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Erscheint DimStag, SEtrStag, SamStag «ck Sonntag M«t>er Sratis-Beilage Der SonntagS- Sa^
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EinrnckungSpreiS für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Tin rückung 8 Pfg. bei mehrmal. te 6 Pfg auswärts je 8 Pfg. dir Ispaltige Zeile oder deren Raum.
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MMblatt für
BestellprriS yro Quartal I« Bezirk u. Nachbar ortSverkehr Mk. 1.15 «utzerhalb derselben Mk 1.25.
Verwendbare Beiträge werdm dankbar angenommen.
1900.
Baanntmachungen aller Art finden die erfolg reichste Verbreitung.
Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den Kgl. Postämtern und Postboten.
Ar. 198.
Uebrrtragen wurde die Stelle des KabinettSlekretärS dem Justizrefererdär I. Klasse Freiherrn Konrad von Gültlingen, zur Zeit stellvertretender Amtsrichter bei dem Amtsgericht Stuttgart-Amt, unter Verleihung deS Titels eines Geheimen LegationssekretärS und gleichzeitiger Ernennung zum K. Kammerjunker.
Zur deutschen Gefühlsschwärmerei.
Di« .Köln. Ztg." wagt «S, io eia Wespeunrst zu greifen. Sie wendet sich in einem ziemlich scharfen Artikel gegen den alldeutschen Verband. Es heißt in dem Aufsätze: „Der Geschichttkundige weiß, wie viel deutsch« Schmach und deutscher Unglück der dem deutschen Volk« eigentümliche Mangel an politischer Begabung verschuldet hat. Angesicht« der hoffnungslosen politischen Unreif« der deutschen Volke- beschlich de» Fürsten Bismarck nicht selten di« schmerzlichste Empfindung, sein LtbenSwerk, da« deutsche Reich, werde nur eine Episode, «ine Erscheinung von vorübergehender Dauer sein. Die GesühlSpolitik, die dazu verleitet, für fremde Interessen die eigenen Knochen zu Markt zu tragen, steckt dem Deutschen gar zu tief im Blute. Mit ihr hatte Bismarck in alle» Abschnitten seiner Lebensarbeit zu kämpfen, ihr stellte er eine weise Selbstbeschränkung entgegen, di« daraus verzichtet, die Polizeiaufsicht und dar Richteramt über die Welt zu führen. Nur wo die Lebenlinteressrn de» Deutschen Reiche« bedroht würden, sollte dar deutsche Schwert gezogen werden, sollten di« deutschen Kanonen den ehernen Mund öffnen ... In die Zentralleitung und in die Blätter de- Alldeutschen Verbandes haben sich Durchgänger und Phantasten gedrängt, die am liebsten überall, wo eine Thorheit gemacht werden soll, mit der Trommel vorangehen möchten. ES scheint gerade Vrrbandkzwcck geworden zu sein, da- deutsche Reich in Bewegung zu setzen, um Sonne, Mond und Sterne vom Himmel herunterzuholen. Diese Uebrrschwänglichkeit, die großsprecherisch aus den Tisch schlägt, auch wo Deutschland gar nicht die Macht zum Eingreifen hat, bringt den Verband naturgemäß in einen schroffen Gegensatz zu der maßvollen und wohlerwogene« Reich-Politik. Infolgedessen bieten die Zeitungen de« Verbandes alle« aus, um Mißtrauen und Verstimmung gegen den Kaiser und da« Auswärtig« Amt zu erregen, die er ablehnten, sich durch Maffentrubel irreführen zu lassen. Und damit sind wir an einem Punkt« angrlangt, wo d«r Alldeutsche Verband anfängt, eine gemeingefährlich« Erscheinung zu werden .... Der Politiker hat nur ein Lächeln dafür, wenn die Alldeutschen mit den Erfolgen renommieren, di« Krüger bei den deutschen Massen erzielt hat. Wenn der Battenbrrger, die ritterliche Heldengestalt, nach seinem Sturze vom bulgarischen Thron durch Rußland- Hand ein« agitatorische Rundreise durch Deutschland gemacht hätte, so wäre er mit Sympathie für die Bulgaren und Wut gegen Bismarck geradezu erdrückt worden. Hätten wir damals »inen gutmütigschwachen Reichskanzler gehabt, so wäre kein
Halten aus der einmal betretenen schiefen Ebene gewesen. Und doch begreift heut« jeder vernunftbegabte Mensch, daß die allgemein« Schwärmerei für ein bißchen Weltkrieg im englischen Interesse eine sentimentale, höchstedle Fugendes»!« war. Hier haben wir eben in einem vorbildlichen Fall« die BolkSkrankheit vor un-, gegen dt« alle einsichtigen und mutigen Männer ankämpse« müssen. Den« niemand kan« sich dafür verbürgen, daß wir nicht einmal eine Regierung haben werden, die schwach und kurzsichtig genug ist, sich von leidenschaftlichen BolkSströmungeu sortreißeu zu lassen. Auf die Dauer kann nur da« Volk selbst dr< eigenen Glücke« Schmied sein; r- darf sich nicht daraus verlassen, daß in jeder Stunde Männer da sein werden, die 5ie Intelligenz und die Macht haben, di« deutsch« Nation gegen die liebenswürdigen Thorheitrn ihres vortrefflichen Herzen« zu bewahren. Schon im gewöhnlichen Verkehr gilt e- für eine der ersten Regeln der Lebenrklugheit, sich nicht ohne Not in fremde Händel zu mischen. Eine virlbrneidet Großmacht in exponierter Lage hat alle Ursache, diese Regeln zum leitenden Grundsätze zu machen."
