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«bonuiert auswärts auf dieses Blatt bei de« Postämtern und Postboten.
^ Samstag, 18. SepLvr.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
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1887.
Amtliches.
Befördert wurde Etsenbahnassistent Höltzel in Hall zum Güterverwalter und Bahnhofkassier in Freudenstadt.
Landesnachrlchlsn.
* Altensteig, 16. Sept. In den letzten Tagen haben einige bemerkenswerte Liegenschaftsverkäufe stattgefunden. Das Gasthaus z. Schwanen mit Bierbrauerei und 6 Morgen Feldern ging um die Sunin e von 43 500 Mk. in den Besitz des Hrn. Armbrust er znm Löwen in Röthenbach, OA. Freudenstadt, über, und das Wohn- und Geschäftshaus des Hrn. Fritz Wucherer beim Kaufhaus erwarb sich für 18 300 Mk. Hr. Christian Krauß von Pfalzgrafenweiler. — An der Lokomotive des 6 Uhr-Zuges nach Nagold platzte heute morgen in der Nähe von Rohrdorf das Siederohr. Es mußte telegraphisch eine andere Maschine gerufen werden, welche den Zug vollends nach Nagold brachte. Es entstand eine erhebliche Verspätung. Der 9 Uhr-Zug traf mit wenigen Minuten Verspätung hier ein.
* Altensteig, 16. Sept. Die Auswanderung nach überseeischen Ländern ist sowohl in unserem engeren als weitere» Vaterlande mehr und mehr zurückgegangen und hat in diesem Jahr mit etwa 24 000 Personen, die über den Ozean reisten, den niedersten Stand erreicht. Stellt man dieser Zahl die Zahl der Amerikamüden gegenüber, die jährlich in die alte Heimat zurückkehren, so ergiebt sich nahezu ein Ausgleich des Ab- und Zugangs. Diese erfreuliche Thatsache spricht überzeugend dafür, daß bei uns geordnete Arbeitsverhältnisse bestehen und daß der Arbeitslustige nicht nur Arbeit findet, sondern sich eine auskömmliche Existenz sichern kann. Dabei sind die Anforderungen an den Einzelnen immer noch keine so hoch gespannten, wie in Amerika, wo die Jagd nach Geld, nach dem allmächtigen Dollar, wie uns erst dieser Tage ein Fabrikant aus dem Staate Ohio schrieb, höchst ungemütlich und aufreibend ist. Für uns auf dem platten Lande ist indes die Kehrseite des guten Geschäftsgangs in den Verkehrszentren, daß fast keine Dienstboten mehr zu bekommen sind, namentlich für landwirtschaftliche Verrichtungen ist das Beschaffen des Gesindes äußerst erschwert. Trotzdem nun der Strom der Leute vom Land in die Großstädte geht,
streckt doch die Industrie ihre Arme auf die Landorte aus und sucht durch Gründung von Filialen Arbeitspersonal heranzuziehen. So betreibt seit Neujahr eine Pforzheimer Bijouteriefabrik im Schiff hier die Anfertigung von Ketten. Auch hier bietet sich viele Arbeitsgelegenheit und zwar eine recht lohnende, sollen doch z. B. einzelne gewandte kaum der Schule entwachsene junge Leute bei llstündiger Arbeitszeit 8 bis 9 Mk. pro Woche verdienen. Manche Mark fließt dabei in die Tasche des kleinen Mannes, die er früher entbehren mußte, und derselbe ist durch die Arbeits- und Verdienstgelegenheit seiner Familienmitglieder auch dadurch besonders befriedigt, weil sie die freie Zeit im Haushalt nützlich verwenden können. Statt der Nickel-Groschen, die in der „guten alten Zeit" verdient wurden, bekommt der Arbeitnehmer für die gleiche Leistung heutzutage „Silber-Märkle".
— Der mit bedeutenden Kosten vom badischen und württemb. Schwarzwaldverein massiv aus Stein neu erstellte Hohlohturm soll am kommenden Sonntag feierlich eingeweiht werden. Auf den Vorschlag des Großherzogs von Baden erhält er den Namen „Kaiser Wilhelm-Turm." Den zahlreichen Wanderern vom Enz- in's Murgthal wird dieser schöne Ersatz des früheren Holzgerüsts sehr willkommen sein, denn die nur von einem Hochstand aus zu genießende Aussicht vom Hohloh ist geradezu paradiesisch. Für halbwegs rüstige Fußgänger ist ein Gang von hier dorthin äußerst lohnend, natürlich nur bei ordentlichem Wetter. Ja das Wetter! Es wird auch bei der auf 26. ds. Mts. geplanten Zusammenkunft des hiesigen Schwarzwald- Vereins mit dem Stuttgarter auf dem Köhlenberg die Hauptrolle spielen. Ist denn die Räue immer noch nicht h'unten?
