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Dienstag, 19. Juni

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1909.

WiriktteirrbevsifHev Lsrndtsrs

* Stuttgart, 15. Juni. (126. Sitzung.) Zunächst wird der neugewählte ritterschaftl.Abg. Graf Uexküll-Gillen- baud vereidigt. Nachdem da» Gesetz betr. den Waffengebrauch der Landjäger in der Schlußabstimmung einstimmig ange- uowmen ist, folgt der Bericht des Abg. Nieder, namens der Legitimation-kommission über die Anfechtung der Wahl de- M. Hiebrr in Welzheim. In der Anfechtung wird u. A. geltend gemacht, daß der OrtSvorsteher in Pfahlbronn die Wähler beeinflußt habe durch ein Schreiben, in dem er HieberS Wahl anempfahl; auch habe er die Wahl kontroliert und einen Wähler, weil er den demokratischen Kandidaten Hinderer wählte, zur Rede gestellt. In Plüderh rufen seien VL 2 Fabrikanten Schüler geschriebene und leicht kenntliche Stimmzettel verteilt worden. Der Berichterstatter hält alle Punkte für unerheblich und beantragt Gültigkeit der Wahl. Ferner soll die Regierung ersucht werden, die hauptsä hlichsten Beschwerdepunkte zu untersuchen. Auch der Mitberichterstatter H a u ß m a n n-Balingen steht die meisten Ansicht-Punkte für irrelefant, betrachtet aber den Brief de- Schultheißen von Pfahl­bronn als WahlanfechtungSgrund. Hier handle es sich ent­schieden um eine Wahlbeeinflussung, da der Brief auch an die dem Schultheißen unterstellten Gemeinderechner gerichtet sei. Gegenüber der Annahme de- Berichterstatters, daß die Kammer nur auf solche WOlb«influssungen hin die Ungiltig­keit aussprechen könne, dWmefftrafbare Handlung darstellen, tritt Havßmann für da-RrD des Landtage- ein, die Wahl­vorgänge in vollem Umfange vor ihr Forum zu ziehen. Er befürwortet in erster Linie die Beweiserhebung, eventuell sollen die Akten an- Ministerium übergeben werden, v. Geß behauptet, da- Schreiben habe gar keinen amtlichen Charakter; der Schultheiß dürfe in seinen staatsbürgerlichen Rechten nicht beschränkt werden. Nieder bestreitet, daß der Land­tag das Recht der freien Wahlprüfung Hab«. Dr. Kiene will die Ausführungen von Geß nicht gelten lassen und stellt sich im Uebrigen auf die Seite der Berichterstatters. Hauß - mann polemisiert scharf gegen Geß; wmn man den Schult­heißen von Pfahlbronn derart entlaste, so heiße das, daß man ein gegebene- schlechtes Beispiel sanktionier«. Wenn es sich um ein privates Schreiben handeln sollte, dann könne man ja auch den Minister nicht auffordern, die Beschwerde zu untersuche«, wie die Kommission selbst beantrag«. Schließ­lich wird der KommissionSantrag angenommen, nachdem der Antrag Haußmann gegen die Stimmen der Volk-Partei ab- gelrhnt worden ist. Hierauf erledigt die Kammer noch nmht Petitionen.

