Wildbad, 30. März. Im Lindensaale hielt am Freitag abend Herr Oberreallehrer Steurer einen Vortrag über das ThemaFrankreichs Ein­fluß auf Deutschlands Kunst und Kunstgewerbe". An der Hand von prächtigen Bildern, welche die Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel nebst anderem Material für derartige Wandervorträge jeweils zur Verfügung stellt, gab der Vortragende einen sehr interessanten Rückblick aus die durch politische Einflüsse oft und lange Zeit gehemmte Entwicklung der Kunstgeschichte im allgemeinen und der deutschen und französischen im Besonderen. Herr Hofphotograph Blumenthal unterstützte den Vor­tragenden durch vorzügliche Belichtung der vor­geführten Bilder und exaktes Eingehen auf die . Reihenfolge des Vortrags. Der Abend trug sehr viel dazu bei, das Verständnis der namentlich aus Gewerbekreisen ziemlich zahlreich ses hätte freilich noch etwas besser sein können) erschienenen Zuhörer für die Kunst zu wecken, bezw. zu läutern und zu vervollkommnen. Wie selten bietet sich eine solch begrüßenswerte Gelegenheit, bei welcher man in aller Ruhe beim Glase in den Werdegang und die Art der Kunst eingeweiht oder bereits Eingeweihte darin befestigt werden I Recht erfreulich war es für den Kunstfreund sowohl als für den Patrioten, den Herrn Vortragenden konstatieren zu hören, daß, nachdem noch in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts für das deutsche Kunstgewerbe das Prädikatbillig und schlecht" beim Auslande maß­gebend gewesen sei, in der Jetztzeit dasNulle in (Formung allgemeiner Anerkennung und Wert­schätzung im ganzen Auslande begegne. Der Segen einer langen Friedenszeit, in welcher Kunst und Gewerbe sich ungestört mächtig entwickeln konnten, habe dies zuwege gebracht. Jetzt habe es Deutsch­land nicht mehr nötig, in der Kunst Frankreichs Schleppenträger und Nachahmer zu fein; mächtig und mutig habe es sich auch in dieser Beziehung zu achtunggebietender Selbständigkeit durchgear­beitet und emporgerungen. Möge es so bleiben I Der Dank, den Herr Stadtschultheiß Baetzner Herrn Oberreallehrer Steurer für seinen an­regenden und lehrreichen Vortrag aussprach, und der Beifall der Anwesenden waren wohlverdient; auch Herrn Hofphotograph Blumenthal sei hier noch gedankt für seine opferwillige Mühewaltung. Möchten beide Herren dasVivat seguensl" des Herrn Stadtvorstands nicht vergessen!

Wildbad, 30. März. Die neuen Bestim­mungen, nach denen das staatliche Submissions- wefen in Württemberg künftig gehandhabt werden soll, sind nun erschienen. Man hört und liest sehr gemischte Urteile darüber. Besonders vermißt wird die Anerkennung des Beschwerderechts für die Be­werber in solchen Fällen, in denen die vergebenden Behörden sich an die Bestimmungen nicht kehren, und eine Anordnung in der Richtung, daß den Handwerkern jeweils die Arbeiten einschließlich der Materiallieferung übertragen werden; ferner die vom gesamten Handwerk geforderte Heran- ' ziehung von Sachverständigen bei Aufstellung der Voranschläge und die Streikklausel. Im übrigen sei auf das Gewerbeblatt verwiesen.

Wildbad, 30. März. Eine in weiten Kreisen schmerzlich empfundene Trauernachrichl durcheilte gestern unsere Stadt: Herr Hotelier Gustav S ch und, seit 1899 Kommandant der Feuerwehr und seit 34 Jahren Vorstand des Militärvereins, dessen Gründer er war, ist seinem langwierigen Leiden erlegen. Der Verstorbene war einer von jenen, welche ein einmal sich gestecktes Ziel mit zäher Energie verfolgen; aus kleinen Anfängen hat er sich emporgearbeitet und fand dabei noch Zeit zu ersprießlichstem Wirken außerhalb seines Geschäfts und seiner Familie. Was die hiesige Feuerwehr und der Militärverein heute sind, das verdanken sie großenteils dem Verstorbenen. Unter seiner zielbewußten Leitung konnte die Feuerwehr im ver­flossenen Herbst mit hohen Ehren das fünfzigjährige Jubiläum begehen, das einen so schönen Verlauf nahm. Die am Sonntag nachmittag 4 Uhr statt­findende Beerdigung wird ein beredtes Zeugnis für die allgemeine Beliebtheit und Wertschätzung des Verstorbenen ablegen.

