Hunden nicht möglich ist, eine Witterung vom Täter aufzunehmen; die Hunde müssen dann eben versagen. In all den Fällen, in welchen hier die Polizeihunde in Tätigkeir treten sollten, wurden die obenbezeichneten Fehler gemacht. Als Regel sollte folgendes beachtet werden: 1. Man rufe telephonisch nach der Polizei und den Polizeihunden, sobald ein Verbrechen etc. entdeckt ist. 2 . Man halte den Platz des Ver­brechens in einem so großen Umkreis wie möglich abgesperrt. Handelt es sich um ein Feld, Garten oder Gehölz, so sollen etwa vor­handene Eingänge geschlossen werden. Bei einem Hause halte man jedermann von der Türe oder dem Fenster entfernt, durch die der Täter entwichen ist. 3. Hat der Verbrecher etwas zurückgelassen, so soll das an Ort und Stelle liegen gelassen werden. 4. Sind Fuß­spuren vorhanden, so sind dieselben mit Kisten oder Brettern zu bedecken; dann wird man eine Spur erhalten. 5. Man beachte, daß je weniger Personen die Stelle vor der Ankunft der Poli­zeihunde betreten, desto leichter eine Witterung ausgenommen werden kann. Wenn obige An­haltspunkte beachtet werden, so darf in vor- tommenden Fällen auf Erfolge durch die Polizeihunde gerechnet werden.

Aus Baden, 23. Febr. Zu den Zahlungs­schwierigkeiten der Süddeutschen Getreide-Preß­hefen und Spiritusfabrik G. m. b. H. Mann­heim erfährt der Mannheimer Generalanzeiger von befreundeter Seite, daß im Konkursfalle vie verteilbare Masse 50 000 Mk. beträgt, das sind c'a. 15°/o der Forderungen von 385 000 Mark.

Kreuznach, 19. Febr. Nachdem die An­lagen zur dauernden Gewinnung von Radium zu Badezwecken fertiggestellt sind, bewilligte die Stadt die Mittel für weitere Einrichtungen, die der Zuführung deS radioaktiven Wassers zu allen Badehäusern dienen. Die Universi­täten Heidelberg und Bonn, die Kölner Aerzte- akademie, Prof. Czerny-Heidelberg u. a. m. stellen in großem Umfange fortdauernde Heil­versuche mit Kreuznacher Radium an.

Ein in Hechingen in Hohenzollern wohnender Schüler richtete folgenden Brief an Kaiser Wilhelm:Sehr geehrter Herr Kaiser! Schon oft habe ich in der Schule von Ihrer Güte und Liebenswürdigkeit gehört, und dies gibt mir den Mut, mich an Sie zu wenden. Ich möchte nämlich Lehrer werden, mit aller Gewalt. Aber meine Mutter ist Witwe und hat noch neun Kinder zu ernähren. Drei davon sind Dienstboten und die wollen mich von ihrem Lohn studieren lassen. Aber das reicht bei weitem nicht aus. Deshalb bitte ich Sie, ge­ehrter Herr Kaiser, mir zu helfen, daß ich Lehrer werden kann. Es grüßt Sie und die übrigen Hohenzollern Ihr ergebenster M. S. Meine Adresse ist: A. M. S. in L." Nach acht Tagen erhielt dec Briefschreiber aus Berlin einhundertfünfzig Mark als Beitrag zu seinen Studienkosten.

Am nächsten Samstag findet die Trauung des füheren Reichskommissars l)r. Karl Peters mit Fräulein Herbers statt.

Vom Millionär zum Bettler ging der Weg deS aus dem Oberamt Leutkirch stammenden Johann Honegger. Als Bau- spekulant erwarb er in Zürich Millionen, um schließlich doch zu verkrachen. Soeben starb er, 90 Jahre alt, zu Unterlandquart bei Rorschach im Armenhaus.

Aus der deutsch-belgischen Grenzstation Herbesthal wurde eine elegante, aus Deutsch­land kommende Dame verhaftet, die mit drei jungen Mädchen nach Brüssel fahren wollte. Die Untersuchung ergab, daß es sich um eine lange gesuchte, gefährliche Mädchen-Händlerin handelt.

Kiew, 21. Feb. Auf den Südwestbahnen ist der Güterverkehr infolge Schneesturmes auf einer Strecke von 3000 Werft ganz eingestellt. 30000 Arbeiter sind beschäftigt, die Linie vom Schnee zu räumen. Im Laufe von 2 Tagen sind dreißig Züge stecken geblieben. Der Schnee erreicht die Dächer der Wagen. Einige Züge sind entgleist. Die Billettausgabe nach Orten im Süden ist hier eingestellt. Das Schneege­stöber ist heute schwächer.

