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Sonntag, 17. Juni
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1900.
L^it-eKirsehui^hteir.
Handelskammerwahl. (Eiliges.) Da der nur Namen von Großfabrikanten enthaltend« Wahlvorschlag bei hiesigen ins Handelsregister eingetragenen Gewerbetreibenden wenig Anklang findet, so haben diese gestern in einer Versammlung beschlossen, sür eine Vertretung auch des kleinen KausmannstandeS zu stimmen und sich auf einen diesbezüglichen Vorschlag geeinigt. Auch die Wahlen der anderen Bezirke sollen hievon benachrichtigt und zur Unterstützung eingeladen werden.
(!) Warth, 15. Juni. Eine doppelte Abschirdsfeier fand hier am Dienstag abend im Gasthaus zum „Hirsch" statt, nämlich sür dir von hier scheidende Frau Pfarrer Ströle und den gleichzeitig die Gemeinde verlassenden Hrn. Pfarrverweser Lauster. Zahlreich war die Teilnahme von Warther und EberS- hardter Bürgern an der Feierlichkeit. Die Verdienste der Psarrfamilie anerkannte Hr. Schullehrer Mitschelen indem er betonte, wie die scheidende Witwe und der leutselig« Seelsorger, ihr verst. Gemahl, den Kranken und Bedürftigen beige- siandrn und sich ein gesegnetes Andenken gesichert hätten, rbenso anerkannte er die Pflichttreue des scheidenden Hrn. Pfarrverweser Lauster. Erhebend« Gesänge (Männer- und gemischte Chöre) trugen ihren guten Teil zum Gelingen der Feierlichkeit bei.
(!) Warth, 15. Juni. Am Mittwoch hielt unser neu- ernannter Hr. Pfarrer Ri« dinger seinen Aufzug in die Gemeinde. In 8 Gefährten wurde der Geistliche auf der Station Ebhausen von den Ortsvorstehern und Psarrgemeinde- räten von hier und Eber-Hardt abgrholt. In den beiden Gemeinden hatten di« Schulkinder zur Begrüßung Aufstellung genommen. Di« Herren Lehrer sprachen in beredten Worten das Willkommen aus und di« Schulkinder erfreuten den Herrn Geistlichen durch mehrere Gesänge, wie auch durch Darreichung einer schönen Blumenstraußes. Für fo viele Aufmerksamkeiten dankte der Hr. Geistliche sichtlich bewegt und wünschte, eS wöge seine Thätigkeit in den Gemeinden von Segen begleitet sein. Eine schön verlaufen« gesellig« Bereinigung im „Hirsch", wo auch der Gesangverein sich eingestellt hatte, beschloß den feierlichen Mt.
* Teinach , 15. Juni. Der Besitzer des hiesigen Bades hat nach dem Kaufverträge vom Jahr 1864 die Verpflichtung, die Mineralquellen im Stand zu erhalten, da- Mineralbad und den Mineralwasservrrkauf fortzutreiben, namentlich das Mmeralbad vom 1. Mai bis 30. Sept. jeden Jahres offen zu halten, Wasser der alten Quellen unentgeltlich an die Bewohner TeinachS und seiner Umgegend abzugebrn, dir Mineralquellen und das Badhauptgebäud« nur mit Genehmigung der Finanzbehörde im Besitze zu trennen, di« außerhalb der Badegrbäude wohnenden Kurgäste in keiner Weise nachteiliger als seine eigenen Gäste zu behandeln, endlich die stiftung-mäßig»» Armenbäder zu verabreichen. Dieser Verpflichtung wollte sich der gegenwärtige Badbesitzer, Hr. Bracke, entledigen und strengte «inen Prozeß gegen die K. Finanzverwaltung an, wurde aber sowohl vom Ober- landejgericht als auch vom Reichsgericht unter Zuteilung der Kosten abgewirsen. Hr. Bracke hat den s. Z. abgeschlossenen Vertrag vollständig zu erfüllen.