Wildbad, 30. März. Der seit 5 Wochen vermißte 21 Jahre alte Kaufmann Adolf Gut­bub, Sohn des pens. Schutzmanns Gutbub hier, wurde nunmehr bei Dillstern als Leiche aus dem Wasser gezogen. Die Leiche weist eine starke Kopf­verletzung auf. Ein Raubmord scheint Doch nicht vorzuliegen, da noch etwas über 40 Mark Geld bei dem Verstorbenen vorgesunden wurden. Das Weitere dürfte die Sektion ergeben. Den schwergeprüften Eltern und Angehörigen des so jäh aus dem Leben geschiedenen jungen Mannes wendet sich allgemeinste Teilnahme zu. Die Be­erdigung findet Sonntag nachmittag t Uhr statt. Im Krankenhaus in Neuenbürg ist einer schweren Lungenentzündung der 30jährige Maurer

Fritz Treiber von hier, ein überall gern ge­sehener Mann, nach kurzem Krankenlager erlegen. Die Beerdigung findet Montag nachm. 3 Uhr statt.

sB e s i tz w e ch s e l.j Der Gasthof z. Sonne ist von Herrn Restaurateur Gustav Toussaint jr. hier erworben worden. Die Kaufsumme beträgt 120000 Mark.

Für Schmiede (Meister und Gesellen) findet vom 20.25. Mai und bei genügender Be­teiligung vom 28. Mai bis 1. Juni ds. Js. je ein unentgeltlicher Maschinen-Lehrkurs in Hohenheim statt.

(Für Bienenzüchter.) Vom 9. bis 13. April d. I. wird an der K. Landw. Anstalt in Hohenheim ein Unterrichtskurs über Bienenzucht abgehalten, in welchem vorwiegend Belehrungen über Erkennung und Bekämpfung der Bienenseuchen gegeben werden. Der Unterricht ist unentgeltlich.

Die erste Mondsfinsternis in diesem Jahre ereignet sich, wie kürzlich bereits gemeldet, am 1. April. Sie dauert von 10 Uhr 26 Min. abends bis 2 Minuten nach Mitternacht und ist in ganz Europa sichtbar. Etwas mehr als der fünfte Teil des Erdschattens wird vom Monde be­deckt sein.

In Birkenfeld wurde der ledige Gold­arbeiter Otto Wolfinger verhaftet, und zwar im Zusammenhang mit dem letzten großen Brand hier vor 14 Tagen, der zweifellos angelegt war. Wol­finger soll sich des Versicherungsbetrugs schuldig gemacht haben, indem er mehr Mobiliar für ver­brannt angab, als richtig war, auch soll er Schein­verträge gemacht haben.

Sitzung der bürgerlichen Kollegien

vom 22 . März 1912.

