Die Lage auf den Kriegsschauplätzen
Die «mtliche seursche Meldung.
„1TB.) Großes H-niptzuartier, 28. Jan. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Nördlich von Beze- laire wurden bei einem GrkrindungZvorstoß 17 Engländer, darunter 1 Offizier gefangen. Die Brtillerieratigkeit war fast an der ganzen Front gering, lebhafter an einzelne» Stellen in der Champagne und im Maasgrbiet.
Italienische Front. Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden dauern seit gestern nachmittag Artillerie- käm-ffe an, die sich bei Tagesanbruch im Gebiet des Col de! Nosso zu größter Heftigkeit steigerten.
Bon den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.
Der erste Genrralquartiermeister: Ludendorff.
Der gestrige Abendbericht.
^WTB.) Berlin. 23. Januar, abends. Amtlich wird mitgeteilt: Zwischen Asiago und der Brenta sind mit italienische« Angriffen heftige Kämpfe entbrannt. Bon den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.
Neue U-Boot-Erfolge.
(WTB.) Berlin» 28. Jan. (Amtlich.) Unsere .uterseeboote fügten dem Feinde wiederum den Bereust von 18 MO Vruttore.qistertonnen Handelsschiffsraum zu. Drei große Dampfer wurden unter der irischen Küste versenkt. Zwei von ihnen fuhren in einem durch Zerstörer stark gesicherten Eeleitzuge. Einer der Dampfer war der bewaffnete englische Dampfer Marion (3840 Bruttoregistertonnen).
Der Chef des AdmiralstaLs der Marine.
Unter den Unterseebootserfolgen dieses Monats befinden sich Versenkungen, die für England besonders schmerzlich sind. Daily Chronicle berichtet unter dem 9. Januar über den Verlust eines Lebensmittcl- schiffes. das einige Tage zuvor einen englischen Hafen erreicht hatte, aber, ohne entladen zu haben, den Befehl erhielt, nach einem anderen Hafen zu fahren. Auf dem Wege dorthin wurde es torpediert. So ging das wertvolle Schiff mit der Ladung verloren, obwohl die ganze Ladung hätte gelöscht und mit der Eisenbahn zu ihrem Bestimmungsort hätte geschafft werden können. Die Sache wird das Parlament beschäftigen. Unter dem 4. Dezember berichten die Times über zwei ähnliche Fälle. Von den versenkten D rmpfern hatte einer Tee. der andere 4000 Tonnen F eisch geladen. Beide hatten im ersten Hafen i' angels Entladeeinrichtungen nicht löschen können. Die Erregung unter der englischen Bevölkerung war groß, denn man rechnete nach, daß mit der versenkten Fleischmenge nach heutigen Verhältnissen 16 Millionen Menschen, das ist über ein Drittel der englischen Bevölkerung, eine Woche lang hätte versorgt werden können.
Ein dänisches Urteil zum U-Bootkrieg.
(WTB.) Kopenhagen, 29. Jan. „Politiken" veröffentlichen einen Leitartikel, überschrieben „Ein Jahr Untersee- hooikrieg", worin u. a. ausgesübrt wird: Weit mehr als i 1? Millionen Tonnen neuen 'Schiffsraum hat England wobl kaum im Jahre 1917 bauen können. Frankreich konnte garnickts bauen und aus Amerika liegen keine Zahlen vor. Man kann damit rechnen, daß nicht viel mehr als ein Drittel der Verluste von den Alliierten durch Neubauten, Beschlagnahme und Mieten von Dampfem ausgeglichen wird, aller- höchstens die Hälfte, und daß gleichzeitig damit die Leistungsfähigkeit durch die Geleitzüge der Schiffe herabgesetzt wird, und daß der Eintritt Amerikas in den Krieg viel neuen Schiffsraum erfordert. Es ist vielleicht nicht undenkbar, daß einige untergeordnete Unterleutnants auf den Kriegsabschluß größeren Einfluß erhalten, als die mächtigen Admirale und Generale.
Aus dem feindlichen Lager.
England bestimmt Norwegens Bedarf.
