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Erscheint Dienstag. Donnerstag, SamStag und Sonntag mit der Gratis- Beilage Der Sonntags- Gast.
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Donnerstag, 19. März.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
1993
Amtliches.
NW" MilRücksichtaufdas am 1. April 1903 in Kraft tretende Schlachtvieh- und Fleischbeschau-Gesetz werden die Tier- besitzer und Metzger ans nachfolgende Borschriften hingewiesen :
8 i.
Rindvieh, Schweine, Schafe, Ziegen, Werde und Hunde, deren Fleisch znm Gennsfe für Menschen verwendet werden soll, unterliegen vor und nach der Schlachtung einer amtlichen Untersuchung. Durch Beschluß des Bundesrats kann die Untersuchungspflicht auf anderes Schlachtvieh ausgedehnt werden. Bei Notschlachtungen darf die Untersuchung vor der Schlachtung unterbleiben. Der Fall der Notschlachtung liegt dann vor, wenn zu befürchten steht, daß das Tier bis zur Ankunft des zuständigen Beschauers verenden oder das Fleisch durch Verschlimmerung des krankhaften Zustandes wesentlich an Wert verlieren werde oder wenn das Tier infolge eines Unglücksfalles sofort getötet werden muß.
Z 2.
Bei Schlachttieren, deren Fleisch ausschließlich im eigene« Haushalte des Besitzers verwendet werden soll, darf, sofern sich keine Merkmale einer die Genußtauglichkeit des Fleisches ausschließenden Erkrankung zeigen, die Untersuchung vor der Schlachtung und, sofern sich solche Merkmale auch bei der Schlachtung nicht ergeben, auch die Untersuchung nach der Schlachtung unterbleiben. Eine gewerbsmäßige Verwendung von Fleisch, bei welchem auf Grund des Abs. 1 die Untersuchung unterbleibt, ist verboten. Als eigener Haushalt im Sinne des Abs. 1 ist der Haushalt der Kasernen, Krankenhäuser, Erziehungsanstalten, Ge- fangenenanstallen, Armenhäuser und ähnliche Anstalten, sowie der Haushälter der Schlächter, Fleischhändler, Gast-, Schank- und Speisewirte nicht anzusehen.
WM" Montag den 8. Juni ds. Js. vorm. 10 Uhr
findet in Altensteig
eine staatliche Bezirksriudviehschau statt.
Zugelassen werden zu der Schau Zuchttiere des Roten-und Fleckviehs nämlich s) Farren, sprungfähig, mit 2—6 Schaufeln; b) Kühe erkennbar tragend oder in Milch, mit höchstens 3 Kälbern. Preise können bei der Schau in nachfolgenden Abstufungen zucrkannt werden. ») für Farren zu 140, 120, 100, 80 Mk. b) für Kühe zu 120, 100, 80, 60, 40 Mk. Uebrigens wird bemerkt, daß die Höhe, wie auch die Zahl der zu vergebenden Preise jeder Abstufung erst bei der Schau selbst unter Berücksichtigung der Beschaffenheit der vorgeführten Tiere endgiltig festgesetzt wird. Diejenigen, welche sich um Preise bewerben wollen, haben ihre Tiere mindestens 10 Tage vor der Schau bei dem K. Oberamt, bezw. Oberamtstierarzt Mezger in Nagold unter Benützung der von diesem zu beziehenden Anmeldescheine anzumelden und spätestens bis zu der oben angegebenen Zeit auf dem Musterungsplatz aufzustellen.
NW- Die Frühjahrskontrollversammlungen im Kontroll- bezirk Nagold finden statt: In Wensteig-Stadt am 2. April 10*/§ Uhr, in Simmersfeld am 2. April 2 Uhr, in Haiter- bach am 3. April 10 Uhr, in Nagold am 3. April 2 Hz Uhr, in Wildberg am 4. April 9^ Uhr.
ff Ein Wort zur Zeit
(Nachdruck verboten.)
