El« deutsche ' llegttvngrlsf »vf Calais.
(WTB.) Bern. April. Wie „Petit Parisielt" weidet, hat ein deutsches Flugzeuggeschwader in der Nacht vom 20. zum 21. April trotz heftiger Luftabwehr Calais überflogen und eine Anzahl Bomben auf bestimmte Viertel abgeworfen. Es soll nur sehr beträchtlicher Sachschaden angerichtet worden sein. Der Angriff dauerte drei Viertelstunden.
Neue ll-Booterfolge.
sWTV.) Berlin. 28. April. (Amtlich.) Im Aermel- kaual wurde von einem unserer U-Boote ein mindest ensIVOVOBr.-R.-TonnengrotzerTrans- portdampfer, der durch Kreuzer, mehrere Zerstörer und Bewachungsfahrzeuge außerordentlich stark gcsichet war, torpediert. Gesamtsumme des versenkten Handelsraums nach neu eingegangenen Meldurigen: 17 Oüv Bruttoregistertonnen.
Das Führerflugzeug eines unsrer Jagdstaffeln Flanderns unter der bewährten Führung des Oberleutnants zur See Christiansen hat gelegentlich 'eines Aufklä- rungsfluges in den Hoofden ein feindliches Curtisboot vbgeschssssn.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
(WTB.) Berlin, 27. April. Neue U-Bootserfolge a» der Westküste Englands 2 5 OOS Br.-N.-Tonnen. Ein Dampfer von mindestens 12 000 Brutto- registertonnen Größe und ein bewaffneter Dampfer von KVOV Bruttoregistertonnen wurden aus stark gesichertem Gcleitzug herausgeschossen.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
(WTB.) Berlin, 27. April. Ilm neutralen Schiffsraum zu erlangen, hat die Entente Holland bis zum >5. April die Lieferung von 100 0(0 Tonnen Lebens mittel zugesagt, nachdem sie vorher Norwegen 460 000 und Schweden 230 000 Tonnen Lebensmittel versprochen hatte. Die Gewähr für die Lieferung Hai die Entente freilich nicht übernommen. Was es mit anglo-amerikanischen Versprechungen auf sich hat, kann die Schweiz erzählen. Trotzdem die Wilson- regierung sich im vorigen Jahre verpflichtet hatte, bis Juli d. I. monatlich 40 000 Tonnen, im ganzen 340000 Tonnen Getreide an die Schweiz zu liefern, waren bis Ende Februar d. I. von den fälligen 80000 Tonnen ganze 12000 To. geliefert. Amerika steckt viel zu viel in eigenen Nahrungsmittelnöten und hat alle Hände voll zu tun, um seine Verbündeten knapp zu befriedigen, als datz für die Neutralen die versprochenen Mengen übrigblieben. Dieser Mangel hindert England und Amerika aber nicht, Holland.und die skandinavischen Länder mit großartigen Versprechungen zu beliefern. So schlecht sich die Abgabe von Schiffsraum an unsere Feinde mit dem Geiste echter Neutralität verträgt, so überlasten wir die Regelung dieser Frage getrost dem weiteren Kriegsverlauf. Denn um uns eines vom Abg. Lanrbert im Unterhaus am 6/März gebrauchten Wortes zu bedienen: Der wirkliche Lebens- ,nittelverteiler ist nicht Lord Rhonddr, sondern das Unterseeboot.
