* Konstantinopel, 6. März. In türkischen Kreisen ist man sehr unzufrieden über den dem Abgesandten des Sultans zur Begrüßung des Königs von Serbien in Sofia zu teil gewordenen Empfang.
8 Belgrad, 6. März. Die Feier der Königs- Proklamation wurde mit großem Pomp begangen. Es erfolgten zahlreiche Auszeichnungen.
* Die neuen Inhaber der Staatsgewalt in den Vereinigten Staaten von Amerika haben mit ihren Ansichten und Absichten nicht lange hinter dem Berge gehalten. Die Botschaft des neuen Staatsoberhauptes Präsident Mac Kinley stellt in kluger Berücksichtigung der Vorliebe seiner Mitbürger für das Geschäftliche, für die Jagd nach dem Dollar, die geschäftlichen Dinge in den Vordergrund. Nicht lauge Redensarten über allerhand ideelle Aufgaben der größten Republik dieser Erde, sondern sofortiges Eingehen auf das, was die Herzen seiner Wähler und Nichtwäbler bewegt: Umgestaltung des Finanzsystems, Regelung des Goldumlaufs, Münzprägung, Bankwesen, internationaler Bimetallismus, Gleichstellung des Silbers mit dem Golde, Sparsamkeit in öffentlichen Ausgaben, und dann das hohe Lied des Schutzzolles. Nur in Kriegszeiten direkte Steuern, sonst aber Erhöhung der Staatseinnahmen lediglich aus der Besteuerung fremder Erzeugnisse! Die Schutzzollgesetzgebung ist die festeste Stütze des Staatsschatzes, und die von Mac Kinley 1890 mi Kongreß durchgesetzte große „Mac-Kinley- Bill", das strengste Schutzzollgesetz, welches je geboren, soll nun wieder neu aufleben.
Die Ereignisse auf Kreta.
sj Die kretensische Angelegenheit ist auf einem toten Punkte angelangt, die Nachrichten, die aus Athen und Konstantinopel sowohl wie aus den wichtigsten Städten der Insel Kreta vorliegeu, sind herzlich belanglos. Es ist aber anscheinend die Ruhe vor dem Sturm eingetreten; daß letzterer nicht ausbleiben wird bedarf keiner Versicherung. Ist man doch in Griechenland fest entschlossen, dem Machtspruch des europäischen Staatenkonzerts insofern entschiedenen Widerspruch eut- gegenzusetzeu, als man die kriegerischen Maßnahmen zu Lande nach der Zurückberufung der Flotte aus den kretensischen Gewässern nur um so nachdrücklicher fortsetzen will. Zn diesem Behüte sind nun auch die beiden letzten Jahrgänge der Reserve zur Fahne ein- berufen und die gesamte Flotte in 4 Geschwader eingeteilt worden. Ein besonderes Geschwader bildet die Torpedobootsflottille unter dem Oberkommando des Prinzen Georg. Die Admirale der europäischen Schiffe vor Kanea haben denn auch die Notwendigkeit gegen die griechische Widersetzlichkeit mit Gewaltmaßnahmen vorzugehen, längst erkannt und bereits Beratungen darüber gepflogen, mit welchen Mitteln Griechenland am besten und wirksamsten dazu gezwungen werden könnte, dem Willen der Mächte nachzukommen. Etwas Positives über die in Aussicht genommenen Schritte der Mächte ist bisher nicht bekannt geworden.
* Athen, 5. März. Heute nacht wurde ein Ministerrat abgehalten, welcher bis 1 Uhr dauerte. Wie verlautet, wurden wichtige Beschlüsse gefaßt u. a. Maßnahmen betreffend eine wahrscheinliche Aktion der griechischen Flotte an der makedonischen Küste. Die
oder Keine!" murmelte er vor sich hin. „Und was ich ihr zugesagt, will ich halten!
„Mein Leben, meine Seele soll ihr gehören bis zum Ende! Ja, Alles, Alles, ihr! — ihr!"
