denen es eine Wehrsteuer erhob, pro Jahr und Kopf einen Durchschnittssatz von 35 Mk.
— Eine indische Millionenerbschaft soll der Schlächtermeister Gelber in Fürth gemacht haben. Indische Verwandte, von deren Existenz er keine Ahnung hatte, haben ihm angeblich 15 Millionen hinterlassen. Sollten diese Millionen tatsächlich existieren, so wird der Erbe allerdings einigen Grund zur Freude haben. Im andern Falle wird er sich wohl oder übel mit der großen Zahl enttäuschter Millionenerben trösten müssen.
— Aus Amsterdam wird geschrieben: Ein unverhofftes Glück wurde einem Bräutigam in Gravenhage zuteil, der mit seiner Braut zur Ziviltrauung das Standesamt betrat. Nachdem die Trauung vollzogen war, wurde ihm die Mitteilung gemacht, daß auf sein Los in der holländischen Staatslotterie ein Gewinn von 170 000 Mark gefallen war. Die in bescheidenen Verhältnissen lebenden Beiden gingen hochbeglückt als reiche Leute heim.
— In den großen Pariser Kaufhäusern und den Juwelierläden sah man in der letzten Zeit sehr oft einen elegant gekleideten Herren, der sich allerlei Dinge zeigen ließ oder auch nur mit prüfendem Blick durch die Auslagen schritt. Er kaufte nie etwas, aber jedesmal nach seinem Gehen bemerkten die Geschäftsinhaber, daß irgend ein Wertgegenstand auf unerklärliche Weise verschwunden war. Man beobachtete beim nächsten Mal alle Hand- und Armbewegungen des Herrn, aber nichts war da zu entdecken, was zu einem Verdachte Anlaß gab. Man verständigte schließlich die Kriminalpolizei, die den wählerischen Kunden unauffällig beobachten ließ. Die Beamten sollten bald durch die Entdeckung eines wunderlichen Diebestrickes für die Mühen der Beobachtung belohnt werden. Der Herr ließ sich am Juweliertisch verschiedene Schmuckstücke zeigen. Plötzlich, zur größten Verwunderung der Geheimpolizisten, sehen sie, wie aus der Tasche des eleganten Pelzmantels heraus ein kleiner Affenkopf sichtbar wird. Mit raschem Griff packt das kleine Tier, durch den breiten Aermel des Besitzers gegen den Blick des Verkäufers geschützt, einige Etuis und verschwindet mit ihnen wieder in seiner Tasche. Kurz danach wiederholt sich am Spitzenstand dasselbe Schauspiel. Der elegante Herr wurde nun verhaftet, und nicht besser erging es dem so schlau dressierten Aeffchen. Der Besitzer des klugen Tierchens aber enthüllte sich als ein ehemaliger Artist uamens Miguel Androval der dank der Geschicklichkeit seines Aeffchens ohne Sorgen luxuriös leben konnte.
— In den letzten fünf Monaten haben in Nerv-Jork gewiegte Geldschrankknacker nicht weniger als 17 „einbruchssichere" Geldschränke mit Nitroglyzerin gesprengt und ihres Inhaltes beraubt. Der furchtbaren Explosionsgewalt widersteht so leicht kein Kassenschrank, weshalb der Direktor eines New-Aorker Bankgeschäftes auf den Einfall kam, seinen Einbruchssicheren unter die ständige Bewachung von Publikum und Polizei zu stellen. Er ließ den Tresor in dem Schaufenster des Banklokales ausstellen, daß er Tag und Nacht von den zahlreichen Straßenpassanten gesehen werden konnte. Ueber- dies traf der Bankier mit der Polizei ein Abkommen, wonach in den Nachtstunden ein Beamter von Viertelstunde zu Viertelstunde sich durch einen Blick in das Schaufenster überzeugen mußte, daß der Schrank noch in Ordnung sei. Groß war nun das Entsetzen des Bankchefs, als er eines Morgens entdeckte, daß der Tresor gesprengt und um 74 000 Dollars erleichtert war. Der kontrollierende Beamte hatte auftragsgemäß alle 15 Minuten nachgesehen und nichts Verdächtiges an dem Schrank gefunden. Das war leicht erklärlich, hatte doch der schlaue Einbrecher vor dem vom Fenster etwa zwei Meter entfernt stehenden Tresor ein Segeltuch gespannt, auf dem der Geldschrank in natürlicher Größe und Farbe abgemalt war. Hinter der Leinwand arbeitete der Einbrecher, wie später festgestellt wurde, über zwei Stunden, während der Polizist den imitierten Schrank kontrollierte. Der Beamte und seine ihn ablösenden Kollegen hatten von der allerdings auf ein Minimum einzuschränkenden Detonation des Sprengöles nichts gehört.