sMeir Rückzug xa sichern und die bei Ypern liegend?^ gelandet. Wer melier sind sie trichi gekommen. Dir j Riesenlager an Kriegsmaterial wsgzuschaffen. Der > öffentliche Meinung in Japan ist darüber sehr erbost, konzentrische deutsche Angriff auf Ypern hatte die eng- und der Minister des Aeußern ist deshalb bei diesem lischo Stellung in dem Augenblick unhaltbar gemacht,, Landungsmanöver ausgerutscht, weil er sich vorher mit >als unser Vorstoß von Siidwesten, also von Vailleul Washington und London ins Benehmen gesetzt hatte, her, von Erfolg gekrönt war. Mit der Einnahme des Kemmelbcrges war das Schicksal Yperns besiegelt. Die feindlichen Divisionen, die südlich und östlich von Ypern kämpften, waren von da an im Rücken direkt bedroht,
und so mußte der engl. Rückzug mit zwingender Notwendigkeit erfolgen, ohne daß unsere Truppen es Nötig gehabt hätten, in frontalen Angriffen sich Verluste zu holen. Auch im Norden Yperns drängen unsere Truppen dem Feinde nach, der nun diese festungsartig ausgebaute starke Stellung verlassen muß. Der Rückzug
und von dorther wahrscheinlich Direktiven über - den Umfang der japanischen „Intervention" sich geben lassen mußte. Jetzt soll der deutschfreundliche Minister Joto in Tokio das Auswärtige Amt übernommen haben. Joto war früher Arzt und hat seine Studien in Deutschland absolviert,' auch sott er als Unter-richts- nnnifter anstatt der englischen die deutsche Sprache in den Schulen eingeführt haben. Andererseits wird auch rviüwr behauptet, Japan habe sich von den angelsächsischen Staaten freigemacht, und suche jetzt mehr An
dürste gegen Nordwesten gerichtet sein. Es ist selbst- schlich an Rußland. Uns will es scheinen, daß auch verständlich, datz der Feind rückwärts noch weitere stark, heute noch nicht viel mehr über die japanische Politik
Die Schlacht im Westen.
Zur politischen Lage.
Unsere Truppe« stehen vor Ypern. Der Feind hatte in den letzten Tagen noch ganz gewaltige Reserven herangezogen, und namentlich inr Südwesten und Süden der ehemaligen Stadt heftige Gegenangriffe gemacht, wohl kaum in der Absicht, die Stellung um Ypern in der Hand zu behalten, als vielmehr sich einen geord-
ausgebaute Verteidigungsstellungen hat, in denen er zähen Widerstand leisten wird. Also so schnell wird der deutsche Vormarsch an den Kanal, von dem die Feinde jetzt schon täglich in unverkennbarer Absicht, die deutschen Erfolge zu verkleinern, sprechen, nicht vor sich gehen,' denn den Besitz der Kanalküste werden die Engländer und Franzosen wegen der schwerwiegenden Folgen für die Versorgung der Ententearmeen nicht leicht aufgeben. Die Folge der Einnahme der Stellung Ypern—Paperinghe wird sich aber unmittelbar an der flandrischen Nordsront bemerkbar machen, die jetzt in der Flanke gefaßt wird. Die Belgier werden nun wohl auch noch das letzte Stückchen ihres Landes über kurz oder lang hergeben müssen. Vor Amiens vollzieht sich derselbe verzweifelte Kampf der Feinde um Erhaltung dieses Hauptstützpunktes, der die Gewähr bieten soll, daß das englische und französische Heer nicht voneinander getrennt werden. Man denke sich die nicht beneidenswerte Lage des Generalissimus Foch, wie er die Ententeheere einheitlich befehligen soll, wenn sie tn zwei Lager gespalten wären. Schon deshalb muß er für Amiens bürgen. Aber auch hier scheinen die wilden Anstürme der Franzosen gegen unsere beständig, wenn auch langsam vorrückenden Divisionen nichts ausrichten Ul wollen. Die Feinde verbluten sich in unserem Infanterie- und Maschinengewehr- und Artillerieseuer. Durch die Notwendigkeit, die Ententereserven an den beiden Brennpunkten der Schlacht tm Westen, Ypern und Amiens, restlos einzusetzen, ist der Ententeoberbefehlshaber wenigstens der Aufgabe enthoben worden, darüber nachzudenken, wo er die vielbesprochene Ma- növrterarmee elnsetzen will, die doch die Entscheidung bringen sollte.
