Geislingen a. St., 8. April. Das An wesen des Kunstmüllers Bauer in Altenstad ist von dem Albelektrizitätswerk Geislingen, e. G. m. b. H. um 140000 Mk. endgiltig erworben worden. Die Arbeiten für die Ein­richtung der Zentrale, Freileitung und Motoren wurden der Firma Felten-Guillaume-Lahmeyer- werke in Frankfurt a. M. übertragen. Die Konkurrenzfirmen Schuckert und Eßlinger Maschinenfabrik haben etwas höhere Angebote gemacht.

Karlsruhe, 9. April. Nach einer Mit­teilung der Deutschen Luftschiffahrts-Aktien­gesellschaft, die sich hauptsächlich die Verwertung der Zeppelinschiffe zur Aufgabe gestellt hat, wird voraussichtlich vom 1. August d. I. an ein Luftschiff in Baden-Baden stationiert werden. Bei einer der ersten Fahrten desselben soll Karlsruhe besticht und die hiesige Ankerstelle auf dem großen Exerzierplatz benützt werden. Eventuell will man an geeigneten Tagen von hier aus mehrere Fahrten für geringen Fahrpreis aussühren. Eine endgültige Zusage behält sich die Gesellschaft vor.

Friedrichshafen, 10. April. Am Pfingst­sonntag (15 Mai) ist jedermann Gelegenheit gegeben, sich gegen Erlag von 100 Mk. an einem Aufstieg des neuen Luftschiffes 2IV zu beteiligen. An diesem Tage werden zufolge eines Abkom­mens, das die Ulmer Karnevalsgsellschaft mit der Luftschiffbau- Zeppelingesellschaft getroffen hat, die ersten Passagierfahrten mit 2 IV aus­geführt, und zwar ist die Zahl der Teilnehmer auf 100 festgesetzt worden. Es werden Grup­pen von je 25 Teilnehmern gebildet, die nach­einander vom Wcrftplatz aus die Reise in die Lüfte unternehmen nnd nach einer Rundfahrt über den See und landeinwärts dort wieder ab­gesetzt werden. Von Ulm aus wird am Tage der Aufstiege ein Sonderzug abgelassen.

Eine Massenpetition deutscher Frauen, in der das Verbot weiblicher Bedienung in Gastwirtschaften verlangt wird, ist dem Reichs­tag zugegangen. Die Vorkämpferin auf diesem Gebiet, Frau Jellinek in Heidelberg, hat 130000 Unterschriften gesammelt.

In Düsseldorf wurde sämtlichen Bau­handwerkern zum 15 April gekündigt.

Krefeld, 6. April. Die Bauunternehmer haben sämtlichen Arbeitern vom 15. April an gekündigt.

Der Aviatiker Jeannie, ein Elsässer, flog gestern in einer Höhe von 50 Metern vom Flugfeld Johannisthal nach dem Dorf Rudow, von dort nach Glienicke und zurück nach Johannisthal. Er legte die etwa 8 Kilometer lange Strecke in 10 Minuten zurück. Dies ist der zweite Ueberlandsflug, der in Deutschland ausgeführt wurde.

Leipzig, 11. April. Der Verband der Arbeitgeber des Baugewerbes beschloß für Leip­zig u. Umgebung auf 15. April die Aussperrung der organisierten Bauarbeiter. Von der Aus­sperrung werden 8000 Arbeiter betroffen.

Bonn, 1. April. Die hiesige kaiserliche Villa ist vom Verleger desEssener General­anzeigers,/ Kommerzienrat Girardet, gekauft werden.

Berlin, 9. April. Nach Feststellung des Scheiterns der Einigungsverhandlungen im Bau­gewerbe trat gestern der Vorstand des Arbeit­geberbundes zusammen und beschloß einstimmig, daß in Deutschland am 15. April die Aussperrung beginnen solle. Ausgenommen sind Hamburg, wo der Friede gesichert ist, und Berlin, wo die Verhandlungen schweben, das heißt anfangs nächster Woche gesondert geführt werden sollen.

Die dritte Strafkammer des Landgerichts Berlin I verurteilte gestern den Filialleiter der Firma Arthur Koppel u. Co., A.-G., Fritz Kluge, wegen Betrugs und schwerer Urkunden­fälschung zu 5 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust. Von dieser Strafe werden 1 Jahr und 3 Monate als durch die Untersuchungshaft für verbüßt erklärt. Der Staatsanwalt hatte 4 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust beantragt.

Berlin, 10. April. Wie dieAllemeine Fleischerzeitung" meldet, ist der Großviehhändler Hermann Schmidt aus Hirschaid bei Bamberg unter Hinterlassung einer Schuldenlast von etwa einer Million Mark und nnter Mitnahme von

300000 Mk. flüchtig geworden. In der Be­gleitung Schmidts, der verheiratet ist, befindet sich seine Geliebte, eine junge Berliner Dame.

