einigen Tagen ist das auch bei unseren Husaren der Fall. Auf den ersten Augenblick mutet das neue Bild etwas eigen an und mancher Vorübergehende bleibt unwillkürlich stehen und sieht sich denblauen Schnürenjungen" genauer an. Mit der Zeit wird man sich aber auch daran gewöhnen, denn schließlich ist ja auch diese Neuerung ein Fortschritt auf militärischem Gebiet. Sie erleichtert den Dienst, denn der Husar auf Posten steht zur Ehrenbezeugung nur nochstramm."

Während im Malergewerbe augenblick­lich große Einigungsverhandlungen im Gange sind, zur Schaffung eines Reichsnormaltarif­vertrages, laufen im kommenden Frühjahr auch im Baugewerbe eine große Anzahl Tarifverträge ab. Eine große Tarifbewegung steht auch im Holzgewerbe bevor. Schon sind in einer An­zahl deutscher Städte wie z. B. Berlin, Köln, Düsseldorf, Leipzig, Lübeck, Kiel, Ulm usw. die Tarifverträge gekündigt, wovon etwa 30 000 Arbeiter betroffen werden. Der Kündigungs­termin für die am 12. Februar n. I. ab­laufenden Verträge ist der 12. Nov. d. Js. Es ist noch nicht zu übersehen, welche Dimen­sionen diese Bewegung annimmt, aber es wäre zu wünschen, daß durch eine Verständigung der wirtschaftliche Frieden erhalten bleibt, um Erschütterungen im gewerblichen L.eben zu ver­meiden. Ob dies überall gelingt, ist eine Frage, die viele Gemüter bewegt.

Im hohen Alter von 109 Jahren starb neulich im städtischen Krankenhause zu Posen der Arbeiter Andreas Suwiczak. Er war kurz vor seinem Tode das erstemal in seinem Leben erkrankt.

Paris. Der Steinheilprozeß nähert sich seinem Ende. Der Staatsanwalt hat bereits sein Plaidoper gehalten. Es wurden folgende sieben Schuldfragen formuliert: 1. Hat Frau Steinheil ihren Mann getötet? 2. Ist das Verbrechen mit Vorbedacht begangen worden?

3. Hat Frau Steinheil ihre Mutter getötet?

4. War Frau Japy die Mutter der Frau Steinheil? 5. Sind beide Verbrechen in Ver­bindung miteinander begangen worden? 6. War Frau Steinheil bei der Ermordung ihres Mannes mitschuldig? 7. War Frau Steinheil bei der Ermordung ihrer Mutter mitschuldig? Man rechnet allgemein mit einem Freispruch.

Paris, 14. Nov. Frau Steinheil wurde freigesprochen. Die Beratung der Geschworenen dauerte 2'/» Stunden. Die Erregung des Publikums während dieser Zeit war sehr groß. Der Freispruch wurde mit ungeheurem Beifall ausgenommen. Man rief allgemein:Bravo I" und diese Rufe erneuerten sich, als Frau Stein­heil in den Saal geführt wurde. Als sie den Freispruch hörte, sank sie ohnmächtig zusammen. Nachdem sie sich erholt hatte, verließ sie kurz nach 2 Uhr früh den Justizpalast.

Das Kammermädchen der Gattin des Millionärs Nicolo Zanelli in Rom stahl der Frau, während die Familie der Vorstellung im Theater beiwohnte, den gesamten zurückge­bliebenen Schmuck au Gold, Juwelen und Perlen im Werte von etwa 240000 Mk., außer­dem viel feine Wäsche, Pelzsachen, Straußen­feder» und andere Luxusgegenstände. Das Mädchen ist damit spurlos verschwunden. Als der Mittäterschaft verdächtig ist der Oberkellner eines römischen Hotels verhaftet worden.

London, 13. Nov. Eine Anhängerin des Frauenstimmrechts griff heute auf dem Bahn­hof von Bristol den Handelsminister Churchill mit einer Reitpeitsche an. Der Minister entriß ihr die Peitsche und reichte sie ihr als Er­innerungszeichen zurück. Die Frau wurde ver­haftet""

Klnterhaltenöes.

yerrlos.

Erzählung von S. CH. vo« Sell.

(Fortsetzung). (Nachdruck verboten.I

Wenn es aber solche gäbe, die ich weder auf diese noch eine andere Weise lieben lernen kann und will?"