(WTB.) Washington, 28. Jan. Reuter meldet: Das Kriegshandelsamt bestimmte den BBarf Norwegens an Nahrungsmitteln und anderen Bedarfsartikeln. Es wurde Nansen, dem norwegischen Abgesandten, eine Liste jener Waren vorgelegt, die die Vereinigten Staaten zu liefern gewillt sind. Das vorgeschlagene Uebereinkommen, das für die Kriegszeit beabsichtigt ist. sieht 300 000 Tonnen Brotgetreide. 50 000 Tonnen Zucker, 14500 Tonnen Kaffee. 10 000 Tonnen Schweine- und Rindfleisch, 36000 Tonnen Oele und Fette, sowie andere Lieferungen von zusammen 500 WO Tonnen vor. Das Kriegshandelsamt legt Norwegen die Verpflichtung auf, den Mittelmächten keine Stoffe für Munition, sowie b'ine Nahrungsmittel außer 48000 Tonnen Fische jährlich zu liefern.
Die Reaktiv» i» Frankreich.
(WTB.) Bern, 29. Jan. Zu dem Verbot a» den Sozialisten Cachin, eine öffentliche Versammlung seiner Wähler in 13 ArondiffementS von Paris abzuhalten, erklärt dieser in der „Humanitä", der tatsächliche Grund set, daß die Reaktionäre nicht wollten, daß die Republikaner mit ihren Wählern in Fühlung träten, weil sie befürchteten, daß die Lügen zerstreut würden, mit denen «an daS Unglücke
Amtliche Bekanntmachung«».
Butter für Selbstversorger.
Auf Grund des § 6 Ziffer 1 der Verordnung über Speisefette vom 20. Juli 1213 (Rsichsges.-Blatt S. 755) bat die Neichsstelle für Speisefette angeordnet (RetchSanz. Nr. 298), daß die auf den Kopf deS Fettselbstversorgers entfallende VerbraüchSmenge an Speisefetten bis auf weiteres für eine Woche höchstens 100 Gramm beträgt.
Die Anordnung ist am 1. Januar 1918 in Kraft zetteten. Kgl. Oberamt:
Calw, den 29. Januar 1918. Binder.
Fahrtkosten der Leihpferde und Hilfskommandos.
Das Stellv. Generalkommando hat unterm 19. November 1917 verfügt: Die Kosten für die Hinfahrt der Pferde und Monn-^oNen trcwt der Arbeitgeber» er hat daher die Auslagen hierfür dem Truppenteil zu ersehen. Die Kosten für die Rückfahrt trägt die Militärverwaltung.
Die (Stadt-) Schultheißenämter wollen hierauf die Landwirte, die von diesen Einrichtungen Gebrauch machen, aufmerksam machen (zu vergl. den oberamtl. Erlaß vom 24. ds. Mts.).
Calw, den 26. Jan. 1918.
_ K. Oberamk: Binder.
Schuhrsarenbestandsteile aus Gummi.
Uebsr die Herstellung, den V—-trieb und die Verwendung von Schuhwarer* e^and'orlen. die ganz oder zum Teil aus Gummi bestehen, ist am 15. d. M. eine Bekanntmachung der Ersahsoh'len-E. m. b. H. in Berlin in Kraft getreten, in der auch Meldepflicht angeordnet und Höchstpreise festgesetzt sind.
Die Bekanntmachung ist im Staatsanzeiaer Nr. 19 abgedruckt und kann bei den Herren Ortsvor- stehrrn eingesehsn werden.
Calw, den 25. Januar 1918.
K. Oberamt: Binder.
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liche Frankreich cinlnlle. Clemenceau habe sich widerstandslos auch in dieser Sache vor der Reaktion gebeugt.
Australien will Neu-Gninea.
(WTB.) Sidnep, 29. Januar. Sir William Cullen, Oberstrichter und Gouvernementsleutnant von Neu-Südwakes, sagte in einer Rede, daß Australien mit dem Fluch einer Landesgrenze gegen eine solche Nation wie Deutschland bedroht sei, abgesehen von der Gefahr eines Unterseebootlützpunktes an der Küste von Neu-Guinea. Deutschlands Brutalität könnte jederzeit -einen -Streit über die Bergwerke, Oelfelder oder beliebiges anderes vom Zaune brechen. Die Deutschen hielten Neu-Guinea noch immer besetzt und beuteten es aus. Kein Australier könne diesen Zustand mit Gleichmut betrachten.
