Ob mit diesen Ueberschüssen die Forderungen der außerordentlichen Etats gedeckt sein würden, hängt davon ab, was die Marine-Verwaltung beansprucht und was ihr bewilligt wird. In Anknüpfung an diese Mitteilung wird noch bemerkt, daß nach Ver- sicherung an autoritativer Stelle die Schuldentilgung durch die Marineforderung kaum berührt würde.
* Von einem russischen Getreideausfuhrverbot ist seit geraumer Zeit bekanntlich mehrfach die Rede gewesen. Die nunmehr vollständig vorliegenden Ergebnisse der diesjährigen russischen Ernte lauten so ungünstig, daß mit dem Erlaß eines solchen Verbots allen Ernstes gerechnet werden muß. Rußlands Finanzminister hat bereits die Zählung aller Getreidevorräte angeordnet, und der Einfluß Wittes am Hofe in Petersburg, sowie seine Vorliebe für radikale Maßnahmen sind hinlänglich bekannt. Es heißt nun allerdings, daß die russische Regierung zunächst die bei den Händlern lagernden, von früheren Jahren herrührenden Getreide- Vorräte aufkaufen will, um sie an die am härtesten betroffenen Bauern zu verteilen. Damit dürfte aber der Notstand nur zum kleinsten Teile behoben werden. Unter den russisches Brotgetreide einführenden Ländern steht Deutschland bekanntlich an hervorragender Stelle. Die Folgen eines Verbots der russischen Getreideausfuhr würden sich also auch bei uns fühlbar machen, und das besonders nach einer Ernte wie der diesjährigen, die bekanntlich gleichfalls viel zu wünschen übrig läßt.
ss Die Unsitte, unmündige Kinder einzuschließen, forderte in Königsberg i. Pr. drei Menschenleben. In der Wohnung des Arbeiters Maurer brach Feuer aus, vermutlich durch Spielen mit Streichhölzern. Das älteste Kind, ein Knabe von fünf Jahren, rief bei der Heimkehr der Mutter kläglich um Hilfe, konnte nicht heraus und war halb erstickt, als man es befreite. Drei kleinere Kinder im Alter von vier Monaten, zwei und drei Jahren waren bereits tot.
* Köln, 7. Okt. Das Oberlandesgericht hat nunmehr dem Vater der jungen Dame, die jüngst auf öffentlicher Straße verhaftet und gewaltsam zum Polizeipräsidium gezerrt wurde, mitgeteilt, daß das Hauptverfahren gegen den betreffenden Schutzmann Kiefer wegen öffentlicher Beleidigung, Freiheitsberaubung und Körperverletzung im Amte eröffnet sei. Die Dame tritt als Nebenklägerin auf. Bekanntlich hatten zuerst der Staatsanwalt und der Oberstaatsanwalt den Antrag auf Strafverfolgung des Schutzmannes abschlägig beschiedeu. Gegen die Ablehnung war Beschwerde beim Oberlandesgericht erhoben worden, wie man sieht, mit Erfolg.
* Lorch a. Rh., 7. Okt. In fünf Weinbergen der hiesigen Gemarkung wurden Reblausherde entdeckt.
Vortrag des Hru. E. Lesser, Provinzialwauder- lehrer für Obstbau in Kiel, über das Thema: „Wie können wir die Obstbäume gegen Krebs schützen?"
(Schluß.)
A^Meine Operationen gingen nun dahin, durch Zufuhr von organischen Nährteilen (Kompost), aber auch von stark mit Mineraldünger, besonders Kalk, gesättigter Erde den Baum dahin zu bringen, gutes Holz zu treiben, und ich fand, daß der Baum infolge der Zufuhr gesunder Nahrung im. nächsten Frühjahre wunderschön austrieb. Der Trieb fing Mitte September an abzuschließen und kam bei allen Teilen der Krone zum Abschluß. Während bei anderen Bäumen, die ich verjüngt hatte, wo ich nur soviel Kalk hinzugegeben hatte, als durch Thomasphosphatmehl in die Erde gebracht worden war, im zweiten Jahre darauf die jungen Triebe von Frost oder Krebs nicht wieder angegriffen wurden, fiel mir bei diesem Baume auf, daß durchaus keine krebsige Stelle mehr zu finden war. Der Baum steht heute noch als kräftiger, gesunder und gleichmäßig tragender Baum da. Ich habe fast alljährlich Gelegenheit, weil ich immer wieder einmal dort hinkomme, den Baum zu sehen, und der Baum hat in der That bisher nicht wieder einen Krebsschaden gezeigt.