* Altensteig, 21. Dez. An« Anlaß de« bevorstehenden Quartalwechsel« wollen wir nicht verfehlen, unsere wrrten Postabonnenten zu rechtzeitiger Bestellungs-Erneuerung auf dar Blatt „Aus den Tannen" einzuladen. Zu unserem Bedauern sind wir durch di« Macht der Verhältnisse diesmal zu einer Erhöhung de- AbonnementSpreiseS genötigt worden und «S geht un< in dieser Beziehung nicht ander-, wie den übrigen Zeitungen de« Lander. Hauptsächlich imBerkehr innerhalb bei OA.-BezirkS wurde die Postgebühr für Zeitungen wesentlich erhöht, in- demstattseith:r 20 Psg. künftig 35 Pfg. pro Vierteljahr erhoben werden und ist dadurch, daß «ine besondere Gewichttgebühr erhoben wird, der Abgabc-B-trag de« Verlegers an di« Post, je «ach der Gewichtsdifferenz jeweils «och besonder« in Mitleidenschaft gezogen. Am besten kommen die Gemeinden außerhalb Oberamt« weg, welche in den Nachbarorts- Verkehr fallen. In diesen Gemeinde» wurde bi- jetzt pro Vierteljahr seitens der Post ein AbonnementSpreiS von 1 Mk. 10 Pfg. erhoben, künftig werden dagegen 1 Mk 15 Pfg. erhoben und tritt also für di« hierher gehörenden Gemeinden Aichelberg, Aichhalden, Allmandle, Edelweiler, Eisenbach, Erzgrube, Äöttrlfingen, Kälberbronn, Oberweiler, Pfalzgrasenweiler und WörnerSberg nur rin Prei-aufschlag von 5 Hffg. pro Vierteljahr ein. E« ist letztere Neuerung gewiffermaßen ein gerechter Ausgleich, denn während z. B. seither in Garr- Weiler pro Vierteljahr 90 Psg. erhoben wurden, mußte der Abonnent in dem 10 Minuten weiter entfernten Grömbach, welcher O.t doch zum Po st bezirk Alten steig gehört,
1 Mk. 10 Pfg bezahlen. Ungünstig sind dagegen die Gemeinden MartinSmooS, Zwerenberg, Hornberg daran, welche nicht zum Nachbarortsverkehr zählen, indem daselbst die Gebühr von 1 Mk. 25 Psg. pro Vierteljahr erhoben wird. Aber nicht blos mit der ZeitungSgebühr sind diese Orte, welche von hier blo» 1 bis IV- Wegstunden entfernt sind, ungünstig daran, sondern auch mit dem Brief-, Postkarten- und Drucksachen-Porto, ganz abgesehen von der äußerst ungünstigen Postverbindung. Wir hoffen, daß hier mit der Zeit Abhilfe geschaffen wird. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß bei Seköstabyokung de« Blatte- Sei der 20 Afg. Bestellgeld wegfalle« Statt 1 Mk. 15 Pfg. kostet dann das Blatt tm Bezirk und Nachbarortsverkehr 95 Psg., auswärts 1 Mk. 5 Psg. pro Vierteljahr. Indem wir nun unsere werten Abonnenten wiederholt ersuchen, sich durch rechtzeitiges Abonnement den ununterbrochenen Bezug de- Blattes zu sichern, geben wir das Versprechen, uns auch in Zukunft redlich zu bemühen, da« Blatt „Aus den Tannen" sorgfältig zu redigieren und durch umfangreiche und rasche Berichterstattung da- Halten größerer und teuerer Zeitungen entbehrlich zu machen. Der NeujahrSuummer wird der beliebte Wandkalender beigelegt.
