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Sonntag, 3. Juni

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Und sie kam wieder ins Land gezogen, die Pfingstzeit, dir lieblich-helle Zeit, in der der Mensch gern dar große Sorgen­kind Rechenbuch der Arbeit zukloppt und seinen Gedanken Urlaub girbt, sich einmal hinaufzuschwingen inr srohe Grün und dort zu lauschen, wie aller jubiliert, wie ein Freuen auS- Achi von jedem Zweig, ein leuchtender Frstglanz von jedem Sonnenstrahl. Ein ander Kleid hat sich die Natur onge- zogen. und die nimmer rastende hat gewebt und gewirkt Tag und Nacht, dir sie viele Millionen Pfingstkleider und Grüße gesertigt, die sie uns zuwerfen kann zum Angebinde. Die schöne Pfingstfeier hält unr ihr Wort, mag sie auch noch so lange von Launen und Nörgeleien der herben Jahres­zeit bedroht gewesen sein, wir können es zu Pfingsten er­schauen, daß nur wahr ist, war ewig ist. Neuen geistigen Ausschwung sür ein Erfassen unserer Tagesarbeit, frische Kraft zum Ringen und Kämpfen bringen unr die schönsten Wochen de- JahreS, und auch der Schwache und Bedrückte klammert sich an die Hoffnung, die ihm der Mairnschmuck bietet. Ein neuer Lenz, ein neuer Sommer, neue Saat und neue

Ernte, ein Jahr neuer Hoffnung und neuen Lebens!-

Ein neuer Jahrhundert, eine neue Zeit, ein neuer Geist der Zeit, so klangen stolze Worte. Sie flogen über die Erde, sie entfachten in manchem Menschen einen Freuden­rausch. Ewiger Friede wird uns im neuen Jahrhundert be- schiedrn, die neue Zeit hält sich fern von aller Zrrfleischung der Völker, der Geist der Zivilisation regiert. Es war Alle- mit einander Blendwerk, gerade da, wo mau die frommen Worte christlicher Lehre mit Vorliebe iw Munde führte, wo man im Namen der Nächstenliebe über den Erdball zu schreiten vorgab, zeigte es sich, daß in der Brust statt des klopfenden Herzen- ein Geldsack war, und der Goldhunger schuf lang« Wochen des ungerechtesten Krieges. Dar war ein Stück vom neuen Geist des zwanzigsten Jahrhunderts, öa- zeigt, wie unendlich Biel nock von allen Freunden d«S RechtS und der Wahrheit zu schaffen und zu erringen ist, um sagen zu können: Ja, auf Erden ist wirklich ein neuer Geist eingezogen.

Pfingsten! Wir feiern da- schöne Fest inmitten von ernsten, aber doch auch lohnenden Arbeitswochen, wir feiern «S freilich nicht ohne ernst« Gedanken für die Zukunft. Die wirtschaftlichen Kräfte sind in allen Ländern bis zum Höchsten angespannt, unter dem Einfluß von minder erfreulichen Zeit- erschrinungen modeln sich die Gemüter weiter und weiter. Der neu« Geist, welcher sich da eingestellt hat, konnte oft nicht befriedigen, hüten wir unS aber vor der schwereren Gefahr, daß unter leichtem Tageverdicnft und unter leichteren Gedanken die Lust zur tüchtigen Arbeit schwindet. Di« Jahre folgen einander, aber sie gleichen sich nicht, er ist ganz unwahrscheinlich, daß die übermäßige Anspannung aller Kräfte der Völker ewig bleibt. Die gewaltige Nachfrage wird ruhigeren Tagen Platz machen, die Hast, in gewaltigen Unternehmungen schnell Schätze zu erwerben, muß sich mindern. Gehen in solchen Zeiten di« Gedanken kreuz und quer, bleiben auch Tag« der Prüfung unvermeidlich. Deutsch­land ist ungemein hoch ewporgrstiegcn, sehen wir zu, daß wir in diesen Zeiten für andere zurücklegen.

Die Zeiten sind ganz andere geworden, Alte- zer­fällt, Neues kommt. Das Neue kommt sicher, aber wir wissen noch nicht, wie fest sein Fundament. Und unter allem Neuen wollen wir uns gerade den alten deutschen Geist wahren für die Tage des einstigen großen Völkrrpfingsten, dessen wir harren.

