wobei 3 Wagen ineinandergeschoben wurden. Wie amtlich bekannt gegeben wird, sind 4 Personen getötet und 2030 Personen verletzt worden.

London, 23. Juni. Der Prinz von Wales, der am Sonntag seinen 18. Geburtstag feiert und somit die Großjährigkeit erlangt, traf am Freitag in London ein, von wo er am Samstag früh nach Windsor zu seinen Eltern ging. Im Laufe der nächsten Woche, wahrscheinlich Mittwoch oder Donnerstag, wird er sich dann wieder nach Paris begeben, um seine Studien zu vollenden.

London, 24. Juni. Feldmarschall Sir George White, der Verteidiger von Ladysmith, ist gestorben.

Lissabon, 22 . Juni. Gegen 11 Uhr abends wurden auf dem Don Petroplatze drei Bomben zur Explosion gebracht. Daraufhin ging Kavallerie gegen die dort angesammelte Menge vor und zer­streute sie. Durch Revolverjchüsse wurde eine Person getötet. Mehrere wurden verwundet. Die Regie­rung, die Truppen durch die Stadt patrouillieren läßt nnd niemand still zu stehen erlaubt, verfügt über alle Mittel, um die Ordnung aufrecht zu erhalten.

Batavia, 22. Juni. In dem Distrikt von Pedeglang ist infolge Anhäufung von Mekkapilgern eine Notbrücke eingestürzt. Etwa 50 Personen fielen in eine Schlucht und 18 wurden getötet, sowie 22 schwer verletzt.

Newyork, 22. Juni. Die Aussichten Roose- velts, für die Präsidentschaft nominiert zu werden, verringern sich. Der Nationalkonvent in Chicago trifft alle Entscheidungen gegen ihn, wenn auch nicht gerade für Taft. Ein Kompromißkandidat ist wahrscheinlich.

Der republikanische Nationalkonvent in Chicago hat am 23. Juni mit großer Mehrheit den Präsidenten Taft zum Präsidentschaftskandidaten nominiert. Roosevelt ist unterlegen. Er wird eine selbständige Kandidatur annehmen und sie durch Bildung einer neuen Partei zu fördern suchen. Die Nominierung Tafts zum Präsidentschaftskandidaten erfolgte mit 561 Stimmen. Roosevelt erhielt 107 Stimmen. Lasollete41, Cummine 17 und Hughes 2 Stimmen, 344 Anhänger Roosevelts enthielten sich der Ab­stimmung. Zum Vizepräsidentschastskandidaten wurde nominiert der Vizepräsident des Konvents, Sherman.

Die Meuterei unter den chinesischen Truppen in Mukden dauert noch an. Die Stadt ist fort­während Plünderungen durch die meuternden Soldaten ausgesetzt.

Die Meuterei chinesischer Soldaten in Mukden ist schlimmer als man ursprünglich an- nahm. Die Stadt ist halb niedergebrannt und geplündert. Die Japaner hatten ihre Hilfe zur Unterdrückung der Unruhen angeboten, die aber von der chinesischen Behörde abgelehnt wurde. Die Meutereien drohen sich auch auf andere Städte auszudehnen.

Aus ZialU una Umgebung.

Wildbad, 25. Juni. Zum erstenmal in heuriger Saison findet heute Dienstag abend eine Große Enzpromenade-Beleuchtung" mit Konzert statt. Es steht, wie immer bei derartigen Veranstaltungen, ein starker Fremdenzustrom für den Abend in Aussicht, zumal voraussichtlich das Wetter günstig bleiben wird.

Wildbad, 25. Juni. Am Sonntag ver­sammelten sich etwa 60 junge Leute auf dem Turn­platz zur ersten Wanderfahrt des Jungdeutschland­bundes. Oberreallehrer Steurer begrüßte die Anwesenden und nach dem Lied:Preisend mit viel schönen Reden" wurden 3 Gruppen gebildet, die aus verschiedenen Wegen das Ziel, die Ruine in Kleinenztal, nach einem tüchtigen Marsch um

beschäftigte sie sich damit. Mit einer wahren Leidenschaft hatte sie sich der Angelegenheit be­mächtigt, und versuchte init zäher, unermüdlicher Ausdauer die Nacht der dunklen Tat aufzuhellen.

