Bahnfrachten, eine irrige, bezw. wird die Billig­keit nur dadurch herbeigeführt, daß ein erheb­licher Theil der Kosten, welche diese Speditions­weise mit sich bringt, auf die Schultern Anderer überwälzt wird. Bedenkt man, welch große Summen Jahr für Jahr für die Unterhaltung der Wasserstraßen vom Staate und von Pri­vaten aufzuwenden sind, welch großer Verlust den Wasserwerks- und Uferbesitzern durch den Flößerei-Betrieb entsteht, so kann ein Zweifel darüber nicht bestehen, daß die direkten Flößer­kosten den durch die Wasserfracht entstehenden Gesammtaufwand nur zum kleineren Theil re- präsenliren. Die Zahl der Wasserwerke für industrielle Zwecke an den zugleich für den Flößereibetrteb benützten Flüssen und Bächen hat sich in diesem Jahrhundert ständig vermehrt, große Kapitalien sind in diesen Werken ange­legt und die Arbeitslöhne gegen früher erheb­lich höher, so daß es klar ist, daß der Flößerei­betrieb einen wesentlich größeren Gesammtauf­wand veranlaßt, als man im ersten Augenblick berechnet. Nach der Ansicht der Handels- und Gewerbekammer in Calw ist der Flößereibetrieb entschieden volkswirtschaftlich nachtheilig. Wie stark die Flößerei durch die Bearbeitung der Hölzer auf den vielen inländischen Holzschneide- Werken im Abnehmen begriffen ist, geht daraus hervor, daß im Jahre 1882 auf den Wer­ken im ganzen Enzthal bis zur Landesgrenze incl. des Kleinen;- und des Eyachthals 80000 Festm. Stammholz verarbeitet wurden, während auf diesem Flußgebiet nur 18 000 Festm. Rund­holz per Floß nach Mannheim auf den Markt verschafft wurden. Jedenfalls ist die Frage sehr der Beachtung werth, ob die Beseitigung der Flößerei eine Beeinträchtigung der Holz­preise zur Folge haben wird, ob die dadurch vermehrte Leistungsfähigkeit der Wasserwerke nicht eher das Gegentheil bewirken, und ob die Eisenbahnverwaltung nicht vermehrte Einnahmen erzielen wird.

Die württ. Sparkasse hatte im Rechnungs­jahre 1882/83 7059230 M. Einlagen und 6612867 M. Rückzahlungen (darunter 1192 402 M. Zinsen), bleibt Ueberschuß der Einlagen 1638765 M.

Vom Lande, 16. Oktober. Die Cen­tral-Leitung des Wohlthätigketts-Vereins ver- öffentlicht ihren Geschäfts - Bericht für das Jahr 188283. Das Kapital-Vermögen ist auf 392017 M. 13 Pfg. (von 374 748 M. 52 Pfg.) gewachsen. Die laufenden Einnahmen betrugen 1277 318 M. 20 Pfg. (darunter 580710 M. Collekten-Ertrag, 605032 M. ver­zinsliche Depositen durchlaufend), von den Kol­lekten wurden 511852 M. für Hagel- und Was­ser-Beschädigte verwendet. Beträchtliche Mittel wurden aufgewendet für 43 Kinderrettungs-An- stalten und Vereine, zu 32 Kostgeldbeiträgen, zu 91 Lehrgeldern, für 493 Kleinktnderpflegen, sodann für den Dienst in der Krankenpflege, für Armenfürsorge. Der Hagelschaden von 1882 beträgt in 32 Oberamts-Bezirken circa

Eine unerwartete Kasfenreviston.

Novelle von Leerl 8<rN,in,s1ins. (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Wir wissen bereits, daß sich der Rendant Wöhlert in höchster Aufregung befand. In solchem Zustande wendete er sich auch dem im Zimmer erscheinenden Kommissarius zu.

Wie gut, daß Sie gleich zur Stelle sind, Herr Werner!" rief er heftig.Diese Herren sind Regierungsbeamte, beauftragt, eine Kassen­revision bei mir vorzunehmen. Ich habe mich, weil mich jemand noth- wendig zu sprechen piünschte, auf kurze Zeit aus dem Zimmer entfernt. Während dieser Zeit ist ein Paket mit zweitausend Thalern Papier­geld verschwunden. Ich habe allerdings gegen die Bestimmungen für die Revision gehandelt. Die Herren scheinen dies in besonderer Weise rügen zu wollen. Doch in Geldsachen scherze ich nicht! Ich behaupte daher, von diesen Herren um zweitausend Thaler bestohlen zu sein! Bitte, veranlassen Sie das Weitere!"