Freuen wir uns wieder der schönen Festtage, legen wir di« Sorgen deS Leben- ab und in diesem Sinne rufen wir allen werten Lesern zu:

Ei« fröhliches Pfingsten k

Ivirirtteirrbevsifeheir

* Stuttgart, 31. Mai. (121. Sitzung.) Dir Kammer setzte heute di« Beratung de- Entwurfes über die Ablösung der Real- gewemderechte fort und gelangt« ohne erhebliche Debatte «v ^ Annahme der Artikels 26. Nächste Sitzung morgen. Die Fraktion des Zentrums hatte bekanntlich «ine Inter- Pkllanon wegen der Verzögerung der Besetzung einer Stell« vkS UniversitätSkanzlerS in Tübingen eingebracht. Die Beantwortung wurde von der Regierung damals abgelrhnt. Das Zentrum hat nunmehr, nach Besetzung der Stelle, die «nsrage eingereicht, ob die Regierung gegenwärtig bereit Unr Frage zu beantworten. Ferner hat die Volk-Partei oie Anfrage eingebracht, ob di« Regierung für den Fall ^^rsinbringung der BerfaffungSrevision an den Er- ^unlegierten durch eine annähernd gleiche Anzahl ^"Abgeordneten und an der Wahl dieser Abgeordneten durch dl« Listen- und Berhältniswabl festhält.

L«i,de»ir«r<chi»iehteir.

Itensteig, 2 . Juni. Am letzten Mittwoch

fand

hier die FrühjahrS-Hauptkonfrrenz der Lehrer des Bezirks Nagold unter Vorsitz von Hrn. BezirkSschul- inspektor Pfarrer Schott statt. Die Konferenz wurde ein­geleitet durch «ine musikalische Aufführung in der Stadt- kirche, wobei Männerchöre und Solostücke für Orgel und Violine zum Vortrag kamen. Die gelungene Aufführung übte eine erhebende Wirkung aus. Nun folgte eine Lehr­probe mit der Obrrklasse der Volksschülrr über Sprachlehre und hieran reihte sich «ine Besprechung von Thesen, ent­worfen vom Hrn. Bezirksschulinspektor, über den biblischen Geschichtsunterricht. Der interessanten Verhandlung wohnte auch eine größere Anzahl Geistlicher der Bezirks an.

* Stuttgart, 1. Juni. Freiherr Oskar v. Münch ist, wie er derSchwäbischen Tagwacht" telegraphisch mit­teilt, verhaftet worden, um in die Irrenanstalt zu Winnenden «ingeliefert zu werden.

* Karlsruhe, 1. Juni. Heute mittag um halb zwei Uhr ging ein schwere-Gewitter mit Hagelsturm über Rastatt nieder. Der Sturm erfaßte in Karlsruhe da- noch nicht ganz fertig gestellte Baugerüst de- OberlandeSgerichtS am Hardtwald und riß er zusammen. Eine Anzahl Arbeiter waren noch auf dem Gerüst beschäftigt und zum Teil im Begriff, den Bau zu verlassen. Ein italienischer Arbeiter wurde von dem einstürzenden Gerüst erschlagen, drei Arbeiter wurden schwer und drei leichter verletzt. Der Riesenbau bildet nur noch ein Gewirr von Balken. Der Bau stand unter der Leitung des Bauunternehmers Stefan Hummel. Der Hagelschaden ist nach eingelaufenen Nachrichten be­sonder- zwischen Baden, OoS und Rastatt sehr groß.

* Baden-Baden, 1. Juni. Ein große- Unwetter mit Hagelschlag ist über unsere Gegend niedergegangen. Reben, Obst und Feldfrüchte sind vernichtet.

* Magdeburg, 1. Juni. Da mit dem heutigen Tag da- Zuckerkartell in Kraft tritt, zogen heute die Raffinerieen sämtliche Offert« auf dem Markt« zurück. Für die nächsten 12 Tage sollen kein« Verkäufe stattfinden. Dann setzt das Kartell dir Preise für das Inland fest.