Das war für mich ein sehr interessanter Versuch. Bei der Abhaltung der Baumwärterkurse habe künftig immer die Bodenverjüngung gleich mit vorgenommen und durch eine gleichzeitige Kalkdüngung habe ich es in den meisten Fällen, wenn der Baum sich nicht schon in zu starker Erschöpfung befand, erreicht, daß ein vollkommen gesunder Trieb erzielt wurde. Nur in einem einzigen Falle hat dieses Mittel dabei seinen Dienst versagt; da ging der Baum nach der Verjüngung ein und das konnte ich nur darauf zurücksühren, daß der Baum sich bereits in einem solchen Schwächezustand befand, daß er auf die Verjüngung nicht mehr reagierte.
Auf Grund dieser meiner Erfahrung möchte ich
»««ländisch,».
sj Die Franzosen machen ganz enorme Anstrengungen zur Vergrößerung ihrer Kriegsflotte. Aus dem amtlichen Bericht ist zu entnehmen, daß für die Neubauten 102 Millionen gegen 85 im Vorjahre, für Ausbesserungen 301s Millionen gegen 26 vorgesehen sind. Das Marinebudget stellt sich danach noch ganz bedeutend höher, als es selbst die Regierung vorgesehen hatte.
* Im englischen Heere werden Versuche mit dem Bombenwerfen aus Luftballons gemacht. Diese Versuche zeigten, daß die von der Höhe geworfenen Bomben, was die Zerstörung von Gebäuden anbetraf, dieselbe Wirkung ansübten, als wenn sie- von der Erde aus geschleudert wurden. Die Versuche werden in größerem Maßstabe fortgesetzt.
* London, 7. Okt. Der Dampfer des Nordd. Lloyd „Kaiser Wilhelm der Große" ist gestern nachmittag 3 Uhr in Plymouth aus New-Dork angekommen. Die Fahrt von Sandy Hook nach dem Leuchtturm Eddystone dauerde 5 Tage 15 Stunden und zehn Minuten. Die Rekordzeit für Plymouth ist um neun Stunden kürzer als die beste Zeit des amerikanischen Dampfers Saint Louis zwischen New-Jork und Southampton. Die durchschnittliche Fahrt betrug 21,19 Knoten, die größte tägliche Strecke 519 Knoten.
* London, 7. Okt. Wie die „Times" von gestern aus Kapstadt meldet, hat Professor Dr. Kohlstock mit der Impfung zur Bekämpfung der Rinderpest große Erfolge erzielt.
* Konstantinopel, 8. Okt. Türkische Blätter melden, der Sultan habe infolge der Depeschen der muhammedanischen Kreter über die traurige Lage angesichts des nahenden Winters der Pforte befohlen, eine Note an die Mächte zu richten, in welcher dringend die baldige Regelung der Kretafrage verlangt wird.
* Aus Madrid wird gemeldet: Marschall Martine; Campos, der Vorgänger des Generals Weyler auf Cuba, wird in einem soeben eingetroffenen Briefe Weylers aufs schärfste angegriffen und für alle Fortschritte der Aufständischen verantwortlich gemacht. Martine; Campos will nicht antworten, sondern die Heimkehr des Weylers abwarten, um die Angelegenheit mit den Waffen auszutragen.
* Spaniens Lage ist eine sehr schlechte. Die Vereinigten Staaten drohen, den Aufständischen auf Kuba beizustehen, um diese wertvolle Insel Spanien zu entreißen. Der Aufstand kostet jeden Tag dem verarmten Spanien Millionen. Dazu kommt die haltlose Lage daheim. Ein Kind als König — ein Unglück. Frauenregiment — trotz der guten Eigenschaften der Regentin -- ein zweites Unglück. Zerrüttete Finanzen, ein drittes Unglück. Das Land zerfleischt
die Herren Baumschulbesitzer ganz besonders darauf aufmerksam machen, daß sie ja recht ausgiebig in ihren Baumschulen neben den allgemein üblichen Düngungen, namentlich neben Kompost und künstlicher Düngung, vom Kalk Gebrauch machen mögen. Es ist ja das auch eine bekannte Thatsache, daß für unsere Steinobstbäume der Kalk geradezu unentbehrlich ist, daß diese an Kalk gebunden sind, und es ist wunser- bar, wie gerade in Bezug auf die Fruchtbarkeit der Kalk wirkt. Wir sehen einen Baum, der stark mit Kalk gedüngt ist, weit schöner gefärbte Früchte liefern und eine erheblich größere Zahl von Früchten Hervorbringen, als einen Baum, der nicht mit Kalk gedüngt ist. Ich könnte Ihnen Zahlen dafür anführen, will dies aber unterlassen und Ihnen hier kein allgemeines Rezept vorschreiben, weil die Sache, je nach den Bodenverhältnissen, verschieden ist. Jedenfalls habe ich die Wahrnehmung machen können, daß, wenn mau bisher der Ansicht war, daß der Boden Kalk genug enthalte — der Schluß wurde daraus gezogen, daß die sonstigen landwirtschaftlichen Früchte immer gut gediehen und daß den Leuten vielleicht gesagt worden war: hier ist Kalk genug im Boden, Ihr braucht keinen hinzuzusetzen! — für den Obstbau thatsächlich Kalk nicht in genügender Masse vorhanden war.
