saiion seien so groß, baß sich alle zentralistischen Neigungen in bestimmten Grenzen halten müssen. Aber trotzdem sei die Besteuerung mit indirekten Steuern im Krieg nicht stärker geworden, als die mit direkten Steuer». Die jetzigen Steuer- Vorschläge an indirekten Steuern sollen 1180 Millionen ab­geben, das mache für die Jahre 1916 bis ISIS im ganzen rund 4 Milliarden an indirekten Steuern. Werde zu den direkten Steuern der Wehrbektrag 1914 bis 1916 mit rund 1 Milliarde hinzugerechnet, ferner die Kriegs-(Gewinn-) steuer des Jahres 1916 mit dem Zuschlag von 1917 mit 5,7 Milliarden, sodann zwei Raten der Besttzsteuer mit 200 Millionen, und schließlich die neue Kriegssteuer der Gesell­schaften, die 600 Millionen einbringen soll, so ergäbe sich ein Betrag von 7,5 Milliarden an neuen direkten Steuern für das Reich. Wenn man dazu die einzelstaatlichen direkten Steuern rechne, so komme man auf eine Gesamtbelastung von 9 Milliarden au direkten Steuern gegenüber 4 Mil­liarde» indirekten Steuern. Zudem dürfe das Gesetz der direkten Reichsstenern noch nicht als abgeschlossen angesehen werden. Voraussichtlich werde im Herbst eine neue Regie­rungsvorlage über die Besteuerung der Kriegsgewinne der physischen Personen kommen. Die neuen Steuern sollen in erster Linie die besitzenden Klassen treffen. Was die Emp- feblung von Monopolen anbelange, so seien mich sie kein Allheilmittel, unter allen Umständen könnte man sie später als einen Teil der Gesamtreserve an Steuerquellen betrachten. Das Deutsche Reich brauche in seiner Steuergesetzgebung einen Vergleich mit dem Ausland nicht zu scheuen.

Man nmß sagen, der Staatssekretär hat die neue Steuer­vorlage nicht ungeschickt vertreten, indem er auch die direkte Steuerbelastung zum Vergleich mit der indirekten wirkungs­voll herbeigezogen hat, und der Hinweis, daß die indirekten Steuern, die in der Hauptsache für Genußmittel angesetzt sind, doch in erster Linie die Besitzenden treffe, ist auch im großen ganzen nicht zu beanstanden. Bedeutungsvoll war die Erklärung des Staatssekretärs über die Notwendigkeit der Aufbringung der Steuern, daß wir die Höhe der Ent- schädigrmg, die wir uns erkämpfen werden, noch nicht kennen, also auch mit diesem Faktor noch nicht rechnen können. Immerhin läßt diese Bemerkung aber doch den Schluß zu, baß (was wir schon gestern gesagt haben) unsere Regierung den Gedanken einer Kriegsentschädigung keineswegs aus- gcschaltet hat, wenn sich die Sache im Rahmen der Ent­wicklung der Kriegsverhältnisse machen läßt, lieber dir Stimmung gegenüber den neuen Vorlagen ist noch nichts Näheres zu sagen. Vorerst liegen nur dis Erklärungen von Zentrum, Sozialdemokratie und Deutscher Fraktion vor. Der Zentrumsredner meinte, es sei zu prüfen, ob die Erb­schaftssteuer nicht schon diesem Steuerstrauß beigefloch­ten werden könne; es müsse ein Ausgleich zwischen den ge­waltigen Lasten von Konsum und Besitz gefunden werden, dein die Vorschläge nicht ganz gerecht geworden seien.- Also scheint man im Zentrum der Anschauung zu sein, daß die indirekten Steuern zurückgeschraubt, die direkten noch weiter ausgebaut werden sollen. Für dte Sozialdemokratie sprach der Vertreter von Stuttgart, Keil. Er sagte grundsätzlich, die Sozialdemokratie habe bisher dte nötigen Steuern be­willigt, sie habe auch jetzt keinen Grund, davon abzusehen. Natürlich sprach sich der sozialistische Redner gegen dir in­direkten Steuern aus, dte weder der sozialen Gerechtigkeit, noch, der politischen Klugheit entsprächen. Erst sollten die Vermögen und Einkommen aufs äußerste belastet werden, ehe man zu den indirekten Steuem greife. Der Reichsschatz­sekretär sei nur der Gefangene des Bundesrats und seiner verknöcherten Bureaukraten, die sich dagegen wehren, daß das Reich sich in die direkten Steuern der Bundesstaaten hinein- mtsche. Die Sozialdemokraten werden also wohl die in­direkten Steuern ablehnen; das wird jedoch an einer ent­schiedenen Mehrheit für die Vorlage nicht» ändern. Aus den Ausführungen des Redners der Deutschen Fraktion, des Grafen Posadowskh, ist bemerkenswert, daß er eine Kriegsentschädigung, die alle unsere Kriegsausgaben decke, nicht erhofft, dagegen zweifelt er nicht, daß wir zu einer Entschädigung in mäßige« Grenzen kommen können. Faust­pfänder dafür hätten wir genug in der Hand. Ein Ueber- G'ck über das Schicksal der Vorlage wird erst in den nächsten Tagen zu erhalten sein, aber man wird heute wohl schon sagen können, umwälzende Aenderungen dürsten kaum vor­genommen werden, dazu hat man auch heute kein Zeit.