Sie war mit Emmi jetzt eng befreundet, täg­lich waren die beiden reizenden jungen Damen beisammen, und die kluge Tochter des Justizrats wurde ebenfalls von dem Eifer ihrer Freundin, Licht in die Sache zu bringen, angesteckt. Wie zwei Detektivs erwogen sie alles Für und Wider, alle Einzelheiten des Verbrechens, und wer sie bei ihren Gesprächen aus Spaziergängen oder in dem Heim einer der jungen Damen bei der Kaffeeunterhaltung hätte belauschen können, bei dem wären sie leicht in den Verdacht geraten, ent­weder ein Verbrechen zu planen oder wenigstens mit der Abfassung eines aufregenden Kriminal­romans beschäftigt zu sein.

Der Justizrat lächelte bisweilen über die kriminal insanity", wie er es scherzend nannte und Fritz klagte mit komischer Betrübnis, daß er eifersüchtig auf Felicias vieles Beisammensein mit Emmi sei; denn jede Stunde, die sie mit ihr allein

halb 5 Uhr erreichten. Dort machte Oberreall. Steurer die Jungmannschaft bekannt mit den Zielen und Zwecken der Jungdeutschlandsbewegung. Er erinnerte an die trübe, durch Uneinigkeit und Zwie­tracht der Deutschen verschuldete Zeit des 30jähr. Krieges, an die Zeit des französischen Einfalls i. I. 1688 und an die Napoleonische Zwingherr­schaft vor 100 Jahren. Unter Hinweis auf das glorreiche Jahr 1870/71 wurde betont, daß es die Pflicht eines jeden richtig denkenden Deutschen sei, dieses mit Blut und Eisen erworbene kostbare Gut der deutschen Einigkeit auch künftig zu be­wahren. Dies sei vor allem die Pflicht der deut­schen Jugend. Dazu brauchen wir aber eine körperlich und geistig gesunde, leistungsfähige, gvttes- fürchtige und vaterlandsliebende Jugend. Und dies aus unserer Jugend zu machen, sei der Zweck des Jungdeutschlandbundes. Nach einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den neuen Bund wurde das Lied gesungen:Deutschland, Deutschland über alles." Der Rückmarsch über Calmbach wurde belebt durch einen 2 Km. langen Stafettenlauf. Unter den Klängen des Jungdeutschlandsliedes rückte die wackere Schar abends halb 7 Uhr wieder ein. Künftig soll alle 14 Tage ein Aus- marsch und ein Turnspielabend veranstaltet werden. Es ergeht hiemit an alle Eltern und Lehrherrn die dringende Bitte, dafür zu sorgen, daß die unter ihrer Obhut stehenden jungen Leute unserer Sache beitreten, wo ihnen Gelegenheit gegeben ist, ihre freie Zeit in denkbar bester Weise zuzubringen. Dies ist am hiesigen Platz wahrhaftig nicht minder angezeigt als an andern Orten.

Wildbad, 24. Juni. Die Heidelbeerernte wird dieses Jahr eine sehr geringe sein. Der Frost hat im Frühjahr die Hoffnungen auf einen reichen Ertrag vernichtet. Nur selten findet man bei einem Gang durch die Wälder Stellen mit den Früchten. Das bedeutet für viele Familien des Schwarz­waldes einen wesentlichen Ausfall von Einnahmen. In einigen Waldteilen wurden bereits reife Heidel­beeren gepflückt.

In Neuenbürg fand am letzten Sonntag unter lebhafter Beteiligung von nah und fern das 6. Verbandsschießen des Schwarzwälder Zimmer- schützen-Gaues statt. Das Fest nahm den schönsten Verlauf.

