Erscheint 'Dienstag, Donnerstag, Samstag > Sonntag der GrstiS-Beilage Der SonntagS- Taß-'

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Sonntag, 25. Wovemöer

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1900.

Laut Mitteilung des Kommandos der Schiffsjungen-Abteilung Friedrichsort ist die Anmeldung von jungen Leuten zum Eintritt als Schiffsjunge in die Kaiser!. Marine erwünscht und werden hiemit junge Leute, welch« in die Marine eintreten wollen, aufgefordert sich zum Ein­tritt in die Schiffsjungen-Abteilung bei dem K. Kommando derselben in Friedrichsort zu melden.

Derrtfetzev rieietzstsrg.

* Berlin, 22. Nov. (Fortsetzung.) Abg. Dziem- bowski-Pomian (Pole) schließt sich ser kritischen Beurteilung der Chinavorgänge an und wnnt, daß für dir Kultur, die man nach China tragen wolle, auch bei uns noch Platz sei. Abg. Stöcker (christl.-soz.) giedt in spezieller Polemik gegen Bebel uns di« Sozialdemokratie lüugere Exkurs« über die Entwickelung der chrmsischeu Wirren, worin er dir deutsch« Politik durchaus billigt, aber zugleich meint, daß di« hier zu Tage geirrten;« Widsrstänoe geeignet seien, di« Weltpolitiküdertreibungen auf dar richtige Maß zurückzu, führe«. Er nimmt die Missionar« gegen die erhobenen Vorwürfe in Schutz, deren Mttvsrschulden an der Erregung er bestreitet. Vizepräsident v. Frsge ruft den sozial­demokratischen Abg. Fisch er-Berlin zur Ordnung, der während der Stöckrr'schen Rede das WortLüge" zwischen, gerufen hat. Freiherr von Hohenberg (Welse) er- kennt die Notwendigkeit des Vorgehens in China an, hat aber auch Verfassungsbedenken und wünscht, daß künftig der Anlaß zur Kritik an Kaisrrreden fortfülle. Abg. Singer (S^zialoem.) polemisiert gegen Stöcker, der di« Wahrheit nicht leiden könne. (Präsident Graf Ballrstrtm ruft den Redner wegen dieser Aeußiruvg zur Ordnung.) Seine P rteigrnossen würden lieber unter den Heiden als in der G.frllschaft Stöckers leben. Die Zurücksetzung des Reichs- tags erklärt sich daraus, daß der Reichstag sich so vir! habe gefallen lassen. Die Indemnität mach« das Versäumt« nicht wieder gut. Vorher hätte man den Reichstag befragen sollen. Seine Partei mach« dt« Rachepolitik nicht mit. Der vom Reichskanzler zitierte Ausspruch, daß der König der erste Diener des Staates sei, gelte nicht wrhr. Das ,sio volo sia»jndso" sei die Maxime. Dir Hunnenrrde des Kaiser» sei gar nicht mißzuversteyen gewesen und auch von allen ganz richtig verstanden worden, auch die Hunnen- brirf« der Soldaten bewiesen, daß dl« Rede nur all zu gut verstanden und befolgt worden sei. Dir Briese selbst werde man wohlweislich orm Kriegsminister nicht vorlegen, um di, Absender, denen man dankbar sein müsse, nicht Unannehmlichkeiten auszusetzin. Durch >-re jetzt ungeordnete Beschränkung der Postsendungen auf Feldpostkarten soll offenbar verhindert werden, daß dir Wahrheit auch weiterhin bekannt wird. Gegenüber Baffermarm, der einzelne ab­weichende Arußerungen von Sozialdemokraten gegen den sozialistischen FraktionSreöner angeführt hatte, bemerkt Singer, daß für alle Parteigenossen die Beschlüsse des Parteitages und drr Stellungnahme der Fraktion maßgebend seien. Außerdem sei es auch Bernstein nicht eingrsallen di« China- Politik drr Regierung zu billigen. Alle Parteigenossen seien einig in drr Verwerfung dieser Raubritterpolltik. (Wegen de» letzteren Ausdruckes erhält Singer den zweiten Ordnungs­ruf.) Von dem Segen der überseeischen Welipolttik hätten die Arbeiter nichts bemerkt, sondern nur von verkürzten Arbeitslöhnen und Ueberstunde«. Nur die Unternehmer hätten den Milltonengewin«. Seine Partei werde di« volks- schädliche Politik des Vandalismus und Chauvinismus be- käwpse». Abg. Bachem (Ctr.) beklagt die Nichtbeachtung der Reichstag» durch die Regierung und legt gegenüber der etwa» leichten Auffassung des bayerischen Bevollmächtigten großen grundsätzlichen Wert aus dre JndemnitätSsordrrung. Redner rühmt die gute Wirksamkeit der Missionen speziell der katholischen in China, und nimmt namentlich den Bischof Anzer gegen den Borwurf «ine» provozierenden Verhaltens in Schutz. Der Missionar dürfe nicht Agent einer politischen Macht sein, habe aber wohl Anspruch auf den Schutz der Mächte genau so gut wie der Kaufmann und seine Thätigkeit werde sich schließlich auch fruchtbringend erweisen. Er warne vor Chauvinismus. Man müffs uüchternrn Ernst bewahren. Frhr. v. Waugenheim (Bund d. Landw.) schiebt di« Schuld für die Zurücksetzung de» Reichstages und für dir Schädigung der monarchischen Gefühls durch di«Kritik au denKaiserrrdendem Fürsten Hohen- lohe zu. Liner Weltmacht-Politik sei di« Mehrheit abgeneigt. Der Schwerpunkt lieg« im deutschen Boden und deshalb sei dt« Begrenzung der vom Reichskanzler proklamierte« Politik erfreulich. Hieraus wird die weiter« Beratung auf sorgen 1 Uhr vertagt. Außerdem Interpellation wegen d«e 12.000 Mark-Affäre.