"Stuttgart, 13. Juni. Daß die württembergischen Gastwirte, die seit Jahren energisch für die Abschaffung des UmgeldrS kämpfen, mit dem Wenigen, was das neue Gesetz ihnen bietet, nicht zufrieden sind, war vorauSzusehen. Auf ihrem gestern in Heidenhsim abgehaltenrn Verbandstage haben sie denn auch beschlossen, die Frage in Zukunft im Auge zu behalten. Wenn Finanzminister Zryer meinte, die Agitation gegen das Umgeld werde nunmehr Nachlassen, dürste er sich getäuscht haben.
* (Verschiedenes.) In Cannstatt wurde eine Wirtrsrau vom Schöffengericht wegen Beleidigung und Hausfriedensbruch zu 50 Mk. Geldstrafe verurteilt. Sie war ,n dar Schullokal eines Lehrers eingedrungen, hatte dort geschimpft und die Schüler angeredet, sich auch trotz mehrfacher Aufforderung nicht entfernt. — In Mühlheim «trank das 9jährige Töchtrrchen de» Adolf Leibinger, Meiner, beim Baden in der Donau.
Auf ein Heiratsgesuch, worin ein Lokomotivführer in "dln eine passende, nicht unvermögende Frau begehrte, meldete sich auch «in« heiratslustige Witwe in Berlin.
fand mit ihren 4* */, Tausend Mark Gnade vor den «ugen de- angeblichen „Lokomotivführers Ernst Schrumpf" au- Köln, welcher auf schleunig« Heirat drängt«, da er verwitwet und der Alleinseins müde sei, sintenmalen er ganz allein dastehe, wie di« Frau Witwe auch. Dar paßte der tetzteren nur zu gut; auch sie stand seit drei Jahren allein in ver Welt. Rasch wurden die Siebensachen verkauft, nur
zwei Kanarienvögel und einen Hund behielt die Heiratslustig« ! und dann ging die Reis« von Berlin über Frankfurt nach Köln. Dar heißt, nach Köln ging es nicht ganz, denn in Frankfurt blieb das Paar zwei Tage in einem Hotel am Bahnhofe, weil es gar zu schön in Frankfurt war. Da man aber nicht ewig bleiben konnte und der „Lokomotivführer" bald wieder seinen „Dienst" antrete» mußte, wurde die Weiterreise nach Köln fortgesetzt. Die gute Frau hatte inzwischen ihrem Schatz die 4000 Mark in barem Geld in „Verwahrung gegeben, damit dar schöne Geld nicht etwa verloren oder gestohlen würde." Der Herr „Lokomotivführer" ging zum Hauptbahnhof, um für sich einen Freifahrtschein, für sein« zukünftig« Frau und den mitgebrachtrn Köter i Fahrkarten zu besorgen. So ging er — und Roß und Reiter sah man niemals wieder! Die Frau wartete einen Tag vergebens auf die Rückkehr ihres SrladonS — er war mit den 4000 Mk. durchgegangen. Da nahm sie ihren ^ Mops und ihr« zwei Kanarienvögel und ging zunächst zur Polizei, und daraus zog sie betrübten Herzens wieder nach Berlin, von wannen sie gekommen war.
* ImK«h! er Hafen wurde der Untergrund des Rheines auf seine Beschaffenheit untersucht. Dabei fand man noch in einer Tiefe von 86 Metern angeschwemmten KieSboden. Wir viele Tausend« Jahre muß wohl der Rhein in seinem Bette laufen, ehe er solche Schwemmmassen anhäusen konnte.
* Saalfeld (Ostpreußen). Am 7. Juni sollte in der Schöffensitzung der Rittergutsbesitzer List-Ankern, Leutnant f der Reserve, vor dem GerichtSafsessor Schulz einen Eid t als Zeuge leisten. List erklärt« jedoch, daß er vor einem jüdischen Richter keinen Eid leiste, und blieb dabei trotz der Belehrung, daß er zur Verweigerung der Eidesleistung aus diesem Grund« nicht berechtigt sei. Der Gerichtshof beschloß, die Hauptverhandlung zu vertagen, und verurteilte List zur Tragung der Kosten, setzt« außerdem gegen denselben eine Geldstrafe von 200 Mk. eventuell rin« Haftstrafe von 14 Tagen fest.
