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Sonntag, 2. Dezember
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1900.
Uebertragen wurde die Schulstelle in Hausen a. d. Zaber, Bez. Güglingen, dem Schult. Benzing in Schwarzenberg, Bez. Neuenbürg; ferner die Schulstelle in Oberjchwandorf, dem Unterlehcer Kar! Haug in Dürrmenz-Mühlacker, Bez. Knittlingen.
Deutscher Reichstes
* Berlin, 30. Nov. Zur Beratung steht zunächst die Denkschrift über die Nnleihegesrtze. Abg. Fritze« bespricht das Außergewöhnliche der Begebung der 80 Millionenanleihe in Amerika und fragt, welche besonderen Umstände das rechtfertigen, ferner, ob beabsichtigt sei, bei dem 3proz. Typus der Staatspapiere zu bleiben, oder etwa wieder zur 4proz. Verzinsung zurückzukehren, trotz der vorauSgrgangrnen Konvertierung. Er empfiehlt dir Schaffung verloSbarrr Anleihen, um damit die Schuldentilgung obligatorisch zu machen. — ReichSschatzsekretär Freiherr v. Tielwann hält »S im Interesse des Publikums nach den früheren preußischen Erfahrungen für ratsam, eS bei den Konsul- zu belassen, zumal im Reich« durch da« Flotlengesetz doch auf ein« Reih« von Jahren immer neu« Anleihen gemacht werden müssen, die jede Amortisation übersteigen. Ueber den Zinsfuß der Staat-Papier« sei kein Beschluß gefaßt. Er selbst aber sei zur Zeit nicht für die Rückkehr zum 4proz. TM«. Für dir Begebung der ReichSanleihe in Amerika sprach in erster Reihe der zu wenig flüssige Geldstand und der Wunsch, eine zu große Erhöhung der Diskonts und «inen zu starken Goldabfluß zu vermeiden, während in den Bereinigten Staaten der Geldstand sehr flüssig war. Es sei für de» deutschen Geldmarkt wünschenswerter, wenn «S gelänge, den Diskont über den Dezember hinaus auf dem bisherigen Stand zu erhalten. — Abg. Graf Kauitz ist mit dem 3proz. Zinsfuß einverstanden, aber nicht mit der 80 Mill.-Anlrihe in Amerika. Abg. Richter ist für die Aufrechterhaltung konsolidierter Obligationen au- praktischen Gründen im Interesse von Staat und Gläubiger. Für Schuldentilgung und Schulden- Verminderung sollte man auf ander« Weise sorgen. Abg. Arendt billigt dar Vorgehen der Regierung in diesem Falle, zieht aber daraus den Schluß, daß die Geldumlaufs- mittel vermehrt werden müssen. ReichSbankpräsident Koch erklärt, daß di« ReichSbank die Anleihrmaßregel durchaus gebilligt habe, und macht im Anschluß daran nähere Mitteilungen über den Status der Reichsbank. Abg. v StemenS fpricht au-, daß die Anleihe in Deutschland sicher unterzudringen gewesen wäre, also von einer Erschütterung de» Rrich»kreditS au< diesem Anlässe kein« Red« sei« könne. Nach längerer Debatte, in der über die großen EtatSüber- schreitungen geklagt und gründlich« Prüfung der vorge- kowmenen Verletzung de« BudgetrechteS des Reichstage» verlangt wird, wird die Uebersicht der RegierungSkommissiou überwiesen. Die Justizanträg« Rintelen, Lenzmann und Salisch werden einer Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen.
