der jüngeren Steinzeit angehöriges Steinbeil aus Syenit, 11 ein groß, zum Teil poliert, mit schönen ebenmäßigen Formen gefunden worden. Prof. Or, Gößler an der Kgl. Alter­tumssammlung hat das Alter des Beils auf etwa 5000 Jahre angegeben.

Heilbronn, 30. Nov. Eine stark besuchte Versammlung des Wirte-Verbandes vom unteren Neckar hat sich mit der von den Brauereien auf O Dezember ^»gekündigten Erhöhung der Bierpreise einverstanden erklärt und die Min­destverkaufspreise wie folgt festgesetzt: das Halb­liter zu 13 Pfg., 4 Zehntelliter 11 Pfg-, 1 Viertelliter 7 Pfg. Eine eventuelle Aenderung der Schankgefäße wurde in das Ermessen jedes einzelnen gestellt, da ein gleichmäßiges Vorgehen wegen der Verschiedenartigkeit der Betriebe nicht angezeigt sei.

Ulm, 27. Nov. Um die Wasserkräfte der Iller wird der Wettbewerb immer lebhafter. Außer der zur Gründung in Aussicht genom­menen Oberschwäbischen Ueberlandzentrale, die zuerst auf dem Plan erschien, bewerben sich nun die beiden Staaten Württemberg und Bayern und in letzter Zeit auch eine bayrische Genossen­schaft, die nach Anlegung eines Kanals von Kellmünz nach Au 6000 k8 zur Ausnützung bringen will, um die Wasserkräfte.

F r i.e d r i ch s h a sie n, 29. Nov. Die nament­lich durch die österreichische Presse gehende Notiz daß seitens der Deutschen Luftschiffahrts-Aktien- gesellschaft schon jetzt der Bau von Hallen in böhmischen Kurorten und die Etablierung eines Luftverkehrs zwischen solchen Orten geplant sei, ist nicht richtig. Vorgesehen ist zunächst nur die Veranstaltung von Luftfahrten von Friedrichs­hafen und von der in Baden-Baden zu beschaf­fenden Ballonhalle aus, sowie eine gelegentliche Routenfahrt zwischen diesen beiden Städten. Ein Anlaufen des einen oder anderen böhmi­schen Platzes anläßlich einer eventuellen Fahrt des Grafen Zeppelin nach Wien liegt natürlich im Bereiche der Möglichkeit und vielleicht gehen die fraglichen Meldungen darauf zurück.

Die badische Regierung ist nunmehr endgültig entschlossen, die Mauern des Otto- Heinrich-Baues am Heidelberger Schloßstand­haft zu machen". Nach den vorliegenden Plänen ist hiefür eine Aufwendung von 360 000 Mark erforderlich. Die erste Rate in einer Höhe von 180 000 Mk. wird, wie gemeldet, in ' dem der Kammer vorgelegten Staatsvor­anschlag gefordert.

Pforzheim, 30. Nov. Der Bürgeraus- ,schuß genehmigte gestern den Ankauf der Strecke Pforzheim-Brötzingen von der badischen Lokaleisenbahugesellschast für 370 000 Mk. Die Uebernahme erfolgt zum August 1911 ohne, die Betriebsmittel. !

Bühlertal, 29. Nov. Im Kurhaus Plättig! fand am gestrigen Sonntag eine Versammlung ! der Mitglieder des Ski-Klubs, Sektion Karls-! ruhe-Badener Höhe behufs Besprechung über^ das auch diesen Winter wiederum stattfindende Ski-Fest mit Wettlauf statt. Als Termin für das letztere wurde der 20. Februar festgesetzt. Ein gemeinsames Mittagessen vereinigte sodann die Sport-Gemeinde in den gastlichen Räumen genannten Hotels.

Schstamberg, 27. Nov. Ein Schwind­ler erster Güte, der im Landesgefängnis in Rottenburg durch einen Mitgefangenen aus Schramberg die hiesigen Verhältnisse kennen lernte, nützte dies in der Weise aus, daß er der Mutter des ehemaligen Mitgefangenen 40 Mark abschwindelte, sich in angesehene Familien als Dr. med. und Assistenzarzt Bulanek einführen ließ und sich schließlich mit einer Bürgers­tocher verlobte. Dieser Tage entdeckte die Polizei, daß der Bräutigam als ein früherer Eisenbahnbeamter Bulanek vor einigen Jahren im Oberland Schwindeleien verübt hatte. Er wurde von der Seite seiner Braut weg in Freudenstadt verhaftet. Die Braut soll um eine namhafte Summe betrogen worden sein.