* (Kritische Tage.) Nach der Theorie von Rudolf Falb stehen uns für das laufende Jahr noch folgende kritische Tage in Aussicht: 1. Ordnung: 26. September, 25. Oktober, 24. November; 2. Ordnung: 10. Oktober, 23. Dezember; 3. Ordnung: 9. November, 9. Dezember.
Bern eck, 16. Febr. Der Bericht über die Verpachtung des Frhrl- von Gültlingen'schen Fischwassers in Nr. 142 d. Bl. ist dahin richtig zu stellen, daß Herr Christian Gropp, Wildbret- und Fischhändler von Pforzheim für das gutsherrl. Fischwasser das höchste Gebot von 725 Mk. gemacht hat. Zugeschlagen wurde dasselbe den einheimischen Fischern Johannes
Wurster von hier und Lorenz Luzin Altensteig um zus. 720 Mark. Solrv.
* Schwarzenberg, 13. Sept. Am 10. Sept.
wurde die neue, von Herrn Privatier Gottl. Klumpp in Gernsbach für seine Heimatgemeinde Schwarzenberg gestiftete Orgel vom staatlichen Revidenten, Herrn Oberlehrer Hegele in Nagold, übernommen und in meisterhafter Weise vorgeführt. Die Orgel wurde von der Firma Goll in Kirchheim u. T. um den Preis von 3408 Mk. geliefert. Sie hat Röhrenpneumatik mit Kegelladen, 3 Koppeln, 11 Registerzügen und 3 Druckknöpfe. Das Gehäuse ist sauber und in gothi- schem Stil gearbeitet. Die ganze Orgel, sowohl in ihrer reichen Auswahl von Registermischungen als im Gesamtwerk, wirkt schön, das ganze Werk würdig, glänzend, das Gotteshaus füllend. Das Werk gereicht dem Erbauer zur Ehre, ist aber auch zugleich ein schönes Denkmal der hochherzigen Gesinnung des edlen Stifters. (Gr.)
* Calw, 15. Septbr. In letzter Nacht VZ2 Uhr
wurde in der Küche der Bahnhofrestauration emge- brochen. Der Dieb hatte mit einem Zweispitz das Fenstergitter zur Küche herausgebrochen und war auf der Wendeltreppe zum Büffet in die Restauration gedrungen. Dort scheint er zunächst nach dem Inhalt der Kasse geforscht zu haben, da er sich aber hiezu eines Lichtes bediente, wurde er vom Wächter des Bahnhofs, Schnaufer, bemerkt und von diesem und einem dazugekommenen Heizer in seiner Thätigkeit gestört. Er flüchtete durch das Küchenfenster und lief dem Krappen zu, konnte aber von den Verfolgern nicht mehr eingeholt werden. Der zurückgelassene Zweispitz und ein Stemmeisen tragen den Namen des Eigentümers, Maurermeister Gehring, ein gleichfalls aufgefundenes Messer soll aus der Linde stammen. Außer einem Stück Kalbfleisch, das sich der Dieb bei der Flucht angeeignet hat, wird nichts vermißt; die schönen Gansviertele und andere Delikatessen mußte er im Stiche lassen. — Heute morgen fand auch Brauereibesitzer Schechinger seinen Keller an der Straße nach Teinach erbrochen, woselbst der Thäter aber nichts Mitnehmbares gefunden hat. (C. W.)
* Calw, 16. Sept. Für unsere Freiwillige Feuerwehr wurde eine mechanische Leiter von Lieb in Biberach mit einem Aufwands von 1500 Mk. ange-
Von dem ersten Schlag und Streich Fällt «in großer Bauin nicht gleich.. Was auf einmal nicht gelingt,
Zeit und Fleiß zu Wege bringt.
Die bürgerliche Harrte.
Novelle von Doris Freiin v. Spättgen.
(Fortsetzung.)
Ob Baron Hayden den Sinn dieser Worte verstanden hatte? Wie gebannt starrte er noch immer in das völlig unbefangen zu ihm aufschauende Gesicht.