Alt «»steig. (Eiuges.) Am Adventfrst tritt der Gustav-Adolf-Vrrrin an die evang. Gemeinden und ihre Glieder heran mit dem Zuruf: Vergesset nicht eurer Brüder in der Zerstreuung! Wir dürfen unS ja von Herzen freuen, daß auch da- Werk deS Gustav-Adolf-Verein» immer mehr sich ausbreitet und zwar als «in Werk de- friedlichen Bauens unter den zerstreuten Gliedern evangelischer Kirche». Insbesondere ist ihm «ine neue umfangreiche Aufgabe erwachsen in der Pflege der aus der evang. Bewegung in Oesterreich herau-wachseudrn Gemeinden und Gemeindlein. Lu ihnen wirken auch verschiedene württ. Geistliche, die unsere Teilnahme für da- Werk besonders zu wecken suchen. Um den vielen kleinen und große« Bedürfnissen der seitherigen und der neuen Pfleglinge de< Gustav-Adolf-Verein» einigermaßen genügen zu können, sollten dem Verein neue vermehrte Mittel zufließen. Dieses Jahr besonder- dürft« der reiche Segen, den wir von Aeckern und Wirsen, nicht zum wenigsten von den Obstbäumen einthuu durften, manches Herz und manche Hand willig machen zu neuer oder zu reichlicherer Beisteuer, wie solche Hoffnung auch der BereinSvorstand hegt und au-spricht. Der Bezirk Nagold, der sonst in allerlei Werken der Liebe nicht zu den letzten gehört, steht im Gustav-Adolf-Werk nicht unter den ersten. Darum möchte dieser Aufruf noch mehr Freiwillige au» Werk rufen und die seitdem am Werk« mithalfen, bitten, helfet weiter mit unermüdlicher treuer Liebe und karget nicht mit eurer Beisteuer!
* Ntederuau, 29. Nov. Ueber den neuen Sprudel wird noch folgende« berichtet: Heut* vormittag 10 Uhr kam in der Nähe des hiesigen Bahnhofs ein dem Kohlen- säurewerk Niedernau von C. G. Rommenhöller A.-G. gehöriger Sprudel, nach welchem schon längere Zeit gebohrt wurde, zum Ausbruch und zwar in einer solchen Macht, die sämtliche, bis jetzt zu Tage gefördertenSprudrl, auch den
derselben Firma in Bieringen gehörigen nicht ausgenommen, weit übertrifft. Der Sprudel springt über 30 Meter hoch. Jedem Naturfreund kann diese- merkwürdige Schauspiel zur Ansicht empfohlen werden.
* (Verschiedenes.) Am Mittwoch nacht brach in Aldingen Feuer aus, da- in kurzer Zeit drei kleinere Anwesen eingeäschrrt hatte. Außer dem Vieh konnte nicht» gerettet werden. Man vermutet Brandstiftung. — In Fell- bach feierte Seifensieder I. Fischer und seine Ehefrau da« Fest der goldenen Hochzeit. Die Ehkleute sind noch sehr rüstig. — In Neuhousen erhängte sich ein OOjähr. Witwer von dort. — In Beuren, OA. Nürtingen, ging ein zwanzigjähriges Mädchen i»S Wasser und zwar aus Liebrsgram.
LandtagS-Wahluachrichteu.
* Alt»nsteig , 1. Dez. Der Kandidat für di« Land- tag-abgeordnetenwahl im Bezirk Nagold, Hr. Grmeinderat Schaible, hielt gestern nachmittag im Gasthaus „zur Linde" hier eine Wählerversammlung ab. Die Versammlung wurde von Hrn. Kaufmann Burghard sr. hier eröffnet, welcher daraufhinwies, daß wir für den verstorbenen Präsidenten v. Lvz, welcher dem Bezirk Nagold und der Stadt Alteustrig groß« Dienste erwiesen habe, in Herr» Schaible einen würdigen Ersatz und eine tüchtige Kraft gesunden hätten. Nachdem der Vorsitzende Hrn. Schaible das Wort erteilt, referierte derselbe eingehend über di« Petitionen und dir Gesetzentwürfe, welche während seiner 1jährigen Mandatk- aurübung den Landtag beschäftigt haben und begründete seine Abstimmung bei dcn einzelnen Positionen. Di« populäre Darlegung bekundete, daß der Abgeordnete von hohem Pflichtbewußtst« beseelt ist, daß