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Samstag, 18 . August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg-
In SimmerSfeld ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.
Die EiirL»ev<rfrriis des Reichstags.
sj Die Zustimmung d«S Reich-tag- ist der Verfassung zufolge nicht nur zur Aufnahme von Anleihen sondern auch zur Erhebung von Matrikularbeiträgen, zur Bestreitung von Ausgaben rc. erforderlich. Daß für die gegenwärtigen Rostungen gegen China Ausgaben zu bestreiten sind, deren Höhe schon weit in die Millionen geht, ist zweifellos. Es ist ja anzunehmen, daß China einst die Ausgaben ersetzen wird, die dem deutschen Reiche jetzt erwachsen, aber es ist doch wohl ungewiß, wenn dieses „einst" eintreten wird. Vor der Hand muß Deutschland die Kosten aus seiner Tasche decken. Die Notwendigkeit zur Aufnahme einer Anleihe ist wahrscheinlich schon heute klar zu Tage getreten, so daß für dir Einberufung de» Reichstags voller Grund und Anlaß Mllrgt. Gleichwohl scheint man in den leitenden Regirrungs- kreisen mit Wahrung dieser verfassungsmäßigen Pflicht noch absolut keine Elle zu haben.
Im deutschen Volk« und namentlich in Süddeutschland denkt man über die Notwendigkeit einer alsbaldigen ReichS- tatzseinberufung freilich anders und verübelt es der Reichs- regierung entschieden, daß sie ihrer Pflicht in so handgreiflicher Weise au» dem Wege geht. Sozialdemokraten, Liberale aller Schattierungen und Zentrum fordern bei dem Ernst der Situation die Zurateziehung des Reichstags. Die Zentrumsblätter erheben den Vorwurf, das deutsche Reich werde gegenwärtig absolutistisch regiert, die Verfassung werde nicht innegehalien und es könne nicht ausbleiben, daß sich daran di« unliebsamsten Folgeerscheinungen anknüpfen. In konservativen Kreisen vermeidet man den zwar Ausdruck „Verfassungswidrigkeit",unterläßt es heute aberin auffallendem Unterschiede von früher, die Einberufung für unbegründet und zwecklos zu erklären. Im Gegenteil giebt man jetzt auch in konservativen Kreisen der Meinung Ausdruck, oaß öle verbündeten Regierungen schon aus Zweckmäßigkeiis- gründen den Reichstag zusammenberufen sollten, um sich zu vergewissern, daß die Majorität des deutschen Volkes die Chinasclion dir Reichsregierung billigt.
Da» meinen wir auch. Das deutsche Volk trägt dir Opfer, das deutsche Volk sendet seine Söhne nach dem Kriegsschauplatz, da ist es doch nur recht und billig, daß man die Vertreter dieses Volke» um ihre Meinung befragt, die Bewilligung der Kosten von ihnen nachsucht und ihnen offizielle Mitteilungen über den Plan zu machen, nach dem die Chinaexpedition zur Ausführung gelangen soll.
* Altensteig, 17. August. Unter der Gunst der Witterung nehmen die Erntearbeiten einen guten Verlauf. Allenthalben lauten die. Ernteberichte sehr befriedigend. Das Getreide weist prächtige Aehren auf und steht üppig. Ein fruchtbarer Jahr wird es ohne Zweifel, das erste Jahr de- Jahrhunderts; die Wiesen, die eins reiche Heuernte gaben, sind schon wieder so hoch bewachsen, daß die Oehmdrrnte beinahe so ertragreich zu werden verspricht, wie die Heuernte. Die Futterpflanzen prangen in ergiebiger Fülle; gute Kartoffeln giebt es in Unmengen; die Ostbäume brechen fast unter der Last der Früchte, und nach Berichten ariden Weingegenden sind die Reben so behängen, daß die sogenannten ältesten Leute von nichts Aehnlichem zu erzählen wissen. Wenn sonst ein fruchtbares Jahr war, so war doch die eine oder die andere Frucht weniger ergiebig, Heuer aber gerät alles.
* Alten steig, 19. Aug. Eine Neuregelung der Zeitungsgebühren im Postversandt findet vom 1. Januar n. I. an statt. Die Postzeitungsgebühr soll fortan in der Hauptsache nach dem Gewicht der einzelnen Zeitungen frstgestellt werden, während bisher die wöchentliche EcscheinungSzahl maßgeblich war. Auch da- ZeitungSbestellgeld erfährt eine Anrdnung, die aber gegenüber dem bisher erhobenen nicht sonderlich in- Gewicht fällt.