Von den Kriegsschauplätzen im Osten ist als beachtenswert Au erwähnen, daß die deutschen Hilfstruppen sowohl im Vormarsch auf Tammersors Fortschritte machen, als auch gegen Osten, wo sie vor Wiborg (100 km nördlich von Petersburg) stehen. Die finnischen Revolutionäre werden also ball) von Rußland abgeschnitten sein. Im Südosten kommen unsere Sicherungstruppen in der Krim stetig vorwärts und im Kaukasus haben die Türken nun die russische Festung Kars (60 km südwestlich von Alexandropol) genommen. Aus Rußland kommen wieder sensationelle Nachrichten, wonach in Petersburg die Generale Kornilow und Mexejew die Macht an sich gerissen haben sollen. Die eigentliche Regierung herrscht ja jetzt in Moskau, wenn die Sache also nicht größere Dimensionen annimmt, dann kann man den beiden Generalen ja den Spatz lassen. Auch in Sibirien kriselt es weiter. Die Japaner sind ja nun glücklich unter Aufsicht und Mitwirkung der Engländer in Wladiwostok
gesagt werden kann, als daß sie immer noch eine abwartende Haltung annimmt. Die Ententestaatsmänner aber fahren fort, ihren Völkern auch weiterhin gruselig vor dem deutschen „Militarismus" zu macken, damit sie noch weiter nutzlos Opfer bringen. So sagt Lloyd George in einem Vorwort zu seinen gesammelten Kriegsreden, die des Teufels Großmutter sicherlich auch nicht schwungvoller hätte zusammenschwindeln können, er habe niemals geglaubt, daß man durch Verhandlungen Europa von der böswilligen Autokratie be- freien könne, und es sich immer deutlicher zeige, daß fernerhin kein Raum für eine Verständigung zwischen den Idealen gäbe, für die England und die Entente kämpfe, und für die Deutschland kämpfe. Da gibt es allerdings keine Verständigung,' denn England kämpft für eine noch weitere Vergrößerung seines Riesenweltreichs und Deutschland für seine Bewegungsfreiheit in der Welt. Wo das Recht liegt, das weiß jedermann, und diese Erkenntnis, die sich auch in neutralen Kreisen immer mehr Bahn bricht, können alle Ententestaatsmänner mit ihren Lügen und Phrasen nicht mehr tod« reden. v, 3.
Französischer Wr/n.
(WTB.) Bern, 26. April. In den Eröfsnungssitzu - gen der Generalräte Frankreichs am 22. April haben verschiedene Minister Ansprachen gehalten: Finanzminister Clotz erklärte im Eeneralrat des Somme» departements: Der Tag wird kommen, wo de« Feind seine Attentate bezahlen und alles wiederherstellen muh. Der einzige Friede, den Frankreich annehmen kann, ist ein Friede, der das Recht wtederhersteNt» die gewaltsam entrissenen Provinzen Frankreichs Herr sgibt und die Wiedergutmachung aller durch den Feino angerich» teten SHA-F sicherstellt. Frankreich wird Bürgschaften verlangen'und fordern, datz künftig eine unüberschreit« bare Schranke gegen die Todesnmchte errichtet wird. Solange der Feind de« französischen Boden noch be« sck> 'tzt. ist ein Friede unmöglich, deshalb muß di« F. t vom Hinterland durchgehalten werden. -- Justizminister Neli v. Morbtlhan sagte, man sei in der entscheidenden Phase des Krieges angekommen. Der ^eind werde nicht durchkommen. Die Entente werde siegen, wofern man ruhig, geduldig und einig bleibe.
Aus dem feindlichen Lager.
England sucht neutrale Arbeiter.
(WTB.) Christiania. 29. April. „Middagsauisen" meldet: Der Mangel an männlichen Arbeitskräften macht sich in England seit der Einführung der Zwangs« Wehrpflicht stark geltend. Englische Agenten bereisen
Sie EntMliW md PoW Englands.")
Historische Streiflichter.
Von A. Weiß, Pfarrer a. D. in Hirsau.
(Fortsetzung.^
Poinpadour, die Geliebte des damaligen Königs von Frankreich, Ludwigs XV., und Elisabeth, die selbstherrliche Kaiserin von Rußland, und Maria Theresia, die Gemahlin des „geliebten Franzerl", diese drei Frauen waren es, welche durch beißende Wttzworte Friedrichs sich beleidigt fühlten und Rache geschworen hatten.
