Die Gesamtzahl de» von de« Mittelmächte« gemachte« Gefangene».

(WTB.) Berlin, 20. April. Bis 1. März 1918 machten die Mittelmächte 3 450 000 Gefangene. Die Zahl über­schreitet die Gesamtzahl der männlichen Erwerbstätigen Schwedens, Norwegens und Dänemarks um mehr als eine halbe Million. Sie übersteigt um ein Fünftel die männlichen Erwerbstätigen in Deutschland im Frieden. Die Mittel­mächte gewannen damit ein Arbeiterheer, das auf wichtigem Gebiet der Volkswirtschaft wertvolle Dienste leistet und einen großen Teil der zum Kriegsdienst einbemfenen Ärbeits- kraft ersetzt. Mit der Dauer des Krieges wächst dieses Ar­beiterheer und seine Anpassung an die landwirtschaftlichen und technischen Bedürfnisse der Mittelmächte. Brachte doch die siegreiche Westschlacht in einem Monat einen Gefangenen­zuwachs von rund 125000 Mann.

Italienische Stimme» zur deutschen Offensive.

(WTB.) Bern, 20. April. Barzini meldet dem ,C. d. Sera": E» gelang den Deutschen ausgezeichnet, die Zu­sammenziehung und die Verschiebung der Manöveriermassen vor der Fliegeraufklärung zu verheimlichen. Alle Bewegun­gen wurden nachts ohne Lichter ausgeführt. Barzini fordert England auf, die Heimarmee unverzüglich nach Frankreich zu entsenden; da, falls die Schlacht auf dem Kontingent zu ungunsten der Entente ausfalle, auch die Landesverteidigung durch die Armee in England zwecklos würde. Der Korrespondent derStampa" an der itali­enischen Front fordert die Italiener auf, infolge der Schlacht in Frankreich den Blick nicht von der eigenen Front abzuwenden, da heute militärisch und politisch alles dafür spreche, daß der Feind auch gegen Italien eine große Offen­sive plane.

Neue U-Vootserfolg«.

(WTB.) Berlin, 20. April. Mieder 28 000 Br.-R.- Tonnen verseckkt! Davon hat ein Unterseeboot unter der bewährten Führung deS Kapitänleutnants Rose in zäher, fast zweitägiger Verfolgung eines stark gesicherten Geleitzuges bei schwerer, die Tätigkeit des Bootes hemmenden Witterung fünf Dampfer mit zusammen über 21000 Br.-Register- Tvnne» auS einem Geleitzug herausgeschossen, da­runter die englischen DampferPort Combcll" (6280 Brt.) und den TankdampferCardMan" (11150 Brt.).

(WTB.) Berlin, 21. April. (Amtlich.) Im Ostteil deS AermrlkanalS, auf der Linie, auf der vorwiegend dir Kriegs» Materialtransporte des Feindes vor sich gehen, hat eines unserer U-Boote, Kommandant Oberleutnant z. S. Warzecha. den oollbeladenen englischen DampferNighlani Brigade" <5669 Brt.) und einen weiteren, mindestens 5000 Brt. großen Dampfer abgeschoffen, den letzteren aus großem, stark ge- sicherte,» Geleitzug heraus. Die Gesamttonnenzahl aus den neuerdings ringegangenen Meldungen: 15 000 Bruttoregister- tonnen. Der Chef des AdmiralstabS der Marine.

Der drückende Mangel an Tankschiffen erfährt durch die gestern, gemeldete Verfemung desCardillac" eine neue Steige­rung. Um den dringendsten Oelbedarf der feindlichen Kriegs­marine zu befriedigen, mußten die Vereinigten Staaten, dem Siemvorker .Journal of Commerce" vom 13. Februar zufolge, 45 v. H. ihrer Oeldampfer auS dem mexikanischen Golfverkehr und 50 v. H. auS dem Stillen Ozean herbeiziehen und in die Fahrt nach Europa einstellen. Trotzdem verstummen nicht die Klagen über den Mangel an Petroleum und an Schiffen für dessen Einfuhr. Sine Zuschrift der .Times" vom 5. März rügte die fehlende Aufmerksamkeit, die die britische Regierung diesem Notstand zu widmen habe. Maschinen zur Reinigung deS Erdöl liegen seit vielen Monaten auf de» Newyorker Kojen

Sit EMMmg Md P«M Englands.")

Historische Streiflichter.

Bon A. Weiß. Pfarrer a. D. tn Hirsau.

(Fortsetzung.)