Es kann Niemand Vorhersagen, was von seinen Thaten und Werken und Worten in einer späteren Zukunft aufbewahrt bleiben wird; die Gebiete, welche heute die Entwicklung des Menschengeschlechtes in Anspruch nimmt, sind so gewaltig, daß auch ein bedeutender Mann der Gegenwart in künftigen Tagen leicht der geringen Wertschätzung anheimfallen mag. Aber es giebt doch auch neben den unverwischbaren Thaten markante Aeußerungen, die ein Helles Licht auf die Zeit werfen, die mit einem Worte, wenn sie auch nicht Alles sagen, doch das Meiste in ein Helles Licht rücken. Und ein solches Wort ist von dem heutigen deutschen Reichskanzler zu verzeichnen. Es fiel schon vor einigen Wochen, aber es ist nützlich, daran zu erinnern, nicht nur aus Anlaß mancher Zeiterscheinungen, sondern auch, weil es eine Pflicht für die kommende Wahlbewegung dem deutschen Bürgertum vor die Seele rückt. Dies Wort des Grafen Bülow, das wir meinen, galt unserem Kaiser, und es lautete: „Der Kaiser kann Widerspruch vertragen, er ist kein Philister!" Selbst der Abgeordnete Bebel sagte damals das Wort habe ihm gefallen! Für den Führer der Sozialdemokratie mag das genügen, aber für das deutsche Bürgertum genügt ein einfaches „Gefallen" nicht; da heißt es: Beherzigen ! und dies Beherzigen thut bitter not. Der deutsche Kaiser ist, nach den Worten seines ersten Ratgebers, kein Philister, er kann auch Widerspruch sehr gut vertragen. Das will sagen: Der Kaiser legt keinen Wert auf vielleicht
etwas eigene Aeußerlichkeiten, er steht durch die Schale auf den Kern. Und wenn er Unrecht hat, gesteht er es zu. Wir können aber nicht gerade sagen, daß das ganze deutsche Bürgertum sich in diesem Maße von Aeußerlichkeiten emanzipiert hat; es giebt wirklich noch recht viele „Philister", und das ist in einer Zeit, wo Bewegung das Charakteristische ist, znm Mindesten nicht vorteilhaft. Durch die Schale, die oft rauh und scharf ist, auf den Kern zu schauen, ist eine Notwendigkeit; das Aeußere aber als eine Lebensaufgabe anzusehen, bedeutet keinen Charakter, der seine Zeit versteht und würdigt. Wenn in Deutschland mancherlei soziale Schwierigkeiten größer, als erforderlich war, geworden sind, ein Teil der Ursache lag mit darin, daß der deutsche Bürger da und dort noch zu sehr Philister war, daß er sich mit dem gegenseitigen Abschleifen der verschiedenen Gesellschaftsklassen nicht so recht befreunden konnte. Die republikanischen Franzosen sind ihatsächlich in ihren verschiedenen Kreisen viel schärfer abgegrenzt, als wir, aber sie zeigen es nicht nach Außen hin. Kein Franzose im schwarzen Gehrock fühlt sich in einem Cafö der Pariser Boulevards beleidigt, wenn sich ein Arbeiter im sauberen, blauen Arbeitskittel an seinem Tisch niederläßt. Allerdings beträgt sich auch der Kittelmann entsprechend I Aber wenn es ein Abweichen vom Philistertum gilt, kann der, welcher die höhere Stellung einzunehmen vermeint, eher ein Entgegenkommen zeigen, welches zur Nachachtung zwingt. Auch in den breiten deutschen Volksklassen giebt es viel, unendlich viel Vorurteils-Philister, um keinen schärferen Ausdruck zu gebrauchen, aber die Waffe, mit welcher sie kämpfen, ist stumpf, ihnen leicht durch die That zu entwinden. Aber über all' diesem Philistertum der Aeußerlichkeiten steht an Bedeutung das in nationalen Dingen. Wer das Band des Irrtums lösen will, muß vorerst Widerspruch vertragen lernen. Kein Dekret beseitigt den Widerspruch, nur der geführte Beweis. Es ist zuzugestehen, daß das Anpassen der verschiedenen Bevölkerungsschichten an einander in Deutschland ganz außerordentlich schwer ist, aber es bleibt eine unverrückbare Notwendigkeit, wenn der große