In der Wildbaderstraße in Neuenbürg stieß ein Radfahrer mit einem Auto, das übrigens ganz langsam fuhr und sofort stillstand, zusammen. Der Radfahrer wurde herabgeschleudert und erlitt Ver­letzungen am rechten Auge und an der Wange.

In unserem Oberamtsbezirk werden zurzeit von adoentistijchem oder sabbatistischem Sekten­geist strotzende Drucksachen verbreitet, dazu ange­tan, Unerfahrene irre zu führen. Also Vorsicht!

In einem Eingesendet imEnztäler" wird der Fabrikant Schmidt in Neuenbürg als Kandidat für die Landtagswahl bezeichnet und empfohlen.

Dem Unterlehrer Ernst Bührle in Göppingen ist eiye ständige Lehrstelle in Schömberg, dem Stellvertreter in Salmbach die dortige ständige Lehrstelle übertragen worden.

Das Saisonleben in Herrenalb gestaltet sich infolge der Vorstellungen des Kur- und Freilicht- Theaters und der Freilicht-Aufführungen in der Frauenalber Klosterruine usw. sehr lebhaft. Seit Eröffnung der Saison spielt die Kurlapelle ab­wechselnd auch in den Anlagen vor dem Rathaus, welche mit feinsinnigem Geschmack neu angelegt wurden und nun im schönsten Schmucke prangen. Die Frequenzziffer steigt rasch.

Gräfen Hausen, OA Neuenbürg, 24. Juni. Der 29 Jahre alte ledige Steinhauer Gottlieb ' Frey fiel in betrunkenem Zustande bei der Enz-

brücke in Brötzingen ins Wasser. Heute früh fa»s man ihn tot beim Hammerwehr.

In Pforzheim hat sich ein 15jähr. Kaus- mannslehrling ohne ersichtlichen Grund erhängt Er soll nervenüberreizt gewesen sein.

ver ilalieniscl).tiillri§cbe wieg.

Tripolis, 33. Juni. Einige Artilleristen und Matrosen des KreuzersCarlo Alberto" unter dem Kommando des Leutnants z. S. Luigi de Georgia, entfernten einige nicht explodierte Granaten, die im Sande aufgefunden worden waren und eine ständige Gefahr bildeten, und mach­ten sie unbrauchbar. Einige der Geschosse wurden auf einen Leichter gebracht. Hierbei explodierte eine Granate und tötete den Leutnant und sieben Soldaten, zwei Mann wurden verletzt. Eine Kom­mission hat eine Untersuchung eingeleitet.

Benghasi, 22. Juni. Am 18. Juni griffen die Italiener, in zwei Kolonnen vorgehend, de» gegen die Westfront vorgeschobenen 100 Mann starken türkischen Posten an. Zur selben Zeit stiegen in Benghasi ein Lenkballon und mehrere Aeroplane auf, um die türkische Stellung zu er­kunden. Die Italiener, die sehr genau über die Stellung des türkischen Postens orrientiert waren, suchten diesen zu umzingeln. Von den Türken wurde dies sofort erkannt. Verstärkungen wurden vorgeschickt. Die Italiener wagten nicht,, diesen Verstärkungen Stand zu halten. Sobald der An­marsch gemeldet war, traten die Italiener den Rückzug an unter starken Verlusten.

vermischtes.

(Dasarme" Deutschland und das reiche" Frankreich.) Aus einem mit großer Sachkenntnis geschriebenen Artikel des Pariser Bankiers und Nativnalökonomen H. G. Levy er­gibt sich die Tatsache, daß das von uns seines Reichtums wegen bewunderte Frankreich auf Grund genauester Studien auf ein Nationalvermögen von rund 202 Milliarden Franken, dasarme" Deutsch­land aber auf 445 Milliarden Mark geschätzt wird. Bekanntlich ist Frankreich bezüglich des National­einkommens ebenfalls überflügelt von Deutschland, das schon beinahe an England heranreicht.