Unterdessen hatte auch der Kurfürst Karl Albert von Bay­ern (Karl VII) mit Hilfe der unvermeidlichen Franzosen und der Sachsen gegen Oesterreich einige Erfolge erzielt. Oester­reich befand sich daher in einer schlimmen Lage. Ohne Bun­desgenossen seinerseits stand es nach einer verlorenen Schlacht dem mächtigen.Vierbund" Preußen, Bayern, Sachsen, Frank­reich gegenüber. Kein Wunder, daß es unter diesen Umstän­den den mächtigsten seiner Feinde durch entgegenkommende Verhandlungen zu beschwichtigen suchte, indem eS ihm die Ab­tretung von Schlesien in Aussicht stellte, und Friedrich, der als. guter Patriot nicht wollte, daß Deutschland wieder einmal den europäischen Kriegsschauplatz bilde, ließ die Waffen eine zeitlang ruhen.

So bekam Oesterreich Luft, vertrieb die Bayern und rückte in München ein, ja es kam so weit, daß Maria Theresia da­ran dachte, Bayern als Reichslehen einzuziehen. So war also damals Bayern in Gefahr, in Oesterreich aufzugehen.

Da wurde Friedrich Bayerns Rettung. Er hatte ohnehin von Oesterreich noch keine Garantien für die Miretung Schlesiens erhalten, fürchtete, daß er selbst nach Niederwerfung Bayerns das nächste Opfer österreichischer An­maßung werde und wollte überhaupt nicht, daß ein deutscher

*) Wird in Buchform herausgegeben (150 Seiten stark). § -Preis geheftet 1. gebunden 1,60 Bestellungen! nehmen unsere Austräger und die Geschäftsstelle entgegen.!

Amtliche Bekanr.Lrnachrtngen,

Kgl. Oberamt Calw.

Betriebsschlußstunde und Polizeistunde während dev Smnmerzeit.

Durch Mmisterialversügung vom 12. d. Mts. (Staats­anzeiger Nr. 66) ist die Betriebsschlußstunde und Polizei­stu,He über die Dauer der diesjährigen Sommerzeit <15. April bis 16. September) auf abends 11 Uhr fch- geseht worden.

Den 19. April 1918. Regierungsrat Binder.

" Taubenschlagsperre.

1. Die Ortspolizeibehörden werden beauftragt, mit Rück­sicht auf die Nahrungsmittelversorgung während des Kriegs, Anordnungen dahingehend zu treffen, daß zur Verhütung jeder Schädigung der Saat die Tauben über die Dauer der Saat eingesperrt zu halten sind (vcrgl. Art. 34 Ws. 1 Ziff, 1 des Polizeistrafgesetzes). Wo eine ortspolizeiltch« Vorschrift in dieser Hinsicht schon besteht, bedarf es weiterer Anordnung nicht; dagegen ist mit Nachdruck auf deren Ein­haltung zu dringen. Bei Festsetzung des Zeitraums für die Sperre ist nicht nur auf die Verhältnisse der eigenen Mar­kung, sondern auch auf diejenigen der Nachbargemernden Rücksicht zu nehmen, auch wenn diese nicht zum Oberamts- bezirk gehören.

2. Auch während der Schlagsperren ist es streng ver­boten, freifliegende Tauben gller Art abzuschießen oder zn töten. (Verfügung deS Stellv. Gen.-KomdS. vom 18. 12. 17, St.-Anz. 298). Dies ist von den Ortspolizeibehörden immer wieder bekannt zu machen.

3. Das Brieftaubenwesen ist in jeder Hinsicht zu fördern.

Es wird deshalb darauf hingewiesen, daß dem Verband Deutscher Brieftaubenliebhabervereine Schutz und Hilfe ge­währt wird. Kal. Oberamt:

Calw, den 18. April 1918. Binder.

und warten auf die Verschiffungserlaubnis. Der starke Verlust an Tankdampfern nötigte die Entente zu kostspieligen Umbauten von Handelsschiffen in Tankschiff« Neuerdings hat die englische Regierung wieder 71,4 Millionen Mack für Umbauten bewilligt. Präsident Wilson dehnte anfangs Februar die Staatsaufsicht über die Ölindustrie und den Handel mit Brenn- und Heizöl aus.

Die Minen an der holländischen Küste.

(WTB.) Rotterdam, 20. April. Im März sind an der niederländischen Küste 32 Minen angetrieben, davon 26 eng­lischen, 4 deutschen und 2 unbekannten Ursprungs. Seit Krtegsbeginn sind an der niederländischen Küste 4476 Minen angetrieben. Davon waren 3609 englischen, 80 franzö­sischen, 328 deutschen und 459 unbekannten Ursprungs.

Ein deutscher Heimatsteg.

Zur Schlacht im Westen.