16. Juni. (127. Sitzung.) Auf der Tagesordnung steht die Anfrage der Abg. Haußmann-Gerabronn, betr. die Stellung der K. StaaiSregierung zu verschiedenen Fragen einer VerfassungSrevision. Der Antragsteller verweist darauf, daß 1^2 Jahr seit dem Scheitern der VerfassungSrevision verflossen find und rekapituliert dann kurz die Vorgänge seit 1894. Die Regierung habe gehofft, durch Konzessionen an die Privilegierten diese zur Aufgabe ihre- Widerstande- zu bringen; dadurch sei eine neue Komplikation geschaffen worden, indem da-Zentrum di« Verschiebung der konfessionellen Verhältnisse in der I. Kammer zum Anlaß nahm, die Re­vision zu Falle zu bringen. Die Privilegierten aber dankten für die ihnen gemachten Konzessionen, indem sie jene nieder­stimmen halfen. Der Anfragefteller folgert daraus, das Zentrum werde für di« VerfassungSrevision stimmen, wenn die Verschiebung in der ersten Kammer weniger stark wäre. Hierauf geht er auf die Haltung der Presse der Deutschen Partei ein, die mit ihrer Opposition gegen den RevisionS- entwurf nicht- anders bezweckt habe, als di« BerfassungS- revchon zu verhindern. Da die Privilegierten ebenfalls da- Proportionalfystem ablehnten, möge man einmal die Frage "dAru, ob sie auch einer Ergänzung durch einfache Wahl widerstreben würden. Es komme nun darauf an, wie di« Legierung über den Ersatz der Privilegierten denke und darum Hab« er seine Anfrage gestellt. Dir Anfrage Hab« aver noch eine Voraussetzung: wie die Regierung heute überhaupt über die Notwendigkeit «ine- Ersatzes denke. Er nehme an, daß di« Regierung an dieser festhalte. Redner erörtert noch die Verhältniswahl, deren Vorzüge nicht zu verkennen feien. Trotzdem sei die Volk-Partei auf diesen ünodur mcht ringeschworen. Er wolle keineswegs die Re- auf die Proportionalwahl festlegen, es wäre ihm k s!r,wenn di« Regierung unter allen Umständen lefHalte an der Verhältniswahl, wenn an dieser Frage die Revision zu scheitern drohe. Vielmehr gebe er der Re­gelung Gelegenheit, sich von einer Festlegung freizumachen. A 6w"?e aber, daß di« Antwort von Wert sei für die ^osbarkelt der Frage. Die Regierung könne annehmen, daß s-?« alle Mitglieder de, Hause- von Interesse

sein werde. Ministerpräsident Frhr. v. Mittnacht giebt

namens der Staatsregierung folgende Erklärung ab: Di« Regierung hatte ein Vorgehen in der Frag« der Verfassung-- revision abhängig gemacht von der Klärung der Anschauung innerhalb der Parteien darüber, war als erreichbar in» Äuge gefaßt werden könne. Die Antwort der Adresse ließ glauben, daß dies« Klärung sich in ausreichendem Maße vollzogen habe. Von der Regierung ist rin Eatwurf der VerfassungSrevision vorgelegt worden, der Entwurf hat je­doch in der Gestalt, in der er au- den Beschlüssen der Zweiten Kammer hervorgegangen ist, die verfassungsmäßige Mehrheit nicht gefunden. Mit dem Scheitern der Vorlage ist den gesetzgebenden Faktoren die volle Freiheit der Ent­schließung zurückgegeben. Die Königliche Staatsregierung hält sich daher au jenen Entwurf nicht mehr gebunden weder im Ganzen noch in seinen Einzelheiten. Die Bedeutung der einzelnen Bestimmungen ist wesentlich bedingt durch den inneren Zusammenhang, in dem sie stehen. Es ist daher unthunlich, einzelne Punkte herauSzugreifen. Der Inhalt eines künftigen Entwurfs ist abhängig von Umständen, di« zur Zeit nicht beurteilt werden können, vor allem vom Er­gebnis der Neuwahlen und der Zusammensetzung der nächsten Ständeversammlung. Angesichts dieser Verhältnisse ist die Re­gierung nicht in der Lage, über den Inhalt einer künftigen Ent- Wurfes und über einzelne losgelöste Punkte Erklärung ab­zugeben. Die Landtagsperiode geht ihrem Ende entgegen und über Vorlagen, die dem künftigen Landtage zu machen sind, in eine Ecöterung zu treten, kann die Regierung nicht für nützlich erachten. Haußmann: Er «ntnehm« der Antwort mit Genugthuung, daß die Regierung auf die Zusammensetzung des künftigen Landtages Gewicht lege und daß sie sich die Freiheit der Entschließung wahre. Redner beantragt, in die Debatte einzutreten. Vizepräsident Dr. Kiene giebt namens seiner politischen Freunde di« Er­klärung ab, das Zentrum halte an seinem Programm fest, behalte sich aber frei« Entschließung vor. v. Geß: Die Deutsche Partei sei auch an dem Scheitern schuld: Im übrigen stehe auch sie auf ihrem Programm und wünsche ein« baldige Wiedereinbringung der Vorlage. Haußmann konstatiert mit Befriedigung, daß die Parteien sich damit für die VerfassungSrevision ausgesprochen haben. Anderseits wendet er sich gegen die Privilegierten, die auf ihrem Recht bestehen, das ein historische- Unrecht sei. Di« Neuwahlen werden hierauf die Antwort geben. Damit ist der Gegen­stand erledigt. Die Kammer nimmt hierauf den Antrag der Kommission an betr. Bewilligung «ine- höheren StaatS- beitrages für di« Ausführung der Streck« GaildorfUnter- gröningeu als Normalspurbahn.