* Das Hagelschießrn gewinnt in den österreichischen Alpenländern immer mehr Anhänger. Früher wurde schon berichtet, in wie umfassendem Maße er in Niederösterreich und Steiermark eingerichtet wird; nun wird es auch in Tirol eingeführt. Wie aus Bozeu gemeldet wird, haben die südtirolischen Gemeinden Civezzano, Bigalzano und Madrano sich zu einer Versicherungsgesellschaft gegen Hagel durch Kanonenschüsse zusammengethan. Noch im Lauf« dieser Monats werden die achtzehn Schießstationen der Gemeindevertretungen ihr« Thätigkeit beginnen. Die bisherigen Versuche, durch Böllerschüsse die Wolken zu zerstreuen und den Hagel abzuwenden, waren vom besten Erfolge begleitet.
* Professor Binding in Leipzig hat über die Thronfolge in Luxemburg ein« Schrift herausgrgeben, betitelt „Da- Thronfolgerecht der Cognatr« im Großherzogtum Luxemburg". Bekanntlich ist der gegenwärtige Großherzog der frühere Herzog von Nassau. Sein Sohn der Erbgroßherzog hat nur Töchter, und der einzige sonst noch lebende Prinz des Hause-, Nikolaus, ist morganatisch verwählt, hat übrigens au- dieser Ehe auch nur «in« Tochter. In Luxemburg wir) daher eventuell die weibliche Erbfolge in Betracht kommen können, und zwar in der Person der Erbgroßherzogin Hilda von Baden, der Tochter de- jetzigen Großherzogs von Luxemburg.
* London, 14. Juni. Heber 3000 Frauen hielten gestern in QurrnShall rin« große Versammlung ab, worin sie gegen den Krieg protestierten und «ine Beendigung de- Konfliktes forderten. Er wurden vier Tagesordnungen angenommen. In der ersten verurteilen sie den Krieg und die schlechte Politik der Regierung, in der zweiten protestieren sie gegen den Versuch, die Freiheit des Volkes zu beeinträchtigen, di« dritte spricht sich für di« Erhaltung der beiden Burrn-Republiken aus und die viert« spendet den Buren- Frauen den Ausdruck der Sympathie ihrer rnglischen Schwestern.
^ss. London, 15. Juni. Ein« Depesche Lord Robert« vom 14. ds. besagt: Der Burensührer Cronj« in KlerkSdors hat sich, wir ein Bote berichtet, am 29. ds. der vom General Gunter entsandten Truppenabteilung rrgebrn. Derselbe beschloß di« Uebergabr, als er von der Besitzergreifung Pretorias erfahren hatte. Viele in der Umgegend folgten Cronje'S Berspiel; dar Gerichtsgebäud« in KlerkSdors soll voll rin- gelieferter Waffen sein. Lord Kitchener berichtet, di« Buren griffen am 13. ds. morgen« einig« Meilen nördlich vom Rhenostrrfluß die Eisenbahn-AuSbessrrungSkolonne an und wurden, bevor sie Schaden anrichten konnten, vertrieben. Di« Engländer verloren einen Toten und 11 Verwundet«, darunter 2 Offiziere.
* Madrid, 15. Juni. Sagasta erklärt«, der Zwist innerhalb des Kabimts sei derartig, daß eine Krisis unvermeidlich binnen wenigen Tagen auSbrechen werde.
* Washington, 5. Juni. Di« gegenwärtig auf den Philippinen befindliche amerikanische Armee zählt 62000 Mann und besteht zur Hälfte aus Reguläre» und zur anderen Hälfte aus Freiwilligen. Mau beabsichtigt, eine Armee von 40 000 Mann Reguläre so lange auf den Inseln zu halten, als dies nötig erscheine. Die Freiwilligen-Armee hört am 30. Juni 1901 auf zu existieren und er müßten daher bis zu jenem Zeitpunkt 31 000 Freiwillige in die Heimat znrück- befördert sein.
