Beilage zu

Aus den Tannen.

ZMensteig, Samstag den 5. Juni 1897.

Württsrrrbergisch er Landtag

^ Kammer der Abgeordneten.

( * Stuttgart. 29. Mai. (140. Sitzung.) Tages-

( ordnung: Etat der Verkehrsanstalten. Der Präsident i eröffnet die Sitzung um 9^ Uhr. Haußmann- Balingen begründet unter verschiedenen Ausfällen gegen den Abg. Frhr. v. Wöllwarth den Antrag Haußmann- Sachs betr. gesetzliche Festlegung der Maximalbeträge für Personen- und Gütertarife. Redner bemerkt dann, daß Herr v. Geß immer einer dem Standpunkt des Herrn Sachs entgegengesetzten Ansicht sei. Es scheine ihm Herr v. Geß bemüht zu sein, das europäische Gleichgewicht innerhalb der deutschen Partei aufrecht zu erhalten. (Heiterkeit.) Rembold stellt namens des Zentrums den Antrag auf Kommissionsberatung. Die beiden Führer der deutschen Partei könnten sich dann zusammenfinden. Sachs steht noch auf dem Boden des Antrags. Frhr. v. Gültlingen wird für die Kommissionsverweisung stimmen. Staatsrecht­lich sei die Frage der gesetzlichen Festlegung der Tarife nicht so einfach. Die Bestimmungen der Reichsver­fassung kommen hiebei in Betracht. Redner sieht nicht ein, weshalb dann nicht auch die Post- und Telegraphen­tarife gesetzlich festgelegt werden sollen. Frhr. v. Wöllwarth erwidert dem Abg. Haußmann. Eine fortwährende Aenderung des Tarifs sei nicht zu um­gehen, die wirtschaftlichen Verhältnisse stehen nicht still wie die Volkspartei, das würde der Abg. Haußmann verstehen, wenn er ein Geschäftsmann wäre. Redner geht sodann auf mehrere Tarif-Einzelheiten ein. Vize­präsident Dr. Kiene: Die Ziff. 2 des Haußmann- Sachs'schen Antrags sei nichts anderes, als was er in feinem Bericht verlangt habe. Herr Haußmann habe seine Ansicht bekämpft, jetzt beantrage er nichts anderes als was er (Redner) gewollt habe. G e ß polemisiert gegen den Abg. Haußmann. Ministerpräsident Frhr. v. Mittnacht empfiehlt eine Resolution des Inhalts, die ständische Mitwirkung an der Tariffestsetzung zu erweitern. Die gesetzliche Festlegung habe staatsrecht­liche Bedenken, es wäre besser, wenn diese Seite der Sache zurücktreten würde. Auf dem von ihm vorge­schlagenen Wege werde das erstrebte Ziel besser er­reicht. Den Antrag Ziff. 2 könnte er empfehlen, nur darf nicht jede minimale Tarifänderung darunter ver­standen werden. Der Antrag solle vom Eisenbahnetat losgelöst werden, er habe ja auch eine allgemeine Be­deutung. Ha ußm an n-Balingen ist bereit der letzten Anregung des Ministers zu folgen und mit dem Abg. Sachs einen neuen Antrag einzubringen. Der ursprüngliche Antrag wird zurückgezogen, ein neuer Antrag Haußmann und Sachs, welcher allgemein die Mitwirkung der Stände fordert, eingebracht und an­genommen. Titel 35, verschiedene Einnahme­positionen. werden nach dem Antrag des Berichterstatters genehmigt. Zu Titel 6. verschiedene Einnahmen. Die Einnahmen aus der Vermietung von Wandflächen der Bahnstationen und aus den Bahnhofautomaten sollen nach dem Regierungsentwurf der Unterstützungs- kasie bezw. Zuschußkasse der Eisenbahnbediensteten zu­fließen. Berichterstatter Vizepräsident Dr. Kiene be­antragt dies nicht zu thun, da diese Posten sonst nicht mehr im Etat laufen. Man könne diesen Kassen in anderer Weise einen etwa notwendigen Beitrag geben. Sachs ist mit dem Vorredner einverstanden. Ministerpräsident v. Mittnacht: Die Automaten seien wesentlich vermindert worden und Klagen nicht mehr eingekommen» Redner geht dann auf die Auf­gaben der genannten Kassen ein, die einen Zuschuß brauchen. Den Arbeitern würde damit ein großer Dienst erwiesen werden. Die Beiträge könnten ja trotzdem im Etat avfgenommen werden. Vizepräsident Dr. Kiene beantragt, die Bereitwilligkeit auszusprechen, 30 000 Mk. Beiträge für die genannten Kassen, wenn notwendig zu bewilligen. H außm a nn-Balingen schließt sich dem Antrag an. Titel 6,Verschiedene Einnahmen," wird nach dem Kommissionsantrag an­genommen. ebenso der Antrag Kiene. Vizepräsident Dr. Kiene berichtet sodann über die Eingabe der Gasthofbesitzer in Stuttgart, welche für die Hoteldiener freien Zutritt zum hiesigen Bahnhof verlangen. Die Kommission giebt der Regierung zu erwägen, ob nicht ermäßigte Jahreskarten für die Hoteldiener gewährt werden können. Das Haus beschließt demgemäß.

