Höfen von Karlsruhe und Mannheim eingefühct werden dürfen.
Baden-Baden, 8. Nov. Der Kaiser wird am Freitag zum Besuch der Großherzogin-Witwe Luise hier eintreffen.
Waldsee, 5. Nov. Ein hiesiger lediger Schriftsetzer ließ sich am letzten Montag abend herbei, in der amerikanischen Menagerie mit dem Tierbändiger das große Löwenvorführungskäfig zu betreten, und dort am Tische sitzend, eine Flasche Wachen- heimer kostend und Karten spielend, längere Zeit zu verweilen, während dessen in der einen Ecke zwei riesige Löwen und hinter ihm eine Löwin sich befanden.
Saarbrücken., 1. Nov Das Schwurgericht verurteilte heute den Kreissparkassenbeamten Friedrich Wilke von St. Wendel wegen Unterschlagung von 180 000 Mark zu vier Jahren Zuchthaus.
Vom Bodensee, 7. Nov. In Romanshorn hatten die Schulvorsteherschaft und sämtliche Lehrer der Stadt an die Ladenbesitzer ein öffentliches Gesuch gerichtet, den Kindern keine Schleckwaren mehr zu schenken. Die Gesuchsteller empfahlen, dem Beispiel anderer Orte zu folgen d. h. den Kindern keine Geschenke mehr zu machen, dafür aber jährlich einen Beitrag zu leisten an die Schulklassen, der für Jugendschriften oder zu einem Reisefonds verwendet werden könnte.
München, 8. Nov. In einem vornehmen Spielerklub wurde ein junger Herr, der Sohn eines hohen Würdenträgers, beim Falschspiel erwischt. Es entstand ein großer Skandal. Der junge Mann wnrde, um ihn dem Staatsanwalt zu entziehen, sofort von einem Bekannten im Automobil über die Grenze geschafft.
München, 6. Nov. Der Juwelen-Diebstahl im Brenner-Expreß hat, wie jetzt bekannt wird, die Gattin des Geheimrats Thode aus Heidelberg, aeb. Daniela von Bülow, Cosima Wagners Tochter aus erster Ehe, betroffen, die auf der Reise nach dem Gardasee begriffen war. Es sind ihr im Eisenbahnabteil 2. Klasse für 30000 Mk. Juwelen aus ihrer Handtasche geschnitten worden.
— Um eines Fehltrittes seiner Tochter willen erschlug ein Arbeiter in Markneu kirchen in Sachsen dieselbe und deren neugeborenes Kind und ertränkte sich dann selbst.
Halle a. S., 7. Nov. Zur Linderung der Fleischnot bezieht die Stadtverwaltung von Gotha größere Posten frischen Ochsenfleisches aus Dänemark, das zu 63 und 70 Pf. das Pfund im städtischen Schlachthaus feilgeboten werden soll.
Halle a. S., 6. Nov. Wie man aus angeblich absolut zuverlässiger Quelle erfährt, kehrten vorletzte Woche zwei ehemalige deutsche Soldaten, der eine aus Blankenburg bei Tennstedt in Thüringen, der andere aus Allmenhausen in Schwarz- burg-Sondershausen, die im Krieg 1870! 71 in französische Gefangenschaft geraten und in den Verlustlisten als vermißt bezeichnet waren, in die Heimat zurück. Beide waren bei Ausbruch des Krieges verheiratet. Ihre Frauen leben noch. Eine Frau ist schon lange wieder verheiratet. Beide Gefangene waren von den Franzosen nach außereuropäischen Kolonien geschafft worden und dort zwangsweise als Bergleute beschäftigt, bis ihnen nach vierzig Jahren die Flucht gelang und ein Kauffahrteischiff sie nach Hamburg brachte. Man will auch erfahren haben, daß Schritte eingeleitet worden seien, um die Reichsregierung zu veranlassen, dafür zu sorgen, daß die beiden Krieger eine angemessene Entschädigung bekommen.