Mansuetos lächelte.Liebe läßt sich nicht erzwingen, da haben Sie Recht. Denn Liebe ist Sympathie und Vertrauen, und beides kön­nen wir nicht schaffen, wo es nicht von selber

wächst. Dennach sind auch die unsympathischen und des Vertrauens unwerten Menschen, und als solche, wenn nicht auf unsere Liebe, so doch auf unsere Duldung, Teilnahme und Hilfsbe­reitschaft angewiesen." *

Lange schwieg Kitty.

Ich meinte," sagte sie endlich,daß mein Dasein unnütz und unbefriedigt bleihen müsse. Mein Beruf: die Anwartschaft auf Tante Ulri­kens Geld. Sie aber stellen mir eine Aufgabe, die mich zuerst ganz einsehen läßt, warum ich bislang so unbefriedigt blieb, auch bei dem Schönsten, das mir geboten wurde. Unbefrie­digt, klein und armselig. Wenn es wills Gottl anders wird, so danke ichs Ihnen."

Und nach einer abermaligen Pause:Lassen Sie uns jetzt zum Kasino hinauf die Berge und das Meer sehen. Dann nehme ich die Erinnerung mit heim, auch dort oben mit Ihnen gestanden zu sein, dort, wo sich uns ein weite­rer Blick auftut, als im eng begrenzten Raum hier unten!"

Kind, du siehst ja.-freudestrahlend aus! Ich glaube, du hast doch kein Herz. Hast du den armen Cesare ganz vergessen?"

Kitty trat zum Diner in ihre Lieblings- sarben, blau und weiß gekleidet, bei ihrer Großtante ein.

Ich habe wirklich gar nicht mehr an ihn gedacht seit heute morgen."

Grausames Nixenkind! E§ macht ihr am Ende noch Spaß, Herzen zu brechen. Gestern Blenham, heute Roviano."

Kitty lachte sorglos.Herzen brechen nicht so leicht! Besonders um Blenham brauchst du keine Sorge zu haben. Cesare wird es schmerzen, glaube ich, und das tut mir leid. Aber schließ­lich wird er ein reiches Mädchen finden und sich trösteu."

Als erster der Gäste erschien jetzt Josef Mengerssen und brachte alsbald seine Bitte vor: Kitty möge zwei oder drei Sitzungen gewähren. Er hatte eine heilige Katharina gemalt, die Figur nach einem Modell, das Gesicht nach einer Skizze, die er vor Monaten von Kitty ge­macht. Aber wenn sie ihm für die letzte Vol­lendung ihre Züge leihen wolle.

Gern sagten die Damen zu, an einem der nächsten Tage in sein Atelier zu kommen.

Die Türe öffnete sich: Mansuetos und Dehns traten ein. Zur Ueberraschung der Damen begrüßte der erstere Mengerssen mit der Herzlichkeit alter Bekanntschaft. Dann kamen neue Gäste. Etwa 20 Personen waren geladen.

Enfin, mon cousin!" begrüßte Gräfin Kir- steinsdorf Joachim Mansuetos.Im fremden Hause also muß ich meinen Verwandten kennen lernen! Stolz ist ganz gut, aber man muß ihn auch nicht übertreiben. Freilich erkenne ich ge­rade daran das Blut des Mansuetos."

Auch ich hatte darauf gehofft in dem Vet- ster meiner Frau zugleich einen hochgeschätzten Landsmann in meinem Hause begrüßen zu dür­fen," fügte der Graf hinzu.Ja, auf irgeüd eine Weise müssen Sie schon mein Landsmann jsein. Ich bin halb Bayer, halb Österreicher.

> Meine Jugend verlebte ich auf einem Gute ! meines Vaters am Inn."

! Erst nach dem Tode meines Großvaters,

§ als ich schon ein recht großer Bursche war,

! siedelte mein Vater auf seine österreichischen ^ Besitzungen über und wir mit ihm." j Kitty beobachtete, daß Mansuetos trotz dieses

> freundlichen Entgegenkommens zuerst etwas steif gegen das gräfliche Paar war. Erst im Laufe des Tages wurde er von der unerschütterlichen Liebenswürdigkeit der beiden überwunden und gab dann selber zu, ein wenig den Bären ge­spielt zu haben. Die Gräfin lud ihn unter aller­lei Neckereien zum Abend am nächsten Tage ein und er sagte lachend zu.