Eine Reihe von Positionen werden hierauf, den Kom- mifsionsanträgen entsprechend, genehmigt. Vizepräsident Dr. Kiene: Man solle nicht zu schnell mit der Ver­wandlung von Stationen in Haltestellen Vorgehen. Ministerpräsident Frhr. von Mittnacht bemerkt demgegenüber, daß das nicht geschehe. Schrempf bittet, bei der Besetzung der Porlierstellen recht vor­sichtig zu sein. Die Portiers werden oft mit Fragen überhäuft und es sollten deshalb höfliche und gewandte Leute sein, lieber eine Petition der Wagenwärter, ihren Standpunkt zu nehmen, wo sie es für gut finden, geht das Hans zur Tagesordnung über. Vizepräsident Dr. Kiene führt aus, daß das Sache der Verwal­tung sei. Eine Petition der Güterschaffner und Bremser betr. verschiedene Wünsche (Kautionsherabsetzung u. s. w.) wird zur Kenntnisnahme übergeben. Henning wünscht, daß den Lokomotivführern nicht Lokomotiven verschiedener Konstruktion zur Bedienung gegeben werden. Präsident v. Balz: Man könne dies nicht immer vermeiden, man müßte dann viel mehr Loko­motiven haben. Ueber die Petition der Haltestelle- Vorsteher und Gehaltsverbefferung wird zur Tagesord­nung übergegangen nach eingehendem Vortrag des Bericht­erstatters, trotzdem der Abg. Sachs für Uebergabe zur Erwägung spricht. Rembold bringt zur Sprache, daß bei Anstellungen von Bahn- und Weichenwärtern nicht nach dem Dienstalter Verfahren werde. Präsident v. Balz: Eine ungleichmäßige Behandlung der Hilfs­wärter wird möglichst vermieden. Nachdem noch Titel 22 Zulagen" genehmigt worden, teilt Abg. Rembold die Gründe mit, weshalb das Referat in Sachen der Bebenhauser Konvention noch nicht erstattet sei.

* Stuttgart, 1. Juni. (141. Sitzung.) Tages­ordnung: Etat der Verkehrsanstalten. Der Präsi­dent eröffnet die Sitzung um Uhr. Nach einer Bemerkung des Abgeordneten Haußmann betr. die verzögerte Berichterstattung in Sachen der Beben- hausener Konvention und kurzer Erwiderung des Abg. Rembold tritt das Haus in die Tagesordnung ein. Titel 23, Tagegelder je 910000 Mk. Der Bericht­erstatter begründet den Kommissionsantrag, die Ein­gabe der Regierung zur Kenntnisnahme zu übergeben. Derselbe wird angenommen. Titel 24, Tag- und Akkordlöhne je 2^2 Millionen. Zu diesem Titel wird die Petition um Verbesserung der Dienstverhältnisse der Ladmeister durch Anstellung auf Kündigung be­handelt. Die Kommission beantragtKenntnisnahme". Angenommen. Titel 25 und 26 (verschiedene per­sönliche Auslagen) werden genehmigt. Zu Titel 27, Für Wohlfahrtszwecke" (ca. 800000 Mk.), liegen wiederum einige Petitionen von Bediensteten vor um Einrechnung ihrer Militärdienstzeit u. s. w. in die peiisicmsberechtigte Dienstzeit. Nach dem Vortrag des Berichterstatters und einigen Bemerkungen des Minister­präsidenten werden die Kommissions-Anträge ange­nommen. Abg. Sachs beantragt freie Fahrt für die Bediensteten im Verkehr mit dem Bahnarzt. Der Antrag wird abgelehnt. Bei Titel 28,Betriebs­materialien", bemängelt Abg. Schick die mangelhafte Heizung der Bahnwagen im Monat Mai. Abg. Hege wünscht bessere Ausstattungen der Landstationen ins­besondere mit Perron-Uhren. Titel 28 wird ge­nehmigt. Zu Titel 29 (Unterhaltung u. s. w. der baulichen Anlagen) liegt wiederum eine Petition der Kulturvorarbeiter um etatsmäßige Anstellung vor. Abg. v. Lutz wünscht eine Holzverladestelle in Altensteig. Abg. Schock will ein zweites Ver­ladegeleise in Gaildorf. Verschiedene Abgeordnete trugen noch spezielle Wünsche vor, worauf Titel 29 genehmigt wird. Ebenso wird nach eingehenden Erläuterungen des Berichterstatters Vizepräsident Dr. Kiene Titel 30, Unterhaltung der Betriebsmittel, genehmigt. Eine Position der Vorarbeiter der Eisen­bahnwerkstätten um Verbesserung der Dienstverhältnisse wird der Regierung zur Kenntnisnahme übergeben. Titel 31 bis 33 werden genehmigt.

