lich und geschlossen da. (Stürmischer Beifall.) Nachdem noch Stübler namens der Jungli­beralen gesprochen und ihr Einverständnis mit der Haltung der Partei festgestellt, u. der Vor­sitzende Kübel diese Tatsache bestätigt hatte, fand die Tagung gegen >3 Uhr ihr Ende.

Herrenalb, 6. Jan. Anläßlich des vorige Woche eingetretenen Schneefalls hatten sich im Albtal über Neujahr außer der hiesigen auch in Dobel, Marxzell und Reichenbach Rodel­bahnen aufgetan, die sich eifriger Benützung er­freuten. In sehr zweckmäßiger Weise hatte die Direktion der Albtalbahn am Neujahrslage und letzten Sonntag je einen Sonderzug von und nach Karlsruhe eingelegt und gleichzeizig eine Fahrpreisermäßigung für die einfache Fahrt vvn 90 auf 65 Pfg. bewilligt. Mit dem Erfolg dieses Versuchs kann die Bahnver­waltung zufrieden sein, denn an den beiden Tagen wurden rund 1100 solcher Karten für 65 Pfg. gelöst.

Tein ach, 9. Jan. Die Schwarzwald­vereine in corpore hatten sich gestern im Badhotel" in Teinach zu einer schönen Weih­nachtsfeier versammelt. Imposant war diese Feier durch die große Beteiligung von ca. 600 Personen; es herrschte eine fröhliche Stimmung schon durch das vorausgegangene Ausüben des Rodelns vom Bergstädtchen Zavelstein herunter ins Tal. Der Bezirks­verein Teinach hatte wiederum allem aufgeboten, den Gästen einige schöne Stunden der Unter­haltung zu bieten. Der Vorstand des Bez. V. Stuttgart, Prof. Dr. Endriß, rühmte denn auch mit Stentorstimme das Bemühen der Teinacher um das Gelingen der Feier, gab der herzlichen Freude über das schöne und feste Zusammenhalten der Vereine Ausdruck und schloß mit einem brausend aufgenommenen Waldheil. Die Abendzüge führten die Teil­nehmer nur zu bald wieder auseinander.

Hall, 8. Jan. Der Haupttreffer der Münchener Ausstellungslotterie im Betrag von 50 000 Mk. fiel, wie sich jetzt herausstellt, auf den Kaufmann Adolf Wolf hier.

Friedrichshafen, 5. Jan. Seit einigen Tagen haben wir hier die schönste Gelegenheit zum Schlittschuhlaufen. Der Bodensee ist von hier bis Langenargen am Rande zugefroren, so daß wir eine 9 Kilometer lange, zuweilen 300 Meter breite, spiegelglatte Fläche auf stäh­lernen Flügeln durcheilen können. Alt und jung benützt diese Gelegenheit fleißig. Auf der ganzen Strecke ist der Strand äußerst beleht.

Für das Kaisermanöver, das be­kanntlich in diesem Jahre zwischen dem 13. (württ.) und dem 14. (badischen) Armeekorps stattfindet, wird, nach demBerliner Lokalan­zeiger," voraussichtlich das Gelände zwischen Stuttgart und Heilbronn in Frage kommen.

Pforzheim, 7. Jan. Eine Bande von drei Einbrechern stieg im letzten Herbst in eine Reihe Gartenhäuser nächst der Stadt ein, nächtigte dort, zerstörte und raubte die Möbel. Die Kerle, die Fässer Otto Ritter, Emil Martin und der Taglöhner Karl Joh. Haas wurden zu 13 Monaten, 9 Monaten und zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Die Ehefrau Barbara Mauthe von Niefern, die die geraubten Gegen­stände im Wert von fast 100 Mk. von den Einbrechern für ca. 6 Mk. kaufte erhielt wegen Hehlerei zwei Monate.

Pforzheim, 10. Jan. In dem benach­barten Orte Dietlingen wütete heute nacht ein großer Brand, dem fünf Wohnhäuser und eine Scheuer zum Opfer fielen, darunter die Trau- benwirtschast des Gustav Bischofs, eine Metz­gerei und eine Bäckerei. Neun Familien sind obdachlos. Der Schaden beträgt 130 000 Mk. Das Mobiliar ist mitverbrannt. Verletzt wurde «niemand. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch nicht aufgeklärt.

In Nonnenhorn bei Lindau hat sich der 39 Jahre alte Weinhändler Georg Kling, Teilhaber der Firma Gebrüder Kling, aus Schwermut und Verzweiflung über seine Kor­pulenz erschossen.

