Berlin, 4. Okt. Der kaiserliche Erlaß, betr. die Verleihung des Proinotionsrechts an die tier- ärzlichen Hochschulen lautet:Auf den Bericht vom 22. Aug. d. I. will ich den tierärztlichen Hoch­schulen in Anerkennung der wissenschaftlichen Be­deutung, die sie im Lauf der Jahre, namentlich seit ihrer Umwandlung aus Tierarzneischulen in Hochschulen, erlangt haben, das Recht einräumen, nach Maßgabe der in der Promotionsordnung fest­gesetzten Bedingungen approbierte Tierärzte sowie Ausländer, die die tierärztliche Fachprüfung in Deutschland bestanden haben, auf Grund einer zum Iloetor moäieiimo votsrinarias (abgekürzte Schreibweise: Or. msck. vot.) zu promovieren und die Würde eines Ooator wockieinnö vstorivuriae auch ehrenhalber als seltene Auszeichnung an Männer zu verleihen, die sich um die Förderung der Veterinärwissenschaft hervorragende Verdienste erworben haben."

Berlin, 6. Okt. Wirkt. Geh. Rat Professor Ernst von Leyden, einer der berühmtesten Autori­täten auf dem Gebiete der inneren Medizin, ist wie schon kurz gemeldet gestern mittag im 78. Lebensjahre in seiner Wohnung in Charlottenburg infolge Arterienverkalkung gestorben. Geh. Rat von Leyden stammte aus Danzig, trat 1854 als Militärarzt in die Armee ein, nahm, wie wir der Bad. Pr." entnehmen, am Kriege von 1864 teil, wurde 1865 ordentl. Professor der Pathologie und Therapie in Königsberg, stellte sich im Kriege von 1870 in den Dienst der Pflege Verwundeter, ging 1872 nach Straßburg und wurde 1876 ordentl. Professor und Direktor der propädeutischen Klinik in Berlin. 1885 übernahm Leyden die Direktion der ersten medizinischen Klinik an der Berliner Universität. Im Jahre 1907 trat er in den Ruhe­stand. Die Arbeiten Leydens behandeln vorwiegend die Nerven- und Rückenmarks-, sowie Herz- und Nierenkrankheiten. Sie sind vielfach in Zeitschriften niedergelegt. In den letzten Jahren, auch nach seinem Rücktritt vom Lehramt, widmete Leyden seine ganze Kraft der Tuberkulose- und Krebsbe­kämpfung. v. Leyden war Begründer der modernen Ernährungstherapie. Er organisierte die Heilstätten­bewegung im Kampfe gegen die Tuberkulose.

Hamburg, 6. Okt. Die Werftarbeiter haben heute die neuerlichen Einigungsvorschläge der Kommission des Gesamtverbandes der deutschen Metallindustriellen angenommen.

Helgoland, 4. Okt. Mit dem gestrigen Tage ist das gesamte Oberland in den Besitz des Marine­fiskus übergegangen. In den letzten Tagen sind für militärische Befestigungen der Insel wieder über 500 000 Mk. ausbezahlt worden. Mehr als hundert Einwohner der Insel haben größere Sum­men erhalten, einer davon 40000 Mk.

Die Revolution in Portugal.

Madrid, 6. Okt. Offiziell wurde in Lissabon die Republik erklärt. Die Regierung wird ge­bildet von Theophil Braga als Präsident, Machado, Minister des Aeußern, Almeida, Minister des Innern, und Alfonso Costa, Minister des Unter­richts.

König Manuel und seine ganze Familie sind offenbar gerettet. Wohin sie sich geflüchtet haben, darüber sind noch ganz widerspruchsvolle Nachrichten verbreitet. Es ist leicht möglich, daß ihre Spur absichtlich verwischt wurde, um etwaige Verfolger abzulenken. Nach einer Lissaboner Mel­dung Hütten sich der König, sowie die Königinnen Amalie und Pia in aller Eile in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch nach Mafra, einem Städt­chen an der Küste, begeben. Nach einer Meldung aus Cintra, wo das Schloß der Königin Mutter ist, soll der König an Bord eines portugiesischen Torpedoboots entkommen sein. Wieder eine andere Meldung will wissen, daß König Manuel sich auf ein englisches Kriegsschiff geflüchtet habe. Dann wird die Nachricht wiederholt, daß sich der König ans den brasilianischen KreuzerSao Paulo" ge­rettet habe, mit welchem der Präsident Hermes da Fonseca zurückkehren wollte. Die Aussicht des Königs, noch etwas zu retten, ist gering Wohl mit Recht schreibt der MadriderLiberal", weder England noch eine andere Macht werde zu Gunsten des Königs Manuel noch einschreiten. England werde sich ebensogut, ja vielleicht besser mit der Republik verständigen.

Innsbruck, 6. Okt. Nach einer im Schloß Mentelberg bei den Verwandten ves portugiesichen Königshauses eingetroffenen Depesche befinden sich König Manuel und seine Mutter in Lissabon in sicherem Schutz an Bord eines englischen Kriegs­schiffes.