Wnier-Haktenöes.

Der schwarze Koffer.

Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen chon Emmy Becher.

(Nachdruck verboten.) (Forts.)

Noch einmal drehte und wendete ich den Koffer nach allen Seiten, konnte aber wieder nichts Bemerkenswertes entdecken, nur daß ich jetzt im Hellen, klaren Tageslicht eine glänzende Stelle gewahrte, von der offenbar ein nicht fest aufgeklebter weiterer Kofferzettel ab gefallen oder weggerissen worden war. Ich netzte meinen Finger und fuhr darüber hin, j es war immer noch etwas Klebstoff darauf. Das erklärte die Sache. In Southend war ein Kofferzettel aufgeklebt worden, der aber zwischen Southend und Paris abgefallen oder abgerissen worden war. Vermutlich abgerissen, und dies wohl auf der Strecke Southend-Lon- don. Für diese Voraussetzung hatte ich fol­genden Grund: Der Auflader, der den Zettel London-Paris aufgeklebt hatte, war ein aus­nahmsweise pünktlicher Mann, der seinen Zettel !ganz reinlich und ordentlich auf den vorher vorhandenen, Greenwich-Southend lautenden gedrückt hatte. Wäre nun damals noch ein zweiter alter Kofferzettel aufgeklebt gewesen, so hätte er sicher das Blatt mit dem großen ? ebenfalls auf diesem befestigt, statt eine noch reine Stelle damit zu verkleben. Das waren meine Gründe, denen freilich, wie ich mir wohl bewußt war, zu einem Be­weis so ziemlich alles fehlte. Sie genügten mir aber, um anzunehmen, der Kofferzettel sei abgerissen worden, ehe das Gepäck London verlassen habe in Austin Harveys Rocktasche hatte ich einen Zettel, Southend-London, ge­funden; dieser war der vermißte.

Austin hatte die Reisende nach der Bahn in Charing-Croß begleitet und sich dort von ihnen verabschiedet. Hatte er den Kofferzettel abgerissen? Und wenn, hatte er das U. U. auf Philipps Koffer geschrieben? Weshalb hatte er das getan?

Ich nahm eilig Austin Harveys Brief an mich aus meiner Brieftasche und trat damit ans Fenster ins hellste Licht. Die Schrift war grundverschieden von der auf dem Koffer und das eine große U, das in dem Schreiben vor­kam sah eher aus wie ein gedrucktes. Die Schleifen waren überall vorhanden und keine einzige ausgefüllte darunter.

Francois verhalf mir zu einem Grapholo­gen und diesem wurden die Buchstaben vor­gelegt, obwohl ich wenig Zutrauen zu diesen zünftigen Schriftgelehrten habe, dre sich unter­einander stets zanken, und von denen jeder zäh an seiner eigenen Meinung festhält, gerade wie Aerzte.

Dieser, natürlich ein Franzose, hatte nur zwei Buchstaben als Gegenstand seiner Begut­achtung, erklärte aber nichtsdestoweniger mit größtnr Bestimmtheit, sie rühren nicht von Philipp Harvey her. Die graphologische Ver­schiedenheit zwischen der ausgefüllten Schleife und dem geraden Aufstrich sei viel zu bedeu­tend, um irgend welchen Zweifel aufkommen zu lassen. Er erklärte auch, wenn gleich mit minderer Sicherheit, daß Austin Harvey sie nicht geschrieben haben könne, weil er eben­falls keine ausgefüllten Schleifen mache, und dies war seiner Ansicht nach entscheidender als die Unterschiede in der Form.

Mit großem Widerstreben bezahlte ich den Mann und machte mich dann auf den Weg, um, wenn irgend möglich, eine Zusammen­kunft mit Fräulein Simpkinson zu erlangen.

Zweiundzwanzigstes Kapitel.

Fräulein Simpkinfons Ansicht.

Die Polizei hatte kein Recht gehabt, Fräu­lein Simpkinson in engem Gewahrsam zu be­halten; von keiner Seite hatte sich eine neue Anklage gegen sie erhoben, und die Ankunft ihres eigenen Koffers, den Philipp von Dover nachgeschickt hatte, bewies die Richtigkeit der Erklärung, welche ihre Jungfer von Anfang an vorgeschlagen hatte, zur Genüge. Die Londoner Fahnder hatten sich natürlich sofort bemüht, die Person ausfindig zu machen, die den Koffer in Dover aufgegeben hatte, und

das wäre ja die leichteste Sache von der Welt gewesen, wenn sie nicht von vornherein durch das Bahnpersonal in Dover auf eine falsche Fährte gebracht worden wären. Frau Simp­kinson war vier Tage in eine Nervenerschöpf­ung verfallen gewesen, daß die Aerzte aufs Bestimmteste erklärt hatten, sie dürfe nicht weiter vernommen werden.