Man war bereits aus der Sprudelhalle getreten, und als sie dem Begleiter über seine sichtbare Verlegenheit hinweghelfen wollte, eilte Frau Professor Holstedt zu der ersten besten Verkaufshalle und erstand ein neues Glas, worauf beide nach dem Sprudel zurückkehrten.
* *
*
Heute nahm Baron Hayden seinen Morgenkaffee nicht mehr so allein und „weltvergessen" vor dem „Elefanten" ein. Die beiden Damen leisteten ihm Gesellschaft, und wenn auch das leidende alte Fräulein nicht viel zur Unterhaltung beitrug, so blieb diese doch Wunderbar im Fluß.
Bei aller Lebhaftigkeit des Erzählens und der offen gezeigten Freude über das Wiedersehen mit dem einstigen Jugendgeliebten lag doch eine so vornehme Würde, eine so edle, fast mädchenhafte Zurückhaltung im ganzen Wesen der schönen Frau, daß Hayden fort
und fort in Bewunderung und Entzücken zu ihr hinüber schaute.
Waren jene einundzwanzig Jahre nur ein Traum gewesen, oder befand er sich selbst in einem an Trunkenheit grenzenden Zustande?
Er, der alternde Mann, der Vater erwachsener Kinder, saß hier mit wildpochendem Herzen und hochwogender Brust, wie ein Jüngling im ersten Liebes- rausche. Aber Baron Hayden befaßte sich nicht lange mit dergleichen quälenden Gedanken. — Sie — Ella, war da, hier bei ihm, und das genügte, ihn über alle Erdensorgen hinwegzuheben und Vergangenheit und Gegenwart völlig vergessen zu machen.
Wie einem alten treuen Freunde hatte sie ihm über ihre Lebensschicksale Bericht erstattet, daß sie mit siebenundzwanzig Jahren, nach dem Tode beider Eltern, verlassen und verwaist in der Welt gestanden und der Barmherzigkeit reicher Verwandten anheimgefallen wäre. Da habe Holstedt, ein gereifter, weltkluger Mann, der in dem letzten Wohnorte ihres Vaters als Univer- sitätsprofesfor der alten Geschichte fungierte, sich ihr mit der schüchternen Frage genaht, ob sie seine Gattin werden und sein einsames Haus als das ihrige ansehen wolle. Kindlich dankbare Gefühl im Herzen, hatte sie zu dem edlen Freunde aufgeblickt und war ihm, als er später den Ruf nach Tübingen erhalten, in die Ferne gefolgt, mit dem festen Vorsätze, ihm ein hingegebenes, treues Weib zu sein.
Allein nur acht Jahre war es Professor Holstedt beschicken gewesen, an ihrer Seite zu leben. Abermals verlassen, doch dank seiner Fürsorge als Erbin
seines Vermögens blieb sie zurück und bat, um nicht ganz allein zu stehen, seine kränkliche Schwester Marie, in ihr Haus zu ziehen. Fortan hatte sie sich deren Pflege und auch ihrem eigenen Talent zur Malerei gewidmet.
Schlicht und einfach erzählte sie das alles, ohne dabei im mindesten der einstigen Beziehungen zu demjenigen zu erwähnen, der ihr hier gegenüber saß.
Mit großem Interesse lauschte sie dagegen Baron Haydens Berichten. In knapper, beinahe schroffer Weise erzählte er von der überraschenden Wendung seiner Verhältnisse, seiner Heirat und seinen Kindern, ja, man hätte glauben können, es berühre ihn peinlich, der einstigen Geliebten gegenüber von solchen Dingen zu sprechen.
Aber die kluge Frau ließ sich dadurch nicht ab- schrecken. Wiederholt fragte sie nach seinem Töchterlein und war von deren Photographie, die der Papa in der Brusttasche trug, wahrhaft entzückt. Als Baron Hayden gegen Mittag sein stilles Zimmer aufsuchte, war ihm zu Mute, als sei er selbst und alles um ihn herum verwandelt.
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Wie im Fluge vergingen Baron Hayden die nächsten Wochen, und fast bedrückten Gemüts sah er den Termin feiner Abreise immer näher Heranrücken. Von früh bis spät erblickte man ihn m Gesellschaft der beiden Damen.
Auch Frau Professor Holstedt sprach bereits von Heimkehr, aber weder ihre schönen Züge, noch die unverändert strahlenden braunen Augen verrieten im