Nr. 68.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
VA. Jahrgang.
-rschei»vn-swets«r 6 «a! wSchentttch. UuzeigeNpr^-»r I« O-nrümt-bezirk Talw für dt« einspaltig« Zeit« LL Pkg., »uherhatt denselben lb Pfg^ Stetinrae, so and SS Pffl. Schtutz der An-eigerslinahm« s Uhr vornnttagN. FernlpreL-er V.
Montag den 18. März 1918.
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Zur Kriegslage. — Holland und die Entente.
Im Westen nehmen die gewaltsamen Erkundungen Immer schärferen Charakter an; die Angriffsabschnitte werden erweitert und der Truppeneinsatz erhöht. Man gewinnt diesem Anzeichen nach den Eindruck, dah auf beiden Seiten mit größter Intensität an den Vorbereitungen für den letzten entscheidenden Schlag gearbeitet wird. Dt« Alliierten wollen keine Verständigung, das war aus den amtlichen und nichtamtlichen Aeußerungen der Ententestaatsmänner und «ms den Erörterungen der feindlichen Presse tn den letzten Wochen klar herauszusehen, und wenn im Gegensatz zu den europäischen Alliierten Herr Wilson in seiner neuesten Botschaft einen milderen Ton angeschlagen hat, so muß man nach den bisherigen moralischen Akrobatenkunsistücken dieses Herrn von Dollars Gnaden damit rechnen, daß leine Absich- ^ ten dabei keinesfalls lautere sind, denn daß die Washingtoner Regierung von Anfang an in diesem Krieg der Entente als guter Sekundant beigestanden ist, der jeden Hieb gegen leinen Schützling herauszufangen wußte, das hat doch jedermann gesehen, und daß er nun bei der Endabrechnung auf einmal Obsektinitätsaiffälle bekommen könnte, das ist doch etma- vnwahrlchcinlich. Wir haben schon verschiedentlich auf die Ralle Amerikas bingewielen. Die Amerikaner müssen den Frieden nach den Grundsätzen van Recht und Gerechtigkeit predigen, um die Völker der Mittelmächte im Innern uneins zu macken, und damit ihre Spannkraft nach außen zu lähmen Die Ententeregierungen aber predigen unentwegt — allerdings auch angeblich aus moralischen Gründen, die sedoch merkwürdigerweise nur ihre Interessen berücksichtigen — den Krieg bis zur Vernichtung des Gegners. Die amerikanischen „Derständigunas"-Votschosten haben so den Zweck, die militärische Entscheidung hinmisi"t-*>iehen, bis die Amerikaner in größerer Anzahl an der Weltfront angekommen lind. Vis setrt sollen es nur samt A>hcit<ffoldaten etwa INllllllg Mann sein. Und diese 7 Divisionen sind natürlich, wo im ganzen nach neutralen Berechnungen hüben und drüben etma ?e»g DInisionen be-eit sieben, van geringer Bedeutung sür die Entscheidung. So voll die Entente auch den Mund nimmt, daß sie sogar selbst zur Offensive gerü^et lei. so sehr nimmt ihre Nervosität mit jedem Tag zu. Namentlich hat ste anscheinend vor einem neuen deutschen Gas Angst, von dem sie etwas „in die Nale bekommen" zu haben scheint. Auf welch raffinierte Weile man zu Werke geht, wenn man Deutschland «in neues Kriegsmittel aus der Hand schlagen will, das haben wir ja aus der Propaganda gegen den U-Boatkrieg ytnreichend verkosten können. Wir sehen das nun wieder bei der Frage ber Verwendung van Gas. Bekanntlich haben die Engländer zuerst mit der Verwendung giftiger Gase begonnen, und dieses Kriegsmittel ist dann allgemein tn Anwendung gebracht worden. Nun scheinen die Alliierten aber erfahren zu haben, daß die Deutschen jetzt ein ganz besonders wirksames Gas ersiinlcu haben " -s auch in Granaten Verwendung finden soll, und schnel bei sie sich an das Genfer Rote Kreuz gewendet, mit der „menschlichen" Bitte, es solle doch ein internationales Abkommen vorschlagen, daß kein Gas mehr verwendet wird. Der Ursprung dieser plötzlichen Hnm'>uitätsanwaridlung ist leicht zu erkennen. Wenn die Alliierten ein wirksames Gas erfunden hätten, dann könnt« keine internationale Abmachung sie abhasten, es zu gebrauhen. Und wenn wir jetzt tatsächlich ein solches Kriegsmittel besitzen, so wäre es von unserer Heeresleitung geradezu unverantwortlich, wenn es nicht benützt würde. Denn «ine wirksame Waffe verkürzt den Krieg, und das muß unser
hauptsächlichste» Ziel sein. Zm übrigen kann man streiten, ob »in Granatsplitter oder eine Mine oder aber giftiges Gas einen „menschlicheren" Tod verursache». Der Krieg an und stir sich hat eben mit der Menschlichkeit nicht» zu tun. Natürlich werden unsere Feind« wieder Mordio schreien, wenn sie eine solche Anschauung hören, aber wir brauchen ste nur an dt« Burenkonzentrationslager und di« englischen Methoden bet den indischen Freiheitskämpfer! zu erinnern, um diese sittliche Gebärde auf ihre wahre Bedeutung zurückzuführen.