Aus der Pfalz, 7. Jan. In dem Wein­baugebiet der Unterhaardt, dessen Mittelpunkt Deidesheim ist, hat man einen sehr wichtigen Erfolg erzielt. In diesem Winter werden in den Weinberglagen Schwärme von Meisen gesehen, wie sie früher in dieser Stärke nie

beobachtet wurden. Sie suchen Stock für Stock nach den Puppen des Sauerwurms ab, der in den letzten Jahren geradezu verheerend auftrat. Schwärme von 70 bis 90 Kohlmeisen und Blaumeisen wurden z. B. am 29. Dezember in der Weinbergslage im Tal bei Deidesheim und ebenso im Kieselberg und Hassert, lange Zeit beobachtet. Es bestätigt sich hier der Satz des bekannten Fachmanns v. Berlepsch: Je nach Abnahme der Spatzen steigt die Zu­nahme aller andern Vögel. Vom 1. April bis 31. Dezember 1907 wurden beim Bürgermeister­amt in Deidesheim 1058 Spatzen (ü 2 Pfg.) vom 1. Januar bis 31. Dezember 1908 1225 Spatzen (L 3 Pfg) abgeliefert. Vom 1. Jan. 1909 ab werden 4 Pfg. für das Stück bezahlt. Es rverden Prämien von 10, 8 uud 5 Mark für die erfolgreichsten Spatzenjäger ausgesetzt.

Im Öberelsaß zeigen sich wieder Wölfe. Aus Ueberstraß wird derStraßb. Post" ge­meldet, daß am Sylvesterabend vor der Haustür der Lehrerwohnung auf der obersten Treppen­stufe ein großer Wolf erblickt wurde. Am Neujahrstag, abends V28 Uhr, wollte er dem Schafstall eines gegenüber wohnenden Landwirts einen Besuch abstatten, wurde aber von einigen jungen Burschen mit Knütteln und Schaufeln vertrieben. Die Leute halten ihre Hofhunde nachts im Innern der Häuser. Auch vor einigen Tagen schon wurde ein Wolf von verschiedenen Personen auf freiem Feld er­kannt.

Berlin, 8. Jan. Der heutigeReichsan­zeiger" enthält folgende Erklärung:Se. Maje­stät der Kaiser und König hat am 2 Januar, wie alljährlich, eine Besprechung mit den hier zur Neujahrsgratulation versammelten komman­dierenden Generalen abgehalten. Die Aeußer- ungen Sr. Majestät waren nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt und hätten nicht Gegen­stand öffentlicher Kritik bilden dürfen; trotzdem sind Nachrichten hierüber in die Presse gelangt. Gegenüber den in ausländischen Blättern er­schienenen Angriffen stellen wir fest, daß sich die Besprechung lediglich auf militärische Fragen bezog. Im Anschluß an eine Betrachtung der bei den letzten Manövern gemachten tak­tischen Erfahrungen wies der Kaiser auf eine kürzlich erschienene akademische Studie hur, in der die Gestaltung des modernen Krieges und die Einwirkung der neuzeitlichen Waffen auf das Gefecht entwickelt wird. Die in dieser militärischen Arbeit enthaltenen politischen Gedanken und Ausblicke kamen in deu Aus­führungen des obersten Kriegsherrn nicht in Betracht."

Berlin, 8. Jan. Aus Neapel wird dem Berl. Tagebl." gemeldet: Sobald es die sanitären Verhältnisse gestatten, sollen an der Peripherie der Trümmerstätte von Messina Notbauten in großem Stil errichtet und die alten Bewohner wieder angesiedelt werden. Damit sollen ihre Rechte beim etwaigen Wieder­aufbau von Messina gesichert bleiben. Für später ist auch die Entschädigung durch herren­los gewordenen Grundbesitz in Messina geplant. Vorläufig ist indessen alles dieses nur Zukunfts­musik, denn auf allen Gemütern lastet schwer die Sorge, wie man die durch das Erdbeben um Hab und Gut Gebrachten durch den Not­stand erhalten soll. DieTribuna" kündigt als Hilfsmittel der Regierung für den Wieder­aufbau der öffentlichen und privaten Gebäude und für die Wiederherstellung der juristischen und administrativen Ordnung die Entnahme von 30 Mill. aus den Geldern des letztbe­willigten Etats und die Erhöhung der Grund-, Boden- und Einkommensteuer auf 5°/o für die Dauer von zwei Jahren, dazu die Ernennung eines Kgl. Kommissars mit der Generalvoll­macht zur Wiederherstellung der Verwaltung an. Gestern mittag haben wieder heftige Erdstöße in Reggio stattgefunden. Die über­lebende Bevölkerung ergriff eine große Panik. Die Soldaten mußte» die Ausgrabungen der Leichen einstellen. Die Frauen setzten unter großem Geheul eine Prozession in Szene. In Palmi ist ebenfalls abends ff-7 Uhr ein heftiges Erdbeben eingetreten. Viele noch stehende Häuser und die Mauern des rechten Domschiffs sind eingestürzt. Die Bevölkerung lief in wilder Erregung auf die öffentlichen Plätze und erhob Protest dagegen, daß man noch keine Baracke^