Dieser ersten Zusammenkunft folgten noch mehrere. Wulf und Gisela liefen eifrig Schlittschuh miteinander und fanden immer noch Zeit zur heiteren Unterhaltung. Die Stunden, die er mit ihr verleben durste, waren ihm ein Born der reinsten Seligkeit, aus dem er mit vollen Zügen trank. Das köstliche Gefühl, diesem schönen Mädchen mehr zu sein, als die große Schaar ihrer Verehrer und Anbeter, die sie auf der Eisbahn umschwärmten und umdrängten, berauschte ihn förmlich. Herr von Sorgfeld ließ sich nur selten sehen. Er sah traurig aus und verhielt sich Gisela gegenüber reserviert. Sein Benehmen gegen Wulf, der seine Eifersucht reizte, war kühl, fast eisig. Ein ganz sonderbares Verhältnis herrschte zwischen den beiden Offizieren. Aeußerlichformell artig, innerlich feindselig. Während sie höfliche Worte miteinander austauschten, schauten sie sich mit Blicken an, die wie ein Schlag ins Gesicht wirkten.
Gisela entging das nicht. Sie zuckte die Achseln und lachte darüber. Daß die beiden Herrn sich ihretwegen haßten, schmeichelte ihrer Eitelkeit. Sie war die geborene Kokette und Meisterin im Flirt. Alle Künste des Gefallens waren auf das Höchste in ihr ausgebildet. Durch ihre ungewöhnliche sinnverwirrende Schönheit zwang sie die Männer zur Anbetung. Daun spielte sie mit ihnen, wie es ihr beliebte und bis ihr etwas anderes in den Sinn kam. Sie war herzlos und oberflächlich, eine fast verwilderte Natur.
Zollbehörden in Kanea erhielten Befehl, die Einfuhr von Explosivstoffen dringend zu verhüten.
* Athen, 6. März. Infolge der unzureichenden Blockierung der Südküste Kretas sind durch die königlich griechische Jacht „Sphakteria" und andere Schiffe Lebensmittel gelandet worden, ohne daß ein Dazwischentreten erfolgte. Die Vorräte wurden durch griechische Soldaten über die Berge den Aufständischen zugeführt, die nunmehr für 3 Monate verproviantiert sind.
8 Rom, 6. März. Die Jtalie glaubt zu wissen, daß, falls die Mächte zur Durchführung der Autonomie auf Kreta die Okkupation der Insel beschließen. Italien gegen die Okkupation durch eine Einzelmacht protestieren würde. (Franks. Ztg.)
Z Frankfurt a. M., 7. März. Die Frankfurter Ztg. meldet aus Paris: In politischen Kreisen verlautet, Griechenland versuche Unterhandlungen mit den Mächten einzuleiten und erkläre sich bereit zur Zurückziehung der Truppen aus Kreta, wenn die Mächte einwilligen, daß nach Herstellung der Ordnung die Kreter selbst durch ein Plebiscit über das weitere Schicksal ihres Landes entscheiden. Ferner verlautet, daß die griechische Flotte heute die Gewässer von Kanea verlassen habe.
Haus- und Landwirtschaftliches.
* (Im Schweinestall) ist der Ernährung und Pflege der trächtigen Schweine, welche zu Ende März oder Anfang April werfen sollen, alle Sorgfalt zuzuwenden. Es muß als Regel dienen, daß Zuchtsauen vor ihrer Befruchtung nicht reichlicher gefüttert werden dürfen, als nötig ist, um ihnen einen guten Gangleib zu erhalten und erst, wenn kein Zweifel mehr an der Trächtigkeit ist, müssen sie reichlichere Nahrung erhalten, daß das Muttertier sich einen guten Leib erhält, obwohl die Jungen in seinem Leibe wachsen. Eine zu spärliche Nahrung hat zur Folge, daß die Jungen klein und schwächlich bleiben und daß die Sauen später auch nur wenig Milch liefern. Würden sie dagegen zu gut gehalten, so hätte das ebenfalls die nachteiligen Folgen, daß sie zu fett würden und nur wenig und schwächliche Ferkel liefern könnten. Es eignen sich für die trächtigen Mutterschweine deshalb namentlich Rüben, Kartoffeln und Topinambur in gekochtem Zustande, ferner Schwarzmehl, Weizen- und Gerstenkleien, Käseschoten, saure Milch und Buttermilch. Durch kleine Zusätze von Saubohnen, Roggen, Gerste, Leinkuchen, Fleischmehl und Seisensiedergrieben, welche in geschrotetem, gequetschtem, eingeweichtem oder gekochtem Zustande gegeben werden müssen, ergänzt man den Gehalt an Eiweißstoffen des übrigen Futters. Das Futter darf trächtigen Schweinen übrigens iu keinem zu großen Maße gegeben werden, weil es sonst aus den Tragsack drückt; auch soll es in dünner Breiform und mäßig erwärmt gegeben werden.