sj Die Könitz er Mordthat macht die konservative Kreuzztg. zum Gegenstände einer Artikels, in dem sie u. a. erklärt, wo es sich um den Verdacht eines jüdischen Blut- mordeS handelt, komme nie etwas heraus. Soviel sie wisse, stehe «S geschichtlich fest, daß es nirgend und zu keiner Zeit gelungen ist, einen de- BlutmordeS Verdächtigen in einer jeden Zweifel auSschließenden Art zu überführen und zur Bestrafung zu bringen. Schließlich verlaufe sich alle- regel­mäßig im Sande und der Rest sei Schweigen. Allem An­scheine nach werde sich auch im Konitzer Falle nicht- Be­stimmter ergeben. An sich brauchte das nicht auffallend zu sein, denn heutzutage bleiben viele Mordthaten im Dunkeln und fchon die VerkehrSverhältnisse der Gegenwart reichen aus, um das zu erklären. Angesichts der vorliegenden Be- lastungrmomrnl« sei dar Konitzer Geheimnis nicht dazu an- gethan, die Blutmordlegende zu entkräften.

* Ein Sträfling de- Gefängnisses in Gommern hat einen neuen Feldkeffel für Soldaten erfunden. Der Mann erhielt Urlaub, um seine Erfindung dem preußischen Kriegs­minister vorlegen zu können. Für dar Patent fordert der Erfinder die Kleinigkeit von 150000 Mk.

Attrläsr-rfehes.

* Wien, 1. Juni. Bei einem Cercle, welchen der Kaiser in Budapest hielt, entspann sich zwischen dem Monar­chen und dem Delegierten Pacak folgendes Gespräch. Pacak nannte dir Tschechenein unglücklicher, verfolgte» Volk" und beschwor den Kaiser, das Sprachengesrtz nicht auf Grund de- Z 14 oktroyieren zu lassen,denn e- gebe kein Volk auf Gotte- Erdsboden, dem so große- Unrecht widerfahren sei, wie den Tschechen", da rief der Kaiser so laut, daß die Umstehenden es hören konnten:Das ist zu viel!" Später sagte der Monarch auf «ine Bemerkung Pacaks:Er ist ein« Schande, wie er im Reichrat zugeht, ich werde so etwas nicht zugeben!"

* Uebrr einen unerhörten Vorgang im PetrrSdom zu Rom machte «in deutscher Geistlicher dem Berichterstatter des Verl. Tagbl. Mitteilung. Während der jüngsten Pilger- empfange- stimmten die in der Minderheit befindlichen Deutschen ihre Kirchenlieder in deutscher Sprache an. So­fort begannen die französische« Pilger wie auf Kommando zu zischen, zu pfeifen und die Deutsche« in pöbelhafter Weise zu unterbrechen. Die wiederholten Versuche der Deutschen ihre Kirchenlieder zu singen, wurden in derselben Weise vereitelt. Dagegen durften die Franzosen ihre Hymnen singen, ohne im geringsten behelligt zu werden. Schließlich kam eS zu derartigen Auftritten, daß französische Geistliche einen deutschen Amtsbruder mitten in der PeterSkirch« ohr- feigten, war di« Deutschen im Interesse de» lieben Friedens

unbegreiflicher Weise Hinnahmen. Das Erscheinen d«S PapsteS machte den unwürdigen Vorgängen ein Ende. Wie es heißt, haben die Deutschen die Sache dem Vatikan mitgeteilt und eine strenge Untersuchung beantragt.

Paris, 1. Juni. (Senat.) Das Haus ist stark besetzt. Er herrscht große Unruhe. Auf der Tagesordnung steht die Verhandlung über die Vorlage betreffend di« Amnestie für die mit der Dreyfuß-Affaire zusammenhängenden Angelegenheiten. Chamageran bekämpft die Vorlage, da sie wohl zu achtende Rechte verletze. ES sei unmöglich, daß man namentlich P quart daran verhindern wolle, di« Wieder­gutmachung der Schädigung zu erlangen, die ihm wider­fahren sei. Da- einzig« Mittel, zur Beruhigung zu gelangen, sei, daraufhin zu arbeiten, daß die Wahrheit an-Licht komme. (Vereinzelter Beifall.)

^V. Brüssel, 1. Juni. Heute hat sich Prinz Albert von Belgien mit der Herzogin Elisabeth von Bayern verlobt.

(2 Prinz Viclor Napoleon gedenkt seinen langjährigen Verbannungsort Brüssel für immer zu verlassen.