Lsr«rS<Sittr<tz«rietzten.

* Reutlingen, 22. Nov. Di« hiesig« Handwerks­kammer wird am nächsten Dienstag, den 27. d. M., vorm. 11 Uhr, im RathauSsaale hier erstmals zusammrntrete». In ihrer ersten Sitzung wird sich die Kammer u. a. zu befassen

haben mit der Wahl de» Kammervorstand», d. h. de» Vor­sitzenden und drr 5 Vorstandsmitglieder, mit der Ergänzung durch Zuwahl von 4 Mitgliedern und 2 Ersatzmännern, so­wie mir drr Frage der Wahl eines KammersekretärS.

* (Schwurg«rtcht.) Di« Schwurgerichtssitzungen des 4. Quartals beginnen in Tübingen am 10. Dez. Zum Vorsitzenden wurde wieder Landgrrichtsrat Dr. Küpff ernannt.

* Stuttgart, 22. Nov. Wie auS Apothrkerkreisen verlautet, sollen in der letzten Zeit gegen einige Apotheker Strafverfügungen ergangen sein wegen öffentlicher Ankündig­ung von Heilmitteln gegen gewisse Krankhrrten, (Einlage­sohlen gegen Fußschweiß und Hübneraugenplatten) und da­durch begangenen Verstoße- gegen Z 21 der Apothekerordnung. In den beteiligten Kreissn erblickt Man darin eins ungerecht­fertigte Beschränkung drr Ausübung des Apothekergewerbes und man wünscht daher allenthalben eise gerichtliche Aus­tragung drr Angelegenheit.

* (Verschiedenes.) Domänenpächter Chr. Reininger vom Kirbachhof (Brackenheim) Vater von 6 Kindern, ist am Mittwoch nacht auf dem Heimweg mit seinem Fuhr­werk auf noch unbekannte Weise verunglückt; er wurde tot auf drr Straße aufgefunden. Di« Ehefrau des Gemeinde- rats Gaupp von Beutelsbach wird seit einigen Tagen vermißt. In Brötzingen erhängte sich drr in den 30er Jahren stehende frühere Wirt und Bierbrauer Beck. In Stuttgart hat sich ein 16 Jahre alter Schüler in drr Wohnung seiner Eltern in selbstmörderischer Absicht zwei Schüsse in dir linke Schläfe beigebracht. Schwer verletzt wurde derselbe in- Krankenhaus getragen.

Landtags-Wahl Nachrichten.