Die Anlieger der Rennbachstraße und der Hohen­lohestraße bitten um Herstellung eines provisorischen Wegs von der Rennbachstraße bis zur Hohenlohe­straße durch die städtische Parzelle Nr. 541. Da im Stadtbauplan eine Staffelstraße über das Grundstück der Papierfabrik vorgesehen ist, die später von der Stadt ausgeführt werden muß, wird dem Antrag des Stadtbauamts entsprechend be­schlossen, Len Gesuchstellern die zum Weg erforder­liche Fläche gegen eine jährliche Erkennungsgebühr von 1 Mark zu überlassen, die Ausführung des Wegs auf Kosten der Stadtkasse aber abzulehnen und den Weg auf Kosten der Anlieger durch das Stadtbauamt ausführen zu lassen. In Anwesen­heit des Regierungsbaumeisters Stahl wird heute über die weitere Vergebung der Bauarbeiten zum Schulhausneubau beraten und werden hie Bau­arbeiten wie folgt vergeben: 1. Die Malerarbeiten an die hiesigen Malermeister Will). Schill, Ludwig Lutz, Otto Brachhold, Wilh. Wacker, Hermann Gutbub, Fr. Fischer und Karl Batt um die in ihrem Angebot gemachten Abgebote auf die Vor­anschlagspreise. 2. Die Eisenbetonarbeiten der Fa. Ludwig Bauer, Beton und Eisenbeton in Cannstatt, um 1°/» Abgebot auf die in ihrem Offert geforderten Preise. 3. Die Glaserarbeiten an die hiesigen Glasermeister Wilh. Rothfuß, Alb- Roth- fuß und Gronbach um die Voranschlagspreise. 4. Die Bildhaucrarbeiten an die Fa. Zimmermann und Mayer in Stuttgart gemäß ihrem Offert um die Pauschalsumme von 560 Mark. Einem Gesuch des August Bechtle zum Panoramahotel entsprechend wird beschlossen, den zu seinem An­wesen führenden Hohlweg dieses Frühjahr besser Herrichten zu lassen, und bestimmt, daß Bechtle den in seinein Hotel anfallenden Kehricht wie die Be­sitzer des Sommerberghotels mit der Bergbahn zur unteren Station gegen eine Vergütung von 10 Mk. an die Bergbahnkasse befördern läßt, wo ihn der Kehrrichtfuhrmann dann abholt. Der Gehalt des gegen einmonatliche Kündigung als Gehilfe des Stadtbaumeisters angestellten Bauwerk­meisters Freund wird mit Rücksicht aus die höheren Anforderungen, welche durch den Schulhausneubau an ihn gestellt werden, von monatl. 130 Mk. auf 160 Mk. erhöht, unter Belastung seiner seitherigen Anstellungsverhältnisse. Zufolge eines Gesuchs des hiesigen Ziegenzuchtvereins wird beschlossen, dem Farrenhalter Wacker für die Zuchtbockhaltung mit Wirkung vom 1. April 1912 an eine jährliche Belohnung von 100 Mk. aus der Stadtkasse mit der Verpflichtung auszusetzen, künftig das ganze Jahr hindurch 2 erstklassige sprungfähige Zuchtböcke zu Hallen. Die Anlieger der Bismarckstraße bitten um Ausführung der Bismarckstraße vom Rathaus bis zur Eugenstraße. Von den Gemeinde- kollegieu wird beschlossen, das Gesuch in wohlwollende Erwägung zu ziehen und das Stadtbauamt zu beauftragen, sobald es der Geschäftsanfall auf dem Stadtbauamt erlaubt, ein vollständiges Projekt samt Voranschlag über diese Straß» auszuarbeiten. Es folgen noch Schätzungen und verschiedene kleinere Gegenstände.

Zu der Bemerkung im Sitzungsbericht der Gemeindekollegien vom 13. März 1912 über die Wiederherstellung des Reservoirs der Stürmleslochwasserleitung ist nachzutragen, daß sich Herr Bauunternehmer Schill zur Wiederl,eh stellung des Reservoirs infolge gütlicher Vereinbarung bereit erklärt hat, trotzdem die Untersuchung der Undichtigkeiten des Reservoirs bis jetzt nicht sicher ergeben hat, daß dieselben die Folge einer mangel­haften Ausführung sind.

Humantl Oer kergarbetter.

Während der Bergarbeiterstreik in Deutschland so ziemlich als beendigt anzusehen ist, dauert er in Böhmen, Frankreich und England in zwar er­heblich verminderter Stärke immer noch fort. Nach­dem nun aber auch das englische Oberhaus die Mindestlohnbill angenommen hat, dürfte in Eng­land die Wiederaufnahme der Arbeit nahe bevor- stehen und als Folge davon auch in den andere» Streikgebieten rasch Nachfolgen. .

Der italienisch-türkische Krieg.

Der Krieg um Tripolis soll nach beiden Seiten hin, sowohl zu Wasser wie zu Lande, seiner Entscheidung mit Ausdruck entgegengeführt werden. Die Marine hat alle Vorbereitungen zu dem ge­planten und von der italienischen Bevölkerung einmütig geforderten Vorstoß gegen Häfen der europäischen Türkei getroffen. Schwierigkeiten von Seiten der europäischen Mächte befürchtet sie bei der Ausführung dieses Planes nicht mehr. Der Landkrieg in Tripolitanien soll nach dem Beispiele der Engländer im Burenkriege dadurch erfolgreicher gestaltet werden, daß jedes besetzte Gebiet hinreichend durch Blockhäuser gesichert wird. Auf diese Weise kann aber der Krieg noch Jahre dauern, denn die Türken geben nicht nach.

Calw, 29. März. Bei der vor der König!. Prüfungskommission für Einjährig-Freiwil­lige in Stuttgart soeben stattgehabten Prüfung haben wieder sämtliche Kandidaten der hiesige» Neuen Höheren Handelsschule (Direktoren Zügel und Fischer), mit einer einzigen Ausnahme, das Examen bestanden.