* (Warnung vor Giftpflanzen.) Jetzt ist die Zeit, da verschiedene unserer gefährlichen Giftpflanzen, z. B. Bilsenkraut, Nachtschatten, Stechapfel, Eisenhut, gemeine Tollkirsche, Fmgerhut, gefleckter Schierling, Wasserschierling, die Hunds- p^tersilir u. s. w. zur Reife gelangen. Da die Kleinen die Samenkapseln und Beeren dieser Pflanzen, besonder- die glänzenden schwarzen Beere der Nachtschattengewächse, gern zu ihren Spielen verwenden, so kann da» größt« Unglück entstehen. Mütter sollten ihre Kinder in Wald und Flur nie aur dem Auge lassen und ihnen auf da- strengste kioschärfen, nichts zu genießen, als was ihnen von Erwachs,nen gereicht wird. Schon eine einzige Beere dieser ^'lgewächse kann den qualvollen Tod eine- Kindes herbei-
* Haiterbach. 14 . Aug. Ein hiesiger, braver, junger -"rann, die einzige Stütze seines kränklichen Vaters und
seiner Geschwister, stürzte heute früh beim Garbenaufziehen durch das Garbenloch ab, fiel auf den untenstehenden abgeladenen Leiterwagen und brach da- Genick. Außerdem wurden dem Unglücklichen noch die Schädeldccke und Schläfe zertrümmert.
-n. Neuweiler, 16. August. Seit einer Reihe von Jahren bringen die Nagolder Imker ihre Bienenvölker hirher, um die Heidetracht auszunützen. So kam gestern hier ein Wagen mit 25 Völkern an, die in unmittelbarer Nähe einer weiten Heidefläch« ausgestellt wurden. Da die Heideblüte eine recht üppige zu werden verspricht, so ist bei günstiger Witterung ein guter Erfolg der Wanderung zu erhoffen.
* In Calw beging da- Metzgermeister Hammer'sche Ehepaar in guter Gesundheit die goldene Hochzeit.
* Nürtingen, 13. Aug. Gestern nachmittag hatten sich in der „Sonne" gegen 100 Schreinermeister von hier und Umgebung sowie aus Eßlingen, Kirchheim, Göppingen, Urach, Metzingen und Reutlingen zur Beratung von StandeSinteressen versammelt. Es wurde zunächst eine einheitliche Preisliste ausgestellt, ferner wurde beschlossen, daß bei sämtlichen Bauarbeiten die Stückpreise abgeschafft und überall nach dem Ausmaß gearbeitet werden soll. Ein Antrag, daß sämtliche Schreinermeister auf 1. Oktober ihren Austritt au- dem Gewerbevrrein erklären sollten, wurde einstimmig angenommen. Vermutlich, weil eine eigene Organisation gegründet werden soll.
* Stuttgart, 14. Aug. Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht heute die Promotion-ordnung zur Erlangung der Würde eine- Doktor-Ingenieurs an der Technischen Hochschule zu Stuttgart; die Verleihung de» neuen Titels ist von einer Dissertation und einer mündlichen Prüfung abhängig, wozu Kandidaten zugrlassen werden, die da- Reifezeugnis eines Gymnasiums oder Realgymnasiums oder einer Deutschen Oberrealschulr besitzen und bereits eine Diplomprüfung an der Technischen Hochschule oder die erst« württembergische Staatsprüfung im Baufach bestanden habe». Die Prüfungsgebühr beträgt 240 Mk. Di« Dissertation ist in 200 Exemplaren einzurrichen. Ein besonderer Paragraph besagt, daß von dem Nichtbestehen der Prüfung oder von der Abweisung des Bewerbers sämtlichen deutschen Technischen Hochschulen vertraulich Mitteilung zu machen ist.
* Stuttgart, 15. Aug. Wie das „N. T." hört, besteht unter den württembergische« Beawtenorganisationen die Absicht, für di« kommenden Landtag-Wahlen an geeigneten Plätzen Wie Stuttgart, Cannstatt, Eßlingen, Göppingen, Ulm, T-ttnang, Ludwigsburg. Heilbrono, Aalen, Crailsheim, Tübingen, Rottweil rc. Kandidaten aus der Reihe ihrer Mitglieder aufzustellen. Diesbezüglich« Verhandlungen sollen bereits unter den Organisationen angebahnt sein. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Vertreter des mittleren Beamtentums und der Unterbediensteten.
