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Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 ^ die lspalt«Zeile

1897.

Amtliches.

Verliehen wurde der Titel eines Oberförsters dem Wald­inspektor Bischer in Freudenstadt.

8arr-»S«achrichtirr.

* Alten steig, 7. Aug. Wie in den Vorjahren ist auch aus Anlaß des diesjährigen Herbstes eine be­deutende Steigerung des Güterverkehrs in Aussicht zu nehmen. Zur Bewältigung dieses Verkehrs sind von der Eisenbahnverwaltung umfassende Maßnahmen (Er­weiterung der Bahnanlagen, Vermehrung der Arbeits­kräfte sowie der Betriebsmittel und Züge u. s. w.) getroffen worden. Die Bestrebungen der Eisenbahn­verwaltung nach thunlichst rascher und ungestörter Ab­wicklung des Verkehrs können wesentlich gefördert werden, wenn die Empfänger und Versender von Roh­materialien, insbesondere von Kohlen und Koks, diese Transporte schon jetzt und nicht erst während des stärksten Herbstverkehrs bewirken und wenn die Ver­sender und Empfänger von Wagenladungsgütern auf eine möglichst rasche Be- und Entlastung der Güter­wagen bedacht sind, damit von einer Kürzung der Lade­fristen womöglich abgesehen werden kann.

* Alten steig, 7. Aug. (Allerlei.) In Nagold ist am Donnerstag der in der „Traube" daselbst bedienstete 38 Jahre alte Knecht Gottlieb Schneider gestorben. Derselbe quetschte sich vor einigen Tagen einen Finger; nachdem die Wunde schon zu­geheilt war, trat Krampf ein, was den Tod des Be­dauernswerten herbeiführte. — Nach amtlicher Zählung beträgt die Zahl der gegenwärtig in Freuden st ad t weilenden Kurgäste 1032 (i. I. 1896 um dieselbe Zeit 802, i. I. 1895 702). — JnOberkollbach begehen am kommenden Sonntag die Eheleute Joh. Gg. Kusterer und Katharina, geb. Nothacker, die Feier ihrer goldenen Hochzeit. Beide Ehegatten sind noch sehr rüstig und gesund.

* Nagold, 5. August. Am vergangenen Freitag nachmittag fand hier die Schlußprüsnng des Owöchigen Kurses für Arbeitslehrerinnen statt, wobei Lehrenden wie Lernenden seitens des Bez.-Schul-Jnsp. Stadt- Pfarrer Dieterle die Anerkennung für die Leistungen ausgedrückt wurde. Die 11 Teilnehmerinnen am Kurs erhielten von der Amtskorporation je einen Beitrag von 10 Mk. zuerkannt.

* Calw, 7. Aug. Gestern vormittag 10 Uhr er­trank der 15jähr. Bäckerlehrling Wilhelm Gall in der Nagold. Gall ist von Zavelstein gebürtig und seit 14 Ta­gen bei Bäckermstr. Schaible in der Lehre. Er wollte, als er Brotwaren in die Staelin'schen Fabrik gebracht hatte, an der sog. Oelenderlesbrücke ein Bad nehmen, da an dieser Stelle das Wasser sehr tief ist und Gall dies nicht gewußt hatte, ertrank er sofort; rasch herbeieilende Leute hörten nur noch die verzweifelten Hilferufe des Unglücklichen. Erst nach 2stündigem Suchen konnte die Leiche geborgen werden.

* In Kohlersthal, Gemeinde Altbulach, Ober­

amt Calw, ist am Sonntag den 1. ds. Mts. vormittags etwa um 10 Uhr in dem Wohnhause des Bauern Johannes Ohngemach ein Brand ausgebrochen, der durch rechtzeitige Entdeckung noch ohne größeren Schaden gelöscht werden konnte. Am Montag den 2. morgens etwa um Vs9 Uhr brach in dem Gasthaus zum Schiff in der Küche des zweiten Stockwerks ein weiterer Brand aus. Der Brand wurde eben gelöscht, als schon wieder Feuerlärm gemacht wurde. Diesmal brannte die Scheuer des Gastwirts Paule ab. Während dieser sich an den Löscharbeiten beteiligte, drang Rauch aus den Fenstern seines Gastsaales im Wohnhaus. Als man dahin eilte, stand ein in diesem Saale befindliches Bett in Flammen. Das Feuer war kaum gelöscht, als bereits in dem Schlafzimmer des untern Stockwerks ein weiterer Brand ausgebrochen war. Am 3. wurde die der Brandstiftung dringend verdächtige 16 Jahre alte Tochter des Paule verhaftet und nach Calw ein­geliefert. (St.-A.)