Im ungarischen Abgeordnetenhaus wurde die Regierung über den Rücktritt des Grafen Czernin interpelliert. Ministerpräsident vr. Wekerle gab eine Erklärung dahin ab, daß seit dem Regierungsantritt des jungen Königs dieser stets bestrebt gewesen sei, Frieden, und zwar einen all­gemeinen Frieden, zu erlangen. In diesem seinen Streben abe ihn stets der Einklang mit seinen Bundesgenossen, und namentlich mit dem Deutschen Reich« geleitet. Aber unsere Feinde Hütten immer versucht, diesen Einklang zu stören,

- nd so hätten sie auch das Schreiben des Königs Karl benützt,, um dessen Bestrebungen i» falschem Lichte erscheinen zu lassen. Das Schreiben enthalte nichts außer Friedens­bestrebungen, die im Einvernehmen mit dem Deutschen Reich erf-lgt seien. Gegen das Bündnis mit Deutschland sei darin nicht die geringste Unbill vorgekommen, und der vom Mini­ster des Aeußern berichtigte Text sei der wirkliche. Die Ursache des Rücktritts Czernins sei, daß er seit länger der Ansicht gewesen sei, daß er nicht in dein Maße das Ver­trauen des Königs besitze, wie er es zur Verwirklichung feiner großen Aufgaben für notwendig erachtet habe. Sein

Amtliche Bekanntmachungen.

An die Ortsarmenbrhörden.

Der Aufwand für die ln endgültiger Fürsorge eines Orts- armenverbands des Schwarzwaldkreises stehenden 'Geistes­kranken, Geistesschwachen, an Epilepsie oder ähnlichen Krank­heiten leidenden Personen, sowie für Taubstumme und Blinde wird vom Landarmenverband zu drei Vierteln getragen.

Erstattungsansprüche sind spätestens neun Monate nach Schluß des Rechnungsjahrs, indem der Aufwand entstanden ist, geltend zu machen. Verspätet angemeldete Ansprüche können nicht berücksichtigt werden.

Dte Ortsarmenbehörden werden ersucht, dafür zu sorgen, daß die Verteilungsansprüche für das Rechnungsjahr 1917 sobald als möglich bet der Landarmenbehörde angemeldet werden. Kgl. Oberamt:

Calw, den 19. April 1918. Binder.

Rücktritt bedeute aber keineswegs eine Aenderung in der aus­wärtigen Politik, die in voller Eintracht mit dm Bundes­genossen, insbesondere aber mit dem Deutschen Reiche, vor­gehe. Eine Gewähr für die Beibehaltung dieser Richtung sei die Zustimmung der Völker der Monarchie und speziell auch des ungarischen Volkes, was besonders von dem Inter­pellanten, Graf Szaß, noch unterstrichen wurde. Also Meinungsverschiedenheiten zwischen dem jungen Kaiser und Czerntn! Man munkelte schon lange, daß seit der letzten Rede des Grafen, in der er vom deutschen und nicht am wenigsten auch vom österreichischen Standpunkt aus dm Tschechen ihr landesverrätcrisches Treiben vorgehalten hatte, seine Stellung erschüttert sei. Auch ihm selbst wird es nicht gefallen haben, daß Kaiser Karl mit dem Bruder seiner Frau schwerwiegende politische Korrespondenzen unterhielt, und so wird der Abgang Czernins zu erklären sein. Aber wenn man am Wiener Hofe meint, dm Thron festigen zu können, indem man den tschechischen und südslavischen Elementen nachgibt, so könnte das einmal ein böses Erwachen geben, k). 8.

Aus dem feindlichen Lager.

Französische Vorsichtsmaßregeln.