Fischzug der Sozialdemokratie dauernd und für immer verhindert werden soll. Es geht nicht in anderer Weise! Wir wissen so viel von Frankreich, was uns nicht gefällt; aber wir haben allen und jeden Anlaß, darüber nachzudenken, warum es dort keine internationale revolutionäre Partei giebt. Warum bewilligen die französischen Sozialisten prinzipiell die vaterländische Waffenrüstung, die deutschen aber nicht? Gewiß liegt hier eine Charakter-Verschiedenheit vor, aber außer derselben sind auch charakteristische Fehler bei uns vorhanden. Dem patriarchalischen Leben in Deutschland, wie es in der Hauptsache bis 1870/71 obwaltete, sind rasch andere Zeitbilder gefolgt, und in diesen Zeiten entwickelte sich die Sozialdemokratie. Das wird wieder anders werden, auf die Flut wird eine Ebbe folgen, aber wir sind nicht berechtigt, diese Wahrscheinlichkeit dem Zufall anheimzustellen. Es wird Tausenden von Deutschen zweifellos unendlich schwer werden, aber wir müssen mit dem Kastengeist aufräumen, der nach Außen hin sich unliebsam breit macht. Niemand wird veranlaßt werden, die eigene Selbstachtung aufzugeben, aber er soll jedem den Zoll seines Wertes widmen, nicht brüskieren. Jeder bleibt ein Herr seiner selbst, aber er bleibt auch zu Pflichten verbunden gegenüber dem Mitbürger. Unter Umständen kann das schwer fallen, gewiß ! Aber wenn der deutsche Kaiser kein Philister ist, so kann auch der deutsche Bürger darauf verzichten, ohne befürchten zu müssen, seinem Ansehen irgendwelchen Schaden beizufügen Nichts scheinen, aber Alles sein!
Deutscher Hteichstag.
* Berlin, 16. März. Der Staatsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Luxemburg wegen der Pachtung der Wilhelm-Luxemburgbahn durch das deutsche Reich wird in erster und zweiter Lesung genehmigt. Es folgt die Beratung der Novelle der Seemannsordnung. Abg. Molken- buhr (Soz.) wünscht, daß auch die Krankenversicherung der Seeleute in der Novelle revidiert werde und beantragt deshalb ihre Ueberweisung an die Kommission für das Krankenkassengesetz. Abg. Kirsch (Ctr.) schlägt vor, die Novelle in Kommisstonsberatung zu erledigen. Das Haus beschließt, die zweite Lesung der Novelle zur Seemannsordnung ohne vorherige Kommissionsberatung sofort vorzunehmen und nimmt in dieser die Regierungsvorlage unter Ablehnung sozialdemokratischer Abänderungsanträge an. Es folgen Pe titionen. Mittwoch Fortsetzung der Etatsberatung.
U)ttirtteii«1»svs?setzeV
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 16. März. (158. Sitzung.) Zur Beratung steht die erste Lesung des Entwurfs des Haupt- fioanzetats für 1903/04 samt dem ersten Nachtrag hiezu in
Verbindung mit dem Antrag der Finanzkommission betr. den in Aussicht gestellten Nachtragsetat zur Befriedigung außerordentlicher Baubevürfnisse und das Eisenbahnbaukreditgesetz. Für außerordentliche Baubedürfnisse werden 4^/z Mill. verlangt. Die Reihe der Reden eröffnet Abg. Liesching (Bp.), der wie alle übrigen Redner, die Finanzlage des Landes als eine ungünstige bezeichnet und den Wunsch ausspricht, daß die Regierung mit Rücksicht auf die Erhöhung der Matrikularbeiträge für oie nötige Sparsamkeit im Bundesrat eintrete. Redner klagt über den zu teuren Verwaltungsapparat, die Vielschreiberei und die Mehraufwendungen für Beamte in dem neuen Etat, tritt für eine Verminderung gewisser nicht absolut notwendiger Ausgaben und ein Höher- ansetzen einzelner Einnahmeposten, insbesondere derjenigen aus den Eisenbahnen uud den Forsten im Etat ein, spricht sich für gänzliche Abschaffung der Restmittelwirtschaft aus und wünscht die Aufnahme eines binnen kurznn zu tilgenden Anlehens zur Deckung des 7 Millionen