stand vor ihr, aber sie mochte nicht nähen. Sie bog den Kopf gegen die steife Lehne zurück und schloß die Augen. Wenn sie vom Zimmer nebenan, das ihre Schwiegermutter bewohnte, Tellerklappern, das Hüsteln und Herumgehen der alten Frau hörte, zogen sich ihre feinen Brauen ungeduldig, wie in körperlichem Schmerz zusammen. Nun kam sie bald wieder heran, die entsetzliche Stunde um fünf Uhr, in der sie und ihr Mann den Kaffee im Zimmer der alten Frau trinken müßten. Küthe haßte förmlich den mit einer buntgeblümten Serviette belegten Tisch, die goldoeränderten Prunktaffen aus dem Glasschrank, der noch mehr solche Raritäten barg, die dicke Kaffeekanne mit der entsetzlichen braun und grün gestrickten Wollmütze darüber, die den Kaffee warm halten sollte, wenn, was freilich oft geschah, der Doktor sich in seiner Sprechstunde verspätete. ' Käthe kämpfte in ihrem reizbaren Zustand immer mit Uebelkeit, wenn sie den Kaffeewärmer, den lackierten Brotkorb, die Glaszuckerdose sah. Dazu das Nötigen der alten Frau, das Jammern über die kleinen Semmeln, die teuren Butterpreise, die schon wieder einen Groschen aufgeschlagen waren.
Und an diese schreckliche Kaffeestunde schloß sich ein langer, endloser Abend, an dem sie mit der Zchwiegermutter zusammensaß, die stets den Knäuel ihrer Strickerei fallen ließ, ihr gebrauchtes Taschentuch mit Vorliebe neben sich auf den Tisch legte und Käthes Geduld auf entsetzlich harte Proben stellte durch ihr Klatschen über alle Nachbarn der Straße.
Dabei war die alte Frau so gutmütig, rührend bescheiden, immer besorgt, den Kindern nicht zur Last zu sein. Alles, womit sie ihre Umgebung peinigte, beging sie völlig ahnungslos.
„Wär' sie boshaft und dabei gut erzogen, es wär' mir nicht halb so schwer zu ertragen!" dachte Käthe oft verzweifelt, wenn die alte Frau beim Mittagessen mit ihrem Messer in das Salzfaß fuhr oder von der Butter damit nahm, oft auch ein halb durchgebrochenes Zuckerstück wie- der in die Zuckerdose zurückwarf. (Forts, f.)
DmnWtS.
— Aus New-Dork wird berichtet: Ein Deutscher namens Karl Bölling, der vor 12 Jahren das Haus seiner Eltern in Rothenburg a. d. T. Zerließ und nach Japan ging, verbrachte dort j das Geld, das ihm sein Vater, ein Hotelbesitzer, mit auf den Weg gegeben batte, und war dann gezwungen, sich nach San Franzisko durchzuarbeiten. Von dort ging er als Kellner nach Oakland, versuchte sich als Farmarbeiter, und da er auch hierin auf keinen grünen Zweig kam, wurde er, was man in Amerika einen Tramp, einen Landstreicher nennt. Vor zwei Jahren starben beide Eltern Böllings, der heute 37 Jahre alt ist. Vergeblich wurde er als Erbe des elterlichen Vermögens von einer Viertelmillion Mark gesucht. Eine Nachbarin des verstorbenen Hotelbesitzers, Frau Ehlermann, hatte gehört, daß der verschwundene Sohn in Amerika lebe und schrieb auf gut Glück an ihren Sohn, der in Newyork ein Kolonialwarengeschäft betreibt
und ein Schulkamerad des Gesuchten ist. Chler- mann begab sich in die Logierhäuser des Bowery- viertel, des armseligsten Stadtteils von New- Aork, auf die Suche nach dem Erben und hatte das Glück, ihn bald in einem elenden Massenquartier zu finden. Jetzt befindet sich Karl Bölling an Bord des Dampfers „Rhein" auf dem Wege nach Europa, dem Erbe entgegen, von dem man nicht weiß, ob es ihm vielleicht zum Segen gereichen wird.
— Folgendes heitere Geschichtchen spielte sich den „Flensb. Nachr." zufolge kürzlich in einem größeren Restaurant Flensburgs ab. Während eines gemütlichen Abendschoppens fielen die Augen des einen Stammtischmitglieds auf ein Plakat an der Wand mit der verlockenden Inschrift: „Täglich frische Bockwürste mit Sauerkraut". Darunter war der Preis angegeben. Dieser erschien dem Herrn nicht zu hoch und nachdem er sich beim Wirte erkundigt, ob das Plakat noch Gültigkeit habe, und ein „Jawohl! Gewiß!" als Antwort erhalten, bestellte er für die freudig anfhorchende Tafelrunde 16 Portionen. Diensteifrig tritt dann der Kellner an den freigebigen Spender heran: „3 Mk. 90 Pfg., bitte sehr!" Der Gast- legt ein — Fünfzigpfennigstück auf den Tisch und zeigte auf das Plakat, auf dem zu lesen stand: Pro Portion 0,65 Pfg. „Dat §Oevrige is Drinkgeld", meinte er trocken. Die Null nebst dem Komma in der Preisangabe aber sucht man seither vergeblich auf dem Plakat.
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