er sich schon gut in di« landst kindische Thätigkeit eingrarbeitet hat, daß er bei seinen Abstimmungen sich von reiflichen Erwägungen der einschlägigen Verhältnisse leiten läßt und daß er eintritt, wo e» gilt das allgemein« Wohl von Land, Volk und Bezirk zu wahren. Di« Ausführungen begegneten allgemeinem Beifall und «S nahm Hr. Stadtpfarrer Breuoiuger während einer kleinen Paus« Anlaß, sein Einverständnis und seine Anerkennung über die Thätigkeit de- Abgeordneten zu betonen. Hierauf beleuchtete Hr. Schaible dar auch in diesem Blatte schon veröffentlichte Wahlprograwm. Zunächst führte er au-, daß er dem Rufe um Annahme der Kandidatur gefolgt sei in dem Bewußtsein, daß er nach Ijähriger Man- datSau-übung nicht schon die Flinte in- Korn werfen dürfe. Im Fall« der Wahl würde er wieder der konservativen Partei beitrrten, sich aber betreffs seiner Entschließungen nicht durch den Fraktionszwang kommandieren lassen, lieber würde er sein Mandat niederlegen. Damit Württemberg nicht zu einer preuß. Provinz herabstnk«, ist Kandidat für vollständig« Wahrung der Rrsrrvatrecht«, ferner ist er für die konfessionell« Volksschule und für Fürsorge für den bedrängten Mittelstand; für ein« gerechte Verteilung der Steuern durch die progressiv« Einkommenssteuer und Entlastung der kleineren Schultern durch Abzug der Schuld- zinseo rc. Die hohen LiegeuschaftS-Umsatzgebühren sollten eine Ermäßigung erfahren. Redner ist sodann für Hebung de» Verkehrswesen» namentlich auf dem Lande, Schutz der gewerblichen und landwirtschaftlichen Thätigkeit, für periodische Ort-vorsteherwahl, fachmännische Schulaufsicht und «ine reine durch Volkswahl hervorgegangrnr Abgeordnetenkammer. Betreffs der Bauordnung ist er für Aufhebung lästiger Beschränkungen. Schließlich versicherte Redner, so viel an ihm lieg«, werde er gewissenhaft sein« Versprechen erfüllen, aber wie bekannt, könne ja der Einzelne nicht immer gegen die Macht der Verhältnisse erfolgreich an- kämpseu; für da« seither erwiesene Vertrauen spreche er den herzlichsten Dank au«. Lebhafte Zustimmung folgt« den überzeugenden Ausführungen. Hr. Stadtpsarrer Brru- uinger brachte noch persönliche Wünsch« zum Ausdruck und nach fachgemäßer Beantwortung derselben feiten« de» Kandidaten toastete er auf letzteren mit einem 3maligen Hoch. Hr. Präzeptor Haller bat noch die Anwesenden, am Tage der Wahl nicht lässig zu sein und namentlich im Kreis« der Freunde und Bekannten für rin« zahlreich, Abstimmung zu wirken, damit dem Kandidaten ein glänzende- Vertrauensvotum zu teil werde.
* Für Oberndorf hat die Deutsche Partei den Kommerzienrat Junghans in Schramberg aufgestellt. Der Wahlkreis hat damit vier Kandidaten. — Für Horb hat Fabrikant Duttrnhofer in Mühlen a. N. «ine „gemäßigt liberale" Kandidatur angenommen; die Zahl der Kandidaten de« Bezirks erhöht sich damit auf fünf. — FürBalingen hat sich Kommerzienrat Schmid in Ebingen der Deutschen Partei als Kandidat zur Verfügung gestellt.
aus Vertretern sämtlicher Arbeiterorganisationen zusammengesetzte Kommission beschloß angesichts der rapiden Zunahme der Arbeitslosigkeit in Mannheim — man schätzt die Zahl der Beschäftigungslosen auf 2 bi» 3000 — beim Stadtrat den Antrag zu stellen, sofort «inen Kredit von 150 000 Mk. zur Ausführung von NotstandSarbeiten zu eröffnen. Seither behalf sich die Stadtverwaltung allwinterlich mit Steiuklopfeu. Die Kommission bezeichnet diese Beschäftigung als unzweckmäßig und ungesund.