* Aus dem Bezirk Freuden st ad t. Der Kandidat der Volk-Partei, Galler, spricht Sonntag, 25. Nov., nachm. 2 Uhr in Pfolzgrafrnweiler (Stern), 5 Uhr in Herzogsweilrr (Hirsch): Montag, 26.Nov., vorm. 11 Uhr inDielerrwriler (Linde) und anderen Orten.

* Nicht Georg«, sondern Handelzschuldirektor Spöhrer soll in Calw als Kandidat der Volkspartei auftreten.

* Karlsruhe, 23. Nov. DrrBadischen Presse" zufolge wurde gestern Abend oer Bremser Leonhard Koch vom Zuge überfahren und ihm der vom Rumpf« ge­trennt. Der Beamte war 36 Jahre im Dienst.

* Berlin, 23. Nov. (Prozeß Sternberg.) Nachdem durch die gestern veranlaßten polizeilichen Vernehmungen der bereits gegen den Kriminalschutzmann Thiel erhobene Verdacht der Begünstigung und des Awtmißbrauchs eine wesentliche Unterstützung gefunden Hst, ist der Beamt« un­verzüglich verhaftet und der Staatsanwaltschaft vorgeführt worden.

2 Weißenfel-. Weil da- Hündchen seines Lehr- herrn ihm ein Stückchen Fleisch weggeschnappt hatte, quält« der 15jährige Lehrling eines hiesigen Instituts da» Tier in drr rohesten Weise; er zündet« sein Fell an und warf den Hund schließlich aus dem Fenster drr dritte» Etage in den Hof, wo er am andern Morgen verendet ausgrfunden wurde. Der rohr Bursch« wurde verhaftet.

ArtKLäisSiietzer.

* Di« Deutschen in der Schweiz haben sich mit Erfolg gegen dir Verwischung deutscher Ortsnamen gerührt. Sie sandten au den BundeSrat ein entsprechende« Gesuch. Daraus wurde vom Leiter de« schweizerischen Post- und Bahuwesens u. a. die Unterdrückung de» Poststempels Bisons statt Biel ongeordnet, Biel heißt wieder Biel in allen öffentlichen Akten. In dem Jurastädtchrn sind zwei Drittel der Ein­wohner deutsche Schweizer, nur ein Drittel besteht aus Schweizern französischer Zunge. Auf dem Poststempel wurde als Zugeständnis au die Welschen der Name Bisons in Klammern beigefügt. Aus dem Dorf Simpeln an der Stmplonstraße hatte der Kreispostdirektor in Lausanne Kimplou gewacht. Dem Dorf wurde drr altherkömmliche Name Simpeln wiedergegebrn. Wenn man au- dem Kanton Bern kommend, den Gemmipaß überschreitet, gelangt man zu dem altberühmten Bad Lenk (Kanton Wallis), io dessen Nähe sich der Flecken Lenk befindet. Dieser Name war durch Booövks andere schreiben Iwöoüs französiert worden. Jetzt hat es die Bezeichnung Lruk wieder bekommen.

* Marseille, 23. Nov. Nach dem Empfang« des Telegramme», welches Präsident Krüger nach seiner Ankunft in Frankreich dem Präsidenten Loubet gesandt hat, ersucht« dieser den Präfekten Grimanelli, Krüger seinen Dank zu übermitteln und ihn gleichzeitig persönlich und im Namen de- Präsidenten der Republik willkommen zu heißen. Da Krüger sich zu abgespannt fühlte, um den Präfekten empfangen zu können, hat Dr. Leyds dem Präsidenten Krüger dies« Mitteilung gemacht.

* London, 21. Nov. Ein Telegramm Roberts aus Johannesburg vom 20. besagt: Drr Kommandant von Tabanchu berichtet, «in Burenkowmaudo, anscheinend 800 Mann stark, rückt« am 19. von Dewelsdorp auf Wepener vor, kehrte aber abends zurück. Die Buren erschossen neu« Farbige, weil sie dieselben im Verdacht hatte», den Eng­ländern Nachrichten übermittelt zu haben.

* Lyitlkton berichtet, daß eine Außeniiellung südwestlich von Balmoral am 19. von den Buren überrascht wurde. Nach den bisher vorliegenden Meldungen wurden 6 Mann getötet 5 verwundet, 1 Offizier und 30 Mann gefangen. Die Position wurde später von den Engländern wieder er­obert, wobei 4 Buren gefangen und außerdem 5 schwer- verwundete Buren vorgesunden wurden.