Vor allen Dingen, meine Herren, wollen wir also gegen den Krebs arbeiten, aber wir wollen dabei nicht einseitig Vorgehen, sondern wir müssen die Ursachen immer im Auge behalten, die den Krebs veranlassen. Nun ist einerseits der Nahrungsüberfluß auch ein großer Fehler, aber andererseits auch der Nahrungsmangel, und sowohl der Nahrungsüberfluß als der Nahrungsmangel tragen erheblich zum Auftreten des Krebses bei. Wenn die Bäume einmal über zehn Jahre alt sind, dann können sie ruhig den Krebs haben, er thut ihnen dann nicht viel; aber in den ersten Jahren nach dem Pflanzen verzehrt er sie total, und wir haben daher Landleute, die vollständig die Lust verloren haben, noch Aepfelbäume auf ihrem Grund und Boden anzubauen. Die Birnbäume reagieren bei uns fast
von und bedroht mit Bürgerkriegen, das macht allein ein Dutzend. Kein Land ist von Anarchisten so drang- saliert worden wie Spanien. Selbst die Thaten der Nihilisten in der schrecklichsten Epoche sind unbedeutend im Vergleich zu denen der spanischen Anarchisten. Die Karlisten bilden eine ewige Bürgerkriegsgefahr und zwingen jede Regierung, mit ihnen ernsthaft zu rechnen. Wie lange schon auf den Philippinen, wie viel länger noch auf Kuba der Bürgerkrieg herrscht, und wie schwer es den spanischen Generalen fällt, den Aufstand dort wie hier niederzuwerfen, weiß man. Zu alledem kommt noch in diesem Moment eine Ministerkrise, herbeigeführt durch priesterliche Uebergriffe. Und würde die spanische Regierung den übermächtig gewordenen Einflüssen der Klerikalen entgegen treten, so würde ein weiteres Unglück entstehen: die offene Parteinahme der kirchlichen Machthaber für die Karlisten.
D Aus Brasilien wird gemeldet, daß die Stadt Canudos von den Regierungstruppen genommen und Conseilhero, der Führer der Fanatiker, gefangen ge- nommen worden ist.
Handel und Verkehr.
„Erlaube, ich kann Dir's auf einundzwanzig Rechnungen zeigen
Benmtwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
Die meisten Frauen klagen
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gar nicht auf Krebs; es sind nur einzelne Ausnahmen und besonders da, wo ein starker Eisengehalt im Boden ist, sehen wir auch Birnbäume vom Krebs heimgesucht.
Angesichts dieses Uebelftandes ist es bedauerlich, daß sowohl seitens der Landlente, wie seitens der Gärtner, noch immer nicht genügend darauf geachtet wird, eine rationelle Düngung bei den Obstbäumen vorzunehmen, wodurch am allerleicktesten diesem Uebel vorgebeugt wird, Ich glaube mit Bestimmtheit behaupten zu können, daß wir es durch rationelle Düngung der Obstbäume in der Hand haben, die Bäume soweit zu kräftigen, daß sie gegen diese Krankheitserscheinung sicher gestellt sind, und da sollten wir vor allen Dingen niemals vergessen, daß die Obstbäume ziemlich bedeutende Mengen von Mineraldüngerbrauchen.
Meine Behauptung geht dahin, daß wir als Mittel gegen den Krebs ganz besonders eine rationelle Düngung festhalten müssen und daß wir diese rationelle Düngung darin zu erblicken haben, daß nicht so viel Stickstoff, aber eine kräftige Kali-, Phosphorsäure- und Kalkdüngung gegeben wird. Der Stickstoff ist namentlich da, wo der Boden an und für sich üppig ist, geradezu zu verwerfen. Wir finden sehr häufig, daß die Bäume da am meisten leiden, wo die Leute trotz des reichen Stickstoffgehalts noch Jauche und stonstigen stickstoffreichen Dünger zusetzen und dabei ganz und gar vergessen, daß Kali, Phosphorsäure und Kalk viel notwendiger sind, die erst das richtige Gleichgewicht im Baum Herstellen sollen. Kein Baum wird dem Frost Widerstand leisten können — und wir sehen ja, daß aus den Schäden, die der Frost hervorruft, zum großen Teile der Krebs hervorgeht —, kein Baum wird dem Frost widerstehen können, sobald er einseitig ernährt wird. Es geht dem Baum genau so wie dem
unterliegen wir bei eintretender Kälte ungleich schneller den Einwirkungen des Frostes und erkälten uns viel leichter, als wenn wir uns möglichst gleichmäßig er-
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