Nach Jahren noch entsann sich Kitty aller Einzelheiten dieses Diners und gedachte dieser Stunden als unendlich glücklicher. Sie sah in der Erinnerung die Tafeldekoration von Veil­chen und gelben Rosen und all die wohlbekann­ten Gesichter um den Tisch. Sie hörte im Geiste wieder Dehns sarkastische Bemerkungen und sah das feine Lächeln um Mansuetos Lip­pen, wenn er die Scherze seiner munteren Kon- sine beantwortete. Ja, sie wußte, welche Lieder

sie nachher gesungen und daß ihr alle unendlich viel, schönes gesagt. Nur Mansuetos hatte ihr stumm zugenickt. Und die verwöhnte junge Dame war nicht einmal böse auf den Schweig­samen.

Beim Abschied aber wurde sie es beinahe, als er ihr sagte, daß es ihm unmöglich fetz morgen mit ihr auszugeheu. Er habe am Morgen einige notwendige Besuche uud Briefe zu erledigen und dann sei mit alten Freunden eine Partie nach Tivoli verabredet.

Ich konnte es gerade diesen nicht abschla- gen," bemerkte er.Um niemanden ander« hätte ich die Wanderung aufgegeben. Aber übermorgen gehen wir noch einmal zusammen in den Vatikan nich wahr?"

Am nachmittag des nächsten Tages kam die junge Marchesa Della Torre bei Kitty vor­gefahren, um sie zu einer Spazierfahrt abzuholen. Sie war durch ihren Gatten eine Verwandte der Romanos, von Geburt aber Amerikanerin, deren Millionen aber dem alten italienischen Geschlecht zum neuen Glanze verhaften. Ihre Equipage war bei weitem die schönste auf dem Korso) ihre Brillanten und Toiletten, die Ein­richtung ihres Hauses waren kaum übertroffen in Rom. (Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

(Quittungen aufheben!) Dem Post­einlieferungsschein für Postanweisungen kommt die Eigenschaft eines Beweismittels nur im beschränkten Maße zu, da er lediglich die Ein­zahlung des Betrags, nicht aber dessen Aus­zahlung nachweist. Weniger bekannt ist aber, daß die Post die Postanweisungen, die Träger der Bescheinigung des Empfängers für den Be­trag, nur eineinhalb Jahre, vom Monat der Einzahlung an gerechnet, aufbewahrt. Bei der Reichspostverwaltung beträgt die Aufbewahrungs­frist sogar nur ein Jahr. Daraus ergibt sich die Mahnung an. unsere Leser, für Zahlungen mittels Postanweisung je nach Lage des Falles eine Quittung des Empfängers zu beanspruchen, wofür in der Postanweisung mit angehängter Postkarte zur Empfangsbestätigung ein einfaches und billiges Mittel vorhanden ist.

Blumenzwiebeln in Torfmull treiben. Nach einer Mitteilung im praktischen Ratgeber für Obst- und Gartenbau in Frankfurt a. O. lassen sich Blumenzwiebel besser als in Wasser in Torfmull treiben. Man pflanzt die Zwiebeln gleich in die dazu bestimmten Vasen oder Jardinieren. Dazu nimmt man ^.s Torfmull und Os Muschelkalk oder auch sauberen Nuß­sand, zerdrückt sorgfältig mit den Händen die festen Klumpen im Torfmull und vermengt ihn gründlich mit dem, Muschelkalk. Darauf legt man in die vorher zu dem Zwecke aus­gesuchten Vasen eine Holzkohle auf den Boden und pflanzt nun die Zwiebeln hinein, genau in derselben Weise, wie man sie in Töpfen in die Erde pflanzt. In den Keller gestellt, werden sie mit Kisten bedeckt und behandelt, wie alle Treibzwiebeln. Beim Gießen kann das Wasser unten nicht abfließen, da ja die Vasen dicht sind, sieht man aber, daß man zuviel Wasser gab, so legt man die Hand mit gespreizten Fingern über die Vase und gießt nun leicht das Waser wieder oben ab. Es ist gut, darauf zu achten, daß der Torfmull nicht vollständig austrocknet. Unfern Lesern wird die fragliche Nummer des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau in Frank­furt a. O. auf Wunsch kostenlos zugesandt.

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