Eine halbe Million Ehen werden zur Zeit etwa jährlich neu im deutschen Reiche ge­schlossen. Das ist der rechnungsmäßige Beweis, daß die Heiratslust nicht, wie so oft behauptet wird, im Sinken begriffen ist, und ferner dafür, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse so vielen Tausenden die Gründung eines eigenen Heimes ohne Schwierigkeiten gestalten. Und aus der Zu­sammenstellung der Berufe und Volkskreise, denen Mann und Frau angehören, ergibt sich weiterhin die erfreuliche Tatsache, daß weniger Las Geld, die Mitgift zum Heiraten treibt, als die praktische Kenntnis der Wirtschafts-, Haushalts- und Lebens­verhältnisse. Wir sehen das bei den vielen Tausenden von Eheschließungen im Mittelstände. Zu verzeich­nen ist ferner die gewiß bemerkenswerte Tatsache, daß tüchtigeHausgehilfinnen" nicht nur viel schneller als Kontoristinnen usw., sondern überhaupt am leichtesten unter allen Evatöchteru einen Mann bekommen.

Rannst du's vrrsteh'n?

Oft überkommt es mich in Augenblicken,

Wenn lang mein Auge viel des Schönen trinkt, Daß so ein wehmutschweres, dumpfes Drücken Auf meiner Seele lastend, immer tiefer sinkt: Ein ringendes Gefühl wie beim Ersticken!

verbringe, werde ihm gestohlen und sei unwider­bringlich für ihn verloren.

Aber sich an de» ernsten Erwägungen der Damen zu beteiligen, wie sie ihm vorschlugen, das lehnte er rundweg ab, und erklärte, daß er nicht das geringste Talent zum Policeman in sich fühle.

Es war übrigens nicht so verwunderlich, daß gerade Emmi so leicht von Felicia zur Mitarbeit gewonnen worden war. Denn sie stand in eifri­gem Schriftwechsel mit Doktor Waldow, der seine baldige Rückkehr in Aussicht gestellt hatte.

Er hatte sich einen eigenen Plan für seine Zukunft zurechtgelegt, wollte aber noch nicht ver­raten, waS für einer es eigentlich sei.

Emmi glaubte aus den Andeutungen, die er vor seiner Abreise zu ihr hatte fallen lassen, ent­nehmen zu dürfen, daß er die Stelle eines Ober­arztes an einer Anstalt für Geisteskranke in Aus­sicht habe, und erzählte das ihrer Freundin. Als diese aber hörte, daß er dort neben freier Woh­nung ein Gehalt von dreitausend Mark jährlich haben würde, rümpfte sie verächtlich die Nase und erklärte stolz, daß eine solche Bezahlung für einen

Mann wie Doktor Waldow ungenügend, ja un­würdig sei.

Und was auch Emmi dagegen ins Feld führe» mochte, daß sie die deutschen Verhältnisse nicht nach den überseeischen beurteilen, nicht mit den Maßen des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten messen und vor allen Dingen nicht an ihr eigenes Vermögen dabei denken dürfe, sie wollte nichts davon hören und blieb bei ihrer Ansicht. Se meinte bestimmt, man müsse dem Doktor von einet» Verzweiflungsschritt abraten, es würde sich gen»? etwas viel Passenderes für ihn finden. Was es sein sollte, konnte sie leider nicht angeben. M Grundsatz war, Ruhe und Ausdauer führen Z» jedem vernünftig gesteckten Ziel, und sie empD auch dem Doktor in der Nachschrift eines Briefe» den Emmi an ihn geschrieben hatte, nach diesei» Grundsatz zu handeln.

Es war, als wenn es ihr ein guter Geiß zugeflüstert hätte, daß dem Doktor an einer a»' deren Stelle sein Glück blühen werde, als in dei» kleinen Betriebe einer ganz weltabgelegenen Irre»" l anstatt.

(Fortsetzung folgt.)

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