Ais SM md Uingedniig.
— Se. Maj. der König hat Herrn Oberlehrer Baur hier anläßlich seiner Versetzung in den Ruhestand die Verdienstmedaille des Kronordens verliehen.
Calmbach, 8. März. Heute früh ist das Fabrikgebäude des Herrn Cigarren-Fabrikant Boger, welches hinter dessen Wohnhaus gelegen ist, bis aus den Grund niedergebrannt. Der Gebäudeschaden beläuft sich auf etwa 17000 Mark, der Mobiliarschaden auf 3500 Mark. Der Besitzer ist versichert. Die Entstehungsursache ist bis jetzt noch unaufgeklärt.
Neuenbürg, 8. März. Auf der abschüssigen Straße bei Waldrennach, wo kürzlich schon eine Dame beim Rodeln an eine Telegraphenstange fuhr und verunglückte, ist gestern an der gleichen Telegraphenstange ein schwerer Rodelunfall vorgekommen. Zwei 25jährige Leute von Pforzheim, der Graveur Fritz Kohm und der Goldarbeiter Schwarz, fuhren aus einem Automobilschlitten die sehr steile Straße herab und fuhren infolge Versagens der Bremse auf die Stange. Kohm brach den Ober- und Unterschenkel des rechten Fußes, so daß ihm die Knochen zum Fleisch herausstanden. Der andere wurde weit weg auf eine Böschung geschleudert und erlitt verschiedene Verletzungen am Kopf. — Auch beim Schneeschuhlaufen bei Kaltenbronn ereignete sich gestern ein Unfall. Ein Pforzheimer Fahrer stürzte beim Sprung und zog sich eine Verletzung des Armes zu.
Alm:er Haltendes.
Der schwarze Koffer.
Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen von Emmy Becher.
(Nachdruck mrboien.) (F"rts.)
Das erregte natürlich meine Aufmerksamkeit, ich rief einen Jungen an und kaufte eine Nummer des „Echo", die ich aufschlug und überflog. Was ich darin finden sollte, wußte ich fast gewiß, und da stand es auch schon in fettem Druck.
„Dritte Ausgabe. — Verhaftung des „Schwarzen Koffermörders" in Dijon. — Philipp Harvey, welchen die Polizei des Mords der Fräulein Raynell für verdächtig hält, wurde gettern abend in dem Schnellzug von Paris nach Marseille verhaftet. Der Haftbefehl wurde auf der Station Dijon vollstreckt."
Mit dem Blatt in der Hand eilte ich, einem Betrunkenen gleich, nach Hause. Harvey erwartete mich in meinem Wohnzimmer: ohne Gruß und Einleitung ging ich auf ihn zu und hielt ihm die Zeitung vors Gesicht. Er las die Stelle und erschrak fürchterlich — das tat mir wohl.
„Und was hat jetzt zu geschehen?" stotterte er.
„Was zu geschehen hat, erwiderte ich bitter, „das Gericht muß seine Schuldigkeit tun und der Verbrecher muß baumeln."
„Austin sagte nichts: ich sah wohl, daß er nicht im stände war, zu sprechen.
„Dabei wird aber zuerst bewiesen werden müssen, daß er der Täter ist und wie er die Tat ausgeführt hat," fuhr ich fort und behielt ihn dabei fest im Auge.
In seinem Gesicht zuckte es krampfhaft.
„Gewiß," brackite er endlich mit Anstrengung heraus. „Das ist selbstverständlich, nur zu selbstverständlich."
„Mir ist die Sache noch gar nicht so klar, Herr Harvey," erwiderte ich, „und je mehr ich mich in den Fall einlebe, desto verwickelter kommt er mir vor und ich bin keineswegs überzeugt, daß unsre bisherige Auffassung die richtige ist."
Äug' in Auge standen wir uns gegenüber und beobachteten uns gegenseitig. Keiner wagte eine weitere Aeußerung zu tun, ja ich fragte mich im stillen, ob ich nicht jetzt schon zuviel habe durchblicken lassen, denn ich hatte ihn mißtrauisch gemacht. Er war ganz verstört durch die Nachricht von der Verhaftung und sein Gefühl sagte ihm, daß in meiner Haltung etwas Feindseliges lag, und doch war es unklug, ihn mißtrauisch zu machen, ehe ich Beweise gegen ihn hatte.
