den und sollen noch in dieser Woche auf dem Niederwald eintreffen. Alle Einladungs­karten, namentlich auch diejenigen für die Krie­ger, Gesang- und Turnvereine, werden zu Ende dieser Woche zur Versendung gebracht werden. Die alsdann noch übrigen Karten werden den verschiedenen Mitgliedern des geschäftsführenden Ausschusses zur Verfügung gestellt, damit auch entfernter Wohnende von denselben Zutritts­karten erhalten können. Verkauft wird über­haupt keine Karte.

In Wertheim hatte der bei dem am Sonntag abgehaltenen Frei- und Festschießen der Schützengesellschaft aushilfsweise als Zeiger fungirende Schuhmacher A. Segner dahier das Unglück, von einer von dem Freihandscheiben­stand aus abgefeuerten Kugel, die in Folge eines Anpralls ihren Laus in das Zeigerhäus­chen, den Aufenthaltsort des Bedienungsperso­nals, nahm, derart in den Kopf getroffen zu werden, daß er lautlos zusammenstürzte und nach nur wenigen Sekunden sein noch junges Leben aushauchte. Der Verunglückte hinterläßt eine Wittwe mit 3 kleinen Kindern.

In dem in der Nähe von Berlin belegenen Orte Niederschönhausen hat am Montag Abend gegen 10 Uhr ein entsetzliches Verbrechen stattgefunden. Der Arbeiter Eichler, ein ar­beitsscheues und bereits mehrfach, sogar mit Zuchthaus bestraftes Subjekt, gerieth, als er in angetrunkenem Zustande nach Hause kam, mit seiner Frau wegen Geldangelegenheiten in Streit, in dessen Verlaufe er sein Taschen­messer herauszog und mit demselben seiner Frau mehrere Stiche in die Brust versetzte, die bald den Tod der Frau herbeiführten. Eichler ist gleich nach der That entflohen, aber bereits am andern Morgen auf dem Exercierplatze an der Schönhauser Allee mit blutbefleckten Kleidern und einer Schnittwunde an der Hand schlafend aufgefunden worden. Er bestreitet, die Absicht gehabt zu haben, seine Frau zu tödten.

Ein in Frankfurt lebender Agent, der aus großem Fuße lebte, geborener Frankfurter, hat unter Zurücklassung seiner vier Kinder und einer Schuldenlast von 30000 M. die Stadt verlassen.

Hamburg. Kapitän Grace traf vor kurzem mit dem unter seinem Kommando stehen­den DampfschiffSpain" zum hundertsten Mal in New-Uork ein und wurden ihm von den Passagieren des Dampfers Dankadressen und kostbare Geschenke aller Art als Anerkennung überreicht. Die New-Uorker Zeitungen ent­halten längere Berichte über die dem Kapitän zu Ehren veranstalteten Feierlichkeiten.

Aus Sachsen, 12. Sept. Ein schönes Zeugniß für die Sicherheit des sächsischen Staats­bahnbetriebs ist es, daß im Jahre 1882 von 20 Mill. Reisenden, welche dieselben befuhren, nicht ein Einziger tödtltch verunglückt ist.

Wittenberg, 12. Sept. Zur Feier des 400jährigen Luther-Jubiläums sind die Straßen und Häuser der Stadt mit Kränzen und Laub­

gewinden festlich geschmückt und reich beflaggt Der Zuzug der Festgäste wächst mit jeder Stunde. Unter der gesammten Bevölkerung herrscht eine freudige und festliche Stimmung.

Der Reichstagsabgeordnete Antoine ist in Metz vor den Untersuchungsrichter geladen worden, da er wegen eines in der Pariser France" erschienenen, angeblich von ihm her­rührenden Artikels, der gegen die Metzer Po­lizeidirektion resp. den Polizetsekretär Rolle Be­leidigungen enthält, in Untersuchung genommen worden ist.

Ausland.

In Wien vergiftete die Vergoldersgat­tin Obrist ihre vier Kinder im Alter von 10 bis 8 Jahren und sich selbst mit Cyankali. Das Motiv ist Noth.

Salzburg, 8. Sept. Gestern begann der 12. deutsche Feuerwehrtag, zu dem etwa 2000 Feuerwehrmänner erschienen sind. Aus Württemberg waren vertreten, Berg, Biberach, Blaubeuren Cannstatt, Ehingen, Eßlingen. Stutt­gart, Ulm und Waldsee. Auf der mit dem Feuerwehrtage verbundenen Ausstellung zeich­nen sich u. A. Magirus in Ulm und Lieb in Biberach vortheilhast aus.