^ New-Jork, 23. Nov. Ein aus Colon in Kings­ton», auf Jamaika eingetroffener Dampfer bringt di, Meldung, daß am Montag und Dienstag bei Culebra in Columbia heftige Kämpfe zwischen den Aufständischen und den Re- gierungstruppinstattgrfunde» Hasen. DieRegirrungs-Truppen hätten schwere Verluste gehabt. Eine andere Truppe der Aufständischen soll mit den RegieruugStruppru in drr Näh« von Panama in einen Kampf verwickelt sein. Ja Colon und Panama sei das Geschäftslebrn gänzlich unterbunden. Ja beiden Städten herrsche Panik.

2 Chicago. Eine richtig« Schreckensherrschaft besteht zur Zeit in der Stadt infolge zahlloser Einbrüche und Straßen- räubereten. Die Stadt wimmelt von Dieben undThugs" (Meuchelmördern), deren Vorgehen von Tag zu Tag kühner und verzweifelter wird. Eine Negerband« brach kürzlich nachts in das am Seeufer gelegene Hau» de« Millionär» Orriu PotterS und verschaffte sich den Eintritt zu Mrs. PottrrS Schlafzimmer. Dir Dame erwacht«, als ein Ein­brecher einen mit Chloroform getränkten Schwamm ihrem Gesicht näherte. Sie schrie laut auf, aber der Angreifer schlug mit einem schweren Totschläger auf ihren Kopf, so daß sie dar Bewußisriu verlor. Durch das Schreien war di« Dirnerschoft geweckt worden und stürzte in» Zimmer. Die Einbrecher sprangen aus dem Fenster und entflohen. Man bezweifelt, daß MrS. Potter wieder gesund werden wird. Schon im vergangenen Aprll fand ein Einbruch im Potterschrn Haus« statt, wobei Juwel-n im Werte von 5000 Dollar gestohlen wurden.

* Exeter, 22. Nov. General Bullrr, dem heute ei« Ehrendegen überreicht wurde, erhob in einer Ansprache Ein­spruch gegen de» im Auslands der, englischen Soldaten gemachten Vorwurf einer grwaltthätigrn Vorgehens. Daran sei kein wahr-- Wort; vielmehr sei di, englische Arme« von den Gefühlen ungewöhnlicher Großmut gegen den Feind beseelt.

ZU den Wirren in Göina.

* Berlin, 13. Nov. DemLokalanz." wird aus Peking gemeldet: Graf Walderse« erwidert« am Dienstag Li-Hung-Tschangs und Tschings Besuche. Beide chinesischen Staatsmännrr drückten ihr« Hoffnung aus baldigen Friedeu»- schluß aus.

H B « rlin, 23. Nov. Wolff's Bureau meldet: General­feldmarschall Graf Walderse« berichtet an- Peking: da» Detachement MühlenselS vertrieb am 20. d. M. stärker« Boxerbanden nach kurzem Gefecht aus Ankiatschwa. Dt« Boxer verloren 50 Tot« und 8 Geschütze. Dir Eskadron der Kolonne Jork, unter Rittmeister Busche, griff die Nach. Hut der von Hsüenhwa auf Hwaiuan zurückgehrnden Truppe« an und erbeutete 8 Gepäckwagen mit Geld, Munition und Ausrüstung-gegenständen. Die Chinesen hatte« 30 Tote.

2 Nach einer Londoner Meldung erklärte Gras Walderse« offiziell, daß er den Frieden in Tschili wieder hergestellt und dem Plündern Einhalt gethan Hab«.

2 Auf wiederholtes, sehr dringendes Ersuchen de» Ge­sandten Conger beabsichtigt di« amerikanische Regierung be- Huf» rascherer Herbeiführung des Friedens den Mächte« vorzuschlagen, di« Forderung der Hinrichtung hoher Beamter fallen zu lassen. (Und erst vor wenigen Tagen hieß es, di« vom Kaiser von China für die Würdenträger in Aussicht ge­stellte« Strafen seien den Amerikanern nicht hoch genug!)

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker. Altensteig.

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