Aus dem Lande der «Freiheit".
Ueber das empörende Gerichtsurteil» das jüngst in New Dork gegen angesehene Deutsche gefällt worden ist, schreibt das „H. Frdblatt":
Die Nachricht, daß der „Angestellte" Bünz und drei andere Beamte der Hamburg - Amerika - Linie in Newyork zu Gefängnisstrafen von zwölf bis 18 Monaten wegen Vergehens gegen das Zollgesetz verurteilt worden seien, weil sie Vorräte an deutsche Kreuzer lieferten, bedeutet (so wird uns von hochgeschätzter Seite mitgeteilt), daß das gegen Ende 1916 ergangene Urteil des District Court of Newyork, das damals auf 1)H Jahre Emprisonment lautete, von der Berufsinstanz im wesentlichen bestätigt worden ist. Der „Angestellte" Bünz ist der hochangesehene Generalrepräsentant und Chef des Newyorker Hauses der Hamburg-Amerika-Linie, der als früherer langjähriger Generalkonsul in Newyork und späterer deutscher Gesandter in Mexiko in weiten Kreisen rühmlichst bekannt geworden ist. Die Verurteilung erfolgte nicht wegen Lieferung von Vorräten an deutsche Kreuzer, sondern lediglich deshalb, weil in den von Herrn Bünz Unterzeichneten Ausklarierungspapieren einiger aus dem Hafen von Newyork ausgelaufener deutscher Schiffe in bezug auf ganz nebensächliche Angaben Ungenauigkeiten enthalten sein sollten. Selbst wenn solche Un- geuauigkciten Vorgelegen hätten, was bei einigermaßen verständiger und unparteiischer Beurteilung leicht hätte festgestellt werden können, so wäre nach deutschen Begriffen eine Ordnungsstrafe von vielleicht einem oder zwei Dollar am Platze gewesen.
Gold ist Tand,
wenn -u es als Schmuck trägst.
Gold wie» Macht,
wenn -u es dem Vaterland gibst. Bring dein Gold zur Goldankaufstelte!
Den Behörde« in Washington kam eA aber darauf an, gegen den Leiter der verhaßten deutschen Gesellschaft und regen das Deutschtum überhaupt einen Schlag zu führen. Man versuchte daher zunächst, die ganz offenkundigen und keineswegs geheimgehaltenen Zwecke, zu denen die deutschen Schiffe den Newyorker Hafen verlassen hatten, als ungesetzlich hinzustellen. Nachdem dies aber daran gescheitert war, daß kein Gesetz gefunden werden konnte, das durch die Schiffe verletzt worden wäre, griff man zu dem Mittel, die erwähnten.angeblichen Ungenauigkeiten der Ausllürieruugspapicre in der ungeheuerlichsten Weise aufzubauschen, indem man daraus nichts Geringeres als ein Komplott gegen die Vereinigten Staaten konstruierte. Infolgedessen wurde Herr Bünz und drei verdiente Beamte der Hamburg-Amerika-Linie, die an der Ausfertigung der Ausklarierungspapiere beteiligt waren, unter der Anklage der conspiracv asninvt tbs llnitsck Ltatos vor ein Geschworenengericht gestellt. In welchem Geist die Verhandlung geführt wurde, läßt sich daraus ersehen, daß der Obmann der Jury, wie einwandfrei festgestellt worden ist, schon am Tage vor der Verhandlung unter Schimpfworts» auf Deutschland in einem öffentlichen Lokale erklärt hat, diesen der.... deutschen Angeklagten solle es schlecht, gehen Die Anklagerede des Staatsanwalts war denn auch nichts als eine wüste Tirade ^es Deutschenhasses. Zur Begründung der Anklage wußte er nichts anderes vorzubringen, als daß durch die angeblich un- 'chtigen, wie gesagt, nur auf Nebensachen sich beziehenden Angaben in den Ausklarierungspapieren eine „Fälschung" der ame- r-'kaiittchen Statistik herbelgeführt worden tti. Die Jury sprach darauf das „Schuldig" aus, und der Bundesrichter, der be- eichnenderweise eigens zur Führung dieses Prozesses ans einem Orte im Staate Vermont nach Newyork versetzt worden war ttin nach deutschen Begriffen ganz unerhörter Vorgang), erkannte auf eine Strafe von 1Jahren Emprisonment. Im Urteil wurde diese Strafe, die in dem großen Gefängnis in Atlanta abzübüßen sei, ausdrücklich als „mkamous" bezeichnet; sie entspricht also unserer Zuchthausstrafe. Gegen das jetzt vorliegende Urteil der Berufungsinstanz ist noch Revision an den Supreme-Court in Washington zulässig. Bei der bestehenden politischen Verhetzung ist leider nicht zu erwarten, daß dieser höchste Gerichtshof der Vereinlotcn Staat"n der Gerechtigkeit. die in diesem Prozesse in drr unerhörtesten Weise mit Füßen getreten worden ist, zum Siege verhelfen wird.