' Noah Barnes, der nicht gerade rühmlich dadurch bekannt wurde, daß er dem jungen Grafen Hochberg Ne Kronprinzenbriese abnahm in der Absicht, sie zu verwerten, und sie dann im Gerichtssaal in New Aork vorlesen ließ, wurde wegen Unterschlagung von 30000 Dollars, die er sich aus Verkäufen von Wertpapieren angeeignet hat, zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt.

London, 10. März. Auf dem neuen Passagierdampfer Carmona, der nach Portland im Staat Maine fuhr, brach mitten im Aermcl- kanal Feuer in den Kohlenkammern aus, das das Schiff, das 900 Passagiere an Bord hatte, zu zerstören drohte. Der auf der Fahrt nach Neufundland befindliche Dampfer Kamwah nahm die Passagiere des bedrohten Schiffes auf. Aus Dover wird bekannt, daß viele der dort gelan­deten Passagiere Verletzungen aufwiesen.

London, 7. April. Aus Callao wird ge­meldet: Die allgemeine Meinung ist, daß der Krieg unvermeidlich geworden ist. Die in Quaiaquil und Outi ansässigen Peruaner schweben in Lebensgefahr. Der peruanische Gesandte und Konsul in Quito hat auf der amerikanischen Botschaft Zuflucht gesucht. Das Konsulat von Ecuador in Peru wurde geplündert und die Möbel wurden auf. die Straße ge­worfen und verbrannt.

Kapstadt, 8. April. Dqs hiesige Obser­vatorium hat den Halleyschen Kometen heute zum erstenmal seit seinem Vorübergehen vor der Sonne wieder beobachtet.

A« AM mi> Ilmgebug.

Wildbad, 12. April. Gestern wurden die städtischen Jahres-Bauarbeiten im Akkord ver­geben. Es erhielten:

Zimmer-Arbeiten Hr. Fr. Kuch z. Anschlag Gypser Karl Lipps

Schlosser-Arbeiten und Anschlägen

her Fenster Hr. Eugen Lipps

Schmied-Arbeiten Rob. Gail

Flaschner- Rob. Beck

Maler- Karl Krauß '

Jnstallat.- Rob. Beck

Wagner- Fr. Hammer

Schreiner- W. Eisele mit 9°/o Abgeb.

Glaser- Alb. Rothfuß 8"/«

Pflaster- Fr. Hammer 11°,»

Hafner- Th.Hammer 4°/o

Fuhrwerke K. Maier 16°/°

Grab-, Beton-, Maurer-, Kanal­bau- und Dachdecker-Arbeiten

Hr. Wilh. Krauß 30 °/o

Tapezier-Arbeiten Rud. Linder 10°/» Aufgeb.

:: Wildbad, 11. April. Das am gestrigen Sonntag imKinematograph Union" zur Vorführung gelangte Programm war wieder in allen Teilen großartig. Wie herrlich waren doch die LandschaftsbilderAm Meer" und Die Vossebahn", wie hochinteressant die Bahn­fahrt mit der letzteren. Wahre Lachsalven brachte das BildEin'Glas Ziegenmilch" hervor, das für das BildIn tiefster Nacht" eingeschaltet wurde. Aber auchDer kostbare Schuh des Landstreichers" war dazu angetan, die Stimmung, die durch das vorangegangene DramaLaufbahn eines Straßenfegers" etwas gedrückt war, wieder aufzuheitern. Aber das gelungenste Bild war dochEin Glückspilz". Das Opfer des Arztes" zeigte das Muster eines von hohem Pflichtgefühl beseelten Arztes. Tiefgreifend war das Drama.Stand und Liebe", das uns zeigte, w.'lch großes Unheil Standesvorurteile oft anrichten können. Der Besuch des Theaters war ein sehr guter zu nennen, nur ist zu bedauern, daß die Besucher meist erst abends um st«8 Uhr, und dann so zahlreich ankommen, daß es der Direktion kaum möglich ist, für alle Personen Plätze zu bekommen. Im eigenen Interesse der Besucher wäre es zu empfehlen, daß ein großer Teil derselben sich schon um 5 oder 6 Uhr zu den Vorstellungen einfinden würde.