Ein S ch weizer, der soeben aus britisch Ostindien auf Besuch in die Heimath zurück- gekehrt ist, erzählt dem Bund im Hinblick auf das Eisenbahnunglück inSteglItz bei Berlin wie sich in Indien die Eingeborenen auf den Stationen benehmen. Ueberfüllt sind dort die Züge fast immer und besonders auffallend ist es, wie fleißig die Hinduweiber reisen, seitdem die Engländer Eisenbahnen eingeführt haben. Aber wenn auf dem Perron einer Station auch eine zahllose Menschenmenge des Etnsteigens harrt und allerdings ein unbeschreibliches Schnat­tern aus dem lebhaft sich unterhaltenden Men­schenknäuel emporsteigt, so wird doch niemals ein rücksichtsloses Zurseitedrängen der Mitreisen­den Vorkommen, noch ein wildes, regelloses Los­stürzen auf die Wagen des anlangenden Zuges. Alle harren in anständiger Haltung, bis die Schaffner das Einsteigen anordnen, und dieses selbst vollzieht sich ohne jene egoistische Ungeduld, die uns Europäer kennzeichnet. Ein Eisenbahn­unglück wie das zu Steglitz, hervorgerufen durch tumultuarische Auflehnung des Publikums gegen die Bahnbeamten, könnte bei den Hindus nicht Vorkommen.

Paris, 11. Sept. Die französische und die österreichische Militärmission bei den italieni­schen Manövern legten auf Anregung des öster­reichischen Generals Joelson gemeinschaftlich einen Kranz auf die Gräber der bei Monte- bello Gefallenen. Der französische General Fabre, die Hand des österreichischen Generals Joelson drückend, sagte:Ich ergreife den An­laß, um den Wunsch aus der Tiefe meines Herzens auszusprechen, daß, wenn wir uns nochmals aus dem Schlachtfelde begegnen soll­ten, es nicht als Gegner, sondern als Freunde

dir Deutschen, heißt es zum Schluß, diese Re­flexionen sich überlegen, sowie die schweren Fol­gen, welche dieser Krieg für Deutschland haben könnte..." Das ist unzweideutig genug. Ruß­land steht eben mit stillem Graue», wie sein Einfluß im Orient immer mehr u. mehr schwindet u. dafür derjenige Deutschlands wächst; dadurch glaubt es seine Interessen bedroht und seine heimlichen Absichten gefährdet. Rußland war lange unser Freund, das ist wahr, aber einen wahren und tiefgefühlten Dank hat es sich um uns trotzdem nur selten verdient; die Freund­schaft war immer recht theuer und nützte Ruß­land mehr als uns.

Berlin, 12. Sept. Ein in derKöln. Ztg." erschienener Aufsatz über die Unfallver­sicherung, welcher dem Abg. Oechelhäuser zu­geschrieben wird, findet lebhafte Aufmerksam­keit. Derselbe empfiehlt, wie die letzte Vor­lage der Reichsregierung, Bildung von Zwangs­verbänden, er will, daß die Unternehmer die ganze Versicherungslast tragen, und um dies dem Einzelnen zu erleichtern, soll die ganze deutsche Industrie solidarisch gemacht und ein Normalsatz der Belastung eingeführt werden, bei welchem je nach Eintheilung einer Industrie in höhere oder niedere Gefahrenklaffen prozent- weise Ermäßigungen eintreten. DieNat.- Ztg.", die mit dem Prinzip der Tragung der Versicherungslast durch die Unternehmer sich einverstanden erklärt, hält den letzteren Vor­schlag für unannehmbar. Die Versicherungs­last müsse als Theil der Produktionskosten jeder einzelnen Industrie angesehen und demge­mäß auf den Preis der produzierten Waare geschlagen werden; warum alsdann eine In­dustrie für die andere zahlen solle, sei uner­findlich.

Nach derFrkf. Ztg." hätte der Minister Maybach bei dem Kaiser über die Steglitzer Affaire Vortrag gehalten und die Ermächtigung erhalten, ven Bahnhofsumbau sofort auf dem Wege der Etatsüberschreitung vorzunehmen.

Karlsruhe, 12. Septbr. Vor heutiger Strafkammer wurden drei Etsenbahnbeamte wegen eines Eisenbahnunfalls zur Rechenschaft gezogen. Vor etwa 3 Monaten fuhr ein Courier- zug dicht Lei Karlsruhe auf zwei Kieswaggons, die auf der Bahn standen. In Folge davon entgleiste der Zug, die Lokomotive nebst Tender wurden demolirt; Personen wurden weder ge- tödtet noch verletzt. Assistent Springer, der das SignalBahn frei" hatte geben lassen, ohne sich zu vergewissern, ob es der Fall war, wurde zu 3 Monaten Gefängniß mit dauernder Unfähigkeit im Fahrdienst verwendet zu werden, verurtheilt. Stationsmeister Waldeis erhielt 6 Wochen, ein Weichenwärter 14 Tage Ge­fängniß.