* Berlin, 30. Nov. Heute soll über die Empfangsfeierlichkeiten für den Präsidenten Krüger entschieden werden. Er ist nicht ausgeschlossen, daß Krüger alle Kundgebungen ablehnt. Daß der Präsident vom Kaiser empfangen wird, ist unwahrscheinlich, jedoch wird sein Empfang beim Reichskanzler Grafen Bülow vorausgesetzt. Von Berlin bezieht sich Krüger nach Livadia an den Hof de« Zaren.
* B«rlio. 30. Nov. DaS„ W. T.-B." meldet: Oberst Graf Jork v. Wartenburg ist am 27. ds. vormittags an den Folgen einer Vergiftung durch Kohlenrauch in Hawailai gestorben. Waldrrse« übernahm dessen Kommando.
^ Kiel, 30. Nov. In der letzten Nacht sind auf dem Gut« Kaltenhof 5 große Speicher und 2 Nebengebäude niedergebrannt. 260 Stück Rindvieh sind in den Flamme« umgekommen. Nach der „Kieler Ztg." liegt Verdacht der Brandstiftung vor. 2 Arbeiter wurden bereits verhaftet.
Tlrtsläir-rs^he».
* Pari-, 30. Nov. Präsident Krüger empfing heut« vormittag den Syndikus deS GemeiuderatS, der ihm ein« goldene Medaille zur Erinnerung an seinen Besuch im Rathau» und den Abdruck auf Pergament de« Protokolls der GemeinderatSsitzung vom 5. Nov. überreichte, worin über de« Empfang Krüger- beraten wurde. Klüger dankt« für di« vielen Shmpathirbeweis, der Stadt Paris und deren Vertreter und betonte nochmals, daß nur durch «in Schiedsgericht der Frieden in Transvaal herbeigeführt werden könne.
* Die Köln. Ztg. meldet aus Paris: Mehrer« nationalistische Deputierte beabsichtigen zu beantragen, di« Kammer solle dem Präsidenten Krüger ihre achtungsvoll« Sympathie auSsprechen. Ministerpräsident Waldeck-Rousseou machte indessen laut LibertS schwerwiegende Bedenke« internationaler Natur geltend, so daß die Deputierten ihren Plan fallen ließen. Andererseits wird au- der Umgebung Krüger- gemeldet, ^daß Krüger thatsächltch be- absichtigt, bei seiner heutigen Unterredung mit DelcassL diese« zu bitten, die Vermittlung zur Beendigung de» Krieges zu übernehmen.
* Brüssel, 30. Nov. Mau ist in Tranlvaalkreisen von dem Erfolg de» Pariser Aufenthalt- de» Präsidenten Krüger sehr befriedigt und überzeugt, daß er nicht nach Berlin reifen würde, ohne die Zusicherung erhalten zu haben, daß sein Besuch genehm ist. Die diplomatische Geschicklich- keit Leid»' zeigt sich wieder in vollem Licht. — In gewissen Kreisen glaubt man, daß England selbst einer freundschaft-
I lichen Vermittlung des deutsche» Kaiser- nicht mehr prinzipiell abgeneigt sein würde. Krüger gedenkt in Berlin einig, Tag« zu bleiben.
* London, 27. Nov. „AuS verschiedenen gewichtigen und dringenden Gründen erscheint es uns erforderlich, unser Parlament früher all bereits festgesetzt einzuberufrn." Mit diesen Worten beruft eine königliche Proklamation die beide» Häuser de» englischen Parlaments bereit» für Montag den 3. Dez. ei«, wodurch das früher festgesetzte Datum, der 10. Dez., annulliert wird. In voriger Woche fand wiederum ein Kronrat statt, in welchem ernste Ding« zur Sprach« gekommen sein müsse».
* London, 30. Nov. Die hiesigen Morgrnblätter lesen sich heute fast wie vor einem Jahr«. Die englisch« Garnison von DewetSdorp, bestehend au» 400 Mann mit zwei Geschützen, ist von den Buren, welche 2500 Mann stark gewesen sein sollen, gefangen genommen worden. Die Berichte au» der Kapkolonie melden dar Umsichgreifen der aufständischen Bewegung. Dazu kommt Krüger« Reise durch Europa und di« erneute, wenn auch schwache Möglichkeit einer Intervention der Mächte.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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