Berlin, 6. Okt. Bei den Straßenkämpfen in Lissabon am Montag und Dienstag hat es 49 Tote gegeben. Aus Oporto wird gemeldet, daß es dort ebenfalls zu Straßenkämpfen gekommen sei, wobei et 20 Tote und Verletzte gab. Ein Agent der Revolutionspartei telegraphierte an die neue Regierung in Lissabon, daß die englische Regierung erklärt habe, die Republik Portugal anzuerkennen, wenn sie Garantien dafür geben könne, daß die neuen Verhältnisse von Dauer seien.

Madrid, 5. Okt. Wie aus Lissabon hierher gemeldet wird, beging General Gorjas Selbstmord, als die Revolutionäre ihn im Palast gefangen nehmen wollten.

Madrid, 5. Okt. Die Revolution in Por­tugal macht hier Ungeheuern Eindruck, namentlich auch im Palast, wo mau die Nachrichten mit größter Spannung erwartet. Die Minister konferieren be­ständig. In der Stadt fpatroullieren berittene Po­lizisten. Nach den letzten Nachrichten der Regier­ung wird die Revolution von einem Admiral und mehreren Generalen geleitet. Sämtliche Eisen­bahnen, Landstraßen und Brücken sind von den Revolutionären gesperrt, um den Zuzug monarch­ischer truppen zu verhinder. Man erfährt, daß schon vor zwei Monaten ein portugiesischer Torpedo von der meuternden Besatzung gestrandet wurde. Ueberhaupt war die Revolution von langer Hand sehr geschickt vorbereitet.

Köln, 7. Okt. DieKöln. Ztg." meldet aus Lissabon: Augenzeugen schildern die Abreise der ^ Königsfamilie: Der Herzog von Oporto schifft? sich in Cascaes ein. Weinend sagte er, mit tiefem Schmerz verlasse er das geliebte Volk. Er schob die Schuld des Verfalls der Monarchie auf den verhängnisvollen Einfluß seiner Schwägerin, der Königin-Mutter, und klagte, daß es ihm unmöglich gewesen sei, seinem Neffen liberale Ratschläge zu geben. In Ericeira gingen König Manuel und die Königin-Mutter an Bord. Der König verabschiedete sich mit Handschlag von der Fischerbevölkerung, doch augenscheinlich froh, mit dem Verlust der Krone davonzukommen. Die Königin-Mutter soll zähneknirschend mit Rache bei der Rückkehr gedroht haben. Man erzählt, England, Frankreich und Spanien hätten bereits die Republik anerkannt.

Köln, 6. Okt. In Bankkreisen verlautet, die Königin-Mutter von Portugal habe schon vor Wochen in Voraussicht der kommenden Revolution ihr Privatvermögen an ausländischen, hauptsächlich englischen Banken angelegt.

Lissabon, 6. Okt Gestern abend 11 Uhr erließ der Präsident Braga folgendes Manifest an die Armee und Flotte: Die provisorische Regierung der portugisischen Republik begrüßt die Truppen zu Wasser und zu Lande, die mit dem Volk zusam­men wirkten und die Republik zum Glück des Vaterlandes mitbegründet haben. Sie vertraut auf den Patriotismus Aller. Die Republik ist für das gesamte Volk da und die Regierung hofft daher, daß die Offiziere der Armee und der Flotte, die sich an der revolutionären Bewegung nicht be­teiligt haben, sich dem Hauptquartier stellen werden, um die uneingeschränkte Loyalität gegen die neue Verwaltung zu sichern. Mittlerweile müssen die Revolutionäre alle ihre Stellungen besetzt halten zur Verteidigung und Befestigung der Republik.

Lissabon, 6. Okt. Theophilo Braga hat als Präsident der provisorischen Regierung an die auswärtigen Ministerien der Mächte ein Telegramm gerichtet, das die Proklamierung der Republik und die Einsetzung der provisorischen Regierung an­zeigt. Die Regierung trete für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ein.

Gibraltar, 7.Okt. Heute früh8Uhr flaggten die im Hafen liegenden englischen Kriegsschiffe, sowie der amerikanische Kreuzer Des Moines und schossen den'Königssalut zu Ehren der kgl. Familie von Portugal. Ein Offizier von Stabe des Gou­verneurs begab sich an Bord der portugiesischen Dacht, um König Manuel zu begrüßen. Man glaubt, daß die kgl. Familie an Land gehen wird.

MnterHal'tenöos.

Der Arinz-Gemaht.

Roman von Henriette v. Meerheimb.

(Forts.) (Nachdruck verboten.)

Stumm gingen sie nebeneinander her durch die warme Frühlingsnacht Nadines ärmlicher Wohnung zu. Sie sahen nichts von den engen, häßlichen Straßen, den dunklen, finsteren Häusern, denn sie blickten zu den Sternen auf, hörten nichts von dein Räderrasseln, Peitschenknallen und Lärmen um sie her, weil der Schlag ihrer eigenen Herzen zu laut stürmte.

Fünftes Kapitel.