Daß die Entente es übrigens unter allen Umständen auf eine gewaltsame Entscheidung ankommen lassen will, das können wir doch auch recht deutlich an ihrem Verhalten gegenüber Holland beobachten. Mit einer Brutalität, wie man bisher gegenüber den Neutralen trotz allem noch nicht auszutreten gewagt hat, geht die „Gesellschaft zum Schutz der kleinen Staaten" gegen ein kleines Land vor, lediglich um sich dollen Schiffsraum anzueignen. Holland hatte natürlich kein Interesse daran, seine Handelsschifse, die es in friedlichen Zeiten als ausgesprochenes Handelsland sehr notwendig braucht, im Sperrgebiet versenken zu lassen, und deshalb hat es diese' Schiffe in den Ländern der Entente stilliegen lassen, weil nämlich die Alliierten keine Betriebskohlc für die Dampfer hergaben, wenn diese sich nicht verpflichteten, Freifahrten für die Entente zu machen. Nachdem nun aber die Schiffsranmnot der Entente bis zur Krills g.d'ehen ist. schritt s.a cben zum letzten Mittel, um den holländischen Schiffsraum in Ihre Hand zu bringen, indem sie ihn direkt verlangt und im Weigerungsfall direkt beschlagnahmt. Reuter meldet amtlich, man wolle 1 Million Tonnen des von Holland zu beschlagnahmenden Schiffsraums für die Lebensmittclzufuhr in die Länder der Alliierten benützen. Daß die Lebensmittelknappheit sich im Ententelager mehr und mehr bemerkbar macht, das wissen wir ja aus den feindlichen Berichten und den dortigen Einschränkungsmaßahmen. Da man aber den Krieg deswegen nicht aiifgebcn will, so holt man eben vorläufig einmal den neutralen Schiffsraum, denn man kann ruhig annehmen, bei Holland wird es nicht bleiben, auch die anderen neutralen, in den Ententehäfen liegenden Srbife wird man verlangen, ob nun auf dem Wege gegenseitiger „Verständigung" oder auf dem Wege der Gewalt wie gegenüber Holland. Die „Daily Mail", die vielfach Llond Georges Anschannngen wiedergibt, meint recht deutlich, Nentrale dürfe es in diesem Entscheidunaskamps überhaupt nicht geben. Und man darf versichert sein, je länger der Krieg danert, um so mehr wird die Entente auf die Neutralen einwirken, um sie einfach zur Parteinahme zu zwingen. Holland hat vargeschlagen, den Schiffsraum zur Verfügung zu stellen, wenn er nicht im Sperrgebiet verwendet werde. Darauf gehen die A"iierten aber nicht ein. Also nur eine bedingungslose Annahme des englisch-amerikanischen Ultimatums ist möglich. Welche Entscheidung die holländische Regierung treffen wird, steht noch dahin. Sie wird sich dabei aber auch der Tatsache zu erinnern haben, daß die Bereitstellung von neutralem Schiffsraum zu Gunsten der Kriegführung einer Partei ein unnentraler Akt ist, den sich Deutschland umso weniger gefallen lassen kann, als eine solche Haltung geeignet Ist, kriegsverlängernd zu wirken. Das Vereitstcllen von Schiffsraum kommt dem Zur- verfügungstellen von Vagagewagen im Landkrieg gleich, und daß das nicht statthast ist, weiß Holland natürlich genau. Gewiß ist die Entscheidung für das kleine Land schwer. Aber es mutz auch einen Höhepunkt geben, wo die Ehre an Stelle der geschäftlichen Ucberlegung tritt, und das besonders dann, wenn durch einseitiges Nachgeben Lebensinteressen einer anderen Partei geschädigt werden. O- 8-
Dle Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutschen amtliche« Meldungen.