1414 Milliarden! Welche Riesensumme von umgewerte­ter Arbeit steckt in dieser Zahl, und wiederum welchen ener­gischen Willen druckt das deutsche Volk durch sie aus, auch tm Innern seine Kräfte anzuspannen, und nicht nachzu­lassen, bi» der Sieg uns erstritten ist. Die Feinde schreien heute Zeter und Mordio, daß seit dem Zusammenbruch Rußlands und seit Beginn der deutschen Offensive im Westen die deutschen Forderungen gestiegen seien, daß man nicht mehr vom Verftändigungs- und annexionslosen Frieden spreche. Alle feindlichen Staatsmänner weisen ihre Völker auf dies« Tatsache hin. Wilson und Lloyd George haben den russischen Frieden einen deutschen Eroberungsfrieden ge­heißen, dm man nicht genehmigm dürfe, und Lord Robert Cecil hat erst kürzlich gesagt, das alte Gerede, keine An-

Staat seine Selbständigkeit verliere. Darum griff er aufs neue zu dm Waffen und rückte in Mähren ein.

Währmd des Stillstands der Operationen hatte Fried­rich unterdessen die gründliche Ausbildung der Reiterei selbst in die Hand genommen. Schon das Reglement von 1727 hatte den Grundsatz enthalten: Keine Eskadron soll abwarten, bis sie attakiert wird, sondern allemal zuerst den Feind attakierm; aber daß dieser Grundsatz der Kavallerie in Fleisch und Blut überging, ist der Arbeit Friedrichs zu verdankm. Von mor­gens um 4 Uhr bis abends vor Schlafengehen saß er im Sattel und ruhte nicht, bis er sagen konnte:Meine Kaval­lerie ist anjeho in solcher Ordnung, als ich sie wünsche". Im Mai 1742 kam es zum zweitenmal zur Schlacht und zwar bei dm Dörfern Czaslau und Chotusitz, wo 24000 Preußen gegen 28 500 Oesterreicher standen. Diesmal bewährte sich nickt nur die preußische Infanterie, sondem auch die Kaval­lerie aufs glänzendste. Wie Kartenhäuser sanken, nach dem Bericht eines Augenzeugen, die österreichischen Schwadronen dahin. Maria Theresia beeilte sich nun, intt dem gefährlichsten ihrer Feinde wirklichen Frieden zu schließen. Schon am 11. Juni 1742 folgte dem Siege von Cbotusch der Friede v o n B r e s l a u, der dem jungen Könige Schlesien und die Grafschaft Glatz brachte als Gewinn eines nicht länger als ein Jahr dauernden Feldzuges. So hatte Friedrich vor­läufig seinen nächsten Zweck erreicht.

Aber schwere Gewitter zogen von neuem herauf. Maria Theresia warf Karl VII. und dessen Bundesgenossen vollends nieder und schloß ein förmliches Bündnis mit England, Sardinien, Sachsen und Holland. So stand sie mächtiger da denn je (1743).

Wie in aller Welt, kommen dann aber die Englän­de r zur Eininischimg in die österreichisch-preußischen Händel

kwxlonen, keine Entschädigungen sei jetzt nach dem Angriff in alle Winde geweht, und man höre von nichts anderem, als von deutschen Annexionen, Entschädigungen und Sicherun­gen für einen Machtzuwachs der deutschen Mtlitärkaste und Sklaverei für die übrige Welt. Dieses Geheule unserer Feinde ist nichts als eitel Heuchelei. Wir fragen diese Pharisäer, wer hat im Dezember 1916 ein für beide Teile annehmbares Friedensangebot gemacht, wer hat dieses An­gebot im Juli folgenden Jahres gewissermaßen erneueck, und welche Staatsmänner babm immer und immer wieder ihre Verhandlungsbereitschaft erklärt? Die Antwort weiß jeder­mann. Und was war die Antwort auf diese Friedensbereit- schastskundgebungm? Hohn und Spott aus dem Entente­lager. Allerdings haben auch die Langmut Michels und die Wiener Gutmütigkeit endlich ein Ziel gehabt, und man hat ebenso von Berlin wie von Wien aus den Herren an der Themse wie an der Seine und dem Tiber in der Zeit kurz vor der deutschen Offensive in nicht mißzuverstehender Weise gesagt, der Verständigungswillen der Mittelmächte werde nur aufrechterhalten, wenn die Alliierten Neigung zur Anhand- lung auf einer verständigen Grundlage bekunden. Das ist aber , bis heute nicht geschehen, und die Kaiserbriefgeschichte hat ja unverhüllt die französischen Fordern»"-» nochmals festgelegt. Es blieb also nach der Niederwerfung Rußlands nichts mehr übrig, als dasselbe System nun auch im Westen anzuwenden; aber daß wir nun, nachdem unsere Feinde wieder Ströme deutschen Bluts verlangt haben, einen entschädigungslosen Frieden nach Westen schließen sollen, wenn ein anderer, der uns die gewaltigen Opfer einigermaßen erträglich erscheinen läßt, möglich ist, das muß jedem, der noch gesunde Anschau­ungen über Verbrechen und Sühn« hat, als grenzenlose Tor­heit Vorkommen. Das hätte unfern Feinden so gepaßt, bis zum letzten Augenblick sich gegen alle Friedensbemühungen zu sträuben, um zum Schluß, nachdem man die Aussichtslosig­keit des ErobeningskriegS erfahren hätte, einenVerständi- gungSfrieden" zu schließen. So weit kann und darf ans reinem Selbsterhaltungstrieb die deutsche Michelbastigkeit nicht gehen. Und daß das deutsche Volk ebenfalls von dem un- erschütterlichen Willen von einem deutschen Sicherungsfrieden durchdrungen ist und daß es zu seinen Führern das Ver­trauen hat, daß sie ihm einen solchen erringen werden, dafür hat das Ergebnis der 8. deutschen Kriegsaneihe einen klaren Beweis abgelegt. Um mehr als 2 Milliarden hat sie ihr» Vorgängerin überholt und um 1)4 Milliarden ist sie größer, als die bisher bestgezeichnete Anleihe (die 6.). 87 Mil­