Vermischtes.

* (Teurer Wein.) Welch' hohe Preise die edlen Weine des 1893er Jahrganges erzielen, beweist das Faktum, daß sbei der Weinversteigerung des Herrn Nik. Racke in Mainz für ein Halbstück Rüdesheimer 1893er 8000 Mark geboten wurden. Der Wein wurde aber dafür nicht zugeschlagen und nachträglich

um 9500 Mk. aus freier Hand verkauft. Der Liter stellt sich im Faß also auf etwa 16 Mk.

* (Wieder ein lenkbares Luftschiff.) Amerikanische Blätter schreiben: Wenn sich die Nach­richt betreffs der erfolgreichen Luftfahrt des Professors A. W. Barnard von Nashville bestätigt, dann ist der Luftschiffer der Lösung des Problems betreffs eines lenkbaren Luftschiffes erheblich näher gerückt. Barnard stieg mit seinem Modell 500 Fuß hoch und legte eine Strecke von 12 Meilen zurück, den Apparat augenschein­lich unter Aufsicht haltend, da er denselben nach dem Ausgangspunkt zurücklenkte. Der Erfinder will dem­nächst den Versuch wiederholen und verspricht sich von demselben noch viel größere Erfolge.

* (Zerstreut.) Gendarm:Haben Sie nicht gelesen, daß dies ein verbotener Weg ist?" Pro­fessor (von seinem Buche aufsehend):Nein, auf welcher Seite steht denn das?"

Haus- und Landwirtschaftliches.

* (Geflügel gesund zu erhalten) ist leich­ter, als krankes wieder gesund zu machen. Beding­ungen zur Gesunderhaltung sind: regelmäßige Fütte­rung, sowohl was Zeit und Quantität anbelangt, Darreichung reinen Trinkwassers und besten Korns, denn durch minderwertiges Korn, das oft schädliche Samen enthält, wird oft der Tod des Tieres herbei- , geführt, Vermeidung der Darreichung von schimmeligem oder verdorbenem Futter, weil durch solches Durchfall und sonstige Krankheiten entstehen, reine, frische Luft in den Ställen und größte Reinlichkeit der Stallung, aus der wenigstens allwöchentlich zweimal der Mist zu entfernen ist. Nach der Entfernung stets eine dicke Lage Sand auf den Boden.

* (Bewegung der Ferkel.) Nachdem die Ferkel etwa 10 bis 14 Tage alt geworden sind, lasse man sie bei schönem Wetter täglich etwa V 2 Stunde mit der Mutter ins Freie; diese Zeit kann allmählich ver­längert werden. Eventuell lasse man die Sau auch ohne die Ferkel täglich auf kurze Zeit auf den Lauf­platz aber möglichst auf einen Platz, wo sie von anderen Schweinen nicht belästigt wird und gebe ihr Gelegenheit, hier, soweit die gedachten Stoffe ihr nicht schon im Stall geboten wurden, die ihr zusagen­den Mineralstoffe aufzunehmen und gleichzeitig etwas in reiner, frischer Erde wühlen zu können.

*(Um Pferde vor Fliegen zu schützen), bewährt sich das folgende Verfahren: Man tauche einen Schwamm in dünne Karbolsäurelösung und benetze da­mit diejenigen Teile des Pferdes, welche am meisten von den Fliegen belästigt werden. Dieses Mittel ist durchaus wirksam, da kein Insekt den Geruch der Karbolsäure vertragen kann. Steht das Pferd im Stall, so lege man ihm eine leichte Staubdecke über; dieselbe wird nicht allein die Fliegen, sondern auch den Staub abhalten und somit die Arbeit des Putzens ver­ringern. Befindet sich das Pferd auf der Weide, wo Sommerhitze und Insekten ihm tagsüber mehr Fleisch nehmen, als ein gutes Futter zu ersetzen vermag, so thut man gut, es am Tage in einen kühlen Stall zu sperren und es erst am Abend, wenn es kühler geworden, heraus zu lassen.

Verantwortlicher Redakteur: W. Riek er- Altenst e i g.

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