.Friedrich verfügte nicht nur über schlagfertigen Witz, sondern auch über ein gewisses Maß warmen, wohltuenden Humors, ja auch über eine feine Selbstironie, wie sie nur vornehmen Seelen eigen ist. Als Beispiel möge folgende Erzählung dienen: In der Armee Friedrichs befand sich ein „ewiger" Leutnant namens Fideborn, der schon lange gern Haupimann geworden wäre und ein gewandter Ver- sifex war. Als Friedrich davon erfuhr, trat er eines Tages an ihn heran mit der Aufforderung: „Mach' Er schnell einen Vers"! Dieser, sofort besonnen, antwortete alsbald:
Gott sprach in seinem Zorn:
Der Leutnant Fideborn
Soll hier auf Erden
Nie mehr als Leutnant werden.
»In meiner Armee habe ich zu befehlen," erwiderte Friedrich. »Er ist Hauptmann, aber mach' Ec sogleich noch einen Vers!" Hierauf Fideborn:
*) Ist auf der Geschäftsstelle dieses Blattes in Buch- , form erhältlich; geheftet 1.30 'gebunden 2.—
Der Zar- hat sich gewandt,
Haupimann bin ich genannt.
Doch hätt' ich Equipage,
Dann hält' ich mehr Courage.
„Er soll auch diese haben," versetzte jetzt Friedrich, „aber mach' Er keine Verse mehr, sonst wird Er noch König und ich Leutnant."
Durch beißenden Witz hatte Friedrich also die Eitelleit dreier gekrönter oder halbgekrönter Frauen verletzt, und das sollte er büßen. Als einziger Mann stand er den dreien gegenüber und schien verloren. Denn betrachten wir die nunmehrige Gruppierung der Mächte: Auf der einen Seite Friedrich so „mutterseelenallein", auf der andern Seite Maria Theresia mit ihrem Gemahl, Kaiser Franz von Oesterreich, dann Frankreich und Rußland, wozu sich noch das damals viel größere Sachsen gesellte. Nur eine europäische Macht, von der wir solchen Edelmut nicht erwartet hätten, wollte sich an der allgemeinen Hetzjagd nicht beteiligen und das war England.
Ist eS am Ende doch wahr, daß England derjenige Staat ist, welcher sich großmütig der Schwachen und Bedrängten annimmt und seine schützende Hand hält über die Elenden, zu deren Abschlachtung das Messer bereits gewetzt ist? Nein; denn sehen wir näher hin, so starrt uns wieder das alte, kalte, steinerne Gesicht John BullS entgegen, und, verblüfft über den Farbenwechsel seiner gleiß- nerischen Chamäleonsnatur, empfinden wir noch ein tieferes Mitgefühl mit Friedrich, dessen letzte Kraft von den Engländern ausgepreßt wurde, so daß er später voll Bitterkeit äußerte, er würde dieser englischen »Goddam-Regierung*
nie mehr wieder Beistand leisten. Denn warum stellte sich denn jetzt England, dar früher zu Oesterreich gehalten hatte, plötzlich auf Preußens Seite? Warum ging die alte Stall- freundschaft auf einmal tn die Brüche? Well England durch seine Gleichgewichts- und SeeherrschastSpolitik sich leiten ließ und den Beistand Friedrichs gegen Frankreich brauchte.
Im Jahre 1755 war nämlich zwischen England und Frankreich der Krieg ausgebrochen, der zu Land in Amerika und Deutschland, zu Wasser auf allen Meeren ausgefochten wurde. Da bedurfte England zum Schutze des 1714 britisch gewordenen Hannovers gegen Frankreich eines Bundesgenossen» auf dem europäischen Festland. Oesterreich war bereits mit Frankreich verbündet und so war denn gerade Preußen recht, uin für England die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Auf diese Weise sollte das Uebergewicht Frankreichs in Europa auf das Maß des europäischen Gleichgewichts herabgedrückt und für den Kampf zur See und tn den Kolonien freie Bahn geschaffen werden. Dabei hatte England den Vorteil, seinen hannoverischen Besitz durch Friedrichs überlegene Kriegskunst und dessen besten Feldherrn Ferdinand von Braunschweig verteidigt zu sehen, während es selbst sich auf verhältnismäßig geringe Leistungen beschränkte. Es verpflichtete sich nur zur Bezahlung einiger Millionen Taler jährlicher Hilfsgelder und kargte umsomehr mit dem Blute seiner Landsleute; denn die Truppen, die es verschickte, bestanden zu zwei Drittel aus angeworbene» Deutschen. Aber das schlimmste kommt noch.
Fortsetzung folgt.