Vermischtes.
* (Wie man eine Wasserversorgung bekommt.) Man schreibt der Neckztg. aus Ulm: Die große und wohlhabende GemeindeB ernstadt hatnach längeren Verhandlungen beschlossen, sich der Gruppe 12 der Albwasserversorgung anzuschließen. Noch am 17. d. M. hatten die bürgerlichen Kollegien unbegreiflicher- weise den Anschluß abgelehnt, obwohl die Bürgerschaft
in einer Petition um Anschluß ersucht hatte. Die Gemüter wurden hiedurch so erregt, daß der Gemeindepfleger Eberhardt vorgestern einen Drohbrief erhielt, der ihm seine Ermordung in Aussicht stellte. Auf dieses hin haben die Kollegien gestern nochmals die Sache beraten und mit großer Mehrheit den Anschluß an die Wasserversorgung beschlossen.
ss Auf ein Wrack stieß man vor einigen Tagen im Hafen von Brest (Frankreich); es lag in beträchtlicher Tiefe auf dem Meeresgründe und wurde beim Baggern entdeckt. Es soll die Fregatte „Zelee" sein, die zur Flotte des Herzogs von Vendome gehörte und im Jahre 1652 nach einem Kampfe vor La Röchelte Zuflucht im Brester Hafen suchte. Sie war in dieser Seeschlacht hart mitgenommen worden und ging infolge eines Sturmes unter, bevor sie in den Hast" einlaufen konnte, um ihre Havarien auszubessern.
«surfte Nachrichten
8 Urach, 7. März. In der Nacht vom Freitag auf Samstag brach morgens 3 Uhr in dem 10 km von hier entfernten Albdorf Würtingen ein Brand aus, der rasch um sich griff, so daß in kurzer Zeit 4 Gebäude in Asche lagen. Die Bewohner konnten kaum das nackte Leben retten. Ueber die Entstehungsursache verlautet nichts Bestimmtes.
Z Berlin, 8. März. Dem Athener Regierungsblatt „Asty" zufolge erklärte der König hochstehenden Persönlichkeiten gegenüber, er verachte jede Gewaltmaßregel, die Europa gegen sein kleines Königreich anwende. Er werde das Beispiel geben zur Erhebung aller noch unter der Herrschaft der Türkei stehenden Völker; gelänge ihm dies nicht, und sollten die Mächte die Türken durch die Blockade der griechischen Häfen unterstützen, so werfe er Europa die Krone vor die Füße. Er wolle dann nicht mehr König der Hellennen heißen, weil dann die Mehrzahl der Hellennen den Sultan zum Herren hätten, während die Mächte selbst sich zum Büttel des Türkenreiches erniedrigen.
8 Berlin, 8. März. Oberst Bassos hat Befehl erhalten, sich zum äußersten Widerstand bereit zu halten.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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und hierdurch über Herzklopfen, Kopfschmerzen, Schwindelanfälle, Flimmern, Appetitlosigkeit rc. klagen, sollten dem Rat erfahrener Aerzte folgen und nur die von Professoren der Medicin geprüften und empfohlenen Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillen anwenden, welche alle ähnlichen Mittel übertreffen und sich als das angenehmste, zuverlässigste, billigste und unschädlichste Hausmittel seit Jahrzehnten bewährt haben. Erhältlich nur in Schachteln zu Mk. 1-— in den Apotheken. Die Bestandteile der ächten Apotheker Richard Brandt'schen Schweizerpillen sind Ertracte von: Sigle 1,5 Gr., Moschusgarbe, Aloe, Absynt, je 1 Gr., Bitterklee, Gen- lian je 0,5 Gr-, dazu Gentian- und Bitterkleepulver in gleichen Teilen und im Quantum, um daraus 50 Pillen im Gewicht von 0,12 herzustellen.