* Stuttgart, 16. Aug. Se. Majestät der König hat dem Fürsten zu Wied, all dem Vorsitzenden des Deutschen Flottenverein-, für diesen Verein 2000 Mk. überwiesen.
* Vom 8. bis 10. Oktober findet in Cannstatt eine Acetylen-Fachausstellung statt, mit der «in« Prämierung verbunden ist.
86L. Biberach, 16. Aug. Gestern vormittag wurde dir BezirkSgewerbeauSstellung eröffnet. Der Präsident des Festausschusses, Fabrikant Bon begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste, erklärte die Ausstellung für eröffnet und schloß mit einem begeistert ausgenommen;» Hoch auf den König. Die Ausstellung war trotz eine« heftigen Regens sehr stark besucht. Abends fand ein Konzert, sowie ein prachtvoller Feuerwerk statt.
* Vom Bodensee, 15. Aug. Die neue Mündung de- Rheins in den Badenser liegt Bregenz viel näher als die bisherige, und da die LandeSgrenzen die früheren geblieben sind, so ist nunmehr der Rhein wenigsten- auf ein kurzes Stück auch ein ganz österreichischer Fluß. Auf Grund eines Staat-Vertrages zwischen Oesterreich und der Schweiz ist nach fast siebenjähriger Arbeit die neu« Mündung de- Rheins in den Bodens« geschaffen worden. Die Eröffnungsfeierlichkeiten jedoch, die in Vorbereitung waren, sind einfach von der Natur vereitelt worden. Denn in stiller Nacht hat seinerzeit der Rhein selbst di« noch trennende Scheidewand durchbrochen, und mit nicht geringer Urberraschung sahen die morgen- erschienenen Ingenieure, wie sich dir hochgehen- den Rheinflutrn rauschend in das neue Bett ergossen. In der Hauptsache ist damit der untere Durchstich von Brugger- horn bis zum See vollendet, und es wenden sich die Arbeiten der zweiten Hälfte de- Riesenwerke» dem Diepolds- hauer Durchstich zu. Durch diese Geraderichtung des StromlaufeS soll da- Rinnsal bi- gegen 2 m vertieft und dir Strömung durch größere- Gefälle beschleunigt werden. Außerdem werden hierdurch weite sumpfige Strecken in ge- winnbringende- Kulturland umgewandelt. Die Karte de-
Bodensees hat aber manche nicht unwesentliche Berichtigung erfahren, da nunmehr die Rheinmündung nah« bei Fußach, Lindau gegenüber, zu verzeichnen ist.
* Der Aufstieg de- Zeppelin'schen Luftschiffe- wurde bisher allgemein als ein Mißerfolg bezeichnet. Die „Umschau" in Frankfurt a. M. ist in der Lage, da- Urteil eine» ersten Fachmänner über den Aufstieg de- Luftfahrzeuge- abzugeben und kommt zu wksentlich anderen Resultaten. Nach ihr wurden dir kühnsten Erwartungen übertroffen, indem e- Zeppelin» Luftschiff einige Zeit lang möglich war, eine Geschwindigkeit von 3—4 Meter pro Sekunde gegen den Wind zu fliegen. Nur dem unglücklichen Umstande, daß «ine Kurbel rrß, woran doch sicherlich Zeppelin keine Schuld trägt, ist er zuzuschreiben, daß da« Schiff nicht mehr gegen den Wind ankämpfen konnte. Die trigonometrischen Messungen haben indessen ergeben, daß trotzdem da- Fahrzeug nicht von dem Wind getrieben wurde, sondern seinen Weg in einer Linie von 30 Grad gegen die Windrichtung fortsetzte. Als ganz besonder- erfolgreich wird das Niedergehen des Ballon- bezeichnet, der sich im Gegensatz zu den bisher gebräuchlichen Luftschiffen äußerst langsam senkte. Leider stieß das Schiff bei der Rückfahrt über den See auf einen Pflock, an dem er »in« leichte Havarie erlitt. Jedenfalls hat der erste Versuch erwiesen, daß der richtige Weg beschritten wurde, auf dem man zu einem lenkbaren Luftschiff gelangen wird.