Georg hielt Wort. In derselben Woche siedelte er bereits in das Quartier Latin über. Das Glück begünstigte ihn. Er fand in einem neueren Hause ein großes Atelier mit drei angrenzenden Zimmern. Diese Räume künstlerisch schön auszustatten, machte ihm viele Freude. Er stöberte bei den Altertums­händlern herum, bis er das fand, was er suchte. Alte Perserteppiche, die den Fußboden bedeckten, Gobelins für die Wände, antike Schnitzereien, mit großblumigem Damast bezogene Sessel. Sobald er fertig mit seiner Einrichtung war, gab er seinen Mitschülern ein reizendes Fest, bei dem Nadine natürlich die Hauptrolle spielte. Georg huldigte ihr wie einer Königin, ohne sich im geringsten an Norberts finstere Miene und scharfe Bemerkungen zu kehren.

Sehr bald genügte es ihm nicht mehr, Nadine täglich Blumen oder Näschereien zu schicken, er fing jetzt an, ihre Einrichtung mit buntlackierten Korb­möbeln, Bastteppicheu und duftigen Mullgardinen freundlicher zu gestalten.

Wie er vorgab, deckten Nadines Skizzen, die deralte Herr in Passy" kaufte, diese Ausgaben und brachten ihr sogar noch einen hübschen Ueber- schuß ein, mit dessen Hilfe sie sich und Lucy O'Reilly manche Annehmlichkeit verschaffen konnte.

In Wahrheit lagen alle angeblich verkauften Sülleben und Skizzen sorgfältig geordnet in Georgs Mappen. Er hielt es für unmöglich, daß Nadine jemals den gutgemeinten Betrug entdecken könnte. Und sollte das doch dereinst der Fall sein nun, Liebe verzeiht!"

Er summte die Melodie des Walzers oft vor sich hin. Die Woche über arbeiteten beide sehr fleißig. Nadines von Tag zu Tag korrekter ge­zeichnete Aktstudien versöhnten Olhardt. Er ließ sie nach einigen Wochen wieder an der allgemeinen Malklasse teilnehmen. Sonntags fuhren Georg und Nadine meist nach Versailles, nicht nur zum Vernügen, sondern um in dem melancholischen Park zu skizzieren.

Ueber Versailles liegt noch heute die tiefe Schwermut einer großen Vergangenheit. Einen unendlichen Reichtum in künstlerischer und historischer Beziehung birgt dieses Königsschloß, in dem einst so unzählige Menschen wohnten, das den Brenn­punkt des Interesses für ganz Frankreich bildete, für dessen raffinierten Luxus ein ganzes Volk darbte.

Durch die steifverschnittenen Buchenhecken im Park gingen Georg und Nadine oft, in Gedanken versunken standen sie vor den zerbröckelnden Statuen der Liebesgötter und vor der großen Apollofontäne am Ende des langen, schmalen Rasenplans. Un­bekümmert um die veränderten Zeiten zügelte der göttliche Apollo hier immer noch seine vier Sonnen- rosse, umgeben von Delphinen und Tritonen.

Georg, der das alles nicht nur mit Maleraugen, sondern mit der empfänglichsten Seele des Dichters und Historikers genoß, wurde nie müde, diesen Park zu durchstreifen, während Nadine den reizenden Naturgarten von Klein-Trianon mit seinen wunder­vollen Baumgruppen, seiner herrlichen Blumenfülle bevorzugte. Von allen Seiten skizzierte sie die malerischen Hütten Meiereien und Mühlen, die die schöne, unglückliche Königin Maria Antoinette hier Herzaubern ließ, um einmal mit ihren guten Freunden zusammen den Zwang der Etikette, in einfachen Kleidern, bei harmlosen Spielen zu ver­gessen.

In die träumerische Seligkeit dieser goldenen Sommertage fielen die häufigen Mahnbriefe von Georgs Eltern als einziger trüber Schatten!

Immer seltener und flüchtiger beantwortete e: die Schreiben von daheim. Die langen Herzens­ergüsse seiner Mutter schob er meist halbgelesen von sich, die kurzen, energischen Mahnungen des Vaters konnte er nicht ganz unbeachtet lasse». Sie wurden ihm aber bald äußerst unbequem.

Seine häufigen Geldforderungen hatten den Alten erbittert. Georgs Erklärungen, daß Paris sehr kostspielig, seine neue Einrichtung, der Privat­unterricht bei Olhardt gleichfalls sehr teuer, aber unbedingt notwendig wäre, fand wenig Glauben bei Herrn v. Stechow.

Seiner Ansicht nach amüsierte sich der He« Sohn vermutlich nur in Paris und schützte das Malen einfach vor.

Na, er war selber einmal jung gewesen, aber so toll hatte er's denn doch nicht getrieben. Der nächsten größeren Summe fügte er den kurzen Bescheid bei, daß dieses Geld das letzte sei, und Georg dann unbedingt nach Hause zurückkehren müsse. Auf Rettershof seien Hypotheken gekündigt worden, der Inspektor habe unterschlagen, durch

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