(WTB.) Große» Hauptquartier. IS. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgrupp« Krön« prinz Rupprecht: Am Abend und während der Nacht war die englisch« Artillerie namentlich zwischen Arra» nnd St. Quentin sehr tätig. Durch feindliches Feuer und Bomben» abwurf aus rückwärtig« Ortschaften entstanden in Meeven und tzalluin größer« Verluste unter de« Bevölkerung.
Heeresgruppen Deutscher Kronprinz.vonGril- «ltz und Herzog Albrecht: Oestrich von Reims, aus beiden Maasnfer«, sowie an der lothringischen Front bei Muksbach und Blamont war der Fruerkampf tagsüber ge« steigert. Beiderseits von Ornes blieb er auch die Nacht hindurch lebhaft.
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts NeneS.
Der erste Generalquartierineistrr Ludendorff.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 17. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Krön» prinz Rupprecht: In Flandern war von Mittag an die Artillerietätigkeit gesteigert. An der übrigen Front be» schränkt« sie sich ans Störnngsseuer. Sie lebte am Abend virlsach auf.
Heeresgrupp«« Deutsche, Kronprinz und so» Gailwitz: An der Ailettr. südlich von Berry au Bo«, owie in Verbindung mit einer erfolgreich dnrchgeführte« Unternehmung bei Tahur« zeitweilig erhöhte Gefechtstätig» reit. Nach zehnstündiger Fevervorbereitnng stießen fran» zösisch« Abteilungen westlich von Avocourt auf breiter Front vor. Teil» hielt unser Feuer sie nieder, teil« warf unser« Znsauteri« sie i« Rahkompf zurück.
Scharfer Artilleriekampf hirlt tagsüber nnd viel, fach auch während der Nacht auf dein Ostufer der Ma « , an. Unser« Infanterie brach an mehreren Stelle« ,o Er. kundungen vor. Kurhessische und wakdeckische Stoßtruppen drangen bei Eamogneux. badisch« Kompagnien bei Beau» mont, sächsische Stoßtrupen bei Bezonvaux tief in di« feind» lichen Stellungen «in und brachten mehr als Lüg Franzose«, darunter ein Bataillonsstab, gefangen zurück.
Heeresgruppe Herzog Albrecht: Im Parroy- Wald, sowie in der Gegend von Bramont und Badonville» rege Tätigkeit de» Feindes.
Im Lnftkamps und von der Erde aus wurden gestern 17 feindliche Flugzeuge und 2 Fesselballon« abgeschossen.
von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.
Der erste Seneralquarliermrister: Ludendorff.
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Die gewaltsamen Erkundungen im Westen.
(WTB.) Berlin. 17. März. Am 16. März trieb der Feind an zahlreichen Stellen der Westfront Erkundungsabteilungen gegen unsere Stellungen vor, die , k> rall unverrichteter Sach« und mit schweren Ve lüsten zur Rückkehr gezwungen wurlen. So holten sich bei Gavrekle, südlich Queant und südlich Marcoing die Engländer blutige Köpfe, während di« Franzosen vergeblich da» Dorf Servai» ongrisfen. Der gemeldete französisch« Vorstoß westlich «vocourl brach kurz nach 6 Uhr abends, nachdem der zehnstündigen Artillerievorbereitung kurzes Trommelfeuer g ff'gt war, in lang B n Breit« gegen unser« Stellungen vor. Hier halte sich der Feind außerordentlich schwere blutige Verluste. Unsere Stellungen blieben voll in unserem Besitz. Ein weiter südlich beab. sichtigter feindlicher Angriff wurde bereits in unserem Ber-
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