Beweise mußte ich also haben und Philipps Verhaftung machte die Notwendigkeit raschen Handelns nur noch dringender. Aber was sollte ich tun? Inwiefern konnte ich Austin zur Verantwortung ziehen? Welche Rolle hatte er bei dem Vorgang gespielt? Auf all diese Fragen hatte ich keine Antwort und Austins Alibi ließ an Vollständigkeit nichts zu wünschen übrig.
Wir sprachen nun über Philipps Festnahme und ihre nnmittelbaren Folgen und kamen damit wieder auf ein sicheres Gebiet. Austin erklärte mir zu wiederholten Malen, daß er seine Amtspflichten nicht länger vernachlässigen dürfe und mit dem letzten Zug nach Southend zurück müsse, während ich ihn mit aller Ueberredungskunlt bestimmen wollte, noch einmal nach Paris zu gehen, denn ich hätte ihn gar zu gerne für einige Zeit aus dem Weg geräumt. Aber er bestand darauf zu bleiben, und so ward der Beschluß gefaßt, daß ich noch in dieser Nacht nach Paris ab- reisen solle, um dort mein Möglichstes für den Fall zu tun. Ich konnte nicht in Abrede ziehen, daß dies von seinem Standpunkt aus gesehen, das Richtige war, und es fehlte mir an jedem vernünftigen Grund, seine Bitte abzulehnen. Zudem war es nicht wahrscheinlich daß Southend mir die ersehnte Aufklärung liefern würde, und so sprach ich denn meine Bereitwilligkeit aus, nach Paris und zu Philipp Harvey zurückzukehren, möglich, daß mir das Glück dort günstig sein würde.
Ich verabschiedete mich von Austin oder vielmehr wir verließen miteinander meine Wohnung, jeder um sich nach seiner Abfahrtsstation zu begeben. Wieviel Kilometer hatten wir nicht in den letzten achtundvierzig Stunden befahren, und doch verspürte ich keine körperliche Ermüdung, sondern nur Verstimmung und innere Erschöpfung über meine Mißerfolge. Es verdroß mich namenlos, daß ich diesen Menschen bei mir sehen, mit ihm verkehren und ihn schließlich abreisen lassen mußte, ohne ihn des Verbrechens, das ich ihm zuschrieb, beschuldigen zu dürfen. Seltsamer Weise war ich von seiner Schuld desto fester überzeugt, je unmöglicher sie erschien, und nichtsdestoweniger mußte ich mit ihm über seinen Bruder verhandeln und mir das Ansehen geben, als ob ich jedes lügnerische Wort glaubte.
Wir gingen eine stille Straße entlang, als plötzlich in der Dunkelheit etwas an uns vorbeihuschte und in der nämlichen Sekunde ein Gedanke, eine Hoffnung, eine Möglichkeit mir durch den Sinn fuhr. Ein Radfahrer war an uns vorübergesaust.
Sechsundzwanzigstes Kapitel.
Ins Schwarze getroftfen.
Meiner Eingebung folgend wandte ich mich an Austin mit der Frage: „Sie sind Radfahrer, nicht wahr?"
Er stieß einen wilden Fluch zwischen den Zähnen hervor und fuhr wütend auf.
„Verfluchter Kerl," knirschte er. „Was wissen Sie? Wieviel? Wie wenig?"
Mrt der geballten Faust versetzte er mir einen heftigen Schlag ins Gesicht und eilte davon.
Siebenundzwanzigstes Kapitel.
Dem roten Faden nach.
Sobald ich mich von der Betäubung durch den starken Schlag erholt hatte, raffte ich mich auf und ging meines Weges weiter, wenn auch ohne Hast. Ich machte keinen fruchtlosen Versuch, dem Flüchtigen nachzusetzen, denn ich war innerlich ruhig geworden, durch die Ueberzeugung, daß nun alles ins Blei kommen müsse. Nach Paris fuhr ich nicht, sondern ich ging nach dem andern Bahnhof wo ich den Zug nach Southend noch glücklich erreichte. Vergebens sah ich mich nach dem Vikar um: er war nirgends zu sehen. Ich stieg aber gleichwohl ein, denn für den Augenblick konnte ich seiner doch nicht habhaft werden, und weit konnte er bis morgen früb nicht kommen, ich aber mußte sofort über das Fahrrad ins Klare kommen.
Ich habe meinen Einfall eine Eingebung genannt, er war aber nichts als eine glückliche Jdeenverbindung. Im Augenblick, als ich des Radfahrers ansichtig ward, fuhr es mir durch den Kopf, daß ein Fahrrad rascher