Der Regiernngsrath versuchte nicht den Rendanten zu unterbrechen, sondern stand mit einem frostig-höhnischen Lächeln auf den Lippen ruhig da.

Der Rechnungsrath speiste sehr eifrig seine Nase mit mächtigen Quantitäten Tabak und schien recht ärgerlich zu sein; indessen äußerte er ebenfalls keine Silbe, wie er denn auch während der ganzen Ange­legenheit mit seinem Redetalent äußerst kargte und so nur einen stum­men Akteur abgab. Sicher mochte es ihm sehr bequem sein, den Re­gierungsrath die Sache ausfechten zu lassen.

Der Polizei-Kommissarius war so überrascht, daß er nicht wußte, was er sagen sollte. Die Situation war so ganz anders, als er die-

Geld für sich; aber das Bäuerlein weist sein vom Gerichte ihm ausgestelltes Schriftstück vor, nach welchem die Ochsen als ihm gehörig be­zeichne: sind, und verweigert die Herausgabe der Summe. Der Viehhändler, der wohl weiß, baß er mit einer Klage nichts profitiren, som dern sich dabei selbst als strafbar hinstellen würde, hat nun das Nachsehen.

Mainz. Gegen eine hiesige Frau ist Untersuchung eingleitet worden, weil dieselbe ihr noch nicht 8 Jahr altes Kind auf eine bar­barische Weise gemißhandelt und dann aus dem Hause geworfen hat. An dem Hause vorüber­gehende Personen fanden das Kind in einem schrecklichen Zustande, das Gesicht desselben war mit Blut unterlaufen und das Ohrläppchen zum Theil abgerissen und in diesem Zustande wurde das Kind, das nicht mehr nach Hause wollte, der Polizei zugefüyrt und von dieser verpflegt.

Eine Bürgersfrau in Nordhausen kaufte eine Gans für 5 Mrk. 20 Pfg. Als sie ge­schlachtet wurde fand sich in ihrem Magen ein 10-Mark-Stück vor.

Ausland.

DieD.Z." in Wien schreibt:Der Fall Gaisreiter (jenes Mädchen aus Bayern, das sich in Folge des Vorgehens der Polizei gegen sie erschossen hat) scheint Folgen haben zu sollen, an welche man ursprünglich gewiß nicht gedacht. Wie verlautet, soll der bayrische Gesandte den Auftrag erhalten haben, im Wege des Mini­steriums des Aeußern Aufklärungen über den Fall zu verlangen."

Agram, 16. Okt. Heute Morgen 9 Uhr wurden von den beiden Finanzgebäuden in Ge­genwart des Regierungskommissärs und einer Kompagnie Militär unter klingendem Spiel die doppelsprachigen Wappenschilder abgenommen und durch solche ohne Umschrift ersetzt.

Paris. Eine hervorragende politische Persönlichkeit in Paris hat dieser Tage sogar 50000 gegen 1000 Franken gewettet, daß der Graf von Paris, ehe acht Monate dahingegan­gen, den Thron von Frankreich bestiegen haben werde.

Paris, 16. Okt. Der Marineminister hat beschlossen, in Zukunft den katholischen Mis­sionen bei der Ausbreitung des französischen Kolonialwesens einen wichtigen Antheil einzu­räumen.

London, 17. Oktbr. Aus Philadelphia wird derTimes" gemeldet, daß auf der Mexi- ean Central-Etsenbahn am Sonntag eine Brücke in der Nähe von Aquas Calcinter unter dem Gewicht eines Lastzuges eingestürzt ist, wobei 5 Personen getödtet, zwei Lokomotiven und der ganze Zug zerstört wurden.

Das englische SchiffUndine", welches am Montag Abend in Shields ankam, hat aas der Reise dahin fürchterliches Unwetter gehabt, während dessen sieben Mitglieder der Mannschaft einschließlich des Kapitäns, ihr Leben verloren. Eine Fluthwelle, welche sich über das Schiff er-

selbe zu finden erwartet hatte. Sein Blick flog staunend und zugleich fragend im Zimmer umher und über die außer ihm anwesenden Personen.

Sie sehen, Herr Kommissar," sagte der Regierungsrath endlich, die Sache ist schlimmer, als wir dachten. Doch wir werden bald zu Ende kommen. Haben Sie auf der Post recherchiert?"

Allerdings, Herr Regierungsrath," erwiederte der Kommissarius. Und das Resultat?"