* (Verschiedene-.) Dienstag Nacht wurden bei Uhrmacher Rieger in Fellbach 10 Taschenuhren, mehrere Uhrketten und Ringe gestohlen. — Am 15. Aug. wurde in einem WeinSbergerWeinbrrg eine vollständig reife Traube geschnitten. —Auf dem Crailsheim er Bahnhof wurden beim Rangieren dem verheirateten Ankuppler Beck von Tiefeabach beide Beine abgefahren. — In Tübingen schoß sich der 12jährige Sohn der WeingärtnerS Brmnenstuh mit einer sog. Schlüsselbüchse ins Gesicht. Schwer verletzt wurde er in die chirurgische Klinik verbracht.
* Professor Puchstein von Fr ei bürg ist im Auftrag de- Kaiser- zur Untersuchung der Ruinen von Baalbek in den Libanon abgereist. Baalbek, im Griechischen die Sonnenstadt genannt, war einst eine der prachtvollsten Städte Syriens und schon von den Assyrern bewohnt. Noch unter der Türkenherrschaft existierte sie, 1170 aber zerstörte ein Erdbeben den Ort vollständig. Es dauerte gegen 400 Jahre bis Europäer die Ruiuenstadt wieder entdeckten. Jetzt steht dort ein Ort von 2000 Einwohnern.
* Um nicht mehr in die Schule gehen zu müssen, hat in Mehlbach in der Pfalz der 12jährige Schüler Otto Forell nach seinem eigenen Geständnisse den Schulschlüssel gestohlen, sich aus den Speicher geschlichen, dort lagernde- dürre- Holz in Brand gesteckt und dadurch eine vollständige Einäscherung de- Schulhauses herbeigeführt. Vor einigen Wochen hatte der nichtsnutzige Schlingel schon einmal auf dem Speicher des SchulhauseS lagernder Stroh angezündet, doch konnte da- Feuer im Keime erstickt werden. Der jugendliche Brandstifter wurde verhaftet.
* Au- Kassel wird der Voss. Ztg. berichtet: Der Kaiser beabsichtigt, am 18. August im Residenzschloß in Anwesenheit der Generalität dem Generalfeldwarschall Grafen Waldersee den Marschallsstab zu überreichen.
* Berlin, 15. August. Der Rrichsanzeiger meldet: Die Ergebnisse des ReichShau-haltes sür da-Rechnungsjahr 1899 gestalteten sich im Vergleich zum Etat wie folgt: Für da- Reichsheer sind an fortdauernden Ausgaben 1160000 Mk., an einmaligen Ausgaben 1 286 000 Mk. weniger erforderlich gewesen. An Einnahmen sind im Bereich der Militärverwaltung 862 000 Mk. weniger aufgekommen, die Ausgaben der Marineverwaltung erforderten 10 722 000 Mk. mehr als die Etatssuwme, welchem Betrage Mehreinnahmen von 216000 Mk. gegenüberstehen. Bei den fortdauernden Ausgaben de- Reich-amt- de- Innern zeigen sich erhebliche Mehraufwendungen: beim Reichszuschuß zu der Alters- und Invalidenversicherung mit 1025 000 Mk. der Reichrinvaliden- fond- hatte eine Mehrausgabe von 2 030000 Mk. Die einmaligen Ausgaben der Post- und Telegraphenverwaltung blieben gegen den Etat-satz um 82 000 Mk. zurück. Die Einnahmen an Zöllen und Tabaksteuer brachten gegen da» EtatSsoll mehr 19 441000 Mk. Bon den dem Reich verbleibenden Steuern ergaben gegen den Etat mehr: Zuckersteuer 12 505000 Mk.. Salzst.uer 1517000 Mk., Brau- steuer 1758000 Mk., Wechselstewpelfteuer 1994000 Mk., bei der Brennsteuer wurden 578000 Mk. weniger vereinnahmt. Mehr ergaben ferner u. a. Post- und Telegraphenverwaltung 8 595 000 Mk., di« Verwaltung der Reich-eisen- bahnen 2 524 000 Mk., aus dem Bankwesen 12 236 000 Mk., beim Reich-invalidenfond- 2 030000 Mk. Im ganzen sind an ordentlichen Einnahmen, soweit sie dem Reiche verbleiben.