betragenden Defizits. Abg. v. Geß (D. P.) stimmt mit dem Vorredner in Vielem überein und tritt für eine Aenderung des jetzigen Eisenbahnsystems und eine Neuregelung des Finanzverhältnifses zum Reiche ein. Dem Wachsen der Matrikularbeiträge müsse durch eine Tabak-, eine Reichswehr- und eine Reichserbschaftssteuer entgegengetreten werden. Eine Besserung der jetzigen Finanzlage werde sich nur erreichen lassen durch weise Sparsamkeit und möglichste Vereinfachung der Staatsverwaltung, durch eine Steuerreform und eine Aenderung der Eisenbahnverwaltung. Vizepräsident Dr. v. Kiene (Ztr.) zählt drei Wege zur Sanierung der jetzigen Finanzverhältnisse auf: 1. Steuererhöhung, 2. Staatsanlehen, 3. Umgestaltung des Etats durch Verminderung der Ausgabe- und Hinaufrücken der Einnahmeposten. Er empfiehlt de» zweiten Weg in Verbindung mit dem dritten, warnt vor einer übertriebenen Sparsamkeit und begrüßt die zur Besserung der landwirtschaftlichen Verhältnisse, zur Unterstützung des Kleingewerbes und der Arbeiter, zum Ausbau des Eisenbahnnetzes eingestellten Posten. Redner kommt dann noch auf die Aenderung des Eisenbahnsystems zu sprechen und betont die Notwendigkeit der Selbstständigkeit Württembergs als Glied des Deutschen Reiches aus Politischen und wirtschaftlichen Gründen. Abg. Hild enbrand (Soz.) bezeichnet den Etat als agrarisch beeinflußt, kritisiert scharf die finanziellen Verhältnisse des Landes zum Reiche, insbesondere in Bezug auf die Militärausgaben, und verspricht sich einzig und allein von der Erhöyung der direkten Steuern ein Mittel, die finanzielle Lage des Landes zu sanieren. Abg. Schuhmacher (Vp.) macht den Vorschlag, daß die Regierung für ihre Beamten ein Sparsystem einführe, wie es sich bei den Gewerbebanken finde und bewährt habe. Abg. Dambacher (Ztr.) begrüßt die Neuerungen, die der Etat bringt, wünscht möglichst große Sparsamkeit und hofft, daß die Steuerreform recht bald zustande kommt. Der Bau von Bahnen dürfe nicht zurückgehalten werden. Hier wird abgebrochen.
LarrbesnachrichLen.
*.Attevsteig, 18. März. Letzten Sonntag nachmittag wurde ein Bursche aus Nagold in einem Zimmer des Gasthauses zur Linde unter Umständen betroffen, die auf eine beabsichtigte Dieberei desselben schließen lassen. Der Bursche flüchtete, konnte aber am Bahnhof verhaftet werden.
* Atteusteig, 18. März. In einer Wirtschaft der be- nachbarten Gemeinde E—n. gab's letzten Sonntag einen eigenartigen Handel. Vor der Wirtschaft stand ein beladenes Schindelnfuhrwerk mit angespanntem Roß. Drinnen in der Wirtschaft saß beim Gerstensaft der Fuhrmann. Da fiel's einem anwesenden Gast ein, nach dem Kaufpreis des Gespann's samt Ladung zu fragen. Der Eigentümer verlangte für's Ganze Pr. Zentner M. 30.—, der Liebhaber bot schließlich M. 25.—, worauf eingeschlagen wurde. Nun gab's große Augen! Der Wagen wog 12, das Roß 13, die Schindeln 35 Ztr-, giebt 60 Ztr. ä 25 M. — M. 1500.—. Kenner schätzen den Wert der Objekte auf 650 bis 700 M., so daß der Käufer immerhin 800 M. zuviel zahlen muß. Dieser will nun aber den Kauf nicht halten, der Verkäufer besteht aber auf Einhaltung des Kaufs und führte das Gespann vor das Haus der Käufers mit der Aufgabe, darüber zu verfügen. Gestern noch stand der Wagen vor dessen Haus und Vorübergehende sorgten reichlich dafür, daß zum Schaden auch noch der Spott sich gesellte. Allem nach soll die Geschichte noch durch ein Prozeßle erledigt werden. Ja, ja, so ein Handel hinter schäumendem Gerstensaft läßt tief blicken!
n KSHa«se«, 18. März. Der verherratete, 28 Jahre alte Schreiner I. G. Spieß von hier wurde gestern nachmittag im Sägewerk des Werkmeisters Benz in Nagold von