Freiburg i. Br., 28. Nov. Der Verein Badische Heimat" und der badische Architekten- und Jngenieurvereiu hatte am Samstag mittag am Sandfangweg bei Kartaus eine Brandprobe' des feuersicheren Gernetzdaches vorgenommen. Zu diesem Zwecke war ein Schuppen errichtet worden, der zur Hälfte mit einfachem Stroh­dach, mit Asbest und gewöhnlichen Ziegeln be­

deckt war. Die ganze Hütte war mit leicht brennenden Reisigwellen gefüllt, die noch mit Teer übergossen waren, so daß ein tüchtiges Feuer entstehen konnte. Wunderte von Menschen hatten sich auf dem Platze eingefunden, um sich dieses interessante Schauspiel anzusehen. Nach­dem die Spitzen der Behörde erschienen waren, wurde der Schuppen um halb 4 Uhr in Brand gesteckt. Schon nach 10 Minuten war das gewöhnliche Strohdach vollständig verbrannt uud bereits eine scharfe Grenze gegenüber dem Gernentz-Dach gezogen. Nach weiteren 5 Mi­nuten fingen die gewöhnlichen Ziegel an, zu springen und flogen mit Knall durch die Lust. Nach ungefähr 20 Minuten war das Ziegel­dach vollständig verschwunden. Die Asbestziegel schienen der ungeheuren Hitze trotzen zu wollen, doch flogen auch sie nach 10 Minuten in die Luft. Nur das Gernentzdach stand noch un­versehrt da! Es war nicht nur nicht im ge­ringsten vom Brand verletzt, obwohl der Feuerbrand auch darüber gehalten wurde, sondern hatte noch die Balken, auf denen das Dach ruhte vor sofortigem Verbrennen geschützt. Nach der Brandprobe fand in der Karthaus noch eine eingehende Besprechung über das feuersichere Strohdach statt, wo auch erörtert wurde, aus was die Imprägnierung besteht. Sie setzt sich zusammen aus Lehm, Ammoniak­wasser und Gips; doch ist der Bedeckung äußer­lich nichts anzusehen. Die Bedachung mit dem Gernentz-Strohdach kommt etwas teurer als gewöhnliche, etwas billiger als Falzziegel. Durch diese glänzend gelungene Feuerprobe ist für alle Freunke des Schwarzwaldes und des Heimatschutzes überhaupt die tröstliche Gewiß­heit geschaffen, daß die so unvergleichlich in das Landschastsbild sich einfügenden, praktischen Strohdächer auch für die ferne Zukunft uns erhalten bleiben.

^ Münch en, 30. Nov. In vergangener Nacht wurden bei einem Einbruch in das Geschästs- lokal des Goldarbeiters Kraus in der Sporer­straße Juwelen und Brillanten im Werte von 20000 Mk. entwendet.

Herzog Karl Theodor in Bayern, der bekannte Augenarzt, ist in der Nacht zum Diens-' tag gestorben. Der Tod erfolgte um 2 Uhr nachts. Am Sterbebette waren anwesend die Gattin, die Mitglieder der herzoglicheil Familie und die behandelnden Aerzte. Von allen Seiten trafen bereits im Laufe des Vormittags Herz­liche Beileidskundgebungen ein. Die näheren Verwandten, die in München wohnten, kamen persönlich.

Der Tod des greisen Herzogs, des Chefs der herzoglichen Familie in Bayern, kommt nach den letzten Nachrichten über die Verschlim­merung seines Gesundheitszustandes nickt uner­wartet. Aber darum wird sie doch schmerzlich empfunden werden. Denn Herzog Karl Theo­dor erfreute sich einer ganz besonderen Popu­larität in deutschen Landen. Das machte, daß er unter völliger Durchbrechung aller höfischen Schranken sich als praktisch tätiger Augenarzt in den Dienst der leidenden Menschheit gestellt hatte, und nur Arzt, nur Helfer sein wollte. Als solcher erzielte seine Kunst hervorragende Erfolge, namentlich in der Behandlung des grauen Stars, des Kinderstars, des Schielens, der Kurzsichtigkeit, der Tränenfistel, des grünen Stars und auch in Fällen der Netzablösung. Pettenkofer, Ziems en, Nußbaum usw. erkannten den hohen Wert der ärztlichen Tätigkeitdes Herzogs unumwunden an und zahllos war die Schar der Hilfesuchenden, die sich seinen Kliniken in München und Tegernsee zuwandten.