L«rir-esirsrsh<rLHteit.

* Altensteig, 17. Juni. Heute wurde hier da­jährliche BezirkSmissionSfest gefeiert. Au- naher oder fernerer Umgebung kamen hiezu trotz der Sommerhitze die Missions­freunde herbeigeströmt um ihr Interesse an dem Feste zu bekunden. Nach dem Gemeindegefang, Lied 210, betrat Hr. Stadtpfarrer Breuninger den Altar, sprach ein Gebet und hielt dann eine Ansprache über die Schriftstelle Ev. Joh. 4, 35, darlegend, wie die Saat de- Mission-- werk- der Ernte entgrgenreife. Hr. Stadtpfarrer konnte dann mitteilen, daß im letzten Jahr von den Gemeinden Simmir-feld, Enzthal und Altrnsteig durch Kirchenopfer, HauSkollekte, Beiträge des Alteusteiger FrauenvereinS und Er- trägni- de- letzten Mission-feste- rc. zus. 741 Mk. 61 Pfg. für die Mission abgeliefert werden konnten. Herr Missionar Siegle betrat hierauf die Kanzel und predigte über den Text Römer 9, 25:Ich will da- mein Volk heißen, dar nicht mein Volk war und meine Liebe, da- nicht meine Liebe war." Redner führt« au-, wie Gott.au- lauter Gnade unter Juden und Heiden sich sein Volk gesammelt und wie trotz aller hemmenden Schicksale in der Mission-thätigkeit di« Ueberzeugung den Sieg davon trage und bahnbrechend wirke:E- ist in keinem andern Heil als im Name« Jesu." Im Basler Mission-gebiet in Afrika seien lim Jahr 1899 2224 Heiden getauft worden und 3000 Heiden genießen den Taufunterricht. Da- Sehnen der Heiden, Christen zu werden, trete mehr und mehr offener zu Tage. Von den traurigen Sitten und Gebräuchen, unter denen dar Heidenvolk seufzt, führt« Redner drastische Beispiele an. Hr. Missionsarzt Dr. Liebendörfer legte seinen Au<- führungen den Text Römer 11, V. 33, 34 zu Grunde und betonte, daß das Missionswerk ein Glaubenswerk sei. Redner berichtete dann über die vor 34 Jahren erfolgte Gefangen­nahme de- Missionars Ramseier durch die AschantiS und seine Befreiung durch die Engländer. Wie dazumal sei Missionar Ramseier, der seine Thätigkeit unter dem Aschanti­volk trotz aller Gefahren nicht eingestellt habe, jetzt wieder bedroht. Nach den Zeitungsberichten haben sich in letzter Zeit die Aschavtir gegen die Engländer