errichtet habe. DerMatino" berichtet, in Neapel sei in letzter Nacht von Gesindel unter großem Geschrei die falsche Nachricht verbreitet worden, man habe starkes Erdbeben verspürt. Sofort stürzten 200 bis 300 Menschen halb bekleidet ins Freie. Die Absicht der Verbreiter dieser falschen Nachricht war, stehlen zu können. DerMatino" verlangt energische Abhilfe und strenges Vorgehen gegen die Urheber dieser falschen Nachricht. Die Befürchtungen in ge­schäftlicher Hinsicht für Süditalien werden immer größer und viele sind der Ansicht, daß die eigentliche Katastrophe erst jetzt beginnen werde. Nicht nur, daß plötzlich 200 000 Kon­sumenten stellenlos und dafür die sizilianischen Städte mit 50 000 Heimat- und mittellosen Menschen überschwemmt sind, macht die Gefahr aus, sondern namentlich die plötzliche Einstellung des Handels und der Schiffahrt von Sizilien. Speziell am 1. Jan., dem Hauptzahlungstag des Jahres, waren enorme Beträge von Messina fällig, die natürlich nicht ab geführt wurden. Alles das bedeutet für Catania eine schwere geschäftliche Schädigung. Zahlreiche Schwierig­keiten treten bei der Erörterung darüber auf, wie der Staat für die vielen Millionen Anleihe in Titren und Papiergeld, die in Messina ver­nichtet worden sind, Entschädigung leisten wird. Diejenigen Personen die den Nachweis erbringen können, daß sie sich vor der Kata­strophe im Besitz solcher Papiere befunden haben, bezw. die erbberechtigten Hinterbliebenen solcher Personen, hoffen auf Ersatz der verlorenen Papiere durch den Staat.

Der von einer Fangreise nach Geeste­münde zurückgekehrte Fischdampfer Orion hat am 6. Januar die Leiche des bei dem Gordon- Bennet-Rennen der Lüste (10.12. Oktober) mit dem BallonHergesell" verunglückten Leut­nants Förtsch in der Nordsee treibend aufge­funden. Die Leiche war schon stark in Verwesung übergegangen und wurde, nachdem aus den Vorgefundenen Papieren die Persönlichkeit fest­gestellt worden war, in: Meere bestattet.

In Reggio prüfen Ingenieure den baulichen Zustand der öffentlichen Gebäude. Fast alle Urkunden und Wertpapiere wurden bei diesen Gebäuden, wie bei den Banken wieder gefunden.

General Mazza telegraphiert aus Messina an Giolitti: Am 7. ds. Mts. wurden sechs Verschüttete aus den Trümmern lebend hervor­gezogen; die durch die Truppen wieder aufge­fundenen Werte belaufen sich auf 5 Millionen Lire und sind von den Zivilbehörden eingetragen und nach Catania gebracht worden. Privat­personen erhalten jetzt die Erlaubnis, unter Ueberwachung durch Truppen Nachgrabungen anzustellen. In der Stadt und in der Um­gebung herrscht Ruhe. Nur einige Verhaftungen wegen Diebstahls erfolgten.

Einen interessanten Transport konnte man kürzlich in Newyork beobachten; die National City Bank bezog ihre neuen Geschäfts­räume und bei dem Umzug wurden nicht weniger als 60 Millionen Dollar gemünztes Geld und annähernd 500 Millionen Dollar Wertpapiere in den neuen gewaltigen Kassenschrank überge­führt, den die Bank in ihrem neuen Hause errichtet hat. Hunderte von Privatdetektivs waren engagiert, um den Transport zu begleiten und gegen den Handstreich von Einbrechern zu sichern; nun, da der Schatz in dem neuen Kassenschrank ruht, mögen die Direktoren erleich­tert ausatmen, denn wohl keine Schatzkammer der Welt ist gegen die Gefahren einer Feuers­brunst oder gegen die Findigkeit kühner Ein­brecher besser und umsichtiger geschützt, als dieser neueSafe". Da es in den Vereinigten Staaten schon mehrfach vorgekommen ist, daß selbst dreifach gepanzerte Kassengewölbe von Einbrechern gesprengt wurden, die die Mühe nicht scheuten, das ganze Grundstück zu unter­minieren und so durch einen Tunnel sich einen Zugang zu den Schätzen zu schaffen, hat man fürsorglich diesen neuen Kassenschrank nicht etwa in die Fundamente des Hauses verlegt; er ruht auf großen Säulen frei in einer gewal­tigen Halle und ist so von den Wänden'völlig isoliert. Die Panzerplatten haben eine Dicke von einem halben Meter. Sie sind mit einem System dünner Drähte umgeben, die mit Elek­trizität geladen sind und bei der geringsten