8 G öpp in gen, 5. August. Die Plenarversamm­

lung des württ. Volksschullehrer-Vereins, die am Dienstag nachmittag mit einer Ausschußsitzung ihren Anfang genommen hatte, wurde gestern durch mehr privaten Charakter tragende Verhandlungen des Unterstützungsvereins und der Delegierten fortgesetzt. Heute früh 8 Uhr tagte der Naturkunden - Verein sind um 10 Uhr begann die Hauptversammlung in der Turnhalle, die von ca. 1100 Lehrern besucbt war. Namens der Stadt begrüßte die Versammlung Stadt­schultheiß Allinger, namens des Bezirkslehrer-Vereins Merkle-Göppingen. Auch Oberamtmann Dr. Schön­mann entbot der Versammlung seinen Gruß. Nach einem Einleitungsvortrag des Vorsitzenden Honold- Langenau wurde mit der Beratung der vom Mittel­schullehrer Frank-Schwaigern aufgestellten und mit großer Gewandheit vertretenen Thesen über die Vorbildung der Volksschullehrer begonnen. Die Debatte, in der namentlich die Art der religiösen Bildung durch die Seminare scharf kritisiert wurde, währte bis gegen 2 Uhr und endete mit der Annahme der wenig ver­änderten Thesen. Das nun folgende Referat von Kübler-Crailsheim über die Lehrerinnenfrage mußte der vorgerückten Stunde wegen abgebrochen und das 3. Referat über die Schulbibel ganz zurückgestellt werden. Von nachmittags 5 Uhr ab ist gesellige Unterhaltung in den „12 Aposteln". Morgen findet ein Ausflug auf den Hohenstaufen und die Besichtigung mehrerer gewerblicher Etablissements statt. Die Stadt prangt seit gestern in reichem Flaggenschmuck.

* Ehingen, 5. August. Beim Aufarbeiten einer Holzbeuge am südlichen Waldrande fanden gestern früh Holzmacher ein ganzes Nest Kreuzottern und Kupfer­nattern (junge Kreuzottern). Der Hund eines vorbei­fahrenden Fuhrmanns stürzte sich wütend auf die Rep­tilien, wurde aber bös zugerichtet, so daß er — bis die letzte der fliehenden Schlangen erschlagen war — nur noch schwache Lebenszeichen von sich gab und auf der Stelle vollends getötet werden mußte. Der Hund war am ganzen Körper zu einer unförmlichen Masse angeschwollen; es muß demnach dieses Schlangengift mit schrecklicher Schnelligkeit gewirkt haben.

* (Verschiedenes.) In Sattelbach, Gem. Kappel, fiel das 1^2 Jahre alte Kind des Metzgers Josef Roth in einem unbewachten Augenblick in eine Güllengrube und ertrank. — Einige Personen aus S ch ö rz in gen fanden im Walde unweit des Orts den 75 Jahre alten Maurer Johannes Bayer von dort am Boden sitzend und über Herzklopfen klagend; sie nahmen aber keine besondere Notiz davon und verließen den Mann, der abends nicht zurückkehrte und tags darauf tot im Walde gefunden wurde. — Auf dem Bahnhof in Heilbronn wurde dem Ankuppler Förch beim Rangieren am Hasengeleise der rechte Fuß abgefahren.

* Thungersheim (Unterfranken), 5. Aug. In Duttenbrunn bei Karlsstadt sind 97 Häuser und Scheunen abgebrannt.

* Berlin, 6. Aug. Der Kaiser hat der Erb­prinzessin von Sachsen-Memingen aus seiner Privat­schatulle 5000 Mk. überwiesen für die Sammlung des vaterländischen Frauenvereins zum Besten der durch das Hochwasser Geschädigten.

* Tra utenau, 3. Äug. Ganz Trautenau spricht von Dr. Maly. Einstimmig ist das Urteil aller, daß ein größerer Heldenmut noch selten bewiesen worden ist, als vom Gerichtsadjunkten Dr. Maly, der unter eigener, andauernder Lebensgefahr 32 Menschen vom sicheren Tode errettete. Von Trautenauer Feuer­wehrleuten angeseilt, stürzte er sich in die tobenden Fluten. In demHause, dessen Zusammensturz alleAugen- blicke drohte, lud er eine Person auf seinen Nacken, nahm in jede Hand ein Kind und erkämpfte sich den Rückweg. Kurze Zeit darauf sank krachend das Haus zusammsn.

ArrSlarrdisch-A.