li a r d e n hat jetzt das deutsche Volk durch freiwillige Zeichnungen aufgebracht. Im September 1914 waren es 4,481 Milliarden, im März 1915 9,106, im September 1915 12,163, im März 1916 10,767, im September 1916 10,699, im April 1917 12,979, und im September 1917 12,342. Der letzte Milliardensieg dürfte unsem Feinden ge­zeigt haben,, daß im deutschen Volk trotz der stets bekun­deten Fckedensbereitschast kein Schwächegefühl ist, und daß es gewillt ist, den Krieg durchzufiihren, bis unsere Feind« zum Nachgeben bereit sind.

Unsere Feldgrauen draußen werden durch den Heimatsieg in dem Grade moralisch gestückt worden sein, in dem di« Feinde durch die Erkenntnis des deutschen Siegesckillens ge- schwächt werden dürften. Zwar sprechen die feindlichen Heer­führer wieder in zuversichtlichen Tönen. Der Oberbefehls­haber der feindlichen Westfront, Generalissimus Foch, hat den kühnen Ausspruch getan, so wie er für AmienS garan- tieren konnte, so garantiere er auch für Calais und das nörd­liche Küstengebiet wie auch für CompiLgne, das Einsallstor auf Paris. Wir wollen abwarten. Zurzeit herrscht zwar an

und in den auf Sette Oesterreichs stehenden Mächtebnnd her­ein? Wie wir wissen, war Spanien ans Krankenlager gefes- selt und Hollands Rückgrat gebrochen; beide konnte somit John Bull alsBeschützer der Schwachen" nötigenfalls lie­bend ln seine Arme schließen. Dem gallischen Hahn hingegen waren erst einwe Jedem auSgerupft. So war er noch kampf­fähig und darum noch nicht reif für die englische Freundschaft, sondem vielmehr Gegenstand heftiger Verfolgung. Wie der unglückliche Hasentreffer in W. Hauffs Erzählungen von dem unheimlichen Barighi durch die Flucht seiner Zimmer zu tot gehetzt wurde, so scheuchte England die Franzosen auf allen Gebieten, damit sie niederbrechen sollten. Sobald man in Lon­don die Franzosen auf preußischer Seite erblickte, nahm man als Gegner Frankreichs für Oesterreich Partei und das um so leichteren Herzen», als das Schlachtfeld wieder auf deut- schein Boden lag und hauptsächlich mit deutschem Blute ge­tränkt wurde. Denn die jetzt unter englischer Botmäßigkeit stehenden Hannoveraner und außerdem gekaufte hessische Truppen waren es, ans dcncij die englische Armee im wesent­lichen bestand.

Armes Deutschland, dessen Söhne für fremde Interessen immer wieder bluten mußten! Neben England war es um jene Zeit besonders auch Holland, das sich als häufiger Kunde auf dem deutschen S4'.datenmarkt einstellte. Welche Jammer­szenen vollends, wenn die von herzloser Willkür um einen Judaslohn an kalte Krämerseelen verschacherten Schlachtopfer von HauS und Heimat hinweggctrieben wurden, zur Ver­frachtung in fremde überseeische Kolonien! Ein ergreifend anschauliches Bild davon gibt uns der schwäbische Dichter CH. F, D. Schubact in seinem Kapliede.

Fortsetzung folgt.