erhoben, deren Verbindung sei abzeschnitten und über da- Befiaden der Missionare sei man bi- heute ohne Nachricht. Der Aufruhr sei au-gebrochen, weil die Engländer den goldenen Stuhl de» Königs sich wünschten, welcher da- Symbol der eigenen Volkrselbständigkeit bedeute und da sie ihn freiwillig nicht bekamen, ihn mit Waffengewalt sich holen wollten. Leider geselle sich zu diesem Auf­ruhr auch die Revolution in China, wodurch da» Missions­werk sehr beeinträchtigt werde. Ein neue, segens­reiche und erfolgversprechende Aufgabe habe di« Mission durch Gründung von Spitälern und Aurfendung von Missionsärzten in die Heidenländer sich gestellt. Er müsse als ein Gericht Gotte- bezeichnet werden, daß die Heidenvölker so sehr von schwerenKrankheitenheimgesuchtwürden. Hilfewerde beiZaube- rern und Fetischpriestern, welche di« schrecklichsten Kurmittel nicht scheuen, gesucht. In Indien seien 1899 an den Folgen einer Epidemie 6 Millionen Menschen zu Grunde gegangen. 44000 heidnische Patienten durften letzte- Jahr sich der Wohlthat der Behandlung durch MissionSärzte erfreuen. Der Uebertritt zum Christentum erfahre hiedurch eine große Förderung, aber dir Ausgaben seien auch groß« und brüder­liche Handreichung erfordere der neue Mission-zweig. 60000 Au-sätzige seien in Indien vorhanden und 50 000 Menschen sterben daselbst pro Jahr an Schlange», bissen. Die Furcht vor den Schlangen sei noch so groß, daß lieber eine ganz« Famile das Haus verlasse, wo sich ein« Schlange eingenistet habe, als daß man letztere töte. Für den Kranken habe man kein Mitleid oder Erbarmen, vielmehr sei er der Gegenstand de- Schreckens und der Ab­scheu. Redner schilderte noch da-traurige Lo- der indische» Witwen, den Aberglauben der Brahmanen, durch welche die ärzt­liche Behandlung der Kranken erschwert werde und teilte mit, daß beabsichtigt sei, nunmehr auch in Kamerun eine ärztliche MisstonSstation zu gründen. Hiefür seien 40000 Mark erforderlich, der Summe seien noch aufzubringeu. Treue Beter und treu« Geber bedürfe das Mission-Werk. Redner schloß: Wie der Rhein seine schmutzigen Wasser in den Bodensee ergieße und seinen Kampf mit den Wellen de- Ser- bald aufgebe, seinen Unrat ablege und auf der andere» Seite schöner und Heller heraustrete, so werde end- lich auch da- Christentum über dar Heidentum den Sieg davon­tragen. Schließlich betrat Herr Pfarrer Heinrichvon Spiel- berg die Kanzel und sprach über Ev. Joh. 15, V. 16. Der Herr Geistliche führt« au-, von den Vorrednern Hab« man mancherlei gehört von de« Arbeiten und Kämpfen, aber auch von den Erfolgen der Mission. Das BekehrungSwerk sei GotteSsache, auf die Zahl der Bekehrten komme rS nicht an, aber unsere Mission-Pflicht hätten wir zu erfüllen. Noch viel müsse geschehen, bis man sagen könne, die Christenheit habe ihre Mission-Pflicht begriffen. Redner ermahnte zu treuem Aushalten und getreuer Unterstützung des Mission»- werk- durch Beten und Geben und schloß mit herzlichem ! Gebet. Dem Fest« in drr Kirche schloß sich eine ebenfalls sehr zahlreich besuchte Nachfeier in der Turnhalle an, wobei der Kirchenchor in freundlicher Weis« mitwirkte. Hr. Mission-- arzt Dr. Liebendörfer teilte noch manch« interessante Erlebnisse und Erfahrungen au- seiner Thätigkeit mit, Hr. Pfarrer Eberbach von Ebhausen richtete beherzigenswerte Wort« an die Versammlung und Hr. Stadtpfarrer Breuninger empfahl schließlich die beabsichtigt« Anstellung eine« Missionsarzt«» in Kamerun thatkräftiger Unterstützung.

* Bon der Murg, 14. Juni. Gestern mittag gingen mehrere schwere Gewitter über unser« Gegend nieder. Der anfangs mit Hagelkörnern untermischte Schlagregen hat der gegenwärtig blühenden Sommerfrucht geschadet. In Hesel- bach entzündete der Blitz da- Haus de- Landwirts Franz Rothfuß. Es gelang jedoch den Bewohnern, de- Feuer» Herr zu werden, so daß größerer Schaden verhütet wurde.

* Horb, 15. Juni. Bahnhofrestaurateur Bacher in Eutingen hat sich heute vormittag 11 Vs Uhr in seiner Wohnung erschossen. Drr Beweggrund zum Selbstmord ist nicht bekannt.

* Der württembergische Landetfischrreiverein beabsichtigt im nächsten Jahr, wo er auf eine 10jährige ersprießlich« Thätigkeit zurückblicken kann, eine große Fischereiausstellung zu veranstalten, die in Verbindung mit dem Caunstatter Volksfest abgehalten werden soll. Voraussichtlich wird dann zur selben Zeit der Deutsch« Fischereitag in Stuttgart sein« Jahresversammlung abhalten.

* (VerschideneS.) In Unterheinrieth (Heil­bronn) wurde der Oekonom Müller, der mit der Frau de» Restaurateur- Kurz «in intime» Verhältnis unterhielt, von dem betrogenen Ehemann überrascht und erstochen. Am Montag nachmittag begab sich der 17jährige Sohn d«s Oekonomen Birthold von der unteren Ziegrlhütte (zwischen Heidenheim und Steinheim) in den beim Hofe ge­legene» Eichenwald, um Maiblümchen zu suchen. Kaum