* Wien, 5. Aug. Unter dem Vorsitze des Kaisers fand heute in Anwesenheit sämtlicher Minister ein

Kronrat statt, in dem Maßnahmen zu einer allgemeinen Unterstützung der durch Hochwasser Beschädigten be­schlossen wurden.

* Wien, 5. Aug. Nach einer Meldung der Polit. Korrespondenz aus Konstantinopel haben die einzelnen Artikel des Präliminarvertrages folgenden Inhalt: Artikel 1 Feststellung der Grenze, Art. 2 Kriegsent­schädigung (4 Mill. türk. Pfd.) und Finanzkontrolle derMäckte bezügl. der alten und neuen Schulden Griechen­lands, Art. 3 Kapitulationen, Art. 4 definitiver Friedens­schluß, Art. 5 Anführung dreier Spezialkonventionen, Art. 6 Modus der Räumung Thessaliens sowie Auf­rechterhaltung der Okkupation gewisser Gebietsteile bis zur erfolgten Bezahlung der Kriegsentschädigung (über eine ratenweise Zahlung enthalten weder Ärt. 2 noch 6 irgend welche Bestimmung), Art. 7 Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen, Art. 8Schutz hellenischer Unterthanen, Art. 9 Schiedsgericht bei Differenzen während der Spezialverhandlungen, Art. 10 Vorbehalt der Pforte in Betreff der Regelung der Konvention von 1881. Der Schlußartikel stellt den Termin und die Genehmigung des Vertrags von Seiten der Pforte fest.

* Brüssel, 5. Aug. England und Canada gewäh­ren Belgien unerwartet günstige Handelsbedingungen. Englands Aktion scheint sich ausschließlich gegen Deutsch­land zu richten.

* London, 5. August. Im Unterhaus erklärte der erste Lord der Admiralität Goschen, daß die Ge­samtzahl der in den kretischen Gewässern versammelten europäischen Kriegsschiffe 32 betrage. Von diesen seien 5 englische. Die Admirale hätten beschlossen, die tür­kischen Kriegsschiffe in die Bai von Kandia nicht zuzu­lassen und hätten hiervon die türkische Regierung be­nachrichtigt. Die englische Regierung habe den Beschluß der Admirale nicht gemißbilligt.

* London, 6. Aug. Die „Morning Post" sagt in Besprechung der Reise Kaiser Wilhelms nach Rußland im Hinweis auf die Möglichkeit eines Uebereinkommens zwischen Deutschland, Rußland und Frankreich: Wenn diese Mächte einander gegenseitig unterstützen, müsse die britische Extension (Ausdehnung) aufhören und die Kontraktion (Einschränkung) beginnen. Es sei daher ratsam, alles zu vermeiden, was möglicherweise eine solche Kombination begünstigen würde. Der Traum einer Reichszollunion, welche den Zollkrieg mit diesen Mächten in sich schlöffe, sei deshalb im höchsten Grade inopportun. (Das ist wenigstens ein vernünftiges Wort.)

* Petersburg, 6. Aug. Die „Charlotte" kam vom Reval auf der Reede von Kronstadt an und dampfte nach dem Wechsel der üblichen Salutschüsse nach Petersburg weiter, wo sie um 9 Uhr abends ankam und an der Nikolaibrücke vor Anker ging.

* Konstantinopel, 5. Aug. Die Botschafter verwarfen das türkische Verlangen auf Zahlung der ersten Kriegsentschädigungsrate zwei Wochen nach dem Abschluß des Vorfriedens und Besetzung der Linie Dalabada-Trikkala-Karadagh-Volo bis zu diesem Termin. Dagegen wurde der Türkei der Besitz Volos bis zur ersten Zahlung zugestanden.

Handel und Verkehr.

* Bondorf, 6. August. Die Getreideernte geht mit dieser Woche zu Ende; sie war durch gutes Wetter begünstigt. Der Dinkel stand hie und da etwas dünn; Aehren und Körner sind aber vollkommen ausgewachsen und besser ausgefallen, als man bei der schnellen Reife erwartet hat. Frühhaber steht sehr schön, während der andere etwas kurz geblieben ist. Die Gerstenernte be­friedigt vollkommen. Den Hackstüchten und Futterge­wächsen fehlt es an Regen. Der Oehmdertrag fällt gering aus, da manche Wiesen fast ganz ausgebrannt sind. Die Hopfenpflanze zeigt teilweise einen recht schönen Stand. Obst giebt es viel mehr, als man im Frühjahr glaubte, namentlich sind manche Birnbäume so beladen, daß sie jetzt schon gestützt werden müssen.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.