Aus Stadl und Land.
Calw, den 29. Januar 1918.
Beerdigung.
Gestern mittag wurde ein lieber, braver Handwerksmeister unserer Stadt, Schlossermeister Christian E r- Hardt, zur letzten Ruhe bestattet.. Mit dem Verstorbenen, der ein Alter von 73 Jahren erreichte und nur drei Tage krank war, ist ein angesehener und biederer Mitbürger dahingegangen. Er war allen Ehrenstellen abhold, lehnte wiederholt den Eintritt in die städtische Gemeindeverwaltung und den Kirchengemeinderat ab und lebte nur seiner Familie und seiner Arbeit, sowie dem Liederkranz und dem Gewerbe- Verein. Er war ein ungemein fleißiger und tätiger Mann, der sein Geschäft mit großer Umsicht betrieb und bis ans Lebensende der Arbeit sich widmete. Dem rastlosen Mann wäre ein nchiger Feierabend wohl zu gönnen gewesen und er selbst hatte sich sein Alter auch anders gedacht. In seinem zweiten Sohn hatte er sich einen Gehilfen herangezogen, der einst das väterliche Geschäft übernehmen sollte. Der Krieg hat diese Pläne zuschanden gemacht; denn in Polen mußt« der junge talentvolle Mann auf dem Schlachtfeld sein Leben aushauchen. Der Vater hat trotzdem das Geschäft weitcv- geführt und ist nun als Veteran der Arbeit gestorben. Dekan Zeller zeichnete im Anschluß an das Bibelwort: „Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinberges zu seinem Schaffner: Rufe den Arbeitern und gib ihnen den Lohn" ein liebevolles Lebensbild des Entschlafenen. Im Namen des Liederkranzes legte der Vorstand, Stüber, dem treuen, langjährigen Ausschußmitglied und Flaschnermeister Essig dem eifrigen Förderer des Handwerks im Namen des Ge- werbevereins den wohlverdienten Ehrenkranz nieder. Die vereinigten Gesangvereine sangen dem Sangesfreunde und Ausschussmitglieds des Liederkranzes zum Abschied und letzten 'ruß die stimmungsvollen Lieder „Gott ist getreu" und „lieber den Sternen". Die überaus zahlreiche Trauer» ><ffettung war der schönste Beweis von der hohen Wertschätzung, der sich der Entschlafene in allen Kreisen der Einwohnerschaft zu erfreuen hatte.
GefangSvortrSge in: Bereinslazarctt.
Am Sonntag vormittag zur .Kaisers Geburtstagsfeier erfreuten die vereinigten Gesangvereine unter Leitung von Herrn Rektor Beutel die Verwundeten des hiesigen Vereinslazaretts wieder niit einer Reihe vaterländischer Lieder. Vorgetragen wurden die Chöre: „Gott, du bist meine Zuversicht", „Rappe, mein Rappe", „Dir möcht' ich diese Lieder weihen", „Lebewohl, jetzt muß ich scheiden". Die Vorträge fanden großen Beifall. Ebenfalls großen Anklang fanden auch die zwei gemischten Chöre „O, Straßburg" und „Herzerl, was kränkt dich so sehr". Außer den gesanglichen Darbietungen wurde den Verwundeten auch etwas Rauchbares überbracht. Für die genußreiche Stunde wurde von einem Verwundeten im Namen seiner Kameraden der Dank ausgesprochen mit der freundlichen Bitte, recht bald wtederzukehren.