Wiesbaden, 12. Sept. Die Guß- theile des großen Reliefs, des Adlers und der Rhein- und Moselgruppe für das National­denkmal, sind von den Gießereien Lauchhammer und C. A. Vierling in Dresden abgesandt wor­

Londoner Geheimnisse. verboten)

(Fortsetzung.)

Während Sarah ihren Dienst verrichtete, plauderte die Gräfin mit ihr von den früheren Zeiten. - Nach einer halben Stunde ward jene entlassen.

Eine Minute lang ging die Gräfin mit schnellen Schritten im Zim­mer auf und ab; dann warf sie sich in den Lehnstuhl.

Ich wartete noch kurze Zeit in meinem Versteck. Dann schlich ich mich geräuschlos zur Thür und lugte durch das Schlüsselloch.

Die Gräfin saß im Neglige im Lehnstuhle. Sie war jetzt sehr blaß, die Hände ruhten gefaltet in ihrem Schooße. Ihr Blick war starr. Hin und »bieder machte sich ein leichtes Zucken um ihre Lippen bemerkbar, und öfter seufzte sie tief auf. Ihre vorherige Heiterkeit war Verstellung gewesen.

Nach einigen Minuten machte sie eine Bewegung, als ob-sie sich erheben wolle. Doch wie in völliger Erschöpfung sank sie sogleich wie­der in den Lehnstuhl zurück. Ihr Seufzen klang jetzt wie ein Stöhnen und sie wand die Hände.

Offenbar kämpfte sie gegen eine Schwäche an, die ihr nicht ge­statten wollte, das beabsichtigte nächtliche Werk auszuführen.

Das währte eine endlose halbe Stunde. Ich konnte natürlich nicht so lange in der gebückten Stellung an der Thüre verharren, son­dern mußte mich von Zeit zu Zeit aufrichten.

Endlich schien die Gräfin zu einem festen Entschlüsse gekommen zu sein. Mit den halblaut gesprochenen Worten:Es muß sein; ich darf nicht länger zögern!" erhob sie sich jetzt in der That, nahm ein Bund kleiner Schlüffe! aus dem Fache des Tisches, ergriff dann den Armleuchter und verließ das Schlafzimmer.

Ich stand schon im Begriff, leise die Thür zu öffnen, als ich mich eines anderen besann. Sicherlich bedurfte die Gräfin zu ihrem nächt­lichen Vorhaben einer oder mehrerer der Sachen, die sie so sorgfältig in dem geheimen Raum des Wandschrankes vor fremden Blicken ver­barg. Ich durfte daher ihrer Rückkehr vor dem Beginn des eigentlichen Werkes gewiß sein und blieb auf meinem Platze.

In der That vernahm ich gleich darauf, daß die Gräfin im Neben­zimmer die Thür eines Schrankes öffnete. Meinem Gehör nach zu ur- theilen war dieses ein Schrank, in welchem die Garderobe aufbewahrt wurde, deren sich die Gräfin auf den Maskenbällen, die sie im letzten Winter besucht, bedient hatte. Sie bedurfte also einer Verklei­dung bei ihrem Werke. Auch in dieser Beziehung hatte ich mich nicht getäuscht.

Nach einer Viertelstunde kehrte die Gräfin in der Tracht eines italienischen oder spanischen Bauernknaben in das Schlafzimmer zurück. Sie hatte das Haar kurz aufgebunden und um dasselbe ob zur Tracht gehörig, weiß ich nicht ein schwarzes seidenes Tuch gewun­den. Ich hätte sie in diesem Anzuge bewundern können, aber ich er- schrack vor ihrem Gesichte, welches eine wilde Entschlossenheit ausdrückte.

Nachdem sie den Armleuchter auf den Tisch gestellt, deckte sie den oberen Theil ihres Bettes bis auf die Matratzen auf, stieg auf die letzteren, öffnete den Wandschrank, schob die Flacons ec. zur Seite, öffnete dann auch den geheimen Verschluß und nahm aus demselben bis auf das Notizbüchlein alle die Gegenstände heraus, welche ich beim Nachsuchen dort gefunden hatte. Als sie herabgestiegen war, breitete sie den Grundplan auf dem Tische aus und schien denselben aufmerk­sam zu studieren, indem sie von Zeit zu Zeit mit dem Finger langsam auf ihm herumfuhr. Lies währte wohl eine Viertelstunde. Dann legte