Ehe sie Wulf kennen gelernt, hatte es ihr Spaß l bereitet, sich von Sorgfeld den Hof machen und hul- j digen zu lassen. Immer enger hatte sie ihn an sich gefesselt, bis er ihr Herz und Hand zu Füßen legte. Aber an Triumphe gewöhnt, fiel es ihr gar nicht ein, seine Werbung anzunehmen. Sie vertröstete ihn auf eine spätere Zeit, — da sie noch zu jung war, um ihre goldene Freiheit aufzugeben. Ihn so gehörig schmachten zu lassen, war ihr unterhaltend und ergötzlich.
Ueber ihre Gefühle zu Wulf war sie im Unklaren. Ein Zwiespalt herrschte in ihrer Seele. Seine hervorragende Männerschönheit zog sie an und alles, was sie an Herz besaß, gehörte ihm. Das war aber nicht genug, um den Wunsch in ihr aufkommen zu lassen, ihr Loos für immer an das Seine zu knüpfen. Die Sterne, nach denen sie trachtete, standen höher. Aber den Geuuß des reizvollen Zusammenseins mit ihm wollte sie auskosten, so lange es irgend möglich war. Ja, das wollte sie um jeden Preis.
Vierzehn Tage waren vergangen. Mit einem Mal veränderte sich das schöne klare Winterwetter, und Frost, Schnee und Eis verschwand. Der Himmel verlor sein leuchtendes Blau und bedeckte sich mit schweren Regenwolken. Der Südwind wehte über Stadt und Land und eine trübe neblige Atmosphäre erfüllte die Natur.
Trotz der schlechten Witterung wanderte Wulf zum Tiergarten hinaus, um Gisela zu erwarten, die ihr Kommen bestimmt zugesagt hatte. Auf dem neuen See und auf der Rousseau-Insel war es wie ausge
storben, die Wege dahin ein Chaos von Schlamm und geschmolzenem Schnee. Er ging suchend umher und spähte nach allen Richtungen aus. Da sah er Gisela auf einem fernen Seitenpfade langsam dahinschreiten. Der Boden war naß und sie hob ihr Kleid hoch. Ein weißer Spitzenrock und ihre kleinen Füßchen kamen dabei zum Vorschein. Wulf eilte hinterher und begrüßte sie mit einem feurigen Händedruck. Dann promenierten sie in den einsamsten Wegen des großen Parks und plauderten allerlei., bis es plötzlich zu regnen begann.
„Wir wollen in ein Restaurant gehen und dort den Regen abwarten," schlug Wulf vor. „Hoffentlich hält er nicht lange an."
Sie nickte, schob ihre Hand in seinen dargebotenen Arm und ließ sich von ihm führen. Eine Viertelstunde später traten sie in ein elegantes Restaurant mit luxuriös ausgestatteten Lorbeerboskets und Tropfstein. Alles war blendend hell von elektrischen Lampen beleuchtet.
Gisela eilte gleich zum Kamin und wärmte sich die kalten Füßchen. Wulf verhandelte mit dem Kellner und bestellte Eierpunsch. Aber sie schüttelte den Kopf und befahl Selterswaffer — weil es so gräßlich heiß in dem Lokal sei. Und nun lies sie zum Fenster, wo es kühler war und legte hastig ihren kostbaren Mantel ab. Muff und Pelzmütze warf sie auf den nächsten Stuhl. Danu mußte der Kellner zwei Stühle von einem Ende des Salons zum andern tragen, weil sie an der Glaswand sitzen wollte, durch welche man in einen kleinen Wintergarten sehen konnte. (Forts, folgt.)