Ich konnte mich eines boshaften Lächelns nicht enthalten, als ich vernahm, die Behörde verfolge einen kahlköpfigen alten Herrn in einer weißen Weste, der Sonnabend in New- Aork anlangen sollte. Dieser Irrtum fiel nur dem Bahnpersonal in Dover zur Last und ich ersah daraus, von welch ungeheurem Vor­teil es war, daß Philipp Harveys Namen im Buch deS Kofferfabrikanten nicht eingetragen war. Immerhin konnte es sich nur um einen Aufschub von ein paar Tagen handeln, und wären die Herrn von der Polizei sehr klug gewesen, so würden sie schon eine halbe Woche früher herausgebracht haben, daß in der Nacht, da der Mord geschehen, nur Philipp Harvey in demselben Haus mit seiner Tante geschlafen hatte. Nachher stellte es sich heraus, daß sie es erfahren hatten nur zu spät. Am Tag nachdem wir dasSarazenen­haupt" verlassen hatten, tauchten sie dort auf und wandten sich von dort eilig rückwärts nach Philipps Wohnung in Greenwich, denn Fran Simpkinson, die am Sonnabend erst­mals vernommen worden war, hatte sofort Philipp Harvey als den mutmaßlichen Mörder bezeichnet.

Eines erfuhr ich in Paris, was mich außerordentlich in Erstaunen setzte, und das war, daß Austin Harvey, der sich mir gegen­über so offen und ehrlich gezeigt hatte, in seinem Verkehr mft den Behörden allerlei Winkelzüge gebraucht und sich das wenige, was sie aus ihm herausgebracht hatten, nur mit großer Mühe hatte auspressen lassen. Wie Francois mir sagte, nahmen sie an, daß Austin wirklich wenig von der Sache wisse.

Er steht dem ganzen Vorgang völlig fern," äußerte der Polizeikommissär gegen mich.

Aus dem, was ich hörte. Mußte ich zum Schluß gelangen, Austin Harvey habe die Fahnder der staatlichen Polizei in demselben Maß im Dunkeln tappen lassen, wie er mich nach Kräften aufgeklärt hatte. Welchen Grund er nur für diese seltsame Handlungsweise haben mochte?

Die Pariser Polizei hatte genehmigt, daß Fräulein Simpkinson diePension" in der ich sie zuerst ausgesucht, verlasse und sich mit ihrer Mutter in einem ruhigen kleinen Gast­haus zwischen der Madeleine und dem Park Monceau einmiete, wohin diese am Freitag abend hatte gebracht werden können. Die englische Botschaft hatte sich für die gute Auf­führung der beiden Damen verbürgt, und sie hatten sich verpflichtet, Paris nicht zu verlassen. In diesem Gasthof war es, wo ich Fräulein Simpkinson wiedersah. Es hatte gar keine Schwierigkeit gehabt, von ihr vorgelassen zu werden, aber der erste Blick in ihr Gesicht versetzte mich in die größte Bestürzung. Offen­bar mußte sie im Verlauf dieser einen Woche namenlos gelitten haben, und das war, bei Licht besehen, kein Wunder Ob sie wirklich ein wärmeres Gefühl für Philipp ge­habt, oder ob sie nur mit ihm gespielt hatte, ehe sie sich für seinen Bruder entschieden, ihre Lage war auf alle Fälle entsetzlich. Sie war Austins Braut die Braut eines Mannes, in dessen Familie sich ein Mord abgespielt hatte. Hatte sie Philipp je geliebt? Offen­bar glaubte er es. Und wenn dem so war, weshalb hatte sie Austins Werbung angenom­men. Sie war das Mädchen nicht, um sich in solchem Grad von irgend jemand, uud wäre es auch die eigne Mutter, auf der an­dern Seite aber mochte sie wohl zu jenen Frauen gehören, die iu einer Anwandlung von verletztem Stolz so ziemlich zu allem fähig sind. Ich rechnete sehr auf diese Unterredung ! um über verschiedene schwierige Punkte zur ! Erleuchtung zu gelangen, j In ihren dunklen Augen lag eine namen­lose Anöst, aber sie bat mich mit würdevoller ! Zurückhaltung, Platz zu nehmen. Armes Mädchen! Wie mußte sie meinen etwaigen