Berlin, 30. Nov. Heute Dienstag vor­mittag 11 Uhr wurde der Deutsche Reichstag in der üblichen Weise eröffnet. Der Kaiser selbst verlas die Thronrede. In derselben wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, die finanzielle! Stellung des Reichs mit den durch die letztes Steuergesetzgebung gewonnenen neuen Ein- ^ nahmequelleu und Mitteln zu befestigen. Der! Etatentwurf für 1910 entspreche dieser Aufgabe. > Ein Nachtragsetat fasse die Rückstände aus den Jahren 19061909 zusammen. Die Thronrede kündigt dann in einem Vorentwurf die bereits bekannte Vorlage einer Reichsversiche­rungsordnung, ferner noch den unerledigten Nest der Gewerbeordnungsnovelle, ein be­sonderes Gesetz über Hausarbeit und den

Entwurf eines Stellenvermittlungsgesetzes an, außerdem die Neuunterbreitung der nicht er­ledigten Entwürfe einer Strafprozeßordnung und einer Novelle zum Gerichtsverfassungsge- etz. Alsdann erwähnt die Thronrede die er- reuliche Entwicklung der Kolonien. Die Isambara-Bahn soll bis Kilimandscharo fort­geführt werden, damit durch die Vervollständi­gung des südafrikanischen Bahnnetzes eine weitere Schutztruppenverminderung ermöglicht werde. Auch das Gerichtswesen der Kolonien soll reformiert, ein Kolonialbeamtengesetz vor­gelegt und die Neuregelung der Bezüge der Kolonialbeamten getroffen werden. Das am 31. Dezember außer Kraft tretende Gesetz be­treffend die Handelsbeziehungen zum britischen Reiche soll um 2 Jahre verlängert und ein Handelsvertrag mit Portugal dem Reichstag unterbreitet werden. Mit dem Hinweis auf die guten Beziehungen zum Ausland, beson­ders auf die befriedigende Ausführung des Marokkoabkommens mit Frankreich und auf das Jubiläum des Dreibundes .schließt die Thronrede, indem sie den Arbeiten des Reichs­tages gedeihlichen Erfolg wünscht.

Berlin, 27. Nov. Der Reichstagsabgeordn. Schack hat sein Mandat niedergelegt.

Berlin, 29. Nov. Nachts erbeuteten Jn- welendiebe bei einem Schaufenstereinbrnch in einem Uhrmacherladen im Osten Berlins Schmucksachen im Werte von 10000 Mk.; die Täter find entkommen.

Lokales. ,

Wildbad, 1. Dez. Herr F. Seyfritz, langjähr. Oberkellner im HotelRussischer Hof" hier hat das am Hauptbahnhof in Mainz gelegene Central-Hotel samt Einrichtung um die Summe von 372000 Mk. käuflich erworben. Die Uebernahme wird am 1. Januar 1910

AlrrlerHattendes.

fierrlor.

Erzählung von S. CH. t>o« Sell. jFortsetzungs. (Nachdruck verboten.1

Sie erzählte also, was vor ihrer Abreise zwischen ihr und Willibald vorgefallen und fügte bei, daß sie nach reiflicher Prüfung zu dem Schluffe gekommen sei, mit ihm nicht glück­lich werden zu können.

Wie stehst du mit Tante Ulrike? Ich meine, bist du deiner Sache mit der Erbschaft jetzt gewiß?" war Herrn von Thingens erste Aeußerung,

Kitty hätte es lieber verschwiegen, allein das war einer so direkten Frage gegenüber unmög­lich. Sie berichtete der Wahrheit gemäß.

Dann hast du sehr verständig gehandelt. Der Willy Reichmann ist gar kein Mann für dich," entschied Thingen. Im übrigen nimm meinen Glückwunsch."

Seine Tochter unterdrückte einen Seufzer. Sie merkte bald an der Art und Weise, wie man sie im Hause behandelte, daß sie jetzt eine Person von -hoher Bedeutung geworden war.

Etwa drei Wochen nach ihrer Heimkehr er­krankte Viktor und sein jüngerer Bruder Os­wald an demselben Tage. Der Arzt konstatierte Masern. Kitty hatte die Krankheit gehabt und erbot sich sofort, die Knaben zu pflegen. Die Mama konnte sich dann mit den drei kleinen Mädchen die Familie hatte sich Zither um zwei Häupter vermehrt und erwartete in Balde einen neuen Zuwachs absperren. Zuerst wollten beide Eltern dies nicht zugeben, allem Kitty setzte ihren Willen durch. Als die Jungen wieder gesund waren, legten sich der Reche nach die drei Mädchen. Die älteste war schwer krank und genaß erst nach Wochen langer Pflege. Kitty wich nicht von ihrem Lager, und war dahrr vom Verkehr mit der Außenwelt ganz abgeschnitten. .

Sobald sie wieder mit den Nachbarn uns Bekanuten in Berührung kam, wurde ihr klar, daß sie überall bereits als Erbin bekannt war. Der Vater hoffte wohl, durch diese Mitteilung seinen eigenen Kredit etwas zu heben.

Man hörte, Frau Reichmann sei unt ihrem ältesten Sohn in ein Bad gereist. Emma traf Kitty Heinz in der Stadt. Er wollte w