Gute Putzmittel sind selten, noch seltener aber die das Prädikatvorzüglich" verdienen. Die Firm Karl Gentner, Fabrik chem.-techn. Produkte in Göppingen, die es sich schon seit Beginn ihres Bestehens zum Prinztz gemacht hat, nur allererstklassige Fabrikate auf den Welt­markt zu bringen, und die sich auch durch ihre vorzüglichen Lieferungen einen sehr guten Ruf nicht nur in ganz Deutsch­land, sondern auch im Ausland erworben hat, empfiehlt neben ihren zahlreichen anderen Artikeln zwei hervorragende Spezialitäten in Schuh- und Metallputzmitteln, die gegen­über anderen derartigen Präparaten ganz erstaunliche Vorzüge aufzuweisen haben. Es sind dies: Dr. GentrierS Nigrin <Sf Dr. Gentners flüssiger Metallputz Gentol. Die Vorzüge von Dr. Gentners Nigrin bestehen in der Hauptsache darin, daß zur Fabrikation dieses Artikels nur allerbeste Rohstoffe verwendet werden, welche die Eigen­schaft haben, konservierend auf das Leder einzuwirken, d. h. solches weich und wasserdicht zu machen. Es ist infolge des hohen Gehaltes an guten Wachsen außerordent­lich ausgiebig und erzeugt im Moment einen tiesschwarzen Dauer-Hochglanz. Dabei ist Nigrin vollständig wasser­unlöslich, so daß es infolgedessen auch bei Regenwetter nicht abfärbt. Dr. Gentners flüssige Metallpolitur Gentol" ist eine wesentliche Verbesserung der größten­teils im Handel sich befindlichen Wasserprodukte, die zum auch einen Glanz erzeugen, der aber nur Furze Zeit anhAt und bei Temperaturwechsel oder wenn das Metall naß wird, sofort wieder verschwindet. Bei Gentol ist daS nicht ver Fall, dasselbe ist ein Fettprodukt, welches ersten« kolossal sparsam im Verbrauch ist und zweitens einenwunder- baren Glanz hervorbringt, der auch beiNässeund Temperatut­wechsel lange Zeit anhält, so daß es gar nicht nötig ist die betreffenden Metallgegenstände jeden Tag zu reinigen. Mit ein paar Tropfen Gentol erzielt man bessere Resultate, als mit einem größeren Quantum der sogenannten Wafferpräparate, die außer Kreide und Wasser keine wesentlichen Bestandteile enthalten. Ein Versuch mit beiden Fabrikaten ist deshalb nur empfehlenswert.

Ostern naht ! Dieses Fest macht verschiedene Einkäufe notwendig. Alt und Jung erhofft sich Gaben vom gütige» Osterhasen. Bevor dieser seine Einkäufe erledigt, sei uns eine sehr empfehlenswerte Bezugquelle von unserer Zeitung verraten: Das weltberühmte, hervorragende Versandgeschalt Jonaß u. Co. in Berlin dl. 8. 460. Die mannigfaltigste» Gegenstände wie Taschen-und Wanduhren, Musikinstrumente, Geschenk- und Luxusartikel, photographische Apparate, Schmucksachen usw. sind bei dieser soliden Firma erhältlich. Der sehr umfangreiche Prachtkatalog gibt einen genaue» Einblick in den riesigen Geschäftsbetrieb, führt die zahllose» Artikel mit deutlicher Beschreibung und sauberer Abbildung auf und liefert klaren Beweis des staunenswerten Umsatz«. Es sei hier nur an einen jährlichen Versand vo» 26000 Uhren erinnert, und daß der Kundenkreis dieser Firma sich auf mehr als 28000 Orte Deutschlands erstreat Trotz der hervorragend billigen Preise liefert die Fir»>» alles auf Teilzahlung gegen bequeme monatliche Rate» Weitere Ausführungen enthält der reich illustrierte Pracho katalog, der umsonst und portofrei an die Leser unserer Zeitung versandt wird. Interessenten dürften nur ei»' Postkarte schreiben an die Firma Jonaß u' Co., Bern» kl. 3. 460, Belle-Alliancestr. 8.

Literarisches.

Der Osterhas meints dieses Jahr mit uns Schn» ganz besonders gutl Eine schönere Ostergabe hätten