Berlin, 7. Nov. Das Haupt der Bande von Pelzwarendieben, die seit Februar für nahezu 200 000 Mark Pelze und auch Seidenwaren erbeutet hat, ist von der Kriminalpolizei festgenommen worden. Es ist der 24 Jahre alte frühere Geschäftsreisende und Agent Karl Göbel, einer der gewandtesten und gefährlichsten Einbrecher Berlins, der auch in Buchmacherkreisen sehr bekannt ist. Nach jedem „großen Schlag" machte Göbel Vergnügungsreisen, auf denen er zugleich Absatz für die Beute suchte. Als Holtz und Schröter Ende September festgenommen wurden, gelang es Göbel, im letzten Moment nach Brüssel zu entfliehen. Von dort machte er mehrere Abstecher nach Köln, wo dann sein Haupthehler, der Kirschnermerster Paul Krowina, festgenommen wurde. Vor einigen Tagen kehrte Göbel nach Berlin zurück, wahrscheinlich um einen neuen Raubzug auszuführen. Gestern ermittelte ihn die Kriminalpolizei.
— Bei der Hofjagd, die am Samstag der Kaiser und Zar und 24 Gäste abhielten, wurden 432 Hirsche, die vorher zusammengetrieben und eingelappt worden waren, geschossen. Der Zar erlegte 33, der Kaiser 24 Stück. Am Abend desselben Tages reiste der Zar ab und traf am Sonn
tag vormittag in EgelZbach bei Darmstadt ein. — Die Hofjagd geschah auf dem neueingerichteten Jagdrevier Borgsdorf, das mit dieser Jagd eingeweiht wurde. Man hatte, nachdem der Grunewald für das Publikum sreigegeben ist, die Ueberreste des einst so prächtigen Wildbestandes des Grunewalds hinübergerettet, und hier ist das Wild, dank der pfleglichen Behandlung, so gut gediehen, daß es sich um etwa 5000 Stück vermehrt hat.
— Die deutsche Reichsregierung über den Zarenbesuch in Potsdam. Die Nordd. Ällg. Ztg. schreibt an der Spitze ihrer Sonntags-Nummer: „Die Zusammenkunft der beiden Kaiser hat einen sehr herzlichen und freundschaftlichen Charakter in allen Einzelheiten getragen. Sie hat Gelegenheit geboten zu wiederholten Besprechungen zwischen den Souveränen und ihren Ministern und zu einem beiden Teile befriedigenden Gedankenaustausch über politische Dinge. Zwischen zwei so großen Reichen wie Deutschland und Rußland mit so weit verzweigten Interessen kann es naturgemäß zu Zeiten in einzelnen Punkten Meinungs-Verschiedenheiten geben. Solche abweichende Auffassungen haben aber keine beherrschende Bedeutung in den deutschrussischen Beziehungen; das Wesentliche in den: Verhältnis der beiden großen Nachbarreiche ist vielmehr darin zu erblicken, daß Schwierigkeiten und Mißverständnisse, die etwa auftauchen, durch unmittelbare persönliche Fühlung und durch Aussprache zwischen den beiden Herrschaften und ihren Ministern sich ausgleichen lassen. Unter diesem Gesichtspunkte wird auch die diesmalige Begegnung der beiden Kaiser zu würdigen sein, ohne daß sie in das politische System Europas Neuerungen einführte, die von keiner Seite beabsichtigt waren. Wohl aber dürfte sich die Nachwirkung der jüngsten Monarchen-Begegnung im Sinne einer Förderung der allgemeinen Friedens-Politikgeltend machen." Die Meinungsverschiedenheit, von der hier die Rede war, war augenscheinlich die über den österreichisch-serbischen Orientstreit. Dieser Punkt ist also nun erledigt. In Petersburg hat man wohl eingesehen, Deutschland konnte nur handeln, wie geschehen.
