der Lonckt, Nr. N., mit Krau New. uncl KrI. Doedter ^wstsräm

n«tvl Or»k M»»rI»«r«L Oodn, Nr. Nax, Kautmanu LN

VIII» M»i»««lu»»i»ir stZsorz Lotd) Niedert, Krau U. Lerlin-sekünsbsiß

Niedert, Kr!. N.

Nödner, KrI. Nwmzr Namkurß

U»tvl K4I»uipp

Nülseu-Naessler, Nrriell., Nr. Oral, in. Lei. Lerlm Otvaz( ckokvMn, Nr., mit Krau New. Nnglam Ki8edor, Krl. Ninilie Köln a.

Ndrwann, Nr. W. Nonöv»

Sedrvarssokilck, Nr., mit Legi. Kranlcturt a. !»> Keuwauu-Krank, llr. Krivatier, mit Kr. Com.

gawbsrll

Nlried, Nr. Krotessor Nonlon

Nlried, Krau »

NraotMr, Nr. Oari

Haler, Nr. Oari, Kgl. Kommerzienrat Lsrkv 8tein, Nr. Idee, mit Krau Nein. Klbertstu U«t«I so. xvlck. LLvsi»

8cdoltkolt, Nr. 6arl, mit Krau New. NaisdE Notdsedilck, Krau 8., mit 8otm ^.sodaüonburll 8odol2, Nr. Huck., Kautm., mit Kr. New- ^ Llarbaek, Nr. Krit?, mit Krau Nom. Mertsi.

I 2 ! ^

ll

0

ll

d

d

4

ö

8!

ll

d

ll,

k

ll

t!

ll

8 ,

ll

6

b

V.

1

i

I

II 8

8

l

1

I

I

I