Es scheint mir, als habe dies vorläufig mit der Kafsenrevtsion nichts zu thun, Herr Regierungsrath!" . ,

Sie haben recht, doch nun-Sie haben selbst gehört, was

eben geäußert worden ist. Das Zugeständniß jenes Herrn"

Der Rendant war während dieser kurzen Wechselrede todesbleich geworden und hatte ein merkwürdig langes Gesicht bekommen. Sem Blick fiel seitwärts auf den Kommissarius und um seinen Mund legte sich ein spöttischer Zug. Plötzlich jedoch fuhr er empor. ^ Also darum so schnell zur Stelle!" rief er.Wir waren bereits einig Recherche auf der Post? Hm, ich scheine ja merkwürdig über­wacht zu werden! Und von Zugeständniß ist die Rede ?"

Das Zugeständniß dieses Herrn," fuhr der Regierungsrath sott, ergibt zur Genüge, daß Kassendefekte vorhanden sind!" ^ _

Was-Kassendefekte?!" schrie der Rendant auf. .»Haben

Sie denn die Kaffe überhaupt schon revidtrt, um Defekte finden z» können? Sie haben überhaupt mit meiner Kaffe gar nichts MM z» schaffen. Ich behaupte, diese Herren haben mich bestohlen, Herr Kom- mtssarius, und bitte, dieselben zu vtfittren und zu verhaften!"

Pfui Teufel, pfui Teufel!" rief der Rechnungsrath, indem er mit komisch ärgerlicher Gebärde seine Nase reichlich versorgte. Es war das erste Mal, daß er seine stumme Rolle aufgab.

2714220 M. Dafür konnte den unbemittel­ten Beschädigten 310500 M. zugetheilt werden.

(Selbstmorde.) In Rottweil er­hängte sich am Montag Abend der von der Rottweiler Strafkammer zu 8 Wochen Gefäng- niß verurtheilte Ghpser Stefan Häring am Fenstergitter des Gefängnisses. In Leon­berg wurde am Samstag Morgen ein 65jäh- riger Mann Namens Seifried in seinem Bette erschossen aufgefunden. Mißliche pekuniäre Ver­hältnisse sollen denselben zum Selbstmord ver­leitet haben.

Deutsches Reich.

Den längsten Mann der Berlin er Gar­nison besitzt gegenwärtig das 2. Garde-Regiment zu Fuß und zwar einen Einjährig-Freiwilligen, der am 1. d. M. bei der 1. Compagnie einge­treten ist. Derselbe mißt 219 Centimeter (un­gefähr 6 Fuß 11 Zoll), ist größer, als der bis­herige Flügelmann des Regiments und der Re­gimentstambour und muß noch in Civilkleidern exerciren, da noch keine paffenden Uniform- und Ausrüstungsstücke für denselben haben beschafft werden können.

Ein Panorama-Besitzer, der sich gegen­wärtig auf der M ann h eimer Messe befindet, hatte u. A. auch dasEisenbahn-Unglück bei Hugstetten" ausgestellt. Derselbe mußte das Gemälde auf Befehl des Bezirksamts wieder entfernen.

In dem Jahresbericht der landwirthschaftl. Centralstelle für Baden werden u. A. auch die Erfahrungen des Bezirksvereins Müllheim über die Wirkung des Wuchergesetzes mitgetheilt. Der Verein sagt:Günstige Folgen der Er­lassung des Wuchergesetzes seien kaum bemerk­bar, der Wucher dauere nach wie vor fort, nur werde derselbe vorsichtiger betrieben."

Landsberg a. W. Die hiesigen Land- armenhäusler tragen auf dem Arm die Buch­stabenL. A. H." (Landarmenhaus.) Dieser Tage erkundigte sich auf der Straße ein Herr bei einem der alsoGezeichneten," was denn die geheimnißvolle Armaufschrift bedeute, wo­rauf der Frager den Bescheid erhielt:L. A. H. heißt: Lauter anständige Herren."

(Eine Schmuggler-Geschichte), welche für den eigentlichen Veranstalter einen unangenehmen Ausgang hatte, macht in Hof (Bayern) viel von sich reden. Ein Viehhändler, der in Böh­men 4 Stück feiste Ochsen gekauft hatte, ließ dieselben durch einen Landwirth über die Grenze bringen; doch der Letztere wurde ertappt und festgesetzt und die beschlagnahmten Ochsen kamen zur Versteigerung. Da behauptet der Bauer in der Untersuchung, daß die vier Ochsen ihm schon lange gehörten und er mit denselben nur eine Geschäftsreise nach Böhmen unternommen hätte. Der Nachweis gelang; er mußte frei­gelassen werden und das von den verkauften Ochsen gelöste Geld ausgezahlt erhalten. Da kommt nun der Viehhändler, dem die Ochsen in Wirklichkeit gehört hatten, und verlangt das