Berlin, 6. Nov. Caruso hat sich, wie die „Morgenpost" erfährt, durch die Vermittlung einer Berliner Agentur für drei Abende an das Londoner Empiretheater, also ein Variete, verpflichtet. Der Künstler singt einige Lieder und erhält pro Abend 20000 Mark Gage. Das Gastspiel soll im kommenden Frühjahr stattfinden.
Berlin, 8. Nov. Das Kronprinzenpaar trat am 2. Nov. seine Reise nach Ostasien an. Halbamtlich wird das ausführliche Programm der Reise mitgeteilt. Hienach hat sich der Kronprinz und die Kronprinzessin am 3. d. M. in Genua an Bord des Dampfers Prinz Ludwig begeben. Port Said wird am 8. passiert, Colombo am 20 erreicht. In Ceylon gedenken die Reisenden unter dem Inkognito Gras und Gräfin von Ravensberg drei Wochen zu verbringen. Von dort tritt die Kronprinzessin die Heimreise an, während der Kronprinz an Bord S. M. Kreuzers „Gneisenau" am 11. Dez. die Fahrt nach Bombay fortsetzen wird. In Indien wird der Kronprinz während eines Aufenthalts von zwei Monaten alle sehenswerten Stätten kennen lernen. Von Kalkutta wird Mitte Februar die Fahrt nach Singapore fortgesetzt. Von dort begibt sich der Kronprinz nach drei Tagen weiter nach Bangkok. Für den Besuch in Siam sind 5 bis 6 Tage vorgesehen. Von Bangkok geht die Reise in den ersten Tagen des März weiter nach Niederländisch-Jndien. Batavia wird voraussichl- lich am 7. März erreicht. Die Abfahrt nach Hongkong soll Mitte März erfolgen. Für Hongkong sind unter Einschluß eines Ausflugs nach Kanton 5 Tage angesetzt. Es folgt ein dreitägiger Aufenthalt in Schanghai und ein fünftägiger Besuch von Kiautschou. In Peking wird der Kronprinz gegen den 10. April eintreffen und zehn Tage verweilen. Für den Aufenthalt in Japan sind, etwa vom 25. April an, 14 Tage in Aussicht genommen. Die Rückreise erfolgt über Sibirien um die Mitte des Mai.
— Der Reichspostdampfer „Prinz Ludwig" des Norddeutschen Lloyd mit dem Kronprinzenpaar an Bord hat Sonntag abend 7 Uhr auf seiner Ostasienfahrt bei schönem Wetter Kreta passiert. Das Kronprinzenpaar nimmt reges Interesse an dem! Leben und Treiben an Bord und beteiligt sich auch s viel an dem Unterhaltungsspiel. Es läßt sich Passagiere vorstellen, die es durch persönliche Liebenswürdigkeit einnimmt. Der Dampfer wird vermutlich am Dienstag, 7 Uhr morgens in Port Said ankommen.
Port Said, 8. Nov. Der deutsche Kronprinz und die Kronprinzessin sind an Bord des Dampfers
„Prinz Ludwig" heute vormittag 7.50 hier einge- troffen. Die Reise war zumeist von schönem Wetter begünstigt. Der Kommandant des deutschen Kreuzers „Hertha" und der deutsche, sowie der englische Konsul meldeten sich nach Ankunft des Dampfers bei den hohen Herrschaften, die später die Hertha besuchten und dann die Stadt besichtigten. Die Abreise von Port Said erfolgt heute nachmittag 1 Uhr.
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ver pnnr-8emahl.
Roman von Henriette v. Meerheimb.
(Forts.) (Nachdruck verboten.)
„Aber ich erreiche es doch!"
Er sagte das so laut herausfordernd vor sich hin, daß einige Vorübergehende sich mit spöttischen Blicken nach ihm umwandten.
Neuntes Kapital.
„Wirklich wundervoll ist es bei Ihnen geworden, gnädige Gräfin!"