:: Wildbad, 11. April. Das gestern auf dem hiesigen Sportplatz beim Windhof zum Austrag gekommene Wettspiel der 1. Mann- schaftdesFußballklubSchwaben-Wildbad" gegen

1. MannschaftFußballklub Phönix-Neuenbürg" konnten die Wildbader für sich verzeichnen. Da sich in den Reihen der Neuenbürger der in der Sportswelt bekannte Spieler Schmid-Nürnberg befand, so war man auf den Ausgang des Spiels sehr gespannt. Anstoß hat Schmid- Nürnberg, welcher den Ball sofort abgiebt. Wildbad wird sehr bedrängt und nach kurzer Spieldauer kann Neuenbürg das 1. Goal für sich verzeichnen. Nun fangen die Wildbader an, aus ihrem seitherigen Gleichmut zu treten und erzielen dadurch 2 Goals noch vor Halb­zeit. Bei diesen bleibt es auch. Stand des Spiels am Schluß 1:2 für Wildbad. Eckver­hältnis 1:3 für Wildbad (Enzt.)

Neuenbürg. (Aus der Bezirksratssitzung vom 9. April 1910.) Ernst Brohammer, Gold­arbeiter in Birkenfeld bittet um die Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtschaft in seinem Gebäude daselbst. In öffentlicher mündlicher Verhandlung wird das Gesuch mangelnden Be­dürfnisses halber abgewiesen. Dem Gesuch des Konrad Drebinger in Wildbad um Ausdehnung seiner auf die Monate Mai bis September all­jährlich beschränkten Wirtschaftskonzession auf die Monate April und Oktober wird in öffent­licher mündlicher Verhandlung abgewiesen, da ein Bedürfnis für die Ausdehnung nicht anerkannt werden kann. Die Wirtschaftskonzessionsgesuche ! des Ernst Georg Kienzle z. Adler hier und der f Christiane Hempel, Wirts Wtwe. in Wildbad, werden genehmigt.

j Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die auf Markung Calmbach gelegenen, im Grundbuch von Calmbach, Heft 532, Abteilung I Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6 zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes auf den Namen i des Eugen Keppler, Wirts in Calmbach und ! dessen Ehefrau Marie, geb. Heitele eingetragenen Grundstück Geb. Nr. 76 7 a 42 gm Wohnhaus mit dinglicher Bierbrauereiberechtigung mitten !im Dorf, P. Nr. 113 2 a 83 gm Gemüse­garten allda, gemeinderätlicher Schätzungswert i 43 200 Mk., Geb. Nr. 225 3 n 30 gm Eiskeller mit Hofraum oben im Dorf an der alten Calwerstraße am hohen Berg, P. Nr. 490/2 4 n 70 gm Wiese allda, P. Nr. 492 4 a 14 gm Acker, P. Nr. 491 3 a 51 gm Acker, gemeinde­rätlicher Schätzungswert 1800 Mk., zusammen 45000 Mk., sowie das gesetzliche Zubehör am Montag den 23. Mai 1910, nachmittags 2 Uhr auf dem Rathanse in Calmbach versteigert werden.

Das Familienkreuz.

j Roman von M. Gräfin v. Bünau.

! (Fortsetzung) (Nachdruck verboten)

- Sie wehrte ihn heftig ab.Laß mich. Ich finde deine Handlungsweise abscheulich. Nun, diesmals habe ich deinenpraktischen" Gelder­werb zunichte gemacht I Ich bin der Frau nach­gelaufen und habe ihr das Geld wiedergegeben und noch neunzig Mark dazu, mein ganzes Wirtschaftsgeld, das ich noch besaß. Ich hätte kein Stück Brot mehr essen können, jeder Bissen wäre mir in der Kehle stecken geblieben im­mer hätte ich an die Tränen der Aermsten und ihr erpreßtes Geld denken müssen."

Doktor Hartung sah seiner Frau eine Mi­nute starr ins Gesicht. Wie schön sie war mit den glänzenden Augen, die Röte des Unmuts in dem hübschen trotzigen Gesicht I Es zuckte wie Lachen um seinen Mund. Dieser Streich, den sie ihm gespielt hatte, sah ihr ganz ähnlich. Groß­herzig und unüberlegt zugleich.Das war sehr unklug von dir," sagte er nach einer Weile ernst, aber nicht unfreundlich. Ich muß dich dringend bitten, dich in Zukunft nicht in meine Berufs­angelegenheiten zu mischen. Der einzige Erfolg, den deine verkehrte Großmut haben wird, ist, daß Huber sich heute abend sinnlos betrinkt, seine Frau und Kinder prügelt, daß sein kranker Arm durch den Alkoholgenuß noch schlimmer wird und mir viel verkommenes Volk ins Haus läuft, da die Huber sicher den Mund nicht hält. Dir muß ich überdies das Wirtschaftsgeld zurück­geben, was mir recht schwer wird. Das sind die praktischen Folgen deiner Großmut am un- rechten Fleck. Da es aber uun einmal geschehen ist, wollen wir nicht weiter davon sprechen sondern zur Mutter hinübergehrn, die uns gewiß schon ungeduldig erwartet."