* London, 1. Juni. Aus Colombo auf Ciylon wird derDaily Mail" vom 9. Mai berichtet, daß in dem 4368 Fuß hoch gelegenen sog.glücklichen Thal«" Diyatalawa auf Ceylon 50 eiserne Schuppen gebaut würden, die in 6 Woche» fertig sein sollten. Unosfiziell hieß rS, daß 6000 Buren dorlhin deportiert werden sollten. Der Kor­respondent erinnert daran, daß auf Ceylon bereits «in« größer« holländische Niederlassung von sogenannten Burghers, die ibre Nationalität bewahrt hätten, bestehe.

DFolkestone. Ein interessantes Flottenexperimeut wurde hier dieser Tage zur Ausführung gebracht. Das vor mehr als 20 Jahren gebaute altmodische britisch« Schlacht­schiffBrllrislk" wurde dem Feuer des Flaggenschiffes Majrstic vom Kanalgeschwader auSgesetzt und im Verlauf von 8i/z Minuten vollständig zerstört. Aus dieser geringen Widerstandsfähigkeit eine« Schiffes, das vielfach als typisch sür die englischen Schiffe älteren Bauer angesehen wird, ziehen die englischen Blätter verschieden« Lehren.Es ist einleuchtend," sagt die .Daily Mail/ daß auf Grund dieser Experimente das Holz aus allen unseren modernen Schiffen entfernt werden muß. W:r haben 16 Kriegsschiffe im Mittelmeer und im Kanal, die unter Bombenfeuer ebenso verbrennen würden, wie dieBellriSle"."

2 Da sich das norwegische Ministerium Steen weigert, die Ablehnung der Steuergesetze durch den Kron- prinzen-Regenten verfassungsmäßig gegenzuzeichnen, soll di« norwegisch« Abteilung des Staatsrats in Stockholm di« Gegenzeichnung vollziehen. Man nimmt aber an, daß da- Ministerium Steen eine solche Gegenzeichnung nicht aner­kennen und für Norwegen nicht bindend bezeichnen wird, wodurch die Krise noch mehr verschärft würde.

D Immer wieder brennen hohe und höchste Staats­beamte der Türkei durch, aber nicht mit vollen, sondern wegen zu leeren Kassen. So ist der Oberkommisiar der Pforte in Aegypten, Ahmed Mukhtar, nach Europaabge- reist". Er verlautet, Ahmed Mukhtar habe seinen Posten ohne Erlaubnis des Sultans verlassen, was im Mdiz- Palaispeinlich berührt" habe. ES scheint, daß derselbe wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Palais, sowie wegen großer GehaltSrückstände Aegypten verlassen habe.

* Tientsin, 30. Mai. Di« chinesischen Behörden verweigerten den russischen Truppen die Forts von Taku zu passieren.

Nachrichten vom südafrikanischen Kriege.

* Paris, 1. Juni. In einer Depesche der hiesigen Ausgabe dis New-Aorker Herold aus Pretoria von gestern heißt es : Di« Engländer sind heute morgen zurückgeschlageu worden, der Kampf dauert fort. Staatssekretär Reitz er­klärt«, man sei an einem der kritischsten Augenblicke der beiden Republiken angekomme». Präsident Krüger ist ruhig und entschlossen. Er erteilte Befehle an General LukaS, Meyer und andere Beamte; er scheint den Kampf bi- auf- äußerste fortsetzrn zu wollen. Der junge New-Iorker, Smith, überrichte dem Präsidenten Krüger eine Adresse mit 35 000 Unterschriften von amerikanischen Schulkindern.

* London, 1. Juni. Den Blättern wird aus Kap­stadt gemeldet: Die Verluste des Generals Rund!« im Kampfe bei Senekrl betragen 45 Tote und zahlreiche Ver­wundete.

London , 1. Juni. (Reutermeldung.) Die Abend­blätter veröffentlichen eine Depesche aus Kapstadt vom 31. Mai, derzufolge eine Anzahl Aufständischer eine kleine Ab­teilung englischer Truppen bei Douglas überfiel und 16 davon mit dem kommandierenden Oberst tötete.

* Pretoria, 31: Bon den Forts um Pretoria sind all« Truppen zurückgezogen.

Verantwortlicher Rckakleur: W. Rieker, Altmftetg.

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«m Montag erscheint kein Blatt. Die Donnerstags-Nummer wird wegen des Pfingstmarktes schon Dienstag adend a«sgege-e«.