Herr v. Jagow ging von einem Zimmer ins andere und blieb schließlich wieder in der erweiterten, ausgebauten Vorhalle stehen, welche die Salons der Hausherrin von denen des Gatten schied.
Ueber den bunten 'Mosaikfußboden der Halle waren weiße Bärenfelle gebreitet, an den rotgestrichenen Wänden hingen alte nachgedunkelte Ahnenbilder. Von der Kassettendecke schwebte ein Lüsterweibchen herab. Eingelegte, kunstvoll geschnitzte Schränke und Truhen standen rechts und links vom Kamin.
Der Ausstattung und Dekoration der Halle entsprachen die übrigen Räume. Völlige Stileinheit zeigten auch sie nicht — und doch empfand der Beschauer unbewußt wohltuend, wie fein die Formen und Farben überall harmonisch abgestimmt und getönt waren. Das letzte Gepräge gaben die vielen Kunstwerke, die in allen Räumen herum standen oder hingen — keine großen Stücke, sondern meist Studien, Skizzen, schöne Bronzen, Rokokouhren, altsächsisches und Delfter Porzellan, ein paar Sevreswasen.
„Sie Müssen sich mit Ihren Komplimenten an meinen Mann wenden, Herr v. Jagow," wies Anne-Marie ab. „Diese Zimmer sind ganz allein nach seinen Angaben eingerichtet worden. Er hat keine Mühe gescheut, um alles mögliche dazu zusammenzusuchen. In Bauernhäusern, auf Auktionen, bei Altertumshändlern und Trödlern ist er herumgekrochen I Ich mache mir offen gestanden, nicht viel aus solchen Sachen."
„Meiner Frau liegt mehr daran, daß wir bei einer landwirtschaftlichen'Ausstellung eine Prämie für den stärksten Ochsen und den fettesten Hammel bekommen," warf Georg hin.
Er trat hinter Anne-Maries Stuhl uud ordnete eine Kleinigkeit an ihrer Haarsrisur. Der Brillantpseil, der ihren blonden Haarknoten durchstach, kam jetzt mehr zur Geltung.
Sie wandte ihr Gesicht mit ruhiger Freundlichkeit nach ihm um: „Natürlich liegt mir mehr daran! Es ist mein Solz, daß die Lehminer Butter immer um einen Groschen teurer bezahlt wird wie andere. Unsere Hammelrücken, Mastkälber und Fettgänse gehen alle nach Berlin und werden dort vorzüglich bezahlt. Wäre das nicht der Fall, so könntest du nicht so viel Geld für deine alten Schränke, Delfter Töpfe und Kopien aus dem Louvre ausgeben."
„Das ist übrigens gar keine schlechte Kapitalanlage", meinte Jagow begütigend. Er sah die ärgerliche Röte die in Georgs Gesicht bei Anne- Maries Worten aufstieg. „Alte jSachen steigen beständig im Preise. Was jetzt schon wertvoll ist, wird in zwanzig Jahren dreimal so hoch bezahlt werden. Der kleine Erbprinz hat den Vorteil. — Wo steckt denn das Herrchen? Darf ich ihn nicht bewundern?"
„Jobst wird nach dem. Essen von der Wärterin hereingebracht werden. Er trinkt jetzt seine Milch. Bitte, störe ihn dabei lieber nicht", sagte Anne- Marie. „Unsere anderen Gäste können jeden Augenblick eintreffen, da mußt du anwesend sein, um sie zu empfangen."
„Zu Befehl! Wünschest du, daß ich im Eingang in der Halle stehe?"
Die ironische Bitterkeit von Georgs Antwort fiel sogar Anne-Marie auf. „Wie komisch du manchmal bist!" sagte sie ehrlich erstaunt.
Jagow hustete verlegen. Fast bereute er es, früher als die übrigen geladenen Gäste, gekommen zu sein, um die kürzlich fertig gewordene Neueinrichtung von Lehmin in Muße zu besehen. Er
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