Iss. New-Jork, 15. Juni. Bei dem Brande eine- Wohnhauses, der auf Brandstiftung zurückgeführt wird, kamen 10 Personen in den Flammen um, 6 wurden schwer verletzt.
* Die Kunde vom bevorstehenden Bau einer Untergrundbahn hat New-Jork mit Arbeitslosen überschwemmt. Mehr als 75 000 Männer, di« in vielen Fällen ihr« Familien mit sich haben, durchwandern grgenwätig dir Straßen New- JorkS und bemühen sich vergebens um irgend «ine Anstellung. Jeder Tag vergrößert diese Armer Unglücklicher um Hundert« von notleidenden Menschen. Jedes Schiff von Europa, jeder Bahnzug aus dem Westen, Norden und Süden bringt seine Fracht an arbeitsuchenden Männern, die zur größeren Hälfte von Frauen und Kindern begleitet sind.
* Da- gelobte Lind der Europa-Müden ist noch immer Nordamerika. Da jedoch viele Einwanderer in den Hafenstädten Unterkommen suchen, so geraten Tausende bald in die übelste Lag«. Ja den ersten 4 Monaten deS Jahre« 1900 landeten in New-Iork 120,000 Einwanderer. Gegenwärtig wird die Zuhl der beschäftigungslosen Arbeiter in Nrw-Aork auf 75,000 geschätzt. Nur derjenige Einwanderer hat Aussicht, sich in Amerika «in« Stellung zu erringen, der ins Innere des Lande- sich degiebt. Aber auch dort ist eS schwer, Boden zu fassen, da die G schäfte, besonder- gegenwärtig, nicht gut gehen.
(:) Nach Meldungen aus Marokko hat de, Sultan zur Niederwerfung der Revolte, und um ein Ex mpel zu statuieren, 32 Häuptling», welche in Wer Provinz Loul gemeutert haben, hinrichten lassen. Ihr« Köpfe sind in Marakesch öffentlich ausgestellt.
Ale Wirren in Wna.
* Der Vormarsch der Boxer auf die kaiserliche Hauptstadt Peking scheint doch mit aller Energie fortgesetzt zu werden, ohne daß ihnen seiten- der chinesische» Behörden irgend welcher nachdrückliche Widerstand entgegengesetzt wird. Vou Schanghai wird sogar berichtet, daß die Vertreter der Regierung an einigen Plätzen dir Maske bereits ganz falle» lassen und die Rebellen mit Waffen und Munition aller Art versehen. Die Devise der Boxer „Tod allen Fremden," die sich gleichzeitig der vollsten Billigung der Kaiserin-Witwe erfreut, ist eben den konservativen Zopsträgern sehr ,ym- pathisch, und nach den letzten Telegrammen stellt sich heraus, daß besonders die chinesische Bevölkerung von Peking nahezu vollzählig mit den Zwecken und Zielen der Aufständischen sympatisieren soll.
iss. Paris, 15. Juni. Ein französischer Schnellkreuzer erhielt Befehl, nach Taku zur Verstärkung der Schiffrdivisiou zu gehen.
* London. 15. Juni. Telegramme au- Peking fehlen ganz, weil auch das sibirische Kabel durchschnitten ist. Mau ist darum nur auf solch« chinesische Nachrichten angewiesen, die aus den Küstenstädten kommen. — Dem „Daily Expreß" wird au- Shanghai gemeldet, die Ermordung de- Kanzler« der japanischen Gesandtschaft durch chinesische Truppen unt»r Tungfuhsiang habe auf di« Kaisrrin-Wittwe eine solche Wirkung ausgeübt, daß sie sich persönlich zum Jungting- Thore von Peking begeben und die Rebellen aufgefordert habe, sich zu zerstreuen: sie habe aber keine Schritt« gethan, um Gewalt anzuwenden. Die Lage sei darum noch drohender als zuvor. Bei Quinsan, 40 englische Meilen von Shanghai, wurden drei kleine Dampfer von Chinesen genommen und ihr« Passagiere ausgeraubt.
Verantwortlicher Redakteur: W. Meter, Altensteig.
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