(WTB.) Berlin, 23. April. Wirkung der englischen Niederlage ans das französische Hinterland. Am 19. März erhielten sämtliche Bürgermeister des Departements Seine et Marne den drahtlichen Befehl, alle Maßregeln zum Abtransport des gesamtm Getreides binnen 24 Stun­den zu treffen. Die Bevölkerung dürste nur für etwa eine Woche Vorräte behalten. In zitternder Angst luden die Bau­ern währmd der ganzen Nacht ihr Getreide an der Bahn­station auf, nachdem schon am Nachmittag jegliche Ackerbestel­lung aufgehört hatte.

Englische Opferwllligkeit.

(WTB.) London, 23. April. (Unterhaus.) Di« neuen Steuervorschläge fanden keinen Widerspruch mit Ausnahme der Einkommensteuer, die man nicht hoch genug fand. Auch die Zeitungen sprechen sich zustimmend zu den neuen Steuer­vorlagen aus.

Der amerikanische Marineetat.

(WTB.) Washington, 23. April. (Reuter.) DaS Reprä­sentantenhaus hat ein Amandement zum Flottengesetz an­genommen, auf Gmnd dessen das Marinekorps von 30 000 auf 75 000 Mann erweitert wird. General Per­shing hatte um diese Maßnahme ersucht. DaS Hau» begann die Beratung des Marineetats, der sich auf ungefähr andert­halb Milliarden Dollars beläuft.

AuS dem Laude der Freiheit.

(WTB.) London, 23. April. (Reuter.)Daily Mail' berichtet aus New York vom 21. April, daß das Hearstsche- blattDeutsches Journal' sein Erscheinen eingestellt hat. Es macht sich in der letzten Zeit im ganzen Lande eine gesteigerte Feiudseltglert gegen Zeitungen in deutscher Sprache bemerkbar. In einigen Städten verboten die städtischen Behörden den Verkauf deutscher Zeitungen. Man glaubt, daß auch dieNew Parker Staatszeitung' ihr Erscheinen einstellen werde und daß demnächst überhaupt keine deutschen Blätter mehr herauskommen dürfen.

(WTB.) Washington, 23. April. (Reuter.) Präsident Wilson Unterzeichnete einen Gesetzentwurf, durch den das Spionagegesetz auch auf Frauen anwendbar erklärt wird und die Einschreibung der weibliche» Untertanen der feindlichen Länder angeordnet wird.

Reue Rrkrutenaushebungen in Kanada.

(WTB.) Amsterdam, 23. April. Nach einem hiesigen Blatt meldet dieTimes" aus Ottaw a, daß beide Häuser des kanadischen Parlaments am Freitag Entschließungen annahmen, in denen die Negierung zu neuen Nekrutcnaus- hebungen ermächtigt wird. Ein Zusatzantrag, in dem die Befreiung der Bauern vom Militärdienst vorgeschlagen wurde, wurde verworfen.

Eine fürchterliche Drohung.

(WTB.) New York, 23. April. (Reuter.) Guatemala, bas vor einem Jahr die Beziehungen zu Deutschland ab­gebrochen hat, erklärte, es nehme dieselbe Haltung wie die Vereinigten Staaten gegenüber den europäischen Kriegfüh­renden ein. Man hält dies für gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung an die Mittelmächte.

Erregte Stimmung in Südafrika.

(WTB.) Kapstadt, 22. Aprik. (Reuter.) Im Parlament forderte Botha alle Parteien zur Mäßigung auf, sonst würde er zu gesetzgeberischen Maßnahmen schreiten muffe», um den Friede« im Lande zn erhalten. Er machte seine Gegner für die gegenwärtige Lage verantwortlich. (ES scheint, daß die Opposition gegen Botha, der zum Ueber- engländer geworden ist, täglich zunimmt.)

Vermischte Nachrichten.

Falsche Behauptungen über deutsch-englische Verhandlungen vor dem Kriege.

(WTB.) Berlin, 23. April. DieNordd. Allg. Ztg.' schreibt halbamtlich: DieDeutsche Zeitung" vom 20. April enthält einen Artikel aus der Feder des Justizrats vr. Wenz in Zweibrücken über das vor Ausbruch des Krieges zwischen der deutschen und der englischen Regierung verhandelte afrikanische Kolonialabkommen und den Vertrag über die Bagdadbahn. Der Verfasser stellt darin u. a. die Behauptung auf, daß Deutschland ÄS Gegenleistung für die von England gemachten Landzugeständnisse in Afrika sich habe verpflichten sollen, deutsches Gebiet, nämlich Lothrin­gen mit Metz, an Frankreich abzutreten, ferner Luxemburg aus der Zollvereinigung zu entlassen und seine Angliede- rnng an Belgien zuzustchern und insbesondere an Frank­reich, Belgien und Portugal näher zu vereinbarende Geld- summen anszuzahlen. Diese Angaben beruhen auf freier Erfindung.