-n. Bern eck, 20. Dez. Gestern abend Vs8 Uhr ging am westlichen Sternenhimmel ein prächtige- Meteor nieder. Dasselbe schien sich gerade senkrecht zur Erd« zu bewegen und strahlt« in starkem, grünlich glänzendem Lichte. Da- Phänomen dauerte etwa 5 Sekunden.
* Stuttgart, 20. Dez. Die gestern abend auf Veranlassung der hiesigen Ortsgruppe der FtiedrnS- gesellsckast tm Dinkelackrr'schen Saal veranstaltete öffentliche Versammlung gestaltete sich zu einer großartigen Sympathiekundgebung für die Buren und einer entscheidende« Demonstration gegen die Vergewaltigung der beiden Republiken durch England. Der Vorsitzende der FriedenSgrsellschaft, Oberlehrer Grammer, erinnert« an die Abweisung des Präsidenten Krüger, welch« sehr im Gegensatz zu dem seinerzeitigen Empfang desselben Präsidenten durch Kaiser Wilhelm I. ist und meinte, wenn di, Regierungen zu dem Verbrechen, das jetzt in Südafrika verübt werde, schweigen, so sei es an den Völkern, ihre Stimme zu erheben. Hieraus sprach Dr. Molenaar im Auftrag der deutschen Zentrale für Beendigung des Burenkrirges und beleuchtete die Vorkommnisse in Transvaal von der politischen, völkerrechtlichen und moralischen Seite. Sein« Ausführungen gipfelten darin, daß es höchst« Z-it sei, daß dir Kabinett- Politik einer Politik Platz macht», welche die wohlverstandenen Interessen der Völker mit der Ehre und Menschlichkeit zu verbinden wisse. Hierauf sprach im Namen der Friedens- gesellschast Stadtpfarrer Umfried gegen die herrschende Jnteressropolitik, welch« durch «ine wahrhafte Rechtlpolitik, ein« Politik der Gerechtigkeit ersetzt werde« müsse, damit
Born schwarze« Erdteil.
Dem Engländer Grogan gebührt der Ruhm, Afrika zum ersten Male der Länge nach durchwandert zu habe». Er ging vom Kap aus und traf fast genau 4 Jahre später in Kairo ein. Man kan« sich wohl denken, daß Grogan und seine Leute furchtbare Hindernisse gefunden haben. Sie mußten gegen dir Natur, gegen das Klima, gegen die Elemente kämpfen. In einigen Gegenden suchten bösartige Eingeborene ihnen den Weg zu versperren. Grogan und seine Begleiter hatten aber einen großen Vorrat von Ausdauer und Zähigkeit und von Dum-Dum-Kugeln, und so gut bewaffneten Leuten kann man nicht lange Widerstand leisten. Seine gefährlichsten Abenteuer erlebte Grogan in Zentralasrika. Er zeichnet von der dort »och unbekannte« und unerforschten Menschheit jener Gegenden ein Bild von geradezu grandioser Abscheulichkeit. Abscheuerregend ist vor allem der sog. Naturzustand der Wilden, der vor Zeiten als ein Idyll gepriesen wurde. Der Ulwaldmensch entpuppt« sich als ei» „wildes, lüsterne«, flrischgierigeS Wesen". Grogan kam in die Gegend der Nlquellrn durch ein Nrgttdorf, das erst kurz vorher von einer Kanibalenhord« verwüstet worden war. Er mußte Wider Willen durch die Ueberreste des grausigen Schmauses der Menschrnsresser waten und Menschevslrisch feststawpfen, da- von den Kannibalen mit allem Raffinement einer durch langes Fasten bi« zum Aeußersten getriebenen Feinschmecker«! zubereitet war. Wir verzichten daraus, die von dem englischen Forscher mitgeteilten „MenuS" der Wilden mitzuteilen. Da- folgende Kapitel schildert mit derselben Anschaulichkeit, wie der vertierte „Naturmensch" immer nur «in« Sorg« kennt: die Freßgier zu befriedigen. Grogan halte «inen Elefanten getötet. Wie ein Lauffeuer verbreitet« sich da- Ge- «Mtin der ganze» Gegend. Wenige Minuten später stürzten Weiber, Greise und Kinder, mit scharfen In- bewaffnet, aus die Jagdbeute. Di« Fleischwesft ' -- Verschwand unter der W.yss- der ac-r.