Daß Deutschland vor dem Krieg« versucht hat, auf Grund friedlicher Verträge mit den beteiligten Staaten namentlich England seine Kolonien entsprechend seiner Größe, Volks­vermehrung und politischen Machtstellung zu vergrößern, mal besonders auch im Hinblick auf die ganz bedeutenden kolonialen Erwerbungen der europäischen Großmächte durchaus gerechtfer­tigt war, ist richtig. Daß aber die deutsche Regierung sich zu solchen Konzessionen zur Erreichung dieser innerlich gerecht­fertigten Ansprüche hergegeben hätte, das war kaum glaubhaft, und die Widerrufung dieser Behauptung ist denn auch sofort erfolgt. Die Schriftl.

Die Hetze gegen v. Kühlmamr.

Berlin, 23. April. Wegen der beleidigenden An­griffe gegen den Staatssekretär des Auswärtigen Amt» in dem heutigen ArtikelAlldeutsche Sittenrichter" in Nr. 304 derDeutschen Zeitung' hat der Herr Reichs­kanzler Strafantrag gestellt. (DieDeutsche Ztg.' ist das Organ der Alldeutschen.)

Sozialdemokratische Anträge zum Militäretat.

(WTB.) Berlin, 23. April. Die sozialdemokratische Relchstagsfraktion hat im Hauptausschuß zum Militäretat verschiedene Anträge eingebracht, u. a. den, daß die Ent­schädigung für auf Selbstverpflegung angewiesene Mannschaften von 2 ^ auf 2,50 in Berlin auf 3 für den Tag erhöht wird, ferner darauf hinzuwirken, daß den deutschen Kriegsgefangenen die Zeit ihrer Gefangenschaft als Dienstzeit angerechnet wird, alsdann mit aller Be­schleunigung eine Erhöhung der Bezüge der militärischen Friedenspensionäre aus dem Mannschaftsstandr herbeizuführen und dahin zu wirken, daß den länger als drei Jahre dienenden Mannschaften eine Zulage, nach der Länge der Dienstzeit bemessen, gewährt wird.

Ei« Demonstrationsstreik in Budapest.

(WTB.) Budapest, 23. April. (Ung.-Tel. Korr.-Bur.) Die Budapest« organisierte Arbeiterschaft veranstaltete gestern nachmittag einen dreistündigen Demonstrationsstreik zugunsten deS allgemeine» Wahlrechts. I« sämtliche« Bettleben ruhte die Arbeit. Die elektrischen Straßenbahnen stellten den Ver­kehr ein. Die Kaffeehäuser und Wirtschaften, sowie die meisten GeschästSläden waren geschlossen. Im StadtwSldchen fand eine große Arbeiterversammlung statt. Die Parteiführer hielten Reden. Die Versammmlung nahm eine Resolution cm, in der das allgemeine Wahlrecht gefordert wird. Um 5 Uhr nachmittags war die Versammlung beendet und die Teilnehmer zerstreuten sich. Es kam nirgends zu Ruhe­störungen.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 24. April 1818.

Das Eiserne Kreuz 1. Klaffe

Unteroffizier Schöffler aus Althengstett, bet einem Pionierbataillon, hat zur Silbemen und Goldenen Verdienstmedaille und zum Eisernen Kreuz 2. Klasse nun­mehr auch das Eiserne Kreuz 1. Klasse «hatten Fahrplanänderung.

Von Donnerstag den 25. April an ist der Pcrfouen- zug PforzheimHorb, Pforzheim ab 6.13 Uhr Nm., Calw an 7.11 Uhr, ab 7.19 Uhr Nm., Horb an 8.34 Uhr Nm., an Werktagen auf der Strecke Pforzheim-Calw früher gelegt worden. Er verkehrt von diesem Tage an: Psorz heim ab 5.55 Uhr Nm., Bad Liebenzell ab 6.42 Uhr, Ernst­mühl ab 6.48, Hirsau ab 6.54, Calw an 7.00 Uhr Nm. An Sonn- und Feiertagen und auf der Strecke CalwHorb tritt keine Aenderung ein.

Gerichtliche Termine während der Anbau- und Erntezelt.

Unter Beziehung auf die Verfügung vom 30. April 1917 ist den Justizbehörden auch für die diesjährige Anbau-und Erntezeit nahegelegt worden, bei der Anberaumung von T«-