gierigen Eingeborenen, die wie «in gigantischer Ameisenhaufen da- seltene Wildpret umkreisten. Dar Freudengeheul der Starken, di« sich mit Gewalt ihren Beuteanteil verschafften, vermischte sich mit den ZornekauSbrüchen und dem Geschrei der Schwache», die zurückgedrängt wurden und ungesättigt blieben. Allmählich verwandelte sich dann der Hintergrund de- Bilde-: die rote Farbe verschwand und machte der weißen Platz. Mas sah nur noch da« Gerippe de» toten Tieres. Zwei Stunden nach dem ersten Messerschnitt des ersten „Tischgastes" war der Elefant nur noch eine vollständig trocken« und saubere Museum-nummer.
Unterwegs.
Novelle von Walter Schönau.
(Fortsetzung.)
Ilse hielt ihm noch ein anderes Bild vor die Augen. „Ah! Fräulein Lena!" rief er erfreut. „Ein gutes Bild und eine so vorteilhafte Stellung, daß man nichts von ihrem Gebrechen bemerkt. Wie geht es ihr übrigens ? Hatten Sir Nachricht von ihr?"
„Gewiß," bestätigte Ilse. „Und es geht ihr gut und gefällt ihr sehr in Adrlsteiu. Ich soll Ihnen auch einen Gruß von ihr bestellen."
„Danke verbindlichst!"
Es klopfte und gleich darauf erschien die Frau Staatsanwalt in der Thür.
„Also hier findet man die Herrschaften im gemütlichsten Beieinander!" rief sie vorwurfsvoll. „Und wir mopse« u«S unten im Saal« schauderhaft! Kommen Sie doch auch hinunter, wir wollen uns mit Gesellschaftsspielen die Zeit ^ w- «ar sch- rch'?" riet
Schreibtisch« entdeckte. „Nun stad wir ja aus aller Not. Da giebt'S ja Noten die Menge, und war für welch« : Brahms, Schumann, Bungert! Da» ist ja herrlich! Nun müssen Sie singen, Frau Doktor, da Hilst Ihnen kein Wider- streben. Fräulein Flemming wird auch singen, und der Leutnant spielt wunderschön Klavier. Kommen Sie, kommen Sie!" drängte sie.
Ilse hals Frau von Krona beim Ausstehen, band ihr Schürzchen ab, und einen Sealskin-Kragen umnehmeud, folgte sie de« vorangehenden beiden Dame«. Al« sie bei dem Direktor vorbei ging, flüstert« er ihr zu: „Schade, daß wir nicht hier bleiben könne«, «S war so traut und heimelig bei Ihnen."
Im Saal war es jetzt auch gemütlich. Di« beiden Oese« strahlten «ine angenehme Wärme au» und die großen Hängelampen waren auch bereit» angezündet.
„Sehen Sir nur, mein« Herrschaften, was ich hier entdeckt habe!" rief die Frau Staatsanwalt und hielt triumphierend den Stoß Noten in die Höhe. „Und eine Sängerin bringe ich auch noch mit."
Lus'S Freudigste begrüßt« die Gesellschaft dies« Reuig- keit, und Fräulein Flemming und der Leutnant suchten sofort au- dem Notenvorrat etwa- Paffendes heraus, und Erster« sang mit schöner Sopranstimmr mehrere kleine Lieder. Vortrag und Aussprache ließen allerdings zu wünschen übrig, doch das dankbare Publikum belohnte sie mit reichem Beifall und die drei Gera« Damen fühlten sich infolge dessen nicht wenig geschmeichelt.
Hieraus spielt« der Leutnant wirklich meisterhaft di« reizend« Balletmusik au« dem „Trompeter von Säkkiagen". Dann sang Ilse mit weicher, nicht großer, aber sehr syw- pathischer und treWch grschu!:.. rui'! "' von Bungert mit schlichtem, swvnem gerissen wurden die Zuhörer von der- erslklftnd ^
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